13. August 2015:
~Kein Hindernis aus Stein hält Liebe auf, was Liebe kann, das wagt sie auch.~
Dieses Zitat von Shakespeare klebt mit weißer Kreide an der Tafel. Ich starre es an, gefühlt eine Ewigkeit. Mrs. Springs läuft ihre Reihen durch den Raum. Währenddessen blickt sie uns allesamt prüfend an. Ihr Vortrag handelt davon, was Liebe in uns auslösen kann.
,,Wie wir nun also alle wissen, ist die Liebe laut Shakespeare unaufhaltsam. Nehmen wir als Beispiel die Liebe unserer Mütter. Man wird von Anfang an geliebt. Der Anfang meint hier die Geburt. Es heißt eine Mutter liebt ihr Kind bereits seit dem Moment, an dem sie es im Arm hält unaufhaltsam. Die Liebe könnte nicht einmal durch den Tod unterbrochen werden."
Mrs. Springs wirft einen Seitenblick auf mich. Wahrscheinlich sieht sie meinen kritischen Blick und fragt augenblicklich: ,,Oder haben Sie, Ms. Clarke, etwas daran auszusetzen?"
Ich nicke. Heather lehnt sich in ihrem Sitz zurück.
,,Also wenn Sie mich fragen, finde ich, dass man die Liebe schon aufhalten kann. Wenn Julia Gefühle für Romeo hat, warum kapieren sie es dann erst, wenn es zu spät ist? Nehmen wir mal an,-"
Ich schaue mich im Klassenraum um und entdecke Shawn. Shawn kritzelt irgendetwas auf sein Blatt, während alle zu ihm schauen.
,,Nehmen wir mal an, Shawn betrügt Charleen. Es kann alles sein. Sex, Rummachen oder auch nur ein Kuss." Shawns Blick schießt zu mir, verweilt eine Weile an mir, ändert danach seinen Ausdruck. Wut, Zorn und Panik legt sich auf seine ach so schönen Augen. Er brennt sich immer weiter in meine Haut, desto mehr ich sage.
,,Ist es dann nur ein Hindernis aus Stein, das die Liebe mit einer kranken Form von Liebe besiegt? Oder wagt die Liebe dann sich selbst zu zerstören? Aber die Liebe wagt ja nur, was sie kann. Das heißt die Liebe hat selbstzerstörerische Züge? Erklären Sie mir, wie Shakespeare diese Phasen der Liebe beschreibt-"
Bevor Mrs. Springs mir auch nur antworten kann, springt Shawn beinahe von seinem Platz auf. Er redet wütend drauf los, ohne dass er sich auch nur gemeldet hat.
,,Shakespeare beschreibt diese Phasen der Liebe gar nicht erst, weil er weiß, dass es keine Liebe sein kann!"
Shawn blickt mich wütend an. Er weiß genau, worum wir eigentlich wirklich streiten.
,,Betrug ist ein Hindernis aus Stein. Es ist gar nicht der Rede wert! Aber die wirkliche Liebe steht über dem ganzen. Sie regiert bei Shakespeare doch vollkommen. Die Liebe ist der Alleinherrscher, der Diktator dieser Epoche! Damals wurde man in den Kerker gesteckt für Betrug und grausam ermordet."
Mrs. Springs wirkt als wolle sie etwas sagen, aber sie tut es nicht. Stattdessen scheint sie genauso geschockt wie der Rest des Kurs'. Shawn und ich hingegen sind komplett in unseren eigenen Welten. Während ich mich frustriert auf meinem Stuhl weg von Shawn drehe, behält er das Wort. Mit noch zorniger Stimme als vorher, sagt er wütend: ,,Sei froh, dass wir nicht in dieser Zeit leben. Dann wärst du nämlich schon lange tot."
Mein Geduldsfaden reißt, ich sehe es in meinem Inneren Auge. Schockiert stehe ich von meinem Stuhl auf und wende mich zu der letzten Reihe, wo Shawn zwischen den anderen Jungs aus dem Kurs sitzt und sich lässig einen Stift hinter das Ohr klemmt, als hätte er gerade ein Rapbattle gegen mich gewonnen.
,,Was soll das denn heißen? Wen habe ich denn betrogen? Du bist hier doch der Einzige, der seine dämliche Freundin betrogen hat. Nicht ich war es, du, Shawn! Du hast deine Freundin betrogen!"
Stille legt sich über den gesamten Raum. Mittlerweile steht auch Shawn wieder. Mrs. Springs schaut interessiert zwischen Shawn und mir hin und her. In meinen Augen sammeln sich bereits Tränen, Shawns Blick ist eisern. Er versucht sich noch immer zusammen zu reißen. Währenddessen ist der gesamte Raum in einem Schockzustand.
,,Wie bitte?", schreit Shawn mich nun an.
,,Da haben wir die Antwort!", wende ich mich nun mit ruhiger, verletzter Stimme an Mrs. Springs. Sie blickt mich mitleidig an. ,,Hindernisse aus Stein können also doch die Liebe zerstören. Die Liebe wagt nicht, was sie kann. Sie zerstört, was sie wagt."
Mit diesen Worten greife ich nach meinen Büchern, klemme sie zwischen Arm und Bauch, und stürme aus dem Raum.
,,Da sehen wir ja mal, was Liebe in uns auslöst", ist der letzte Satz, den ich wahrnehme. Zumindest bis Heather mich wieder auf dem Mädchenklo einsammelt als wäre nichts gewesen.
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Meiner Meinung nach eines der besten Kapitel, die ich je geschrieben habe🤙🏼😁Wer, findet ihr, hat recht in dieser Szene?☺️
Hoffe, euch gefällt das Kapitel genauso sehr wie mir😄
To be continued...❤️
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Like to be you [Shawn Mendes FF]
Fanfic||Fortsetzung von ,,Because I had you"|| Inzwischen ist die Geschichte mit Shawn für Cassie Clarke gestorben. Sie hat mit ihrem alten Leben abgeschlossen, ihre Probleme in Toronto zurückgelassen. Ihr neues Leben in Ottawa unterscheidet sich in viel...