Kapitel 11

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Tessa PoV:

„Alles, was du willst, Babe“, antwortete er zu meiner Überraschung, als ich ihn fragte, ob er uns ins Krankenhaus fahren würde.

„Echt? Ich meine...holst du uns in 5 Minuten vor unserem Haus ab?“

„Ich beeile mich“, meinte er und joggte davon. Das war nun wieder der wahre Ashton, nicht der verstellte. Ich verstehe seine Art nicht, wie kamen seine Freunde damit klar? Naja, egal. Das war jetzt Nebensache, ich hatte später noch genug Zeit, darüber nachzudenken. Ich sprintete nach Hause, dann hoch in mein Zimmer und zog statt meinen Sportklamotten schnell noch eine Jeans und ein Top an. Ich schnappte mir den Haustürschlüssel und mein Handy und daraufhin klingelte es auch schon an der Tür. Ashton. Er sagte, dass er sich die Hand mal ansehen würde und er laberte irgendetwas von Druckverband, worauf ich nur dacht 'Ja, dann mach doch, wenn's hilft'. Aber irgendwie war ich ihm schon dankbar. Er hätte mich auch einfach stehen lassen können, sowie ich es an seiner Stelle getan hätte. Er hätte mich auslachen können oder einfach nicht kommen können, aber er war hier. Und jetzt fragte er sogar nach Verbandszeugs und half meiner Großmutter, nachdem er ihre Hand verbunden hatte, ins Auto. Ich saß mit Grandma hintern auf dem Rücksitz, er vorne am Steuer. Und er fuhr wirklich gut. Er raste nicht und hielt sich an Verkehrsregel, also prinzipiell tat er all das, was ich nicht erwartet hätte. Der Weg zum Krankenhaus war relativ kurz. Ashton parkte direkt vor dem Eingang der Notaufnahme und half Grandma wieder, als könnte diese nicht richtig laufen. Ich meldete sie am Schalter an, dort saß eine komische Frau, die nicht sehr freundlich aussah. Trotzdem schilderte ich ihr, was passiert war und sie nahm Grandmas Daten auf.

„Sie können sich setzten, es wird länger dauern“, sagte sie und ja, ich hatte Recht. Sie war unfreundlich hoch zehn! Könnte Ashtons Mutter sein...

„Haben Sie mir gerade nicht zugehört, das ist ein Notfall! Es scheint Sie wirklich wenig zu interessieren, ob jemand Schmerzen hat.“

„Ja, das ist richtig und jetzt hinsetzten oder abhauen!“

Wieso, wieso um alles in der Welt arbeitete sie hier? OK, Korrektur: Ashton ist (leider) netter und sympathischer.

„Was ist los?“, fragte er, als ich zu ihnen kam.

„Sie will uns warten lassen“, antwortete ich nur. Ashton stand auf und ging an den Schalter. Er sah wütend aus. Ok, wäre ich auch, wenn ich mich auch nur eine Minute länger mit ihm abgeben musste. Er wollte bestimmt so schnell wie möglich wieder nach Hause – vor die Glotze oder so. Man sah ihn mit den Händen wild herum gestikulieren und schaffte es, diese dumme Kuh aus diesem Anmelde-Stand zu holen. Jetzt kam sie auf uns zu.

„Behandlungszimmer 3. In fünf Minuten sollte ein Arzt da sein. Gute Besserung“, sagte sie und ging dann wieder. Ich sah ihr irritiert hinterher, fast schon geschockt.

„Nichts zu danken“, raunte Ashton in mein Ohr und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht 'Danke' sagen sollte, aber ich ließ es dann doch bleiben. Ich hätte es auch sowieso bereut. Grandma stand auf und ging in das Behandlungszimmer. Sie sagte mir, ich sollte draußen warten, dabei wollte ich unbedingt mit hinein. Was ist, wenn sie wieder ein Black-Out bekommt und sich an nichts erinnern kann? Naja, gut der Arzt hatte ja die Akte. Sie sagte, ich sollte Ashton nicht alleine hier sitzen lassen und ihm Gesellschaft leisten, doch er kann sehr gut auf meine Gesellschaft verzichten! Das zeigt er mir jeden Tag! Außerdem, warum ist er nicht wieder heimgefahren? Zurück hätten wir auch ein Taxi nehmen können...oder ich wäre so 'unverschämt' gewesen und hätte einfach gefragt, ob er später wiederkommen würde. Aber nein, er wollte bleiben mit der Ausrede, dass er sich ja auch Sorgen machte. Wofür und warum? Wir warteten schon eine halbe Ewigkeit, als er plötzlich anfing, zwischen seine Beine auf die Sitzfläche des Stuhls zu trommeln und dabei im Takt mit dem Fuß zu wackeln. Wenn man genau hinhörte, hörte man ihn eine Melodie summen. Eine schöne Melodie. Und das von ihm...

„Welcher Song ist das?“, fragte ich und hätte mich direkt dafür ohrfeigen können.

„Amnesia. Ein eigener Song...“, antwortete er, „gefällt er dir?“

„Er ist okay...“, meinte ich und er begann zu lachen.

„Klar doch, du würdest niemals zugeben, dass er dir gefällt...weil er von mir ist...“

Ich schlug ihn leicht auf den Arm und musste lächeln. Er hatte Recht mit dem, was er sagte.
„Du lächelst“, stellte er fest.

„Das denkst du nur...“

Er schob zwei Finger unter mein Kinn und drückte es hoch, sodass ich in deine Augen sah.

„Du lächelst“, wiederholte er und wieder schlug ich ihn. Er begann leise zu lachen und nahm seine Finger von meinem Kinn. Dann räusperte er sich und schaute auf seine Hände, die mittlerweile zusammengefaltet in seinem Schoß lagen. Auch ich sah wieder weg, auf die medizinischen Bilder vor uns. So welche, wie sie jeder kennt. Diese Werbeplakate, die jedem Angst machen, Man könnte ja etwas haben und dann wahrscheinlich auch noch das Schlimmste von allem.

„Ich hasse diesen Duft. Allgemein Krankenhäuser...Das letzte Mal, als ich hier war, war, als mein Vater gestorben ist...vor sechs Jahren.“

Ich sah ihn an, total geschockt. Erzählte er mir jetzt seine traurige Lebensgeschichte? Und erwartet er dann, dass ich ihn in den Arm nehme und tröste? Da war er bei mir an der völlig falschen Adresse. Wahrscheinlich stimmte diese Geschichte nichtmal, doch er begann trotzdem, zu erzählen.

„Es war an meinem vierzehnten Geburtstag. Die Gäste waren noch nicht da, meine Eltern haben gestritten, weil mein Vater vergessen hatte, ein Geschenk für mich zu besorgen. Das war normal für ihn, es war nicht das erste Mal. Mum und Dad haben sich schon lange nichtmehr gut verstanden und immer gestritten, obwohl mein Vater Herzprobleme hatte und sich nicht aufregen durfte. Jedenfalls ist der Streit eskaliert, meine Mutter hat ihn angeschrieen, dass er gehen soll und sie ihn nichtmehr sehen will. Sie sagte, dass sie um das alleinige Sorgerecht für mich und meine zwei kleineren Geschwister kämpfen würde und dass sie uns nie wieder zu so einem Mistkerl wie ihn gehen lassen würde“, er stoppte kurz und schluckte einmal. Dann fuhr er fort: „Sie wussten nicht, dass ich in der Tür stand und alles mitbekommen habe und auf einmal atmete Dad immer schneller und legte seine Hand auf seine Brust. Und dann ist er...zusammengebrochen...vor meinen Augen. Wir haben den Krankenwagen gerufen und den restlichen Tag im Krankenhaus verbracht. Grandma hat auf meine Geschwister aufgepasst, aber ich wollte unbedingt mit. Wir saßen vier Stunden lang auf den selben Plätzen wie wir zwei jetzt gerade...Aber er ist nichtmehr aufgewacht...“

Ashton schluckte und atmete einmal tief ein und aus.

„Das...tut mir Leid...“

„Das muss es nicht. Ich bin in so eine Art Ersatzvater-Rolle gerutscht. Ich habe mich früher immer um meine Geschwister gekümmert. Ich bin schneller erwachsen geworden, als andere in meinem Alter, aber es war ok.“

„Ich versteh das nicht, wieso erzählst du mir so etwas, wir mögen uns nichtmal...“, warf ich in den Raum und bereute es direkt.

 „Schätze du hast Recht...dann...lassen wir es einfach, tut mir Leid“, antwortete er und räusperte sich wieder. Seine dunkelblonden Locken fielen ihm in die Augen, als er wieder den Kopf senkte und auf seine Hände sah. Nun war es still, totenstill.

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Die Geschichte, die Ash erzählt hat, ist frei erfunden! Sein Vater hat die Familie zwar verlassen und Ash hat sich immer wie ein Vater um seine Geschwister gekümmert, aber niemand ist gestorben!

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen :) Bitte gebt mir Rückmeldung, es freut mich immer so wahnsinnig wenn ich Kommentare lesen kann :D

You always meet twice - Ashton IrwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt