Ich vermisse Dad wirklich und die Geschichte mit den Käsesticks

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Cassie POV:

Die besten Momente sind die, die man nicht als Momente ansieht. Man merkt gar nicht, dass man Erinnerungen schafft. Dass wir heute daran denken und uns freuen, dass wir soweit gekommen sind, ist etwas ganz besonderes für mich. Zumindest für mich. Ein Bild, das Karen wohl von uns geschossen haben muss, erscheint auf der nächsten Seite des Bilderalbums, nachdem Shawn die Seite umgeblättert hat.

,,Uii.", quietscht Karen, als sie hinter uns tritt und auf die Seite schaut. ,,Das ist mein Lieblingsbild von euch beiden."

Mein Kopf setzt aus. Ich handle einfach aus Reflex. Mit immenser Kraft ziehe ich Shawn das Buch aus der Hand und schlage es zu. Shawn lässt es schweigend zu. Karen hingegen weicht hinter uns zurück, hebt die Hände, fast so, als hätte sie gedacht, dass ich das Buch gleich auf den Boden schmeiße und wild darauf herum trete. Doch das tue ich nicht. Stattdessen lege ich es ohne Worte auf den Couchtisch und erhebe mich vom Sofa. Tränen drohen dazu meine Wangen herunter zu rollen. Doch ich unterdrücke das Gefühl, das in mir aufkommt. Karen atmet erschöpft ein, lässt sich neben Shawn auf das Ledersofa fallen. Shawn sagt etwas, aber ich kann es nicht wirklich verstehen. In meinen Ohren piept es viel zu laut. Es ist einer dieser Momente, in denen man nicht reden kann, in denen man einfach nichts mehr tun möchte. Außer sich auf den Boden zu legen und zu schreien, sich so lange austoben, bis man wie von selbst einschläft. Nur ist heute keiner der Tage, an denen man so etwas macht. Es ist für alle schwer. Ein Todestag ist für alle Angehörigen nicht besonders spaßig. Es ist nicht einfach.
Eigentlich sollte ich jetzt bei Will sein und zusammen mit ihm trauern, aber er ist nicht hier.

In der Küche treffe ich auf Manuel. Er ist gerade dabei, das Kaffeegeschirr abzuspülen. Als er mich erblickt, sagt auch er etwas, doch noch immer dringt nichts zu mir durch. Er wirft mir dann wortlos ein trockenes Tuch entgegen, das ich auffange. Früher haben wir das immer gemacht, wenn meine Mom mal wieder einen schlechten Tag hatte. Ich bin dann rüber zu den Mendes' gegangen und habe Manuel beim Abwaschen geholfen. Manchmal haben wir sogar extra die Teller dreckig gemacht, nur damit wir sie abspülen konnten. Er spült, ich trockne ab. Es ist immer so gewesen. Wir brauchen nicht reden. Es ist keiner dieser Momente, in denen man sich die Seele ausredet. Manuel ist eher einer der Menschen, die durch Taten mehr sagen, als man muss. Aber ich fühle mich nach reden, also plappere ich einfach wild darauf los.

,,Wir haben uns gerade alte Fotos angesehen.", flüstere ich. Manuels Blick gleitet langsam in meine Richtung. Ganz vorsichtig legt er einen Teller auf die Ablage, wo all das saubere Geschirr darauf wartet, abgetrocknet zu werden. Ich presse meine Lippen aufeinander, in der Hoffnung, nicht schluchzen zu müssen. Eine einzelne Träne fließt meine Wange hinunter. Nur die eine. Sonst habe ich mich im Griff.

Dann eine zweite, eine dritte. Eine Vierte und ich schluchze doch auf. Wütend auf mich selbst schleudere ich das Tuch in meiner Hand auf den Boden und schlage mit der flachen Hand auf die Küchenzeile. Ein dumpfes Geräusch ertönt, ich bin mir sicher, dass auch Shawn und Karen es gehört haben müssen. Manuels Blick liegt auf mir, ich starre den Boden an, als wäre er das Interessanteste, das ich je gesehen habe. Irgendwie ist mir diese ganze Sache sehr unangenehm, weshalb ich direkt nochmal aufschluchzen muss. Manuel zieht mich einfach an sich. Er streichelt meinen Rücken, gibt mir irgendwie das Gefühl, nicht allein mit diesem dumpfen Schmerz zu sein.

,,Dein Vater war ein sehr besonderer Mensch für dich. Es ist okay, wenn du trauerst. Du bist seine Tochter. Du solltest trauern." Manuel streicht einmal über meinem Kopf, als ich vor Tränen zucke. ,,Aber du bist nicht alleine, Cassie. Wir sind alle hier und wir verschwinden so schnell nicht, glaub mir."

Er drückt mich von sich und schaut mir stumm in die Augen, mein Gesicht zwischen seinen Händen.

,,So, jetzt trocknest du aber deine Elefantentränchen und machst dich wieder an die Arbeit.", zeigt er auf das Geschirr vor uns. Er drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann spricht er weiter, als wäre nichts gewesen. Und dafür liebe ich ihn.

,,Wusstest du eigentlich, dass es jetzt keine Käsesticks mehr im Target gibt?" Ich lache unter Tränen auf. ,,Nein, jetzt mal im Ernst. Wer kommt auf diese dumme Idee, den eigenen Verkaufsschlager vom Konzept abzusetzen?"

,,Ich würde mal ganz locker auf Target setzen?", lächle ich ihn an. Meine Nase kräuselt sich, während ich einen Teller zurück in den Schrank stelle und mir eine nasse Tasse zum Abtrocknen greife.

,,Das ist nicht witzig. Wir sollten ernsthaft eine Beschwerde einreichen. So geht das nicht. Ich will einfach nur meine Käsesticks wiederhaben." Manuel dreht sich, gespielt weinend, weg und schmeißt seinen nassen Lappen zurück in die Spüle. Ich lache mich beinahe schlapp.

,,So geht das nicht weiter. Ich rufe da jetzt an.", schreit er Karen aus der Küche zu, welche geschockt im Türrahmen steht und uns beobachtet. Sobald Manuel den Raum verlassen hat, wendet sie sich amüsiert an mich.

,,Ist es wieder die Käsesticksgeschichte?"

Ich nicke nur.

Ein Lächeln spielt sich auf meinen Lippen ab, doch innerlich bin ich noch lange nicht okay. Und dann kommt mir ein Gedanken, den ich schon so oft in mir hatte.

Ich vermisse Mom und Dad wirklich...

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Harte Sache...😫

Leute, wie viele von euch ja wissen, schreibe ich vor. Das heißt, ich bin jetzt schon vom Schreiben her bei Kapitel 60☺️ Und Leuteee, ich bin gerade dabei etwas sooo cooles zu erschaffen. Also eigentlich ein super süßes Ende. Ich hoffe, ich nehme euch jetzt nicht die Spannung, aber gut🥴

To be continued...❤️

Like to be you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt