Nicht schon wieder...

930 34 12
                                    

Cassie POV:

In der Mitte des Raumes treffen wir uns. Ich weiß nicht, ob es am Alkohol oder einfach an ihm liegt, doch in der nächsten Sekunde stelle ich mich auf die Zehenspitzen, packe das Shirt an seinen Hüften, ziehe ihn näher an mich heran und drücke im gleichen Moment wie er, meine Lippen auf seine. Er hingegen umfasst mit der einen Hand mein Gesicht, fährt mit der anderen meinen Körper herab. An meinem Po bleibt seine Hand allerdings stehen und er steckt sie in meine Hosentasche. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen elektrisiert die Luft, bringt mich zum Rasen, versetzt mich in die alte Zeit. Wir legen all unsere Gefühle in diesen einen Kuss. Die Gedanken an meine Mutter bringen mich beinahe dazu, den Kuss zu unterbrechen, allerdings vertieft Shawn den Kuss genau in dieser Sekunde. Seine Zunge verschließt sich mit meiner, meine Hände wandern unter sein Shirt und fahren seine Brust hinauf. Dieser Moment gehört uns. Nur uns. Schade nur, dass diese Küche nicht uns gehört. Sie gehört Karen und diese kommt genau in dem Moment durch die Tür, in dem ich kurz meine Augen aufschlage. Wie auf Kommando fahren Shawn und ich auseinander.

Ich ringe um Luft, meine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig. Shawn scheint ebenso Probleme damit zu haben, sich zu fassen und vor seiner Mom nicht so offensichtlich zu reagieren. Mit aller Kraft zwinge ich mich, meinen Blick von Shawn zu nehmen und mich auf Karen zu konzentrieren. Diese tut so als habe sie nie etwas davon bemerkt, lächelt jedoch wissend in sich hinein. Meine Wangen müssen total rot sein, denn obwohl es draußen bestimmt -10 Grad sind und es hier drinnen auch nicht so warm ist, wird mir augenblicklich warm.

,,Habt ihr euch wieder vertragen?", fragt Karen nach, während sie sich ein Weinglas aus dem Regal neben sich schnappt und sich etwas aus der bereits angebrochenen Weinflasche einschenkt. Danach, und das meine ich ernst, ext sie das fast bis zum Anschlag gefüllte Glas Wein. Meine Augen fallen mir fast aus, doch als Shawn leise über sie lacht, tue ich es ihm gleich. Karen lässt von dem Glas ab, schaut zwischen uns hin und her. Shawn ist der erste, der die Sprache wieder findet. Er sagt: ,,Ich denke, wir sollten es langsam angehen lassen." Währenddessen starre ich auf seine Lippen. Oh Gott... das ist ja fast schon krank.

Dann:

Kaltes Wasser auf meinem Nacken. Es läuft eiskalt meinen Rücken hinunter. Versetzt mich in die Realität. In das Leben, das ich in Ottawa begonnen habe. Ich kann nicht wieder nach Toronto kommen. Hier gibt es zu viele Menschen, die meine schlechten Seiten kennen. Menschen, die ich verabscheue.

Ich kann das nicht.
Ich kann das nicht.
Ich kann das nicht.
Ich kann das nicht.
Ich kann das nicht.

,,Cassie?" Karen zieht mich aus meiner Starre. ,,Schatz, dein Bruder möchte, dass du zu ihm rüberkommst. Er... er muss etwas wichtiges mit Dir besprechen."

Ich kann nur ahnen, worum es geht. Will hat letztens am Telefon etwas von einem Testament erwähnt. Bestimmt ist dieser Typ noch vor der Beerdigung eingeplant gewesen. Dass er allerdings heute kommen würde, wusste ich nicht.
Ein letzter Blick zu Shawn, der mich bloß verlegen ansieht, genügt mir, um angespannt durch die Haustür der Mendes' zu treten und mich dem zu stellen, was mich im Haus gegenüber erwartet. Will steht noch in der Tür und wartet ungeduldig, dass ich endlich einen Weg über die Straße finde, ohne überfahren zu werden.

,,Mach mal schneller.", ruft er mir zu, also verlangsame ich meinen Schritt. Angekommen betrachte ich die Eingangstür des Hauses. Sie ist wie früher. An ihr hängt ein Weihnachtskranz, den Karen wohl aufgehängt hat, bevor ich hier aufgekreuzt bin. Dieses Haus ist tot, existiert nur noch in meinen Gedanken so, wie ich es mir immer als Kind vorgestellt habe, um den grauen Alltag ohne vernünftige Familie zu entfliehen. Mom würde den Kopf schütteln, wenn sie sehen würde, was heute hier abgeht. Ich setze einen Fuß über die Türschwelle und mein Herz macht einen Sprung. Tatsächlich. Ein kleiner, pummeliger Mann steht vor mir und begrüßt mich lächelnd, die Hand für mich ausstreckend.
Nachdem wir uns in einen leeren Raum gesetzt und über grundlegende Bedingungen und so einen Scheiß geredet haben, liest er den Zettel vor, den er aus irgendeinem Schließfach von der Bank gefunden hat. Das ist der Zettel.

,,Ich, Maria Clarke, geboren in Portland, Oregon, setze hiermit meinen Sohn, Will-Harold Clarke und meine Tochter, Catherine Clarke, als Alleinerben ein. Meinem Sohn vererbe ich all mein Geld, das auf dem Bankkonto in der Hevert-Bank angelegt habe. Catherine Clarke soll als Entschädigung das Haus und all die darin verstauten Gegenstände in Besitz tragen."

Er redet noch weiter, liest noch irgendetwas vor, doch in meinem Kopf ist Sendepause. Ich soll das Haus bekommen?

Fuck!

Was soll ich denn bitte mit dem Haus anstellen? Ich könnte es verkaufen. Falls ich es Wirklich tue, muss ich allerdings erstmal alles renovieren. Und wie viel Geld bekommt Will nur? Und warum bekomme ich das Haus und nicht er? Ich könnte das Geld gebrauchen, aber eine zwanzig Jährige, die studiert, braucht doch kein Haus. Sie braucht das Geld. Will wollte doch sowieso in eine bessere Gegend ziehen oder nicht? Warum vererbt meine Mutter mir das Haus? Warum denn nicht Will?

Da sind so viele Fragen in mir drin, dass ich fast den Rechtsanwalt unterbreche. Dieser liest jedoch unbeeindruckt weiter.

,,Zudem vererbe ich meiner einzigen Tochter das Anwesen in Pine Ridge Dr, Toronto. Sie soll jenes Anwesen in Ehren tragen und es pflegen, wie ich es tat. Es stehe ihr frei, wie sie mit dem Haus in Pickering verbliebe."

,,What the fuck! Nein!" Ich springe auf. ,,Kann ich das Erbe verweigern?"

In mir saust und braust es. Das ist die Hölle. Zwei Häuser für eine Studentin.

,,Für so einen Fall, hat ihre geliebte Mutter diesen Brief hinterlassen." Er gibt mir den Brief, während Will mich geschockt anstarrt und Tränen in den Augen hat. ,,Sie können sich ihn in Ruhe durchlesen. Wir legen eine kleine Pause ein."

Mit diesen Worten sprinte ich nach oben, in mein altes Zimmer und weine. Weine mir meine Seele aus.

Und weine.
Und weine.

Ich kann das nicht.

______________________________________________
Einen wundervollen Sonntag euch allen😘
Ich wünsche euch viel Spaß morgen in der Schule.🤗
Ein gewisses me geht nicht hin, weil sie schulfrei hat... wenn alle Lehrer, die man am Montag hat, krank sind...😂

Whatever...🧸 hoffe, euch hat das Kapitel gefallen!🤯

To be continued...❤️

Like to be you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt