Psychologie Abschlussprüfung...

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Es ist nicht das erste Mal, dass ich so richtig vor Publikum Fragen beantworten muss. Ich bin keiner der Menschen, die gerne in der Öffentlichkeit ihr Wissen preisgeben. Lieber beantworte ich Fragen auf dem Blatt, ganz mit mir selbst, so dass ich es mir notfalls auch nochmal anders überlegen und umschreiben könnte. Doch heute war der Tag gekommen, an dem ich vor meinen Prüfern, sämtlichen Kommilitonen und ausgewählten Angehörigen meine Prüfung durchstehen muss. Unter ihnen Shawn, Karen, Manuel und Aaliyah. Will und Kate würden es nicht schaffen, meinten sie.

,,So, Mrs. Clarke! Dann wollen wir mal anfangen."

Ich richte meinen Blazer, bevor ich einen Blick ins Publikum werfe und dort Shawns Blick einfange. Meine Lippen formen sich automatisch zu einem Lächeln, als er mich mit einem knappen Nicken angrinst.

,,Hinter ihnen auf der Leinwand erscheint gleich das Video eines Mannes, der an einer psychischen Krankheit leidet. Ihre Aufgabe wird sein, die Krankheit begründet zu ermitteln und sie der Masse darzustellen. Sie dürfen sich Notizen machen. Nennen Sie bitte auch die Merkmale der Krankheit, die der Patient nicht aufweist und erläutern Sie jene bitte auch kurz. Viel Erfolg!"

,,Danke."

Ich nicke, um den Professor zu signalisieren, dass ich es verstanden habe und bereit bin. Dr. Ronald nickt ebenfalls, ehe er das Video startet. Gebannt starre ich auf die Leinwand. Der Film startet gerade als ich mir den Block greife.

Der Mann um den es sich handelt, schaut das gesamte Video über nicht einmal in die Richtung des Interviewers. Sein Blick huscht immer wieder zu seinen Händen, er fixiert immer wieder eine Stelle des Tisches vor ihm und er zuckt alle zwanzig Sekunden zusammen. Als das Video gestoppt wird, verdreht er zum zweiten Mal in kurzer Zeit die Augen.

,,Gut. Wenn Sie bereit sind, Mrs. Clarke.", deutet mein Professor, woraufhin ich grinsend das Wort übernehme. Das ist einfach gewesen.

,,Hi erstmal zusammen.", fange ich an. Ein amüsiertes Raunen geht durch den Raum und als ich zu Dr. Ronald blicke, huscht auch ihm ein kleines wissendes Grinsen über die Lippen. ,,Zuerst möchte ich sagen, dass ich den jungen Mann hier nicht genau genug für eine richtige Diagnose beurteilen kann. Drei Minuten sind dafür einfach zu wenig. Doch durch mein Einschätzungsvermögen lässt sich schließen, dass er unter schizoaffektive Psychosen mit manischen Zuständen leidet. Schizoaffektiv heißt ganz einfach, dass der Betroffene Wahnvorstellungen im manischen Bereich kooperierend mit depressiven Zügen aufweist."

Ich atme tief ein und nehme mir die Zeit, die Reihe, in der meine Kommilitonen sitzen, zu untersuchen. Ein paar davon lächeln mich unterstützend an, andere Erstsemester schreiben hektisch etwas auf ihre Blöcke.

,,Was eigentlich jedem von Ihnen aufgefallen sein sollte, war seine Nervosität, seine auffällige Verlegenheit..."

Und so fahre ich weiter, bis ich über zwanzig Minuten geredet habe und mich inzwischen fast bei jedem zweiten Satz räuspern muss. Ich bin gerade dabei, die Statistiken von Dr. Ronald zu deuten und ausführlich zu analysieren, die er kurz nach meiner ersten Prüfung an den Projektor projektiert hat.

,,Daran ist meine Diagnose durchaus zu bestätigen.", beende ich meinen zweiten und somit letzten Vortrag glücklich und bedanke mich herzlich, bei allen, die zugehört haben. Mein Blick gleitet nur kurz zu meiner Familie. Shawn ist sogar aufgestanden, um zu applaudieren. Ich erkenne Matthew in der vorletzten Reihe sitzen und kann nicht anders, als ihm offen zuzuwinken. Er winkt kurz zurück, woraufhin mich meine Prüfer zu sich beten.

,,Wenn Sie doch bitte Platz nehmen würden, Mrs. Clarke."

Ich setze mich, ganz so wie mein Professor es mir befohlen hat. Der Stuhl ist hart und quietscht ein wenig, als ich mich darauf fallen lasse, doch ich ignoriere es.

,,Gratulation erstmal. Sie haben mit 94 Prozent bestanden. Ich möchte Ihnen nur noch kurz einen Rat geben!"

94 Prozent?
Oh mein Gott!!!!!!!
Das ist unfassbar gutttt!!!!

In mir drinnen tanzt auf aufgeregter Bär in seiner riesigen Bärenhöhle. Von außen langt allerdings ein kleines, erfolgreiches Lächeln.

,,Ja klar.", räuspere ich mich, während ich in meinem Schoß vor Freude die Hände zu Fäusten balle.

,,Wenn Sie sich noch nicht entschieden habe, möchte ich Ihnen dazu raten, in die Behandlungsbranche zu gehen. Dr. Vengas hat von Ihrem Praktikum nur in höchsten Tönen gesprochen. Er meinte, Sie haben ein tolles Händchen für Patienten und besonders für Kinder. Zudem hat er mir das hier mitgegeben."

Er legt ein Formular auf den Tisch vor sich und schiebt es zu mir hinüber. Mir bleibt die Spucke im Hals stecken. Ich springe auf, schlage eine Hand an meinen Mund und schreie auf. Das Bärchen aus meinem Inneren kommt an mein Äußeres. Ich tanze. Auch obwohl ich weiß, dass alle meine Dozenten, Verzeihung, ehemaligen Dozenten das sehen können. Es ist mir egal. Das Lachen des Mannes, den ich liebe, dringt zu mir durch und als ich mit Tränen in den Augen nach oben auf die Tribüne schaue, sehe ich ihn ebenfalls tanzend.

,,Ich liebe dich!", rufe ich hinauf. Sein Lachen dringt nicht mehr zu mir durch. Nur: ,,Nein, ich liebe dich!"

Ich habe soeben eine Stelle von Dr. Vengas angeboren bekommen. Als Kinder- und Jugend-Psychologin!!!!!

Oh mein Gott!!!

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Also wendet sich doch noch alles zum Guten, würde ich sagen😊

Wie findet ihr es, dass Cassie diesen Berufsweg einschlägt, passt es zu ihr?😁

Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen😘

To be continued...❤️

Like to be you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt