Nachhilfe auf Französisch

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Ich hatte echt wenig Lust, mich gleich in der Box wieder für meine Anwesenheit rechtfertigen zu müssen. Luca wusste das ganz genau. Trotzdem hatte er mich gebeten, ihn wenigstens bis dahin zu begleiten. Das hatte ich ihm dann doch nicht abschlagen können.
In der Boxengasse herrschte geschäftiges Treiben. Die angespannte Atmosphäre ließ keinen Zweifel daran, dass heute Renntag war. In der ganzen Boxengasse rannten Fernsehteams herum und versuchten, bekannte Gesichter vor die Kamera zu kriegen. Neben mir zog Luca schon wieder den Kopf ein.
Auch in der Forward-Box war viel los. Die Mechaniker hantierten mit Werkzeugen und Putzlappen an den Motorrädern herum. An den Laptops, die in der ganzen Box verteilt waren, arbeiteten Riding Coaches und Chefmechaniker an den Telemetriedaten. Durch die hintere Tür konnte man Balda sehen, der sich mit Seilspringen ein wenig aufwärmte. Luca begrüßte sein Team.
Mich hatte er an sich gefesselt, indem er seinen Arm um meine Schultern gelegt hatte. Er wollte so blöde Bemerkungen wohl gleich verhindern. Tatsächlich blieb ich heute weitestgehend verschont. Nur ein paar böse Blicke erreichten mich.
Trotzdem verabschiedete ich mich, als Luca sich umziehen gehen wollte. Immerhin wusste ich nicht, wie das Team drauf war, wenn Luca nicht wie ein Wachhund neben mir stand. Luca akzeptierte das auch.
Es dauerte noch ein paar Minuten, bevor das Warm Up der Moto3 losgehen sollte. Also beschloss ich, eben noch mal bei Fabio vorbeizuschauen und ihm viel Glück zu wünschen.
Ich lief eine Weile, bis ich die Box seines Teams fand. Zufällig stand Fabio gerade vor der Box und sah mit angespanntem Gesicht in der Boxengasse hin und her. Dann entdeckte er mich. Er nahm mich freundschaftlich in den Arm und wünschte mir einen guten Morgen.
Hallo, Fabio.", begrüßte ich ihn lächelnd, „Ich wollte dir nur eben viel Glück für dein Warm Up wünschen. Und bleib sitzen!" „Das habe ich vor.", erwiderte er mit diesem so prägnanten französischen Akzent.
Er hatte wohl noch fünf Minuten, deshalb fragte er mich: „Was macht Luca eigentlich?" „Der wollte sich aufwärmen und umziehen.", antwortete ich schulterzuckend, „Aber bei seinem Team bleiben... da hatte ich wirklich keine Lust drauf." „Ach ja. Da war ja was.", Fabio verdrehte die Augen.
Ich weiß wirklich nicht, was deren Problem ist.", seufzte ich und Fabio stimmte zu: „Das verstehe ich auch nicht." Seine Box kam langsam in Bewegung und schob sein Motorrad samt Startmaschine in die Boxengasse. Die Startmaschine war nötig, um den Motor zu starten. Um Gewicht zu sparen, hatten die Bikes keinen Kickstarter und auch kein Zündschloss.
Völlig unvermittelt fragte Fabio mich plötzlich: „Wann wollt ihr beide eigentlich zugeben, dass ihr verrückt nacheinander seid und endlich zusammen kommen?" „Was?", mir blieb der Mund offen stehen. Wovon sprach Fabio da bitte?
Er deutete mit einem Nicken hinter mich und grinste. Ich sah über die Schulter und entdeckte Luca, der an der Mauer vor der Forward-Box lehnte und uns beobachtete. Ich schlug einen warnenden Ton an: „Fabio..." „Ich muss auf die Piste!", rief er mir noch lachend zu, als er sich umwandte und seinen Helm aus der Box holte.
Kopfschüttelnd ließ er mich stehen. Meine Gedanken drehten sich plötzlich so schnell im Kreis, dass ich sie nicht mehr zu fassen bekam. Mir wurde richtig schlecht. Was sah er nur, was ich nicht sah? Interpretierte er nicht einfach ein bisschen viel in die gute, wohlgemerkt freundschaftliche Beziehung hinein?
War die Beziehung nur freundschaftlich? Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher. Da war dieses Kribbeln im Bauch, immer und zu jeder Zeit, wenn ich an ihn dachte. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. So langsam bekam ich Kopfschmerzen.
Ich wollte mit meinen Gedanken nicht mehr allein sein. Ich konnte es nicht mehr. Schnell schlug ich die entgegengesetzte Richtung ein und eilte durch die Boxengasse. Vor Vales Box blieb ich dann doch stehen. Ganz so einfach würden sie mich hier wohl nicht rein lassen.
Doch ich hatte die Rechnung ohne Vale gemacht. Der hatte mich nämlich entdeckt und kam zum Tor. „Na, hat Luca dich raus geschmissen?", er zwinkerte mir zu. Ich schüttelte den Kopf.
Kann ich hier die Warm Ups gucken?", fragte ich ihn, ohne weiter auf seine Bemerkung einzugehen. Vale nickte und führte mich in die Box: „Klar." Sein Team begrüßte mich freundlich, widmete sich aber gleich wieder Vales Motorrad.
Vale brachte mich in den hinteren Teil der Box und stellte mir einen Stuhl vor den Fernseher. „Bin gleich wieder bei dir.", sagte er und ließ mich allein.
Ich richtete meine volle Aufmerksamkeit auf den Bildschirm vor mir. Die Kommentatoren verstand ich zwar nicht, aber immerhin konnte ich die Zeitenliste sehen und verfolgen.
Dann tauchte Vale wieder neben mir auf. Er hatte jetzt seine Lederkombi an und setzte sich auf den Stuhl, den er sich mitgebracht hatte. „Und habt ihr den Abend gestern genossen?", fragte Vale unschuldig, doch sein schelmischer Blick verriet ganz genau, worauf er hinaus wollte.
Ich blieb vollkommen ernst, als ich antwortete: „Ja, Vale, wir hatten einen sehr schönen Abend." Er konnte sein Lachen ganz offensichtlich kaum zurückhalten. „Werde ich bald Onkel?", stichelte er weiter.
Ich glaube nicht.", erwiderte ich unbeeindruckt, „Außerdem nennt man das, glaube ich, Vater, wenn man ein Kind bekommt, Vale. Da kannst nur du wissen, ob du das bald wirst." Damit hatte er nicht gerechnet. Verblüfft sah er mich an. Doch nach ein paar Sekunden verstand er, dass ich auf sein Spiel eingestiegen war.
Okay, alles klar. Der war nicht schlecht. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Es knistert doch bei euch, oder nicht?" Darauf wollte ich gar nicht eingehen, also meinte ich nur: „Ich weiß gar nicht, was du meinst."
Lieber verfolgte ich Fabios Fahrt auf Platz 21 der Zeitenliste. Nur wenige Minuten später ging Luca auf die Strecke. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf ihn.
Doch Vale ließ nicht locker: „Ach komm, du magst ihn doch." „Ja, ich mag ihn. Das ist aber auch alles." „Das glaube ich dir nicht.", entgegnete Vale, „Und ich weiß, dass Luca absolut verrückt nach dir ist."
Für einen Moment stockte mir der Atem. Konnte das wirklich wahr sein? Doch die letzten Jahre hatten mich gelehrt, nicht zu optimistisch zu sein.
Ja, ist klar und ich bin neunfacher Motorradweltmeister.", erwiderte ich ironisch. Vale stieg voll drauf ein: „Ach, du bist das! Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wer das war." Ich blieb stumm und schüttelte einfach nur den Kopf.
Auf dem Fernsehbildschirm zeigte eine Slowmotion gerade die Wiederholung eines heftigen Hinterradrutschers von Luca. Ich zuckte heftig zusammen und gab einen erschrockenen Laut von mir. Doch Luca blieb sitzen.
Mein Herzschlag brauchte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Valentino neben mir blieb allerdings ganz gelassen. „Das war nichts Tragisches. Ein kleiner Rutscher. Den sollte man abfangen können, wenn man auf diesem Level fahren will. Dafür trainieren wir auf der Ranch.", erklärte er schulterzuckend. Gefährlich hatte es trotzdem ausgesehen.
Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um ihn?", Vale zwinkerte mir zu, doch ich winkte ab: „Ich will einfach nicht, dass er sich wehtut." „Also machst du dir Sorgen.", beharrte er.
Okay.", gab ich einfach nach, „Dann mach ich mir eben Sorgen um ihn." Das brachte Vale allerdings nicht zum Schweigen: „Also ist er dir wichtig?" „Du bist ganz schön nervig heute.", mehr wollte ich dazu nicht sagen. „Du wärst ja nicht hier, wenn er dir nicht wichtig wäre.", überlegte er laut. Ich sagte einfach nichts mehr.
Valentino hatte recht. Aber das wollte ich nicht zugeben. Natürlich war Luca mir wichtig und ganz offensichtlich machte ich mir Gedanken um ihn. Trotzdem wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich vielleicht, ganz vielleicht doch ein ganz kleines bisschen verliebt in ihn war.
Luca beendete sein Warm Up auf dem 24. Platz. Keine fünf Minuten später tauchte er in Vales Box auf. Er trug noch immer seine Kombi.
Na dann, dein Luca ist ja jetzt da, dann kann ich mich ja eben anziehen.", schmunzelte Vale, als er von seinem Stuhl aufstand und uns allein ließ. Luca zog die Augenbrauen nach oben und meinte: „Was auch immer er damit meint." „Keine Ahnung.", presste ich mühsam hervor. Lucas Reaktion hatte nicht gerade Potenzial, meine Hoffnung zu steigern.
Ein wenig niedergeschlagen starrte ich auf den Boden vor meinen Füßen. Für einen Moment hatte ich doch tatsächlich geglaubt, dass wir eine kleine Chance hatten. Wie naiv ich doch war.
Luca bemerkte davon rein gar nichts. „Wollen wir uns das Warm Up ansehen?", fragte er mich. Ich nickte stumm und folgte ihm hinaus in die Boxengasse. Er steuerte die Tribüne an und suchte uns dort einen Platz. Von hier konnten wir Vales Fahrt auf Platz 2 gut beobachten.
Bevor die Rennen anfingen, war erst noch Mittagspause. Luca verwickelte mich in ein ungezwungenes Gespräch und brachte mich schnell auf andere Gedanken.
Hast du eigentlich Hunger?", fragte er mich irgendwann. „Jetzt wo du es sagst...", meinte ich und strich mit der Hand über meinen Bauch. Er lachte herzhaft und meinte dann: „Dann geh ich uns mal was zu essen holen."
Ein paar Minuten war ich allein. Von meinem Platz aus konnte ich die ganze Boxengasse überblicken. Klar, ich konnte nicht mehr ganz genau erkennen, was oder wer am anderen Ende war, aber ich sah doch zumindest, wo etwas los war.
Ich konnte sogar Luca ausmachen, der gerade auf dem Weg zu dem einzigen Essensstand in der Boxengasse war. Auf halbem Wege wurde er von jemandem abgefangen. Ich strengte mich an und verengte meine Augen zu schlitzen, um zu erkennen, wer es war. Er trug ein hellblaues T-Shirt und ein ebenso blaues Base-Cap. Trotzdem dauerte es einen Moment, bis ich ihn als Fabio identifizierte.
Was auch immer der kleine Franzose sagte, Luca war nur bedingt begeistert davon. Sein ganzer Körper war plötzlich angespannt. Das konnte ich sogar von hier erkennen. Nur wenig später verschwand Fabio wieder.
Kurz darauf kehrte Luca mit belegtem Baguette zurück. Während wir genüsslich unser Ciabatta kauten, rollten unten die Moto3-Piloten in die Startaufstellung.
Es wurde kein sehr spannendes Rennen. An der Spitze war schnell alles klar. Brad Binder, der sowieso schon der Titelfavorit war, holte sich hier seinen nächsten Sieg. Fabio kämpfte zwar in einer großen Gruppe um die Punkteränge, aber er fiel einige Runden vor Schluss durch einen groben Fehler weit zurück. Er schaffte es bis zur Zielflagge nicht wieder über Platz 18 hinaus.
Das Rennen war kaum abgewunken, da sprang Luca auch schon auf. „Ich fahr eben mein Rennen und dann bin ich ganz schnell wieder bei dir.", versprach er mir, doch ich ermahnte ihn: „Konzentrier dich aufs Fahren. Du brauchst die Punkte." Er schenkte mir ein entwaffnendes Lächeln und sagte: „Versprochen."
Dann war ich allein. Ich konnte die Siegerehrung beobachten, allerdings befand ich diese für nicht sonderlich spannend. Stattdessen ließ ich meine Gedanken kreisen. Da hatte es Valentino doch für einen Moment geschafft, mir meine gut versteckten Gefühle klar zu machen und sogar etwas Hoffnung zu schöpfen. Man musste doch wirklich immer auf der Hut sein. Vor allem da Luca doch recht schnell gezeigt hatte, dass er da nicht unbedingt einer Meinung mit Vale war. Ich hatte doch von Anfang an gesagt, dass Luca kein Interesse an mir hatte. Aber weder Vale noch Fabio noch Lilia hatten das hören wollen. Tja, manchmal hatte ich nun mal auch recht.
Fabios Auftauchen unterbrach meine trüben Gedanken. „Na, warum schaust du wie drei Tage Regenwetter?", begrüßte er mich, als er sich neben mich setzte. Ich zuckte mit den Schultern und murmelte: „Ich weiß nicht." „Fehlt dir etwa dein Luca schon?", feixte er, „Keine Sorge, der fährt nur eben ein Rennen."
Darauf ging ich gar nicht erst ein. Vielleicht sollte ich heute die Rennen einfach irgendwo alleine gucken. Jeder war heute offensichtlich der Meinung, sich in mein nicht vorhandenes Liebesleben einzumischen.
Aus der Boxengasse ging es für die Moto2-Fahrer hinaus auf die Strecke und in die Startaufstellung. Dort warteten neben einigen ausgewählten Mitgliedern des Teams auch die Gridgirls auf die Fahrer. Neben Luca stand mal wieder eine Blondine mit D-Körbchen und Kleidergröße 34.
Ich brummelte missmutig vor mich hin. Na wunderbar! Eifersucht konnte ich gerade gar nicht gebrauchen. Am liebsten würde ich dem Blondchen im kurzen Kleidchen den Schirm aus der Hand reißen und sie mit einem gepflegten Arschtritt zurück über die Boxenmauer befördern. Entschuldigt die Ausdrucksweise. Mario passte die Kleine sicher ganz wunderbar.
Okay, also irgendwie bin ich gerade froh, dass deine Blicke nicht töten können.", meinte Fabio, „Sonst hättest du inzwischen die halbe Startaufstellung erledigt." „Quatsch!", knurrte ich. Niemand würde meine tödlichen Blicke abbekommen. Außer einer vielleicht.
Ich atmete erst wieder auf, als die Teams und die Gridgirls die Startaufstellung verlassen mussten. Immerhin ging sie jetzt wieder auf Abstand zu Luca.
Dafür ergriff jetzt eine neue Spannung von mir Besitz. Gleich wurde das Rennen gestartet. Die Fahrer kehrten aus der Aufwärmrunde zurück und nahmen ihre Positionen ein. Die Ampel ging an. Neben mir ahmte Fabio das summende Geräusch der Motoren nach.
Balda überraschte vom Start an. Schon in der ersten Runde reihte er sich in den Kampf um den Sieg ein. Bis zur Mitte des Rennes kämpfte er mit fünf anderen Piloten um Platz 2, während Alex Rins trotz gebrochenem Schlüsselbein und starken Schmerzen vorne wegfuhr. Doch dann konnte Balda sich vorne absetzen und in der vorletzten Runde schließlich an Rins vorbeiziehen.
Luca kämpfte in der zweiten großen Gruppe, die sich von Platz 8 bis zu Platz 15 erstreckte. Er hatte am Start viele Plätze gut gemacht und konnte jetzt schon an Punkten schnuppern. Die Kämpfe waren eng und ich schwitzte auf der Tribüne Blut und Wasser vor Anspannung.
Am Ende wurde Luca 13. und Balda konnte sein erstes Moto2-Rennen gewinnen. Ich war unglaublich stolz auf beide. Als sie die Ziellinie überquerten, fiel ich Fabio vor Freude um den Hals.
Ich musste noch eine Weile warten, bis Luca wieder zu uns stieß. Zuerst beglückwünschte er noch Balda zu seinem Sieg und feierte ein paar Minuten mit seinem Team. Außerdem musste er noch seine Lederkombi ausziehen. Fabio musste meine Ungeduld ertragen. Doch der amüsierte sich prächtig über mich.
Dann endlich kam Luca die Treppe hoch. Als er unsere Stufe erreichte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und fiel ihm um den Hals. Luca zögerte, sichtlich überrascht von meinem Empfang. Doch als ich mich gerade zurückziehen wollte, legte er seine Arme um mich und zog mich so dicht an seinen Körper heran, wie es nur ging.
Fabios Räuspern riss uns wieder auseinander. „Ich dachte, ihr wollt vielleicht wissen, dass das Rennen gleich losgeht.", meinte er unschuldig. Luca und ich fuhren zeitgleich herum, doch die Startaufstellung war noch leer.
Ah, ich seh schon. Marquez schon wieder vorn, was?", entgegnete Luca und zog sich weiter von mir zurück. Er setzte sich auf meine andere Seite und richtete den Blick starr geradeaus. Fabio bemerkte die veränderte Stimmung und sah mich an, als wollte er fragen ‚Was ist denn jetzt los?'. Ich zuckte ebenso verwirrt mit den Achseln.
Zwanghaft versuchte Fabio das Thema zu wechseln: „Mensch Vanessa, du bist heute den ganzen Tag schon so angespannt. Was ist denn los?" Luca warf mir einen Blick zu, der ein wenig schuldbewusst aussah. Ich suchte mir eine möglichst plausible Ausrede: „Ich bin einfach ein wenig aufgeregt. In einer Woche fängt mein Studium an." „Du wirst das mit links schaffen. Das weiß ich einfach.", mischte sich Luca plötzlich ein und legte eine Hand auf mein Knie.
Das hoffe ich, aber ich bin einfach etwas nervös, was die Leute angeht.", erklärte ich und beschwor so tatsächlich Aufregung herauf. Wow, diese Gefühlsmischung brachte meinen Magen doch richtig auf Touren.
Luca hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht, mir einerseits die Aufregung zu nehmen und andererseits tausende Schmetterlinge in meinem Bauch freizulassen. „Da brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Du bist so ein toller Mensch, dass man dich nur mögen kann." Tja, aber mögen war halt doch nicht dasselbe wie lieben. „Danke, das hast du echt lieb gesagt.", meinte ich mit rot glühenden Wangen.
Die aufheulenden Motoren der MotoGP-Motorräder unterbrachen unser Gespräch. Jetzt gehörte unsere ganze Aufmerksamkeit der Startaufstellung und dem Rennen der MotoGP.
Luca und Fabio vertrieben sich die Zeit bis zum Start mit Fachsimpeln. Ich hörte nur mit einem Ohr zu. Während Fabio auf einen Sieg von Lorenzo tippte, war sich Luca ganz sicher, dass Valentino gewinnen würde. Eine gute Ausgangsposition hatte er ja. Wenn er hier gewann, dann brannte hier der Baum.
Lorenzo wollte sich direkt nach dem Start vom Rest des Feldes absetzen, doch Vale ließ das nicht zu. Er blieb dran und konnte seinen Teamkollegen schon in der zweiten Runde überholen. Die Strecke war sofort in gelben Rauch getaucht. Während Rossi also souverän führte und Lorenzo dahinter gegen Marquez kämpfte, schlich sich still und heimlich Dani Pedrosa näher. Beunruhigt beobachtete ich seine immer schnelleren Rundenzeiten. Nur drei Runden nachdem Pedrosa sich Marquez und Lorenzo geschnappt hatte, war er auch an Vale dran. Es dauerte nicht lang, bis er auch ihn überholt hatte. Doch so schnell gab Vale nicht auf. Bis zum Schluss versuchte er, sich seinen Sieg zurückzuholen. Am Ende war es aber Dani Pedrosa, der der Schnellere war. Trotzdem bejubelten wir Valentinos 2. Platz im Stehen.
Schade.", befand Luca und Fabio rieb sich das Kinn: „Damit hatte ich nicht gerechnet." „Dann werden wir ihn wohl nachher aufmuntern müssen.", gab ich zu bedenken und lenkte damit die Aufmerksamkeit der beiden auf mich.
Luca wirkte nicht so recht begeistert von meinem Vorschlag. Er wiegte den Kopf hin und her und meinte schließlich: „Eigentlich hätte ich dich gern noch ein wenig für mich, bevor du wieder fliegst." „Ach ja?", fragte ich nach, „Und was hast du da vor?" Plötzlich standen wir uns ganz dicht gegenüber.
Die Spannung in der Luft zwischen uns war greifbar. Man konnte die Funken quasi überspringen hören. Es knisterte in meinen Ohren und prickelte auf meiner Haut. Ein kribbelndes Verlangen nach seiner Nähe zerrte an meinen Nerven.
Hm, wir könnten zum Beispiel...", Luca verstummte. Er runzelte angespannt die Stirn. Seine Suche nach Worten war nicht wirklich erfolgreich.
Mon dieu!", stöhnte Fabio genervt, „Küss sie doch endlich!" Luca erstarrte völlig. Mit seinen Augen suchte er mich nach einem Zeichen der Abwehr ab. Doch er fand nichts.
Unsere Blicke trafen sich und ich versank in seinen klaren, karibikwasserblauen Augen. Ich driftete ab und verlor die Welt um mich herum aus dem Blick. Mein Atem ging schnell und flach, ähnlich rau wie Lucas. Vorsichtig legte er seine Hände an meine Wangen und streichelte mit seinen Daumen sanft meine Haut.
Ich schloss die Augen und seufzte genießerisch. Das war wohl Lucas Signal. Sein warmer Atem streifte meine Lippen und ich spürte die Hitze, die sein Körper ausstrahlte ganz nah an meinem. Im nächsten Moment berührten seine Lippen zum ersten Mal meine.
Und dann explodierte etwas in meinem Inneren und tausende, kleine kribbelnde Schmetterlinge flatterten überall durch meinen Körper. Heißes Feuer rauschte meine Adern entlang und belebte meine Sinne.
Ungehalten schlang ich meine Arme um Lucas Nacken und vergrub meine Finger in seinen weichen Haaren. Lucas Hände rutschten nach unten auf meinen Rücken und er presste mich noch näher an sich. In diesem Moment konnte ich mein Glück kaum fassen. Es war anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Lucas Zurückhaltung war hier und jetzt fast völlig verschwunden. Stattdessen steckte er alle seine Gefühle der letzten Zeit in diesen Kuss und ich konnte jedes einzelne spüren.
Na endlich!", hörte ich Fabio irgendwo in der Ferne sagen.

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