High-Heels und Sneaker

272 13 0
                                    


Ich zuckte zusammen und sah in hellblaue Augen. Diese Farbe hatte ich noch nie gesehen. Sie sah ein bisschen so aus, wie ich mir das Wasser der Karibik an einem sonnigen Tag vorstellte.
Erst jetzt wurde das Gesicht, zu dem diese Augen gehörten langsam klarer für mich. Oha! Mein Kopf bebte, ich konnte es einfach nicht verarbeiten.
Luca Marini stand mir gegenüber und lächelte mich vorsichtig und irgendwie unsicher an. „Hi.", erwiderte ich fast flüsternd.
Und die Ampel ging aus. 42 KTMs preschten nach vorn auf die erste Kurve zu. Meine Mutter packte mich und zog mich an einem Arm hinter sich her, als sie auf die Boxenmauer zu rannte und hinauf kletterte. So schnell war ich in hohen Schuhen noch nie.
Für mich waren die Junior- Cup- Maschinen am Ende der Geraden nur ein heilloses Chaos aus Orange, Schwarz und Weiß. Und ein paar bunten Helmen dazwischen. Aber mein Vater wusste ganz genau, wo sich mein Bruder in diesem Gewimmel befand. Er stand neben meiner Mutter und erklärte es ihr, während sie sich die Hände vor die Augen presste.
Plötzlich tauchte eine orangefarbene Jacke neben mir auf und lehnte sich aus einer der Öffnungen für die Boxentafeln im Gitter nach draußen. Ich selbst klammerte mich mit aller Kraft an die Gitterstäbe vor meinem Gesicht. „Nach welchem suchen wir?", fragte Luca, ohne den Blick von der Meute zu wenden, die inzwischen nach und nach bergab in Richtung Omega verschwand.
Der mit dem leuchtenden Helm.", erklärte ich ohne mit der Wimper zu zucken und versuchte ebenfalls etwas zu erkennen. Das letzte Motorrad verschwand hinter der Kurve und es war nicht mein Bruder. Ich denke, das war ein gutes Zeichen. Luca wendete sich mir zu und hakte nach: „Nummer 82?" Ich nickte eifrig und bestätigte: „Genau. Hast du das jetzt von hier aus gesehen?" „Nein.", Luca lachte, „So gute Augen hab selbst ich nicht. Ich hab mir vorhin alle in der Startaufstellung angeschaut und er ist im Gedächtnis geblieben."
Tja, so war das mit neon-grünem Motorrad und einem neon-gelben Helm. Das fiel immer auf. Und das war gut so, denn so konnten wir Flo im Normalfall auch in einem großen Pulk erkennen.
Der Italiener streckte mir plötzlich seine Hand entgegen und meinte: „Ich bin übrigens Luca." „Ähm...", ich überlegte kurz, was ich sagen sollte, „Hi Luca. Ich bin Vanessa." Zurückhaltend nahm ich seine Hand und wäre vor dem Kribbeln, das seine Berührung auf meiner Haut auslöste, fast zurück gezuckt.
Doch je länger der sanfte Druck seiner Hand auf meiner anhielt, desto angenehmer wurde es. Das kribbelnde Gefühl drang über meine Hand in meinen Körper ein und breitete sich von dort aus über meine Blutbahnen aus. Es erreichte meinen Bauch und verknotete sich dort zu einem festen Klumpen. Als der sich langsam wieder auflöste, hinterließ er ein mulmiges Gefühl.
Schließlich ließ Luca meine Hand wieder los. Verlegen strich ich mir durch die Haare und senkte den Blick.
Bevor einer von uns etwas sagte, schossen die ersten Motorräder bereits wieder an uns vorbei. Ich drehte mich um und suchte nach meinen beiden Jungs. Marec kämpfte in einer Gruppe aus vier Fahrern und auch Flo schlug sich ziemlich gut.
Wer ist er?", fragte Luca ziemlich nah neben meinem Ohr. „Wer?", ich wusste nicht, was er meinte. Lächelnd erklärte er: „Die Nummer 82." „Oh, ach so.", ich wendete mich ihm zu, „Mein Bruder. Florian."
Luca fragte weiter: „Wie lang fährt er denn schon?" „Das ist jetzt sein 4. Jahr. Aber sein erstes Rennen mit diesem Bike.", erklärte ich. „Verstehe.", er musterte meinen vorbei rauschenden Bruder genau, „Er ist nicht schlecht. Aber er könnte auf der Geraden schneller sein. Er macht noch ein paar kleine Fehler." „Vielleicht kannst du ihm das ja erklären. Wenn ich das mache, dann lacht er mich nur aus.", meinte ich eher scherzhaft.
Erst im nächsten Moment wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte. Niemals würde Luca Marini meinem Bruder erklären, was er falsch machte. Er fuhr schließlich in der Weltmeisterschaft. Wieso sollte er da Zeit für ihn haben?
Andererseits sah er sich gerade das Rennen an. Und er wirkte ziemlich interessiert. Vielleicht, aber wirklich nur ganz unwahrscheinlich, sprach er ja doch mal mit meinem Bruder?
Kann ich machen.", meinte er grinsend, „Aber nur wenn du auch dabei bist." „Das bin ich ganz sicher.", erwiderte ich. Eigentlich nur weil ich versuchte, kein Rennen meines Bruders zu verpassen. Aber erst im Nachhinein bemerkte ich, dass man das auch als Anspielung verstehen konnte.
Lucas Gesichtsausdruck verriet nichts. Stattdessen fragte er mich: „Wenn er fährt, dein Bruder, bist du dann immer dabei?" „Ich versuch's.", meinte ich ernst, „Es geht nicht immer, aber ich fühle mich schlecht, wenn ich nicht dabei sein kann."
Das geht mir ganz ähnlich.", Luca richtete seinen Blick auf die andere Seite der Boxenmauer. Ich tat es ihm gleich. Hinter uns überquerte mein Bruder bereits zum sechsten Mal die Start-Ziel-Linie.
Plötzlich lachte Luca leise und deutete auf eine der Boxen. Das Tor der Box war geöffnet und eine riesige Menschentraube hatte sich davor versammelt. So große Ansammlungen gab es eigentlich nur bei einem Fahrer. Ich legte den Kopf schief und erkannte, dass vor der Box zwei Motorräder standen. Aber weil zu viele Menschen davor standen, konnte ich deren Lackierung nicht erkennen.
Die Box selbst war blau ausgekleidet. Dieses Blau ließ mein Herz schneller schlagen. Ich trat an den Rand der Boxenmauer und umfasste ein Geländer vor mir mit beiden Händen.
Es war eindeutig eine Yamaha-Box. Jetzt war nur die Frage... war es tatsächlich Valentino Rossis Box... oder doch nur Jorge Lorenzos?
Neben mir grinste Luca noch immer. Doch jetzt sah er dabei auf das Display seines Handys. Aus dem Augenwinkel konnte ich dort ein Foto erkennen. Es zeigte ebenfalls eine Ansammlung von Menschen vor einer Box. Nur aus dem Blickwinkel der Box heraus. Ich glaubte, etwas neon-gelb auf dem Foto zu erkennen.
In diesem Moment stürmte das Grid Girl von Felix an mir vorbei und rief mir zu: „Valentinos Box ist offen!"
Das Blut gefror mir in meinem Adern. Ich fühlte mich nicht mehr dazu in der Lage zu denken und erst recht nicht zu handeln. Luca neben mir hatte sein Handy wieder eingesteckt und bemerkte jetzt meine Reaktion.
Er sprang grazil von der Boxenmauer und reichte mir seine Hand. „Komm.", sagte er schlicht. Ich war so benebelt von der Vorstellung, dass sich Vale in der Box aufhalten könnte, dass ich ihm einfach Folge leistete. Luca schien meine Unsicherheit zu spüren, denn er hielt mich wirklich gut fest.
Als ich ihm in meinen High-Heels hinterher stöckeln wollte, zuckte ich vor Schmerz zusammen. Ein höllisches Brennen an meinen Fersen setzte meine Füße außer Gefecht.
Warte!", rief ich Luca sofort zu und beugte mich nach unten. Dieser brennende Schmerz konnte eigentlich nur eins bedeuten. Ja wunderbar, ich hatte mir zwei riesige Blasen gelaufen! Verdammt, wie ich diese Schuhe hasste!
Nein, eigentlich liebte ich diese Schuhe. Sie machten wunderschöne, lange Beine und betonten meinen Hintern. Aber darin laufen war eine einzige Qual!
Luca blieb neben mir stehen und zog die Stirn in Falten. „Was ist los?", wollte er wissen. Ich seufzte und richtete mich langsam wieder auf: „Die Schuhe schmerzen beim Laufen." Von den Blasen brauchte er nichts zu wissen.
Kritisch beäugte er meine High-Heels und meinte dann: „Die sehen echt gut aus, aber auch mindestens genauso unbequem. Wie kannst du da überhaupt drin laufen?" „Normalerweise nehme ich mir immer flache Schuhe zum Wechseln mit.", erklärte ich mit gesenktem Blick, „Dann muss ich nur in den Schuhen in der Startaufstellung stehen und kann danach die Füße entspannen. Aber die anderen Schuhe hab ich heute vergessen."
Wenn du in den Schuhen nicht mehr laufen kannst...", überlegte Luca mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht, „...dann zieh sie doch einfach aus."
Ich lachte auf und erwiderte: „Ich kann hier doch nicht ohne Schuhe rum laufen." Jetzt lachte auch Luca. Doch er kriegte sich schnell wieder ein und meinte: „Wieso denn nicht?" „Weil... na ja... das ist...", ich fand einfach keine Worte. Barfuß über die Strecke zu laufen kam mir eben komisch und nicht richtig vor.
Luca sah zu Valentino Rossis Box. Dort kam Bewegung in die Menschenmenge. „Vale hat ganz schön viel zu tun.", stellte er nachdenklich fest. Ich legte die Stirn in Falten und seufzte leise.
Ich glaube, ich habe noch andere Schuhe in meiner Box.", sagte Luca plötzlich und sah mich erwartungsvoll an. Ich sah sehnsüchtig zu Rossis Box. Da war ich nur so wenige Meter von meinem Held entfernt und Luca wollte von mir, dass ich genau in die entgegengesetzte Richtung lief.
Luca.", vielleicht konnte ich ihm ja meinen Standpunkt klar machen, „Ich würde wirklich gern wenigstens ganz kurz mal zu Rossis Box gehen. Nur für einen Moment. Er ist mein Kindheitsheld und so viele Chancen ihn zu sehen habe ich nicht."
Das Leuchten in seinen Augen wurde um einiges verständnisvoller und er schenkte mir ein sanftes Lächeln. Vor Schreck versteifte ich mich, als er plötzlich einen Arm um meine Schultern legte und sich zu mir beugte. Ganz leise flüsterte er in mein Ohr: „Wir können Vale später besuchen, wenn er allein ist. Vielleicht hat er später sogar mal 5 Minuten Zeit. Dann kannst du dich auch mal mit ihm unterhalten."
Sein Atem, der über meine Haut strich, verursachte eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf und mich packte das unbändige Verlangen, Luca zu berühren. Seine Hand rutschte von meiner Schulter nach unten, nur ganz langsam, bis sie schließlich auf meiner Taille lag.
Es dauerte einige Sekunden bis seine Worte zu mir durchdrangen. Mein Blick schoss zu ihm hoch und ich starrte ihm förmlich in seine hellblauen Augen. Ich brachte kaum ein Wort raus: „Wie...? Also, ich meine..."
Du wirst es kaum glauben, aber ich verstehe mich gut mit Valentino.", schmunzelte Luca, „Vielleicht kann er auch mit uns essen." Luca verstummte und sah betreten zu Boden. Dann nahm er den Arm wieder zu sich zurück und murmelte kaum hörbar vor sich hin: „Sorry... also ich meinte... oh man... also..."
Ich unterbrach ihn lächelnd, damit er nicht mehr so unsicher war: „Hey, Luca. Stopp. Fang einfach nochmal von vorne an." Luca nickte und schluckte sichtlich, bevor er es nochmal probierte: „Also ich wollte nur sagen, dass... manchmal esse ich mit ihm und ähm... ich dachte, dass... du vielleicht gerne mal... dabei wärst? Also nur wenn Vale kann... Wenn nicht, dann... dann müsstest du halt... mit mir Vorlieb nehmen."
Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen und ich hauchte: „Ich würde gern mit dir essen." Jetzt nahm das Strahlen Lucas ganzes Gesicht ein und er legte mir wieder eine Hand auf den Rücken.
Das Rennen meines Bruders lief noch einige Runden, aber ich wollte trotzdem einen Blick auf den Zwischenstand werfen. Deshalb nahm ich Lucas Hand und führte ihn an einen der Monitore.
Dort angekommen rieb ich mir über meine lädierten Fersen. Das blieb von Luca nicht unbemerkt. Er zog die Augenbrauen zusammen und fragte: „Willst du nicht wirklich lieber meine Schuhe anziehen?" Skeptisch musterte ich den weiten Weg zu seiner Box. „Ich weiß nicht, ob ich es noch bis da hinter schaffe.", warf ich dann eher im Scherz ein. Natürlich würde ich den Weg schaffen. Es wäre eben ziemlich unangenehm, wenn nicht sogar schmerzhaft.
Aber auch dafür hatte Luca eine Lösung: „Wenn du nicht mehr kannst, trage ich dich." „Das willst du nicht wirklich.", entgegnete ich. So leicht war ich dann nämlich auch nicht. Luca grinste mich nur an und meinte schließlich: „Dann hätte ich es dir nicht angeboten. Jetzt komm schon."
Seufzend gab ich nach und folgte einem hochmotivierten Fahrer der Moto2 mit staksigen Schritten zu seiner Box.
Wenige Meter vor der Box nahm Luca schließlich meine Hand und zog mich hinter sich her ins Innere der Box. Das Team teilte sich die Box noch mit einem zweiten Team aus der Moto2. Zwischen den beiden Teilen war eine Trennwand aufgestellt. Man wollte die Konkurrenz ja nicht stark machen.
Auf der Seite von Forward Racing (Lucas Team) standen zwei orange leuchtende Motorräder. Eines wurde von einer blauen „7" und eines von einer schwarzen „10" geschmückt. Ich wusste, dass die 10 zu Lucas Bike gehörte.
Mindestens zehn, fünfzehn Leute wirbelten in der Box herum und bisher hatte uns noch keiner bemerkt.
Doch plötzlich wurde Luca von der Seite angesprochen. Der junge Mann trug genau das gleiche Shirt wie Lucas Jacke, aber seine dunkelbraunen Augen strahlten ein ganz anderes Feuer aus. Von dem Gespräch der beiden verstand ich kein Wort, denn sie sprachen Italienisch miteinander und das auch noch ziemlich schnell.
Völlig unerwartet zog Luca mich zu sich heran und schlang einen Arm um meine Taille. „Vanessa, das ist Lorenzo Baldassari. Aber wir rufen ihn nur Lorri. Er ist nämlich so empfindlich wie eine Prinzessin auf der Erbse.", erklärte er schmunzelnd.
Lorenzo reichte mir seine Hand und verteidigte sich: „Der Luca verkraftet ganz schlecht, dass ich ihn inzwischen sogar auf der Ranch abziehe, obwohl das ja quasi sein Zuhause ist. Deswegen muss er sich immer über mich lustig machen. Mir wäre es nämlich echt lieb, wenn du mich einfach Lorenzo nennen würdest." „Schön dich kennenzulernen.", sagte ich ehrlich und reichte ihm meine Hand. Lorenzo lächelte mich offen an, doch so richtig konnte das Lächeln nicht seine Augen erreichen. Trotzdem war mir der zweite Italiener fast so sympathisch wie der erste.
Der machte sich gerade auf den Weg quer durch die Box und ließ mich bei Lorenzo stehen.
Wir blieben allerdings nicht lange allein, denn eines der Crewmitglieder hatte mich jetzt auch entdeckt.
Lorri,", rief der große, dunkelhaarige Mann, der bis eben an einem der Motorräder beschäftigt gewesen war, „wer ist das?" Lorenzo zuckte zusammen und seine Stimme überschlug sich fast: „Ich weiß es nicht, Mario, also sie heißt Vanessa. Aber Luca hat sie mitgebracht."
Ich zog automatisch den Kopf ein, als der Mann namens Mario seinen durchdringenden Blick auf mich richtete. Er musterte mich eingehend und ich konnte spüren, wie seine Augen über jeden Zentimeter meines Körpers glitten. Dadurch wurde mir so richtig bewusst, dass mein Körper noch immer in dem schwarzen Kleid und den High-Heels steckte.
Bevor dieser Mario allerdings etwas zu mir sagen konnte, tauchte Luca wieder bei mir auf und stellte schneeweiße Nike Air Max vor meinen Füßen ab. „Hier, ich hoffe sie gefallen dir.", meinte er. Ich bückte mich und öffnete die Reißverschlüsse an den High-Heels. Luca reichte mir einen Arm, damit ich mich festhalten konnte, während ich aus den hohen Schuhen in die bequemen Sneaker stieg.
Mit einem sanften Lächeln fragte Luca nach: „Besser?" „Oh ja, viel besser. Danke dir.", antwortete ich ihm absolut aufrichtig.
Das Rennen ist gleich vorbei.", stellte er plötzlich fest, als Mario gerade dazu angesetzt hatte etwas zu sagen. Ich schnappte nach Luft und wirbelte zum Ausgang herum. Wie hatte ich das vergessen können!?!
Ich wollte mir gerade meine High-Heels schnappen, doch Luca war schneller. „Ich nehm sie schon. Los, lass uns wenigstens noch den Zieleinlauf anschauen." Ich nickte nur und ließ mich von ihm aus der Box führen. Lorenzo winkte ich zum Abschied noch einmal zu. Er winkte zögerlich zurück.
An der Boxenmauer überquerte gerade der Sieger des Rennens die Ziellinie. Die schwarz-weiß karierte Flagge flatterte auf und ab. Nach und nach schossen die Motorräder über die Gerade. Nach der Flagge richteten sich die Fahrer auf, gratulierten sich gegenseitig und rollten in die Auslaufrunde.
Marec passierte die Linie als 31. und hatte damit 4 Plätze verloren. Aber Flo war von Platz 36 auf die 34 vor gefahren. In den letzten Runden hatte er sich einen heißen Kampf mit einem Konkurrenten geliefert. Zumindest erzählte das mein Vater. Der hatte Luca, der neben mir stand, noch immer nicht bemerkt. Wir alle jubelten meinem Bruder zu, als er das Ziel erreichte. Sogar Luca beteiligte sich.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Flo aus seiner Auslaufrunde zurück in die Boxengasse kam. Marec erklärte lachend: „Der musste bei jedem Streckenposten anhalten!" „Ja, Flo liebt es, sich feiern zu lassen.", grinste ich zurück und vergaß fast, dass Luca noch immer hinter mir stand.
Bis Marec mich zu sich heran winkte und mir ins Ohr flüsterte: „Ist das Luca Marini?" Ich nickte nur. Fragend sah Marec mich an: „Was macht der hier?" „Er hat mich vorhin angesprochen.", erklärte ich schnell, „Das erzähl ich dir nachher alles."
In diesem Moment legte mir Luca wieder eine Hand auf die Taille und verschaffte sich so meine Aufmerksamkeit. „Ich glaube, ich muss dann wieder zu meinem Team." „Okay.", sagte ich nur. Ich konnte meine Enttäuschung wohl nur ziemlich schlecht verbergen, denn Luca lächelte mich versöhnlich an und zog mich näher zu sich. „Wir sehen uns auf jeden Fall noch mal.", versicherte er mir, „Wir müssen schließlich noch zusammen essen und außerdem hast du noch meine Schuhe."
Oh.", ich wollte sie schon ausziehen, als Luca meine Hand festhielt und meinte: „Behalt sie an. Du kannst sie mir morgen wieder geben." „Ich kann aber nicht einfach hier rüber kommen.", bemerkte ich ernst.
Dann...", er überlegte sichtlich, „... dann holt dich morgen nach dem Warm Up jemand bei euch im Fahrerlager ab, okay? Dann können wir uns die Rennen zusammen anschauen und du kannst mein Rennen aus der Boxengasse sehen. Also nur wenn du willst." „Gerne!", rief ich völlig überrumpelt.
Damit zauberte ich Luca ein seliges Grinsen aufs Gesicht. Überschwänglich riss er mich in eine Umarmung. Mein Gesicht wurde an seine Brust gepresst. Ich konnte seine harten Muskeln unter dem Shirt deutlich spüren. Sein sanfter Geruch umnebelte meine Nase und stieg mir in den Kopf. Keinen einzigen klaren Gedanken konnte ich noch fassen.
Bis morgen, bella donna.", flüsterte Luca neben meinem Ohr und hauchte mir noch einen kaum merkbaren Kuss auf die Wange. Dann ließ er mich los und war verschwunden.
Während meine Eltern meinen Bruder empfingen stand ich völlig benebelt am Rand des Park Fermé und starrte verträumt in die Richtung von Lucas Box. 

Italian DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt