Kapitel 9

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Tessa PoV:

Sollte ich? Oder lieber nicht? Aber ich brauche ein Erfolgserlebnis, sonst halte ich nicht durch! Ich stand in Unterwäsche vor dem Spiegel und überlegte. Ich hatte mich nun länger nicht mehr gewogen, einfach aus Angst und Scharm. Doch dieses ständige Hungergefühl zu haben und dabei noch nicht einmal zu wissen, ob es etwas brachte, das wollte ich auch nicht. Meine Füße schalteten die Waage an und Sekunden später stand ich schon darauf und sah auf die Anzeige. Zwei Kilo sind runter! Zwei Kilo, seit ich hier in Australien bin. Und da war es, das Erfolgserlebnis, womit man sich gleich viel besser fühlte. Mein Ziel war es 15 Kilo abzunehmen und mich dann in Bikini an den Strand zu legen. Und nun wusste ich wieder, wofür es sich lohnte, weniger zu essen und zu hungern. Ohne zu frühstücken zog ich mir meine Laufklamotten an und joggte gefühlte zwei Stunden. Dieses Gefühl, etwas geschafft zu haben war endlich wieder da und seien wir ehrlich: Jedes Mädchen freut sich über ein paar Gramm weniger! Meine Freude hielt sich nicht zurück, jeder der mir über den Weg lief, bekam ein 'Guten Morgen, schöner Tag heute!' entgegen gerufen. Ich joggte weiter am Strand entlang, spürte nun wieder das Hungergefühl, doch ich ignorierte es. Denn weder das noch dieser Junge mit den dunkelblonden Locken konnte mir heute meinen Tag vermiesen. Und da war er wieder.

„Wunderschönen Guten Morgen Ashton!“, rief ich ihm fröhlich zu und bereute es gleich wieder, als er mir verdattert hinterher guckte. Naja, egal! Vielleicht war das ja auch der Weg ihn loszuwerden. Ihn zu verwirren. Ich machte eine kurze Pause und verlangsamte mein Tempo. Ich ging ein paar Meter, stehenbleiben wäre komplett falsch gewesen! Und auch der nächste Junge, der gerade mit seinem Hund vorbeikam, bekam ein 'Guten Morgen!' von mir.

„Guten Morgen“, antwortete er und ich blieb kurz stehen.

„Dein Hund ist total süß!“, meinte ich und streichelte über das Fell.

„Molly kann manchmal ziemlich nerven...andauernd bellt sie, wenn ich mit meiner Band übe!“, beschwerte sich der Junge mit den blonden Haaren und dem Lippenpiercing und brachte mich zum Lachen, „was ist so witzig?“

„Irgendwie hat jeder Australier hat eine Band...“, stellte ich fest und brachte ihn zum Grinsen.

„Wir sind ein sehr musikalisches Volk“, stimmte er zu.

„Ich muss dann mal weiter, vielleicht sieht man sich ja nochmal?“

„Ja bestimmt. Ein guter Kumpel von mir sagt immer 'Man sieht sich immer zweimal im Leben'.“

„Ja, das habe ich auch schon oft gehört. Nur leider von Personen, die man nicht unbedingt wiedersehen möchte...“

Wir verabschiedeten uns und ich joggte weiter. Nach längerer Zeit, als ich nun wirklich keine Puste mehr hatte, blieb ich ungewollt kurz stehen. Ich taumelte nach rechts und nach links, mir wurde schwarz vor Augen. Es war wohl höchste Zeit nach Hause zu gehen. Ich ließ mich in den Sand fallen und wartete, bis es mir besser ging. Langsam wurde es wieder heller, ich sah wieder etwas.

„Geht's dir nicht gut?“, hörte ich eine Stimme neben mir und sah auf. Michael.

„Doch, alles in Ordnung...“

Er half mir auf und ich klopfte mir den Sand von den Beinen.

„Bye“, sagte ich und ließ ihn stehen. Zu meiner Überraschung folgte er mir nicht, sondern ging einfach in eine andere Richtung weg. Heute war wohl wirklich ein guter Tag. Und das Mittagessen hatte ich mir verdient, sprich, das Gemüse, das ich Grandma und mir nun kochen werde. Sie wollte mir gerne helfen, aber ich lehnte immer ab. Wer weiß, was sie sonst noch in den Kochtopf schmeißt. Vor zwei Tagen hatte sie einen Schuh in die Mikrowelle gelegt. Langsam machte sie mir Angst mit ihrer Krankheit. Aber vielleicht würde sie Ashton irgendwann vergessen und dann dürfte er nicht den ganzen Tag ein und aus spazieren, wie es ihm gerade passte. Und das wird er vor allem jetzt tun, nachdem ich heute morgen so nett zu ihm war. Und das war ein reines Versehen!

Nach dem Mittagessen klingelte es an der Haustür. Ich machte auch und dort stand kein geringerer als Ashton. Welch Überraschung! - nicht! Er grinste und stütze sich mit einem Arm am Türrahmen ab.

„Wunderschönen Guten Tag Tessa!“, äffte er mich nach.

„Ashton du kannst mir meine gute Laune heute nicht versauen. Also bevor du es versuchst gehst du besser wieder.“

„Ich habe nie vor schlechte Laune zu verbreiten. Du hast mich nur gestern einfach stehengelassen, obwohl du versprochen hast, wiederzukommen, erinnerst du dich?“

„Awww, der arme Ashton ganz allein im großen weiten Meer – vor meiner Tür?“, bemitleidete ich ihn sarkastisch.

„Ganz genau! Ich hab nicht geguckt, also schuldest du mir etwas!“

„Klar hast du geguckt!“

„Das kannst du nicht beweisen! Also was ist jetzt? Das Wasser ist erfrischend kühl und nach dem Marathon, den du heute morgen hingelegt hast, tut dir Abkühlung bestimmt gut! Schnapp dir deinen Bikini und komm! Wo ist dein Zimmer?“, fragte er und ging an mir vorbei die Treppen hoch, Nicht sein Ernst, oder? Er kann doch nicht immer so tun, als wäre er hier Zuhause! Er kann nicht einfach durch's ganze Haus rennen! Ashton riss ein paar Türen auf, guckte hinein und schloss sie dann wieder, bis er mein Zimmer eindeckte. Er ging hinein und riss meinen Schrank auf.

„Ashton, spinnst du?! Lass das!“, zickte ich ihn sofort an und riss ihn von meinem Schrank weg. Er bückte sich und durchsuchte nun meine Schubladen. In der Einen fand er Socken, in der Anderen Schals und Tücher. Anstand gab es bei ihm wohl nicht und langsam überschritt er echt die Schmerzgrenze, denn seine Hand war gerade dabei, die Schublade mit meiner Unterwäsche zu öffnen. Ich riss ihn sofort wieder dort weg und schrie ihn an, er lachte nur und widmete sich erneut der Schublade. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Ich haute ihm auf die Finger, machte ihm noch einmal deutlich, dass er an meinen Sachen nichts zu suchen hatte, doch auch dieses Mal – wie schon zu erwarten war – nahm er mich nicht ernst.

„Babe, was hast du denn zu verbergen?“, fragte er und zeigte seine Grübchen, während er wieder dreckig grinste.

„Meine Sachen gehen dich einen Scheißdreck an!“

„Da hast du Recht, aber es ist trotzdem zu interessant, um es zu ignorieren!“

Er zog die Schublade auf, sah mich noch einmal dreckig an und wühlte dann in der Schublade herum, bis er einen grauen BH herauszog. Jetzt nur nicht rot werden! Aber ich glaube, das war ich schon längst. Er sprang auf und fuchtelte mit meinem BH in der Luft rum.

„Wollen wir doch mal sehen, welche Körbchengröße du hast, was meinst du?“

„Das traust du dich nicht! Gib das sofort wieder her!“, schrie ich ihn an. Ich riss ihn den BH aus den Händen, welcher direkt in irgendeiner Ecke in meinem Zimmer landete, dann schubste ich Ashton aus meinem Zimmer heraus und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Was für ein perverses Arschloch er doch sein kann! Obwohl ich genau wusste, dass diese Art nicht der wahre Ashton war.

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Wie immer freue ich mich wahnsinnig über Votes und Kommentare :)

Schreibt doch auch mal in die Kommis wie alt ihr seid und wie ihr auf die FF gekommen seid :)

You always meet twice - Ashton IrwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt