Shawn POV:
Seufzend schaue ich nach unten. Meine Beine fühlen sich eingeschläfert an, doch ich laufe trotzdem noch weiter. Das einzige, was mich in diesem Moment hätte stoppen können, wäre eine gute Portion Kaffee. Mein Energielevel liegt unterhalb des Durchschnitts und ich musste mich das gesamte Meeting lang wirklich zusammenreißen, nicht einzuschlafen. Aber wie das nunmal so ist, lässt man sich gerne mal von Kollegen, besonders von Andrew, dazu überreden, noch einen trinken zu gehen. Ich gehe demnach ohne Bodyguard oder jegliche Begleitung durch die düsteren Straßen von Lissabon und freue mich nur auf eine Sache. Beziehungsweise auf eine ganz bestimmte Person.
Eine Person, die zufälligerweise Semesterferien hat und mutterseelenallein in meinem Schlafzimmer liegt und vor sich hin schlummert. Jetzt wo ich daran denke, werde ich sogar ein wenig neidisch auf sie. Cassie hatte heute nichts weiter vor als sich ganz entspannt die Stadt anzusehen und die Abendstunde zu genießen. Ich hingegen musste gefühlt fünf Stunden über irgendwelche Marketingevents oder Instagramrechte sprechen.
Gedankenzerstreut nehme ich eine Seitenstraße mit, wo ein paar Lichter noch immer brennen und ziehe mein Handy aus der Hosentasche.
Einfach aus Langeweile gehe ich auf meine Galerie und wische durch die verschiedensten Fotos. Bei einem Familienbild, das geschossen wurde als ich fünfzehn war, bleibe ich hängen. Während meine Mom und mein Dad geordnet in die Kamera Lächeln und Aaliyah entspannt den Mund aufreißt, stehe ich zerknirscht daneben, zwei zierliche Arme um meinen Schultern. Das Foto ist perfekt getroffen, weil Cassie gerade in dem Moment, in dem das Bild geschossen wurde, neben mir in die Luft springt. Ihr Mund ist zu einem breiten Lächeln verzogen und ich strahle nur so zu ihr hinauf. Mit einem Lächeln auf den Lippen wische ich beim Laufen ein Bild zur Seite.Nun strahlt mich eine wirklich glückliche Cassie an. Sie steht wie ein versteinerter Wasserspeier an Ort und Stelle am Haus ihrer Eltern. Ihre Hände sind hinter ihrem atemberaubenden Kleid verschränkt und die roten Strähnen ihrer Haare fliegen im Bild wild herum, während sie sich zu meinem Ebenbild dreht. Ich lächle sie offen an, mit einem Seitenblick zur Kamera. Es ist einer dieser Bilder, die im Moment aufgenommen werden, die normalerweise viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Ohne es gemerkt zu haben, stehe ich nach ärmlichen Minuten vor meinem Hotel. Der Weg zum Aufzug fällt mir schwerer als je zuvor. Meine Beine schmerzen, mein Kopf brummt so laut, als würde ein Hammer die ganze Zeit auf mein Trommelfell einschlagen. Im Aufzug lehne ich mich an den Spiegel direkt gegenüber von mir. Das Brummen wird sofort lauter sobald ich meine Augen kurz schließe. Als ich sie öffne, ist mir ganz schwindelig. Mein ganzer Körper scheint zu vibrieren, während ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche ziehe und am Schloss des Hotelzimmers herumspiele. Dann passiert alles ganz schnell. Ich stoße die Tür noch im richtigen Moment auf, bevor ich mit einem Mal nichts mehr sehen kann, ich nach vorne stolpere, meine Lungen sich irgendwie nicht regelmäßig die nötige Luft zum Atmen nehmen, sondern einfach streiken. Alles, meine ganze Umgebung wird schwarz. Doch ich bin noch unter Bewusstsein. Ich bin noch hier.
Ich kann atmen, wenn ich mich darauf konzentriere.
Das hat meine Therapeutin damals immer zu mir gesagt.
Panikattacken sind nicht tödlich.
Du wirst nicht sterben.
Alles ist gut.
Du bist in Sicherheit.
Es gibt hier nichts zu fürchten.
Ich kann atmen, wenn ich mich nur darauf konzentriere.
Ich ziehe panisch die Luft ein, wiederhole den Versuch, scheitere aber kläglich, weil meine Lunge sich ganz klar dagegen wehrt. Der Hammer in meinem Kopf fängt wieder an zu schlagen. In meiner Brust drückt eine Hand mein Herz und Lunge zusammen, so dass ich nichts mehr zu fühlen scheine. In mir ist es leer. Und ich hatte diese Art Gefühl schon so oft. Das Gefühl der Erschöpfung, als sei man gerade einen Marathon durch ganz Frankreich gelaufen, obwohl man nur ein paar Meter gelaufen ist. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Heiße Tränen fließen mir über meine Wangen und ich greife mir geschockt an die Brust. Eigentlich tue ich das nur, damit ich fühlen kann, ob mein Herz noch schlägt, weil ich es für einen kurzen Moment bezweifle.
Ich kann atmen, wenn ich mich darauf konzentriere.
Ich kann atmen, wenn ich mich nur darauf konzentriere.
Es ist möglich, ich muss mich nur konzentrieren.
Cassie POV:
,,Shawn?", rufe ich durch das große Hotelzimmer. Mir war so, als hätte jemand die schwere Hoteltür laut zugeschlagen. Daher stehe ich auf und bahne mir einen Weg dorthin, als ich keine Antwort bekomme. Irgendwer muss ja hier rein gekommen sein. Und um ehrlich zu sein, wüsste ich keine andere Person als Shawn, die einen Schlüssel hat.
Meine nackten Füße treffen den kalten Hotelfußboden und ich zucke kurz zusammen. Mein Nachthemd fällt sachte an meine Knie, während ich Richtung Tür schleiche, das Handy für den Notfall schon in Sicht.,,Oh mein Gott!", schreie ich beinahe, als ich eine schwarz gekleidete Gestalt schwer atmend am Boden liegen sehe. Es ist mir direkt klar, dass Shawn derjenige ist, der hier im Flur unseres Apartments liegt. Ich bin so schnell es geht auf den Knien und versuche ihn aufzusetzen. ,,Shawn? Es ist alles gut, hörst du? Dir passiert nichts. Du kannst atmen, wenn du dich konzentrierst."
Ich lege ihm meine Hände auf die Brust und versuche ihm meine Atemzüge aufzuerlegen. Und es funktioniert. Nach ein paar Minuten, in denen ich ihm unter Tränen durch die Haare gefahren bin und ihm immer wieder versucht habe, einigermaßen zu beruhigen, klärt sich wieder sein Blick und er schaut mir tatsächlich in die Augen.
,,Komm, wir gehen jetzt schlafen.", springe ich förmlich in die Luft und halte ihm die Hand zum Aufstehen hin. Er ergreift sie stumm und lässt sich von mir hochziehen. Ein schweres, müdes Lächeln zeichnet sich auf sein Gesicht, als ich ihn Richtung Bett schiebe. Wir lassen uns beide, fast wie geprobt, auf das Kingsizebett fallen und starren nach oben. Es ist alles still. Keiner sagt etwas, nur konzentriertes Atmen ist zu hören. Ich bin eigentlich schon eingeschlafen, ich weiß nicht einmal, ob er das wirklich gesagt hat, oder ob ich mir das bloß eingebildet, gar geträumt habe, aber ganz leise und in einer anderen Welt, höre ich ihn flüstern: ,,Ich weiß nicht, wann, aber irgendwann werde ich es tun."
Eine gewisse Frage aber ist damit nicht beantwortet.
Wovon, verdammt, redet er?
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Hey ihr Süßen!!!!☺️☺️☺️Passend zum Ferienbeginn, lade ich dieses Kapitel hoch😌 Ich hoffe, ihr habt alle Erholung & Spaß soweit🎊
Für mich geht's diesen Sommer mit meinem Freund in die USA 🇺🇸
Wo geht's für euch hin?🤔
Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen😁
To be continued...❤️
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Like to be you [Shawn Mendes FF]
Fanfic||Fortsetzung von ,,Because I had you"|| Inzwischen ist die Geschichte mit Shawn für Cassie Clarke gestorben. Sie hat mit ihrem alten Leben abgeschlossen, ihre Probleme in Toronto zurückgelassen. Ihr neues Leben in Ottawa unterscheidet sich in viel...