Kommst du mit mir

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Das Wochenende in Brünn war wohl vorerst die letzte Möglichkeit gewesen, Luca zu sehen. Von den sieben noch ausstehenden Rennen in dieser Saison fanden zwar noch vier auf europäischem Boden statt, allerdings alle weit außerhalb meiner Reichweite.
Außerdem dauerte es keinen Monat mehr, bis mein Studium anfangen sollte. Es war wichtig, mich erst mal darauf zu konzentrieren.
Zumindest redete ich mir das ein, als ich am Montag wieder zur Arbeit ging. Luca aus meinen Gedanken zu verbannen war sowieso nie ganz möglich, da er mir ja ständig Nachrichten schrieb. Auch nach diesem Wochenende riss sein Nachrichtenstrom nicht ab. Zum Glück, denn es tat gut, regelmäßig etwas von ihm zu hören.
In der Mittagspause gab ich Diana eine kurze Zusammenfassung vom Wochenende. Ihrer Meinung nach war alles, was Luca und ich tun mussten, miteinander zu reden und dann wären wir zusammen. Ich wusste wieder, warum ich manches lieber für mich behielt.
Nach Feierabend lief ich wieder meine übliche Strecke, um mir ein wenig Bewegung zu verschaffen. Sollte ich außerdem irgendwann wirklich mal die Absicht haben, Luca für mich zu gewinnen, dann sollte ich besser keine Speckröllchen am Bauch haben. Sonst könnte ich niemals mit den langbeinigen Blondinen mithalten, die ihm seinen Schirm hielten.
Am Abend ging ich duschen, putzte mir die Zähne und schlüpfte dann in das Shirt, das ich bei Luca hatte mitgehen lassen. Schon letzte Nacht hatte ich darin geschlafen. Ich wusste nicht, was es war, doch es fühlte sich so an, als wäre Luca irgendwie bei mir. Der Stoff hatte seinen Geruch angenommen und das ließ mich schneller einschlafen, als ich bis drei zählen konnte.

Eine Woche lang passierte absolut nichts Besonderes. Ich schrieb jeden Tag mit Luca. Ich ging jeden Tag zur Arbeit. Ich ging jeden zweiten Tag laufen.
Doch spätestens am Wochenende fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich hatte nichts zu tun und musste mich irgendwie beschäftigen. Luca hatte wenig Zeit. Vale hatte mit seiner VR46 Riders Academy ein Trainingslager einberufen. Also konnte er mir auch nicht schreiben.
Mit Lilia hatte ich in den letzten Tagen schon ein ausführliches Gespräch über das letzte Wochenende geführt. Sie war ähnlicher Meinung wie Diana. Das hätte ich mir ja denken können.
Trotzdem war ich der Meinung, dass Luca und ich nicht zusammen kommen würden. Dafür gab es auch gute Gründe. Immerhin lebte er in Italien und ich in Deutschland. Fernbeziehungen mochten ja vielleicht funktionieren, wenn man schon vorher eine Weile zusammen gewesen war und die räumliche Trennung auf absehbare Zeit begrenzt war. Aber nicht wenn man frisch verliebt war. Womit wir beim zweiten Grund wären. Ich war nicht in ihn verliebt. Also ja, da war dieses unverkennbare Kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn dachte. Und dieses Glühen in meinen Adern, wenn er mich ansah. Und dieses Prickeln auf der Haut, wenn er mich berührte. Klar fühlte ich mich zu ihm hingezogen, ganz ohne Frage, aber war das schon Liebe? Vielleicht eine kleine Schwärmerei? Oder eine Verknalltheit? Aber da war nicht nur die Frage, was ich wirklich fühlte. Ich wusste ja auch nicht, was er fühlte und zu einer Beziehung gehörten immer zwei. Zusätzlich hatte er durch das Motorradfahren nicht viel Zeit und ich wollte mich im September in mein Studium stürzen. Und da es sich nicht lohnte, für ein paar Stunden nach Italien zu fahren oder vielmehr zu fliegen, würden wir uns noch seltener sehen können. Womit wir außerdem beim Geldproblem wären. Wer sollte denn die ganzen Flüge bezahlen?
Warum machte ich mir überhaupt Gedanken darüber? Es war doch klar, dass das nichts werden konnte. Ich sollte meine Zeit nicht mit Grübeleien darüber verschwenden.
Doch mein Kopf war anderer Meinung. Ständig kreisten meine Gedanken wieder um Luca. Seine Augen faszinierten mich selbst dann noch, wenn ich sie schon lange nicht mehr sah. Seine Angewohnheit, sich die Frisur zu zerstören, brachte mich selbst jetzt zum Grinsen. Was war denn los mit mir? Ich wurde noch verrückt.
Ich sollte mich auf etwas anderes konzentrieren. Doch das war gar nicht so einfach. Im Fernsehen lief nichts und auf meine Bücher konnte ich mich nicht konzentrieren. Ständig verglich ich die Hauptfiguren der Geschichten mit Luca.
So ging ein anstrengendes Wochenende zu ende und das, obwohl ich kaum etwas unternommen hatte. Ich war froh, am Montag wieder etwas zu tun zu haben. Auch der Ausblick auf das nächste Wochenende war deutlich angenehmer. Mein Bruder hatte an diesem Datum ein Rennen mit dem Minibike auf dem Sachsenring. Da wollte ich hinfahren. Allerdings fand zur selben Zeit der Grand Prix in Silverstone statt. Irgendwie würde ich mir die MotoGP-Rennen schon anschauen können.

Heute war Mittwoch. Ich saß in der Redaktion und arbeitete gerade an einem Beitrag. Es war viel los und ziemlich stressig. Außerdem war der Chef da, weshalb ich das letzte Mal am Morgen bevor ich anfing, auf mein Handy geschaut hatte. Jede Minute wurde es schwieriger, nicht doch einen Blick darauf zu werfen und Luca eine Nachricht zu schicken.
Ich wollte gerade unauffällig das Smartphone aus meiner Tasche angeln, als der Chef zur Tür hereinplatzte. Also griff statt nach dem Telefon nach meiner Wasserflasche. Nur wenig später verschwand er wieder. Mir war nicht klar, was er hier gewollt hatte.
Unbeeindruckt startete ich einen neuen Versuch. Diesmal konnte ich mein Handy aus der Tasche holen. Ich schaffte es bis auf Tischhöhe, als der Chef wieder zurückkam. Das Handy verschwand unauffällig zwischen meinen Beinen und ich beugte mich ein wenig nach vorn. Ich tat so, als würde ich hoch konzentriert auf den Bildschirm starren, doch eigentlich wartete ich nur auf sein Verschwinden.
Plötzlich spielte das Handy verrückt. Es vibrierte und jagte kleine, kribbelnde Wellen über meine Haut. Wer auch immer da versuchte anzurufen, er war verdammt hartnäckig. Fast drei Minuten lang klingelte, also vibrierte, das Handy und mein Chef wollte einfach nicht den Raum verlassen.
Doch zu meinem Glück verkündete er kurz darauf, dass er jetzt Pause machte. Im selben Moment kündigte mein Handy eine neue Nachricht an.
Jetzt musste ich nur noch fünf Minuten Geduld aufbringen, bevor ich den Bildschirm des Handys entsperrte und mir zuerst eine neue Nachricht von Luca entgegen blinkte.

- Ruf mich bitte so schnell wie möglich zurück! Es ist wichtig! -

Wow, das war seine erste Nachricht ohne Kosenamen. Was konnte so wichtig sein? Wir hatten in der ganzen Zeit, seitdem wir Nummern getauscht hatten, nicht ein einziges Mal telefoniert. Jetzt hatte ich drei verpasste Anrufe von ihm.
Ich wollte nicht in der Redaktion telefonieren, deshalb verschob ich das bis in die Mittagspause. Luca schickte ich trotzdem schnell eine Nachricht.

- Hey, ich bin auf Arbeit. Ich rufe dich in meiner Mittagspause an. -

Noch ein paar Minuten musste ich mich gedulden. Mein Chef war schon wieder zurück und beobachtete kritisch unsere Arbeit in der Redaktion. Doch wenn mir ständig jemand über die Schulter schaute, konnte ich einfach nicht produktiv arbeiten.
Ich legte den Stift weg und rollte mit meinem Stuhl zurück. „Ich mach eben Pause.", kündigte ich an und nahm meine Handtasche von Boden. Diana nickte nur. Sie hatte sich vorhin schon einen Anpfiff abgeholt, deshalb war ihre Laune mehr als im Keller. Unter dem kritischen Blick des Chefs verließ ich das Büro.
In der Stadt holte ich mir ein Sandwich und setzte mich dann auf eine Bank in der Fußgängerzone. Nach ein paar Bissen fischte ich schließlich mein Handy aus der Tasche und wählte Lucas Nummer.
Geduldig wartete ich ab, bis Lucas Stimme mich am anderen Ende der Leitung begrüßte: „Hey, mi cara. Gut, dass du zurückrufst!" „Hallo, Luca. Was ist denn so wichtig?" Seine Stimme überschlug sich fast, als er mir sein Anliegen erklärte: „Am Wochenende ist doch das Rennen in Silverstone. Das Team hat eine Karte übrig, weil ein Sponsor kurzfristig nicht kommen kann. Willst du vorbeikommen? Ich kann dir die Flüge organisieren und..."
Luca!", unterbrach ich ihn lachend, „Langsam bitte." „Willst du mit nach Silverstone kommen?", wiederholte er noch mal.
Ich zögerte. Mein Bruder wäre sicherlich enttäuscht, wenn ich es nicht zu seinem Rennen schaffte. Allerdings bekam ich wohl auch nicht so schnell wieder die Möglichkeit, Luca nach Silverstone zu begleiten. Er verstand das bestimmt. Ich würde trotzdem in Ruhe mit ihm darüber reden müssen.
Tief seufzte ich. Luca ließ mir keine Chance zu antworten, als er einwarf: „Ich verstehe, wenn du nicht möchtest oder dir das zu kurzfristig ist." Ich konnte quasi vor mir sehen, dass er es trotzdem nicht gut finden würde.
Ich komme mit.", entschied ich kurz entschlossen. Lucas euphorische Freude schwappte auf mich über, als er ungläubig nachfragte: „Wirklich? Das ist ja toll!" Es raschelte im Lautsprecher, dann hörte ich dumpf wie durch Watte, dass Luca jemandem etwas auf Italienisch zurief.
Nur Sekunden später wandte er sich wieder an mich: „Du musst bis Freitag arbeiten, oder?" „Ja, bis 16.30 Uhr.", erwiderte ich und wartete ab, bis Luca erneut mit jemandem auf Italienisch gesprochen hatte.
Um 19.00 Uhr geht ein Flug von Osnabrück nach Birmingham. Von dort kann Emanuele dich dann abholen. Das ist noch etwa eine Stunde von der Strecke entfernt, deswegen werde ich es nicht schaffen. Aber ich warte dann wieder im Motorhome auf dich.", erklärte er, „Der Flug ist gebucht und um einen Rückflug am Sonntag haben wir uns auch schon gekümmert."
Wow, das ging ja flott. Luca und ich verabschiedeten uns dann recht schnell wieder, denn er war auch gerade auf dem Weg nach Silverstone und ich musste zurück in die Redaktion. Auf dem Rückweg aß ich den Rest meines Sandwiches und kaufte mir noch eine Cola.
Als ich wieder an meinem Schreibtisch saß, wurde mir erst so richtig klar, was dieses Telefonat eben bedeutete. Ich würde Luca wiedersehen! Und das sogar schneller als gedacht. Die Veränderung in meiner Stimmung musste deutlich spürbar sein, doch Diana war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um mich danach zu fragen. Ich fand es nicht schlimm. Überhaupt konnte mir an diesem Tag nichts mehr die Laune verderben. Da konnte sich der Chef noch so sehr anstrengen.
Und das tat er. Nach fast zwei Überstunden verließ ich schließlich die Redaktion als letzte. Ich hatte einige Beiträge neu einsprechen müssen, nachdem der Chef sich die ersten Versionen von Diana angehört hatte und der Meinung gewesen war, dass diese so nicht sendefähig waren.

An diesem Abend ging ich nicht mehr laufen. Stattdessen warf ich mich mit einer Pizza aufs Bett und zappte durch die Fernsehprogramme. Nebenbei tippte ich Nachrichten an Lilia und Fabio. Ich hatte schon mit meinen Eltern wegen dem Wochenende telefoniert. Sie waren einverstanden, auch wenn sie nicht vor Begeisterung im Kreis hüpften.
Ich dagegen war durchaus gewillt, einen heimlichen Freudentanz aufzuführen. Nur durfte den niemand sehen, am besten nicht mal ich selbst. Ich sollte mich nicht so sehr darauf freuen, Luca zu sehen. Das bedeutete nur, dass er mir wichtiger war, als ich zugab und das war nicht gut.
Luca selbst schrieb mir allerdings unverhohlen, wie sehr er sich doch auf das Wochenende freute. Damit löschte er nun doch meine Sorgen zumindest für diesen Abend und ich gab mich meiner Vorfreude hin.
So döste ich schließlich mit einem unauslöschbaren Lächeln auf den Lippen und meinem Handy auf der Brust ein. Im Hintergrund lief noch immer der Fernseher und das leise Murmeln der Hauptcharaktere irgendeiner Serie lullte mich immer mehr ein.
Ich registrierte das Vibrieren auf meiner Brust nicht sofort. Es brauchte eine Minute, bis ich verstand, dass mein Handy klingelte. Mit einem Blick auf das Display gefror mein Lächeln.
Eine ganze Weile hatte sich Marec nicht mehr gemeldet und ich hatte auch nicht damit gerechnet. Er brauchte immer etwas Zeit, um sich wieder zu beruhigen, wenn wir mal aneinandergeraten waren.
Trotzdem ging ich ran und hörte mir an, was er zu sagen hatte. Nach ein paar Minuten voll unnützem Small Talk kam er schließlich zum Punkt: „Bist du eigentlich am Wochenende am Sachsenring? Wir wollen vorbeikommen und Flo anfeuern." „Ich... werde nicht da sein." Ich hatte keine Chance, ihm eine Erklärung zu liefern. „Lass mich raten.", zischte er abfällig, „Du fährst nach Silverstone zum Italiener." „Ja, ich fahre zu Luca! Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Kannst du auch noch mit mir sprechen, ohne mich anzugiften?", fauchte ich heftig zurück.
Ein paar Sekunden lang war es still am anderen Ende der Leitung. Dann hörte ich resigniertes Seufzen und Marecs leise Antwort: „Nichts, ist schon gut. Ich... es tut mir leid, okay? Ich melde mich." Er wartete nicht ab, ob ich noch etwas sagte. Er legte einfach auf.

Am Freitag konnte ich während der Arbeit nur sporadisch Lucas Training verfolgen. Im ersten Freien Training reichte seine Zeit für Platz 20 und im zweiten Training rutschte er auf Platz 24 ab.
Während ich auf den Start des Flugzeugs wartete, recherchierte ich im Internet auch die Ergebnisse von Fabio und Vale. Der kleine Franzose konnte im ersten Training Platz 6 für sich verbuchen und wurde im zweiten Training Achtzehnter. Vale rutschte ebenfalls im zweiten Training ab, allerdings nur auf Platz 6. Im ersten Training war er Vierter gewesen.
Der Flug verlief unproblematisch und dank Emanuele waren wir schnell an der Strecke. Die Autofahrt war entspannt gewesen und hatte mich müde gemacht. Eins, zwei mal war ich tatsächlich eingeschlafen.
Emanuele schleuste mich durch die letzten wartenden Fans und hoch zu Lucas Tür. Der hatte anscheinend schon gewartet, denn die Tür flog schon nach dem ersten Klopfen auf. Luca rutschte etwas Italienisches heraus, dann zog er mich in eine enge Umarmung und ließ die Spannung aus seinen Schultern entweichen. Emanuele antwortete knapp und wünschte uns dann einen angenehmen Abend.
Wir bedankten uns brav und zogen uns dann ins Wohnzimmer zurück. Gemeinsam kuschelten wir uns auf die Couch. Luca hatte mir noch einen kleinen Snack besorgt. Damit stillte ich meinen Hunger.
Was wollen wir uns ansehen?", fragte Luca, als er den Fernseher anschaltete und durch die Programme zappte. „Ist mir egal.", seufzte ich, „Solange ich hier mit dir liegen kann."
Moment! Wo kam das denn auf einmal her? Mein müdes Hirn war von meinen eigenen Worten überfordert. Ich hatte das doch hoffentlich nicht wirklich gesagt, oder? Oh man, Luca musste ja denken, ich wäre auch nicht besser, als die Fangirls, die sich draußen die Beine in den Bauch standen.
Doch er erwiderte nicht sofort etwas. Vielleicht hatte er es auch gar nicht gehört und hielt mich nicht für einen Groupie.
Tatsächlich überging Luca meine Bemerkung einfach und schlug vor: „Wie wäre es mit „Manchester by the Sea"? Der soll gut sein." Ich nickte einfach. Er wählte den Film bei Sky aus und rutschte sich dann zwischen den Sofakissen zurecht. Als er seine Position gefunden hatte, zog er mich an seine schlanke Brust und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab.
Der Film war tatsächlich gut. Es ging um einen schweigsamen Einzelgänger, Lee Chandler, der als Handwerker eines Wohnblocks in Boston arbeitete. An einem kalten Wintertag erhielt er einen Anruf, der sein Leben auf einen Schlag veränderte. Sein Bruders Joe war an Herzversagen gestorben. Nun sollte Lee die Verantwortung für seinen 16-jährigen Neffen Patrick übernehmen. Äußerst widerwillig kehrte er in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester-by-the-Sea, zurück und zweifelte, ob er der Herausforderung – einen Teenager groß zu ziehen – überhaupt gewachsen war. Zuhause angekommen, wurde er nicht nur mit dem Leben der Menschen vor Ort konfrontiert, sondern auch mit seiner eigenen Vergangenheit.
Nach dem Film gingen wir ins Bett. Ich kuschelte mich an Luca und benutzte seine Brust als mein Kissen. Er hatte einen Arm um mich herum gelegt und das Gesicht mir zugewandt.
Eine ganze Weile lang sahen wir uns nur in die Augen. Ich versank im wunderbar klaren blau seiner Augen. Die Welt verschwand. Die Zeit stand still. Es gab nur ihn und mich.
Der Wunsch ihn zu küssen, kochte in mir hoch. Ich wollte seine Lippen auf meinen spüren. Ich wollte seinen warmen Atem über meine Haut streichen fühlen. Ich wollte spüren, wie sich die Spannung in meinem Körper aufbaute.
Kleine Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch nach oben. Das Blut kochte in meinen Adern nach oben. Meine Augen fielen zu.

Guten Morgen, Schlafmütze.", Lucas Atem kitzelte in meinem Nacken. Eine feine Gänsehaut überzog meine Arme und ich blinzelte langsam ein paar Mal. Ich lag zum Fenster gedreht in Lucas Bett. Er hatte sich dicht an meinen Rücken geschmiegt und spielte mit meinen Haarsträhnen. Durch das Fenster fiel Sonnenlicht ins Zimmer. Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen.
Luca war schon deutlich wacher als ich. Er fuhr mit dem Zeigefinger die Konturen meines Gesichts nach, wusste wahrscheinlich gar nicht, welches Kribbeln er damit auslöste und fragte: „Frühstück?" Ich nickte begeistert.
Zwanzig Minuten später saßen Luca und ich gemeinsam am Küchentisch und verputzten unser Brötchen. Luca hatte sogar daran gedacht, mir einen Tee zu kochen, ohne mich danach fragen zu müssen. Er selbst blieb bei Orangensaft. Außerdem hatte er eine Schale mit geschnittenem Obst und eine mit Naturjoghurt bereitgestellt. Meine allerliebste Frühstückskombination.
Morgen sollen Balda und ich mit dem Team frühstücken. Willst du mitkommen?", fragte er irgendwann beiläufig. Ich überlegte eine Weile und meinte: „Ich würde ungern allein frühstücken." Luca nickte.
Nach dem Essen holte Luca einen Umschlag aus seinem Schlafzimmer und fischte eine kleine Plastikkarte heraus. „Hier.", er schob sie mir über den Tisch hinweg zu, „Damit kommst du in die Boxengasse, ins Fahrerlager und auf die VIP-Tribüne." „Dankeschön. Ich denke, ich werde mir die Durchgänge heute in der Boxengasse anschauen. Morgen gehe ich auf die Tribüne.", ich hängte mir die Karte am festgemachten Band um den Hals.
Nach dem Frühstück fuhren Luca und ich mit dem Roller zu seiner Box. Ich begrüßte höflich alle Teammitglieder und versuchte einfach, die eisigen Blicke zu ignorieren.
Es gelang mir tatsächlich ganz gut, bis mein allerbester Freund Mario auftauchte. Die Luft um mich herum kühlte schlagartig um einige Grad ab. „Na super. Wer ist denn da schon wieder da...", er verdrehte eindeutig genervt die Augen.
Ich knurrte ebenso genervt und wandte mich von ihm ab. „Luca,", rief ich in den hinteren Teil der Box, „ich bin draußen und schau mir das Moto3-Training an." „Warte kurz, cucciolotta. Ich komme mit.", erwiderte er und legte seinen Streckenplan zur Seite.
Aus einer Ecke der Box schnappte Luca sich einen Hocker und folgte mir dann vor das Tor. Wir suchten uns einen Platz ganz am Ende der Boxenmauer. Neben dem letzten Kommandostand platzierte er den Hocker und drehte ihn zu mir.
Hier kannst du eigentlich die ganze Zeit bleiben. Dann musst du nicht ständig von einer Box zur anderen rennen. Und hier außen am Kommandostand ist auch noch ein Zeitenbildschirm.", erklärte er schulterzuckend. Nur ein paar Minuten später begann das dritte Freie Training der Moto3.
Die Motoren befreiten etwas in meinem Inneren und jagten kleine Stromstöße unter meiner Haut meinen Körper entlang. Luca direkt neben mir steigerte diese Gefühle nur noch. Die Spannung, die er aufbaute, entlud sich in einem knisternden Feuerwerk, sobald sie auf mein aufgewühltes Innerstes stieß.
Plötzlich trat Luca dicht hinter mich. Mein Rücken berührte seinen Oberkörper. Meine Muskeln spannten sich unwillkürlich an. Dabei rutschte mein Trägertop an der Seite nach oben. Warme, raue Haut traf auf meine. Sanft begannen Lucas Daumen die Haut an meiner entblößten Taille zu streicheln.
Bellezza, mi stai facendo impazzire.", Lucas Atem strich über die empfindsame Stelle hinter meinem Ohr. Seufzend legte ich meinen Kopf zur Seite. Mein Körper vergaß, wie man selbstständig atmete. Ganz leicht nur, sodass ich es kaum spürte, ließ Luca seine Lippen nach vorn zu meiner Kehle gleiten. Dort verweilte er einen Moment, atmete tief ein und grub seine Finger ganz leicht in meine Haut. Dann rutschte er langsam weiter und drückte seine Lippen auf meine Schulter.
Erst als die Motorengeräusche im Hintergrund verstummten, trat Luca den Rückzug an und holte mich dadurch in die Realität zurück. Mein Herz schlug mir noch immer bis zum Hals. Ich atmete schwer.
Erst langsam wurde mir bewusst, dass ich von Fabios gesamtem Training nichts mitgekriegt hatte. Ein furchtbar schlechtes Gewissen beschlich mich. Der Bildschirm am Kommandostand verriet mir, dass Fabio die zehntschnellste Zeit gefahren war.
Ich muss Fabio nachher noch Hallo sagen.", meinte ich beiläufig. Meine Stimme klang seltsam belegt. Als Luca mir antworten wollte, versagte auch seine Stimme. Tonlos krächzte er: „Mach das. Der kleine Franzose wird vor Freude hüpfen wie ein Flummi." Er räusperte sich und fand seine normale Stimme langsam wieder: „Ich muss leider ein bisschen eher in die Box heute. Muss mir noch mal den Streckenplan anschauen. Wir sehen uns nachher." Er drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in Richtung Forward-Box.
Während des gesamten MotoGP-Trainings dachte ich über die Situation eben nach. Luca hatte so getan, als wäre nichts gewesen. Gut, ich hatte ihn ja auch nicht gerade darauf angesprochen. Trotzdem fühlte ich mich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Er hatte ja geradezu die Flucht ergriffen.
Valentinos schnellste Rundenzeit reichte für Platz 10. Ich schob die Gedanken an diese zweite unglaublich intime Situation an diesem Wochenende beiseite und suchte stattdessen nach Fabio.
Ich wurde schnell fündig. Gemeinsam schlenderten wir zurück zu dem Hocker und machten es uns bequem. „Dich sieht man jetzt auch bei jedem Rennen, oder?", warf Fabio irgendwann ein. Ich lächelte, schüttelte aber verneinend den Kopf: „Quatsch. Das werde ich gar nicht schaffen." „Na gut, aber Luca würde sich darüber auf jeden Fall freuen. Mal ganz abgesehen von mir.", er zuckte unschuldig mit den Schultern und beobachtete die Boxenstopps, die gerade einige Moto2-Piloten durchführten.
Aus irgendeinem Grund packte mich das Bedürfnis, mit ihm über die beiden Situationen zu sprechen. Ich brauchte einfach eine unbefangene Meinung, sonst würde ich heute noch durchdrehen.
Doch so unbefangen war er gar nicht. Während Luca auf der Strecke Platz 16 erreichte, philosophierte Fabio über alle möglichen Deutungen von Lucas Verhalten. „Aber ehrlich gesagt ist es am wahrscheinlichsten, dass er dich ziemlich gern mag, aber einfach nicht den Mut hat, es dir ganz offen zu zeigen oder zu sagen.", schloss er schulterzuckend seine Analyse.
Warum will mir eigentlich jeder erzählen, dass Luca was von mir will?", stöhnte ich genervt auf. Fabio antwortete absolut überzeugt: „Weil es schon recht offensichtlich ist, wenn man Augen im Kopf hat." „Ach echt?", meine Stimme triefte vor Ironie, „Davon merk ich aber nicht wirklich viel." Jetzt wurde Fabio doch noch ungeduldig: „Ja, weil er sich nicht traut."
Viel weiter kamen wir allerdings nicht, denn Luca stieß wieder zu uns. Zu meiner Überraschung begrüßten er und Fabio sich inzwischen freundschaftlich. Es entwickelte sich schnell ein nettes, wenn auch etwas oberflächliches Gespräch.
Schließlich kehrten wir in unsere entsprechenden Boxen zurück. Es war Mittagspause und direkt danach musste Fabio sein Qualifying fahren. Luca und ich aßen Chili con Carne in seiner Box und scherzten nebenbei mit Balda. Auch Emanuele gesellte sich zu uns und erzählte von den Dingen, die seine beiden kleinen Töchter immer anstellten. Die beiden Mädels waren drei und fünf Jahre alt und benutzten ihren Daddy anscheinend liebend gern als Trampolin. Er schien glücklich, wenn er von ihnen sprach.
Nach der Pause verfielen alle in Stress. Es hatte angefangen zu regnen. Die Mechaniker versuchten krampfhaft, Lösungen für die letzten Probleme zu finden, und Balda und Luca brüteten über ihren Streckenplänen. Ich verließ die Box wieder und sah ich stattdessen in der Boxengasse um.
Auch hier herrschte eine stressige Atmosphäre. Die Moto3-Teams schickten ihre Fahrer zum Qualifying auf die Strecke, während einige MotoGP-Teams noch an den Bikes schraubten.
Mit Platz 21 hatte Fabio wohl nicht gerechnet und richtig glücklich war er damit auch nicht. Aber er war fertig für heute und leistete mir von da an Gesellschaft in der Boxengasse. Während des vierten Freien Trainings der MotoGP, das Vale übrigens als Sechster abschloss, unterhielten wir uns über Fabios Fortschritte im Englischunterricht. Er hatte sich extra für die Weltmeisterschaft einen weiteren privaten Englischlehrer engagiert.
Das Qualifying der MotoGP lief mehr oder weniger an uns vorbei, ohne dass wir uns darauf konzentrierten. Ich war überrascht, Vales Namen am Ende auf Platz 2 der Liste zu finden, wo das Quali doch nie seine Stärke war.
Dann aber wurde es wieder spannender. Luca ging für sein Quali auf die Strecke. Er war kein Regenfahrer. Das wusste ich. Trotzdem hoffte ich, dass er sich und das Team für die harte Arbeit belohnte, die sie alle leisteten. Am Ende war Platz 16 im Nassen wohl nicht das schlechteste Ergebnis, vor allem wenn man bedachte, dass er kurz vor Ende noch gestürzt war. Das Rennen hatte er ja auch noch vor sich.

Der Fernseher war schon lange aus und trotzdem lagen Luca und ich noch immer auf der Couch. Es war einfach zu gemütlich, um aufzustehen. Wir erzählten uns Geschichten aus unserer Jugend, sprachen über unsere erste große Liebe, redeten über alles und über nichts.
Es war schon ziemlich spät, als er schließlich in meine Haare nuschelte: „Lass uns ins Bett gehen, pulcino." „Wir wollen ja nicht, dass du morgen unausgeschlafen bist.", neckte ich ihn sanft, doch er wurde ernst: „Das Problem hatte ich tatsächlich noch nicht. Neben dir schlafe ich verdammt gut, tigrotta." „Kann ich nur zurückgeben.", meinte ich und erhob mich langsam von der Couch.
Luca folgte mir ins Schlafzimmer und warf mir dort wie selbstverständlich eines seiner T-Shirts zu. Dann ging er ins Bad, um sich bettfertig zu machen.
Ich wartete bis er zur Tür raus war und presste dann das Shirt an mein Gesicht. Sein intensiver Geruch stieg mir sofort in die Nase und benebelte meine Sinne. Das Shirt, was ich heimlich hatte mitgehen lassen, roch inzwischen nicht mehr nach ihm. Ich würde es wohl austauschen müssen.
Als Luca zurück war, ging ich ins Bad und schmiegte mich anschließend im Bett an seine Seite. Er zog mich wieder so nah wie möglich an sich heran. Mit einer Hand kraulte er meinen Nacken und brachte mich dadurch zum Schnurren, wie ein Kätzchen. Nach einer Weile küsste er mich kurz auf den Kopf und flüsterte: „Gute Nacht, micina." Ich brachte nur noch ein zustimmendes Murmeln zustande.

Es war der Renntag in Silverstone. Es regnete zwar nicht, aber es war trotzdem bewölkt und irgendwie drückend. Die Strecke an sich war trocken, nur die Luftfeuchtigkeit sehr hoch.
Die WarmUps waren schon gelaufen. Fabio hatte heute Morgen noch auf nasser Strecke fahren müssen und war daher Dreizehnter geworden. Bei Lucas Turn war die Strecke schon wieder fast trocken gewesen. Für ihn sprang trotzdem nur der 24. Platz heraus. Vale war einer der wenigen, die überhaupt eine gezeitete Runde im WarmUp gefahren waren, auch wenn es nur die elftschnellste gewesen war.
Ich saß auf der VIP-Tribüne und genoss mein Wasser. Unten in der Startaufstellung machte sich gerade Fabio bereit für das Rennen der Moto3. Laut dem Wetterbericht sollte es trocken bleiben.
Die Luft zitterte, als 35 Motoren im Drehzahlbegrenzer knatterten. Nebeneinander rasten die Piloten auf die erste Kurve zu, als die Ampel ausging. Schon in den ersten zwei Runden entbrannte ein unnachgiebiger Kampf um die Spitzenposition. Es konnte nur einer gewinnen und dieser Gedanke schien in den Köpfen der Fahrer unglaublich präsent zu sein. Auch Fabio fuhr definitiv nicht hinterher. Kompromisslos setzte er Überholmanöver und bremste sich an seinen Konkurrenten vorbei.
Bis er 12 Runden vor Schluss damit auf die Nase fiel. Im wahrsten Sinne des Wortes. In Kurve 14 klappte ihm einfach das Vorderrad ein und im nächsten Moment fand er sich im Kiesbett wieder. Er versuchte zwar, das Motorrad wieder zum Laufen zu bringen, doch es wollte einfach nicht mehr anspringen. Damit war das Rennen für Fabio beendet.
Hoffentlich lief es für Luca besser. Der Himmel verdunkelte sich noch ein wenig mehr, als die Moto2-Fahrer auf ihre Startpositionen rollten. Doch noch bevor der Start überhaupt losging, ging Corteses Motorrad einfach aus. Er musste zurück in die Box und von dort aus starten.
Es wurde ein spannendes und anstrengendes Rennen für Luca. Er musste harte Kämpfe ausfechten und einiges einstecken. Doch er fuhr irgendwie befreit.
Es sollte nicht lange so bleiben. Nur wenige Runden vor Schluss wurde Luca plötzlich deutlich langsamer. Er verlor mit jeder Kurve mehr und mehr Plätze. Schließlich ließ Luca das Bike nur noch ausrollen und stellte es an der Streckenbegrenzung ab. So ein Mist!
Pünktlich zur Startaufstellung der MotoGP setzte sich Luca zu mir. Er war sichtlich enttäuscht. „Das hätte heute echt etwas werden können.", seufzte er resigniert, „Ich habe mich wirklich gut gefühlt." Ich nahm ihn stumm in den Arm. Er ließ es zu und legte seinen Kopf für einen Moment auf meiner Schulter ab.
Plötzlich richtete er sich aber wieder auf und meinte: „Dann muss es eben Vale heute reißen." „Das wird er.", erwiderte ich absolut überzeugt. Seine Saison lief gut.
Wieder wechselte Luca das Thema: „Fabio ist auch nicht ins Ziel gekommen, oder?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein.", bestätigte ich, „Er ist gestürzt. Aber es war kein schlimmer Sturz. Nur weggerutscht. Aber das Motorrad ging nicht mehr an." „So was dachte ich mir schon, als ich ihn nicht mit den anderen hab reinkommen sehen.", meinte Luca.
Es wurde ein dramatisches MotoGP-Rennen. Bereits in der ersten Runde kollidierten Pol Espargaro und Loris Baz. Baz und sein Motorrad flogen in die Luft und prallten heftig wieder auf dem Asphalt auf. Vom Bike blieb nur noch Kernschrott übrig. Das eben erst gestartete Rennen wurde sofort abgebrochen. Ein Krankenwagen holte Baz von der Strecke. Er war glücklicherweise bei Bewusstsein und winkte den Fans an der Strecke sogar zu.
Als alle Trümmerteile von der Strecke beseitigt waren, startete das Rennen neu. Viñales übernahm früh die Führung und ließ sich diese bis zum Schluss nicht wieder abnehmen. Dahinter kämpften Crutchlow, Vale, Marc Marquez, Dani Pedrosa und Andrea Iannone um die verbliebenen Podestplätze.
Iannone eliminierte sich sechs Runden vor Schluss selbst. Er stürzte und musste das Rennen beenden. Marquez ritt einige harte Manöver vor allem gegen Vale und berührte ihn mehrfach. Einmal musste er sogar weit gehen und die Strecke verlassen. Doch auch Vale ließ sich nicht so leicht abschütteln. Kurz vor Ende allerdings kristallisierte sich der Zweikampf Marquez gegen Crutchlow als Fight um Platz 2 heraus.
Marquez selbst verschenkte seinen Podestplatz, als er sich in der vorletzten Runde verbremste. So wurde Crutchlow zweiter und Vale erreichte mit Platz 3 den letzten Podiumsplatz.
Leider ging mein Flug zurück bereits am frühen Abend. Nach dem MotoGP-Rennen mussten Luca und ich zurück zu seinem Motorhome, um meine Sachen einzupacken.
Als Luca zwischendurch mal eben den Raum verließ, tauschte ich unauffällig und schnell das T-Shirt aus meiner Tasche gegen eins von denen aus, die Luca am Wochenende getragen hatte. Vielleicht bemerkte er es ja erst, wenn ich schon weg war.
Emanuele fuhr uns zum Flughafen und wartete während unserer langwierigen Verabschiedung sogar geduldig. Luca begleitete mich wieder so weit wie möglich.
Schön, dass du kommen konntest, ciccina.", flüsterte Luca in mein Ohr. Ich stand so eng an ihn gekuschelt da, dass mein Gesicht gegen seine harte Brust gepresst wurde. Doch so konnte ich seinen beruhigenden Duft wenigstens noch ein paar Minuten genießen.
Danke für die Einladung.", erwiderte ich und hob den Blick. Seine Augen fingen meine ein. Dieses klare Blau verlangsamte meine Gedanken. So registrierte ich erst nach einigen Augenblicken, dass Luca sagte: „Ich hätte dich gern überall dabei, tenerezza."
Wenn das ginge,", hauchte ich bedauernd zurück, „dann liebend gerne." „Würdest du mich auch zu meinem Heimrennen begleiten?", fragte er stockend.
Sofort, hätte ich ihm am liebsten zugerufen, doch eine Idee formte sich in meinem Hinterkopf. Ich setzte den traurigsten Blick auf, den ich finden konnte und sagte: „Das werde ich wohl nicht schaffen. An dem Wochenende ist mein Umzug nach Gelsenkirchen."
Als ich die Enttäuschung sah, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete, hätte ich fast einen Rückzieher gemacht und einfach zugesagt. Der Umzug war erst eine Woche später, aber ich wollte Luca in Misano überraschen.
Dann muss ich dich jetzt wohl gehen lassen.", seine Stimme war plötzlich ganz tonlos. Ich musste schlucken. So schwer hatte ich mir das nicht vorgestellt. Doch ich nickte und fügte hinzu: „Wir können schreiben. Und vielleicht... telefonieren?" „Ja!", Luca nickte heftig, „Ich rufe dich an, so oft ich kann."
Ohne Vorwarnung legte er beide Hände an meine Wangen und senkte den Kopf zu mir herab. Meine Augen schlossen sich automatisch. Meine Lippen dagegen öffneten sich leicht.
Doch im nächsten Moment berührte Lucas Mund sanft meine Stirn.
Dann ließ er mich los und zog sich zurück. „Melde dich, wenn du gelandet bist.", sagte er noch, bevor er in der kühlen, englischen Nacht vor dem Flughafen verschwand.

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