03. Dezember 2016

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Es ist ein toller Abend. Die Musik ist perfekt ausgewählt, alle ehemaligen Mitschüler von Shawn stehen mit ihm auf der Tanzfläche und tanzen sich die Seele aus dem Leib. Es wäre ein schöner Abend, wäre da nicht dieser wiederkehrende Gedanke, dass Shawn nach diesem Abend an nichts mehr gebunden ist. Er wäre frei, könnte die Welt erforschen, auf Tournee gehen, mal wieder so richtig Party machen. Und umziehen! Seine Sachen stehen wahrscheinlich schon in Koffern gepackt bei ihm zu Hause, damit er morgen früh sofort nach Hollywood ziehen kann. Weil er ab jetzt ja ein Jemand ist und etwas bedeutet.

,,Hey, mein Schatz! Was ist los?", erklingt neben mir die Stimme von Karen. Sie streicht behutsam über meinen Scheitel und legt eine Hand schützend auf meine linke Schulter.

,,Ich weiß es nicht. Mir geht's nicht so gut. Es ist echt stickig hier drin. Außerdem habe ich schon ein bisschen intus."

Es stimmt. Chris hat mich bereits abgefüllt. Er meinte, dass wenn er nichts trinken dürfe, weil er noch fahren muss, ich ein paar Kurze für ihn mittrinken müsse. Und das tat ich auch. Aus ein paar wurden allerdings ein paar viele, als dann auch noch Brian mir drei oder vier Schnäpse angeboten hat. Mittlerweile brummt mein Kopf so sehr von der lauten Musik, dass ich befürchte, nicht einmal mehr richtig geradeaus laufen zu können. Aus irgendeinem unverständlichen Grund stehe ich jedoch trotzdem auf und entschuldige mich höflich bei Karen.

Die Luft draußen ist herrlich, lässt mich fast denken, dass ich im großen Saal kaum atmen konnte. Meine Füße streiken, weswegen ich mich einfach auf den kalten Boden niederlasse. Es vergehen bestimmt Minuten bis eine weitere Gestalt aus der Tür tritt und vor mir stehen bleibt. Als ich meine Augen langsam nach oben gleiten lasse, erkenne ich Shawn, meinen besten Freund, vor mir. Er steht ungeduldig vor mir und streckt die Hand aus, mit der Absicht, dass ich sie ergreife und mich von ihm hochziehen lasse. Doch ich tue es nicht. Stattdessen wende ich den Blick arrogant ab.

,,Ach komm schon, Cassie! Du kannst doch nicht immer noch sauer auf mich sein.", behauptet er. Seine Wangen sind vom Alkohol vollkommen gerötet, ich rieche bis hierhin, dass er eine Fahne hat. Aber da ich ebenfalls eine habe, halte ich einfach den Mund.

,,Wieso sollte ich auch sauer auf dich sein? Du hast mir doch heute morgen bloß erzählt, dass du gehen willst!" Meine Stimme wird immer lauter und ich immer wütender. Shawn sieht mir stur in die Augen, als ich aufstehe und mein rotes Kleid glatt streiche. Ich distanziere mich ein paar Meter von ihm, so dass er nicht merkt, wie erschöpft ich doch eigentlich bin.

,,Ich hätte doch nie gedacht, dass dich das so belasten würde, dass ich weggehe.", erwidert Shawn, als er einen Schritt auf mich zu macht und somit unseren Abstand voneinander verkleinert. Meine Stimme zittert, ist allerdings trotzdem noch voller Zorn als ich sage: ,,Was denkst du denn?"

Ich hole tief Luft und sammle meinen ganzen Mut zusammen, damit ich das sagen kann, was ich zu sagen habe.

,,Als würde ich wollen, dass du weggehst! Du bist mein bester Freund! Natürlich will ich, dass du bleibst!" Als ich ein paar Passanten auf der anderen Straßenseite wahrnehme, wird meine Stimme leiser, aber nicht weniger hasserfüllt. ,,Ich meine, wenn du gehen willst, dann geh. Aber komm dann ja nicht zurück und sag, dass du das hier willst!"

Ich zeichne mit dem Finger eine Verbindung zwischen uns beide. Keine Ahnung, warum ich dieses Thema jetzt auftische, aber ich weiß, dass Chris da drinnen auf mich wartet und ich weiß auch, dass Shawn alles andere lieber tun würde, als mit mir an diesem Abend zu streiten. Aber als er sich abrupt umdreht, nichts sagend und völlig ignorant, reißt mir der Geduldsfaden. Obwohl ich mit so viel Alkohol in meinen Adern kaum noch laufen kann, folge ich seinem schnellen Schritt.

,,Oh nein! Das tust du jetzt nicht, Mendes!" Ich packe seine Schulter, so dass er keine Möglichkeit hat, nochmal abzuhauen. Das Adrenalin in meinen Venen macht sich breit. ,,Du hast doch selbst gesagt, dass uns nichts trennen kann." Der Ausdruck auf Shawns Gesicht wird immer zorniger. Doch ich komme gerade erst so richtig in Fahrt. ,,Weißt du noch? In der fünften Klasse meintest du sogar zu mir, dass wir in eine WG ziehen würden, wenn wir mal erwachsen sind!"

Shawn stößt die angehaltene Luft aus der Lunge und blickt mir wieder in die Augen.

,,Dann werde doch mal erwachsen, Cassie!", schreit er zurück. ,,Du benimmst dich nämlich gerade wie ein kleines Kind, dass nicht kriegt, was es will! Es tut mir wirklich leid, wenn ich mit meinen Traum deine Vorstellung von einem Leben mit mir als großen Bruder zerstöre, aber ich werde mich verdammt nochmal nicht von Dir verarschen lassen! Du hast doch Chris, was kümmere ich dich denn überhaupt noch? Los, kleine Cassie! Geh doch zu den ach so perfekten Chris und mache ihn zu deinen besten Freund! Aber bitte lass mich doch einfach mal in Ruhe mit deinen Sorgen! Denn das hier ist meine Zeit! Ich kann endlich mal meinen Traum leben und du willst mich jetzt allen Ernstes davon abhalten? So läuft das nicht, Cassie!"

Ich trete erst einen, dann zwei Schritte zurück. Es fühlt sich so an, als habe mir jemand einen Dolch in den Rücken gestochen, als habe ich gerade einen riesigen Bestandteil meines Lebens verloren und bekomme ihn nie wieder. Doch meine Wut ist zu groß, um sie zu unterdrücken.

,,Wie läuft es denn dann ab? Chris und ich werden glücklich zusammen, oder was?", schreie ich ihm daher entgegen. Shawns Antwort kommt schnell.

,,Ja, verdammt!"

Er will sich wieder umdrehen und gehen, aber meine Worte sind schneller. Ich weiß gar nicht, was ich sage, aber ich tue es trotzdem.

,,Und was ist, wenn ich das nicht will? Was ist, wenn ich dich will und niemand anderes?", flüstere ich leise. Shawn hält in seiner Bewegung inne und sagt dann mit trauriger Miene: ,,Dann ist es jetzt zu spät."

Tränen schießen mir in die Augen, doch ich unterdrücke sie. Shawn will noch etwas sagen, aber jetzt bin ich die Person, die sich umdreht und zurück in die Halle saust. Dort angekommen, schnappe ich mir die erste alkoholische Flasche, setze sie an meine Lippen und lege den Kopf in den Nacken. Ich spüre genau, wie die braune Flüssigkeit sich durch meinen Hals brennt und ihre Wirkung erfüllt.

Wenig später stehe ich tanzend neben Chris auf der Tanzfläche und tue genau das, was Shawn doch eben noch wollte, ich werde glücklich mit Chris. Und als ich dann Shawn an unseren Tisch erblicke, lächle ich ihm zu und lösche ihn aus meinen Gedanken.

Meinetwegen kann er gehen, wohin er will! Ich will ihm schließlich nicht im Weg stehen!

Und doch muss ich noch den ganzen Abend an ihn denken...

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Heute ist sein Geburtstag😍

Da ich ihm selber ja kein Geschenk machen kann, mache ich euch aber ein Geschenk. Und zwar gibt es für euch heute Abend noch ein paar Kapitel😉

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel😊

Ist euch die Szene eigentlich bekannt vorgekommen? 😌🤔😁

To be continued...❤️

Like to be you [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt