Shawn POV:
Es ist mitten in der Nacht. Ich kann nicht schlafen. Cassies Brustkorb hebt und senkt sich an meiner Seite, meine Gedanken sind beim morgigen Tag. Morgen würde ich mit Will reden, um ihn zu fragen, ob er es ,,erlaubt", dass ich Cassie frage, mich zu heiraten. Ja, ich habe mich dazu entschieden.
Obwohl ich absolut keine Ahnung habe, wie ich ihr diese Frage stellen soll, bin ich motiviert es zu tun. Ich würde nicht kneifen. Weil ich es wirklich möchte. Ich möchte sie. Voll und ganz.
,,Shawn?", ertönt die schläfrige Stimme von Cassie neben mir. Ich zucke kurz zusammen, meinen Arm noch immer um ihre Hüfte geschlungen. ,,Ist alles okay bei dir?",fragt sie.
Ich schlucke kurz. Draußen ist es stockdüster. Es kommt mir beinahe vor, als würde da draußen um Mitternacht kein Leben mehr sein.
,,Willst du eigentlich später eine Familie gründen?" Sie hebt den Kopf, schaut mir suchend, verwirrt in die Augen. ,,Also ich meine, ob du mal Kinder haben möchtest."
Ihr Blick wirkt noch immer irritiert, ich habe tatsächlich einen Moment aufgehört zu atmen. Dann hebt Cassie ihre linke Hand und fährt mit dem Zeigefinger mein Kinn entlang.
,,Wenn die Kinder genauso werden wie du, dann ja."
Ihr Lächeln wirkt auf eine gewisse Weise nicht echt. Trotzdem atme ich, teilweise erleichtert, teilweise unsicher, wie ihre Antwort jetzt gelautet hat, aus. Für eine Zeit legt Cassie ihren Kopf auf meiner Brust ab und zieht kleine Kreise darauf mit ihrem Ringfinger. Ich schließe die Augen und lasse meinen Kopf ins Kissen sinken, so dass ich beinahe einschlafe. Dann richtet sie sich blitzschnell auf. Ich kann so schnell gar nicht handeln, wie sie aufspringt und den Raum verlässt. Es ist mitten in der Nacht. Eigentlich sollte sie jetzt schlafen, es war ein harter Tag für sie. Der Todestag ihres Vaters.
,,Hey, wo willst du denn jetzt hin?", rufe ich bis ans andere Ende der Wohnung, um auch wirklich eine Antwort auf meine Frage zu bekommen. Ich kann hören, wie sie die Schublade, die im wahrsten Sinne des Wortes aus ihren Angeln hängt, aufreißt und ein paar Utensilien auf den Boden fallen. Das Klirren des Geschirrs hallt bis ins Schlafzimmer und signalisiert mir auf gewisser Weise, dass ich verdammt nochmal aufstehen und ihr helfen sollte. Gerade weil ich ein hilfsbereiter Freund bin und, nebenbei bemerkt, schon drei Tage mit der Reparatur der Schublade verspätet bin. Demnach springe ich auf und jogge in die Küche. Was ich dort vorfinde, erschreckt mich zutiefst.
Eine weinende Cassie, umgeben von losen Messern, Gabeln und irgendwelchen miniformatierten Löffeln, sitzt mitten in der Küche und starrt zu mir hinauf. Sofort hocke ich mich vor sie hin, egal ob ich auf eines der Messer getreten bin, egal ob die Gefahr besteht, dass ich mich daran schneide.
,,Rede mit mir, Cassie!", fordere ich sie auf. Ein Schluchzen ihrerseits. Sie wird nicht mit mir reden.
Ich weiß aber genau, was sie jetzt tun möchte. Nämlich genau das, was sie immer an den Todestagen ihres Vaters tut. Sie macht die Nacht durch und isst sehr viel Schokolade. Und mit sehr viel Schokolade, meine ich das dreifache von dem, was man im Supermarkt kaufen kann. Außerdem wickelt sie sich jedes Mal in eine warme Kuscheldecke ein und verlässt sie erst dann, wenn sie aufs Klo muss. So ist es jedes Mal, also erledige ich stumm folgendes.
Auf der Couch im Wohnzimmer liegt ihre Lieblingsdecke. Ich packe sie mir, klemme sie unter meine Arme und öffne einer der Schubladen vom Fernsehregal. Dort schnappe ich mir drei der Packungen Schokolade, die ich vor ein paar Tagen gekauft hatte und gehe auf den Balkon. Es ist Sommer, daher ist es selbst jetzt noch so warm, dass es sich mit Fließ und Decke aushalten lässt. Ich zünde ein bisschen Holz im Outdoorkamin an und gehe wieder Richtung Küche. Cassie sitzt noch immer an der Stelle, wo sie auch eben saß und bewegt sich nicht.
,,Wo warst du?", fragt sie, als ich mich wieder vor sie hocke.
,,Wirst du gleich sehen. Komm!" Ich stehe auf und halte ihr die Hand zum Aufhelfen hin. Sie ergreift sie, lässt sie auch nicht wieder los, bis wir auf dem Balkon angekommen sind. Cassie versteckt sich quasi so lange hinter mir, dass ich sie mit der Hand zum Outdoorsofa ziehen muss. Sie lässt sich leise drauf fallen und meint dann: ,,Du bist wirklich einer der Menschen, die man lieben muss."
Die Worte sagt sie einfach so. Als würden sie nichts bedeuten, als wäre all das hier nicht wichtig. Und trotzdem bedeutet es mir so viel. Nichts sagend vermummelt sie sich in ihrer Kuscheldecke, auf die ich wirklich ein wenig eifersüchtig bin, und greift nach der ersten Packung Schokolade. Ich setze mich bloß neben sie, ich will ihr schließlich ihren Freiraum geben. Doch sie zieht mich ein wenig näher zu sich. Ihr Kopf liegt auf meiner Schulter, ein Arm hakt sich bei mir unter und ihre kleine Hand fasst an meinen Unterarm. Sie schluchzt im Laufe der Schweigestunde so oft auf, dass ich mir wirklich Sorgen mache. Doch ich lasse sie machen. Ich sitze einfach nur daneben und unterstütze ihre Trauer. Ich würde zu gerne etwas gegen den Schmerz tun, den sie spürt, doch ich kann nichts tun. Es ist ihr Vater gewesen, kein Gummibärchen, das ihr von irgendwelchen gemeinen Kindern geklaut wurde. Und es waren auch keine Kinder, es war der eiserne Tod und das grausame Schicksal, das ihr den Vater genommen hat.
,,Nein, Shawn.", kommt es von ihr, total unerwartet. ,,Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich möchte. Ich möchte Kinder." Mein Atem stockt. Ich fange widerwillig an zu grinsen und drücke ihre Hand. ,,Mit Dir! Und wir werden so viel besser machen, als meine Eltern."
Sie legt eine Pause ein. Dann setzt sie sich auf und ihre Augen schimmern mich an. Ihre Hand liegt noch immer in meiner, als sie eine Hand an meine Wange legt. Ich schaue ihr direkt in die Augen, traue mich aber nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ich bin zu überwältigt.
,,Ich möchte, dass wir das richtig machen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Wir werden unseren Kindern die schönsten Orte der Welt zeigen und wir werden Ihnen bei den Hausarbeiten helfen, Ihnen Kochen beibringen. Und vor allem werden wir Ihnen zeigen, wie sehr wir sie lieben. Jeden Tag mindestens ein Mal.", bricht sie durch einen Redefluss. Sie redet und redet, ich bin noch immer zu überwältigt, um irgendetwas zu sagen. Stattdessen unterbreche ich ihren Anfall einfach mit einem Kuss. Ich stecke sämtliche Gefühle in diesen Kuss.
Dankbarkeit, Erleichterung, Verständnis, Kummer und mit allen voran Liebe. Viel Liebe. Erst wirkt Cassie irritiert, dann verfestigt sie ihre Lippen auf meinen und sie legt ihre Hände an meine Brust, scheint den Kuss so richtig zu genießen.
Als wir uns voneinander lösen, schaut sie auf mich hinab, da ich sie auf meinen Schoß gezogen habe. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht ist voller Euphorie.,,Und du wirst eine tolle Mutter sein.", versichere ich ihr.
,,Glaubst du?"
Wieder legt sich ein Schleier der Traurigkeit auf ihre Augen. Ich reagiere diesmal sehr schnell.
,,Wenn jemand eine gute Mutter wäre, dann wärst du das. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mit jemand anderem Kinder großzuziehen. Unsere Kinder werden sich wohl glücklich schätzen müssen, eine Mutter wie dich zu haben."
,,Ich liebe dich, Shawn."
,,Und ich liebe dich, Cassie"
Notiz an mich selbst
Wenn du es schaffst, Catherine Clarke zu behalten, dann hast du dein Lebensziel erreicht.
____________________________________________
Das letzte Kapitel für heute Abend, aber vielleicht geht's morgen weiter😌Ps: Ihr müsst nicht mehr lange warten...💩
Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen😘
To be continued...❤️
DU LIEST GERADE
Like to be you [Shawn Mendes FF]
Fanfiction||Fortsetzung von ,,Because I had you"|| Inzwischen ist die Geschichte mit Shawn für Cassie Clarke gestorben. Sie hat mit ihrem alten Leben abgeschlossen, ihre Probleme in Toronto zurückgelassen. Ihr neues Leben in Ottawa unterscheidet sich in viel...