Diese Autorin ist der Hammer. Abgesehen von ihrem wirklich unvergesslichen Schreibstil, verfasst die direkte Gedanken der Protagonistin, die mich zum Stillschweigen bringen. Mit jedem Wort, das sie schreibt, berührt sie nur noch mehr meine Seele. Normalerweise mag ich es nicht, wenn Autoren über den Tod schreiben, wenn sie doch gar keine Erfahrung damit haben, jedoch scheint Jennifer Oldman richtig Ahnung vom Tod zu haben. Man kann schon fast behaupten, dass dieses Buch eine Biografie ihrer eigenen Gefühle ist.
Wir Menschen wissen gar nicht, was sterben ist, bevor wir es selbst am eigenen Leib erfahren. Erst dann wissen wir, wie es sich anfühlt, was uns erwartet, wie wir es schaffen, uns treu zu bleiben. Auch im ,,Himmel".
Sie scheint mir wie aus der Seele zu sprechen. Gerade als ich nach dem Lesezeichen neben mir greifen und somit meine Lesesession für heute beenden will, höre ich die Wohnungstür zufallen. Erst denke ich, dass ich es mir bloß einbilde, als ich allerdings höre, wie Schlüssel auf die Theke geschmissen werden, setzt mein Herz für einen Moment aus. Ich weiß, wer dort gerade in unsere Wohnung gekrochen ist. Trotzdem will ich es nicht fassen. Er müsste eigentlich in Brasilien sein und dort vor tausenden Menschen ein Konzert starten. Doch was macht er hier? Hier, wo er schon seit einem Monat nicht mehr war. Hier, wo er absolut nicht während der Tour sein sollte. Und obwohl ich weiß, dass eine Menge Mädchen und auch Jungen ihr ganzes Geld für eine Konzertkarte von Shawn ausgegebene haben, bin ich ziemlich erleichtert, dass er tatsächlich hier zu sein scheint und bei mir sein kann.
,,Cassie?", hellt die Stimme meines Freundes durch die gesamte Wohnung. Sie klingt heiser, erschöpft und irgendwie auch krank. So als würde er eine Erkältung nicht vernünftig auskuriert haben und jetzt blöd dastehen. Allerdings ist nicht das erstmal nicht der Grund, warum ich mir ziemlich große Sorgen mache. Viel mehr mache ich mir darüber Gedanken, dass er hier in Toronto ist, anstelle von Brasilien. Was ist los?
Sofort hüpfe ich aus dem Bett und schleiche in schnellen Schritten in den Eingangsbereich. Als ich ihn dann erblicke, bewahrheitet sich meine Vermutung, dass er sehr krank zu sein scheint, und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Denn abgesehen von seiner schlaffen Haltung, sind seine Augen rot unterlaufen, fast schon so als habe er getrunken, seine Haare liegen platt auf seinem Kopf, sein Gesichtsausdruck ist gequält und an seiner Stirn bildet sich eine leichte Schweißspur, die ich auch ohne die Reflexion des Lichtes sehen könnte. Besorgt trete ich noch bis zu ihm vor und schaue ihm in die Augen. Auch jene sehen ziemlich krank aus.
,,Hey, was ist denn mit dir los?", frage ich noch besorgter als zuvor, da er sich jetzt auch selbst auf einen der Hocker vor der Theke schmeißt und den Kopf in den Nacken fallen lässt. Ich habe ihn wirklich vermisst und ich bin wirklich sehr, sehr glücklich, ihn wieder bei mir zu haben, allerdings habe ich ein wenig Angst vor seinem Zustand. So habe ich ihn das letzte Mal vor sechs Jahren gesehen. Damals war er wirklich sehr krank. Also entscheide ich mich mal insgeheim dazu, ihn heute nur mit Pinzetten anzufassen, egal, wie sehr ich es mir doch wünsche, ihm auch nur einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. Ich würde nicht krank werden. Nur über meine Leiche.
,,Ich weiß nicht, was los ist. Seit Dienstag habe ich so einen komischen Schmerz an dieser Seite." Shawn zeigt unter offensichtlichen Schmerzen auf seinen Nierenbereich und meint dann: ,,Ich habe die letzten Shows abgesagt."
,,Ich fahre dich sofort ins Krankenhaus. Das ist doch nicht normal."
Mit schnellen Bewegungen schießt meine Hand an seine Stirn. Und, oh ja, sie brennt förmlich.
Also sprinte ich während Shawn sich seine Jacke überstreift ins Schlafzimmer und ziehe mir schnell etwas über. Innerhalb ein paar Sekunden stehe ich auch schon wieder neben Shawn und führe ihn schweigend zu dem Pkw, den ich mir vor kurzem von meinem neuen Job als Baristaangestellte gekauft habe. Er schweigt. Und wirklich, jedem, der ihn kennt, würde das komisch vorkommen. Normalerweise brabbelt er meistens immer irgendeine Scheiße vor sich hin oder jammt passend mit der Musik im Auto. Dass er allerdings einfach mal die Klappe hält und sich nur schweigend an die Kopfstütze lehnt, gefällt mir nicht besonders.
,,Shawn, bist du sicher, dass du das bis zum Krankenhaus aushältst?" Mehr als ein bloßen Nicken, bekomme ich nicht. Stattdessen greift er nach meiner Hand, die zwischen seinen beiden Greifzangen ziemlich klein aussieht, und legt sie an seine Wange. Mein Blick ist starr auf die Straße geheftet, meine Gedanken sind jedoch vollkommen bei Shawns neuem Virus und meine Hand brennt sich förmlich in die Wange meines Komplizen.
Ich bin mir nicht einmal darüber im Klaren, wie er es schafft, den Weg vom Auto zur Notaufnahme zu meistern, doch in den nächsten zwanzig Minuten werde ich bittend von irgendeiner Krankenschwester aus dem Raum herausgeschmissen und sitze an die weiße Wand starrend auf einer der Stühle im Wartezimmer.
Früher sind mir die Wände immer so spannend vorgekommen, so als würden sie auf einen zukommen. Und obwohl ich meine Gedanken daran hindere, in die falsche Richtung zu schreiten, muss ich an den Tod denken. Ich muss auf einmal daran denken, was wäre, wenn Shawn vielleicht jetzt gerade in diesem Moment kollabiert und stirbt. Denn dann würde es auch endgültig mit mir zu Ende sein. Nein, ohne Shawn würde ich es nicht machen.
Selbstmord, klingt ja nicht so schlimm, wie Mord.
Nach zirka zwei Minuten voller Horrorvorstellungen vom Tod, greife ich durch. Ich denke auf Befehl an eine Wiese voller Gänseblümchen und Bienen. Und dann wieder an Shawn.
Und als dann eine Liege am Wartezimmer vorbeigeschoben wird, auf der eine mit bekannte Person liegt, sehe ich nur noch schwarz.
Die Wiese in meinen Gedanken verpufft und wird durch einen schwarzen Mann mit Axt ersetzt.
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Ja, damit hat jetzt aber keiner von euch gerechnet, ne?🙆🏼♀️🙆🏼♀️Heute ist schönes Wetter in Germany und das heißt im See baden gehen mit Freunden... von daher wünsche ich euch noch einen wunderschönen Tag mit viel Sonne ☀️
Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen🙂
To be continued...❤️
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Like to be you [Shawn Mendes FF]
Fanfiction||Fortsetzung von ,,Because I had you"|| Inzwischen ist die Geschichte mit Shawn für Cassie Clarke gestorben. Sie hat mit ihrem alten Leben abgeschlossen, ihre Probleme in Toronto zurückgelassen. Ihr neues Leben in Ottawa unterscheidet sich in viel...