Wieder in deinen Armen

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Es war kalt in Tavullia, obwohl die Sonne schien. Aber auch hier hatte der Winter Einzug gehalten. Deshalb hatte ich schon heute Morgen den Hoodie angezogen, den Luca mir geschenkt hatte.
Steht dir.", meinte Luca, „Nur wer zur Hölle ist dieser Typ, von dem du da den Namen rumträgst?" „Hm, ich weiß nicht. Irgend so ein Motorradfahrer, glaube ich." „Glaubst du.", er zog eine Augenbraue nach oben. Ich grinste ihn herausfordernd an: „Ja, glaube ich. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Da bin ich mir nicht mehr so sicher." Plötzlich wurde Luca ernst: „Ja, du hast recht. Das war ziemlich hart für mich." „Ja, für mich auch.", seufzte ich und sank in seine schützenden Arme.
Kurz vor meinem Abflug am 28. Dezember hatte ich den noch frischen Frieden zwischen Marec und mir auf die Probe gestellt. Ich teilte ihm mit, dass ich gerade in das Flugzeug stieg, dass mich nach Italien zu Luca bringen würde. Doch Marec überraschte mich. Seine einzige Reaktion war ein „viel Spaß" gewesen.
Den ersten Abend wieder vereint hatten Luca und ich zu zweit verbracht. Seine Mutter war ausgegangen, um uns ein wenig Freiraum zu lassen. Wir beide hatten zusammen gekocht und uns nach dem Essen in sein Zimmer zurückgezogen.
Über den Tag hatte heute die Sonne geschienen. Deshalb waren wir viel mit Cesare und Cecilia draußen unterwegs gewesen. Jetzt hatten sich beide völlig fertig in ihren Körbchen zusammengerollt und schnarchten leise vor sich hin.
Ich lag an Luca gekuschelt auf der Couch. Seine warmen Hände ruhten auf meiner Hüfte, während ich halb auf und halb neben ihm lag. Ruhig hob und senkte sich seine Brust mit jedem Atemzug. Unter meiner Hand schlug sein Herz in einem ruhigen, gleichmäßigen Takt. All das im Zusammenspiel mit seinem berauschenden Duft und seinen himmlischen blauen Augen brachte mich um den Verstand. Alles in meinem Kopf drehte sich nur noch um ihn.
Auf den Film, der im Fernsehen lief, konnte ich mich nicht konzentrieren. Er war eh auf Italienisch. Lucas Mum sah konzentriert auf den Bildschirm, vermutlich mit Absicht.
Für mich reichte Lucas Anwesenheit in diesem Moment vollkommen aus, um mich absolut zufrieden zu machen. Und auch seine Augen hatten einen schläfrigen, zufriedenen Glanz.
Nach dem Film verabschiedete sich Stefania ins Bett. Luca und ich blieben noch ein wenig auf der Couch liegen, während der Fernseher weiter vor sich hinlief. Doch wir achteten nicht darauf.
Erst das Klingeln von Lucas Handy riss uns aus unserer Trance. „Si?", meldete er sich und lauschte dem Anrufer. Seine erneute Antwort war italienisch. So konnte ich das weitere Gespräch nicht verfolgen. Ich konnte nur seinen Gesichtsausdruck beobachten und erraten, worum es ging. Doch das gelang mir nicht.
Schließlich stand Luca auf und verließ das Wohnzimmer in Richtung Haustür. Ich setzte mich auf und sah ihm hinterher. Wo war er denn jetzt hin?
Nach einigen Momenten waren im Flur mehrere Stimmen zu hören. Ein wenig nervös strich ich mir durch die Haare, um sie ein wenig zu glätten. Die Stimmen kamen mir bekannt vor und bald hatte ich auch die dazugehörigen Gesichter wieder vor Augen. Es waren Lucas Freunde Mattia, Paolo, Marco und Ricciardo.
Hi, oh wow, ich wusste gar nicht, dass du hier bist!", rief Ricci aus und fiel mir um den Hals. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, deshalb stolperte ich rückwärts gegen die Couch und fiel nach hinten um. „Hey, Ricci!", rief Luca zu uns rüber, „Such dir deine eigene Freundin zum Flachlegen!"
Ricci konnte gar nicht schnell genug von mir runter kommen, während sich die anderen köstlich amüsierten. Er reichte mir eine Hand, um mir wieder aufzuhelfen. „Ist alles in Ordnung?", fragte er mich ein wenig schüchtern. Ich nickte. Meine Wangen glühten rot vor Verlegenheit.
Jetzt kamen auch die anderen drei zu mir, um mich zur Begrüßung zu umarmen. Danach setzten wir uns wieder auf die Couch. Luca achtete genau darauf, sich zwischen Ricci und mich zu setzen.
Okay,", meinte Marco und fing an, seinen Rucksack auszupacken, „wir haben Alkohol und Knabberzeugs. Was tun wir jetzt?" „Uns betrinken?", schlug ich vor. Paolo lachte: „Oh ja, das war der Plan, aber die eigentliche Frage ist, wie betrinken wir uns?" „Also, für Wahrheit oder Pflicht bin ich noch nicht betrunken genug.", warf Mattia ein und lehnte sich zurück. „Dabei warst du doch derjenige, der schon das erste Bier im Auto geext hat.", schmunzelte Ricci und schlug vor, „Wie wäre es mit 'Ich hab noch nie'?"
Klingt gut.", stimmte Marco zu und Luca wandte sich an mich: „Kennst du das?" „Jap.", ich nickte knapp und griff nach einer Flasche Bier. Eigentlich mochte ich kein Bier, aber heute war das schon okay.
Das stand also fest. Jeder hatte eine Flasche Bier vor sich stehen und Marco stellte die erste Frage: „Fangen wir mal leicht an: Ich habe noch nie ein Auto ohne Führerschein gefahren." Ich griff nach dem Bier und trank einen Schluck, genauso wie Mattia und Paolo. „War ja klar, dass du gleich wieder damit anfängst.", Paolo verdrehte die Augen. Luca erklärte kurz die Geschichte: „Paolo und Mattia haben mit 15 das Auto von Paolos Opa gefahren und es an einen Baum gesetzt. Es hat nie jemand rausgefunden, dass es die beiden waren." „Jetzt wollen wir aber auch deine Geschichte hören!", forderte Mattia.
Die ist absolut unspektakulär.", ich zuckte mit den Schultern, „Ich bin schon mal den Transporter von meinem Vater im Fahrerlager gefahren." „Wie langweilig.", verdrehte Mattia die Augen, aber Paolo funkte dazwischen: „Im Fahrerlager?" „Mein Bruder fährt Motorradrennen. Deswegen haben Luca und ich uns ja auch kennengelernt.", erklärte ich.
So ging es eine ganze Weile mit harmlosen Fragen weiter. Wir waren inzwischen gut angetrunken und wagten uns langsam in pikantere Sphären vor. „Okay, okay, ich hab einen!", rief Mattia aus. Wir alle sahen ihn erwartungsvoll an, während er ein wenig mühevoll seinen Satz formulierte: „Ich hab noch nie etwas von meinem besten Freund oder meiner besten Freundin gewollt." Ich schnappte nach Luft und wünschte mir, der Boden würde sich auftun.
Paolo griff nach seiner Flasche, während ich noch zögerte. Doch ich konnte spüren, wie meine Wangen sich dunkelrot färbten. Luca achtete zum Glück gerade nicht auf mich, so hoffte ich, dass er nix davon mitbekam.
Doch Ricci machte meine Hoffnungen zunichte: „Du Luca, ich glaube, deine Freundin möchte dir was sagen." Lucas Blick schoss zu mir herum. Ich biss mir auf die Lippe und zog den Kopf ein. Alle anderen sahen jetzt auch mich an. Eine gefühlte Ewigkeit lang sahen mich alle einfach nur an, bis Luca sich fing und meinte: „Ähm... Ich glaube, das ist nichts, was wir jetzt hier ausbreiten müssen."
Ach man, Luca! Du verdirbst uns den ganzen Spaß!", jammerte Paolo und auch Marco beschwerte sich: „Das wollen wir jetzt aber auch wissen!" Luca aber stellte sein Bier weg und stand auf. „Ich glaube, es ist gut für heute.", meinte er, „Schön, dass ihr noch vorbeigekommen seid. Wir sehen uns übermorgen zu Silvester."
Seufzend und brummend erhoben sich Paolo, Marco, Mattia und Ricci von ihren Plätzen. Luca begleitete sie noch hinaus, während ich immer noch in mich zusammengesunken auf der Couch saß und vor mich hin starrte.
Komm.", Luca tauchte vor mir auf, „Lass uns ins Bett gehen." Ich seufzte leise und ließ mir von Luca aufhelfen. Wir gingen nach oben ins Bad, um uns bettfertig zu machen, und kuschelten uns danach gemeinsam unter die Decke.
Ich startete einen vorsichtigen Versuch, das Thema von vorhin wieder aufzugreifen: „Ich... ähm... ich glaube, ich sollte dir noch was erklären." „Ist schon okay, ciccina.", unterbrach er mich, „Ich wusste es." „Woher?" „Das war nicht so schwer zu erraten.", er zuckte mit den Schultern, „Aber ich komme irgendwie damit klar. Du weißt ja, dass ich nie wirklich begeistert von ihm war."
Ja.", seufzte ich, „Das weiß ich. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen." „Das sage ich mir auch immer wieder.", ein schwaches Lächeln erschien auf Lucas Gesicht. Wieder seufzte ich tief und kuschelte mich an ihn.
Er legte seine Arme um mich und hauchte mir an den Hals: „Wenn du glaubst, dass ich dich jemals wieder gehen lasse, dann hast du dich geschnitten." Sein Atem kitzelte meine Haut und ich versuchte ihm kichernd auszuweichen.
Sanft fing er mein Gesicht mit seinen Händen ein und sah mir eindringlich in die Augen. Mir war, als würden Wellen warmen Karibikwassers über mir zusammenschlagen, so tief versank ich in seinem Blick. „Ti amo.", seine Stimme klang rau und kratzig.
Mir blieb die Luft weg. Panik wallte in großen Schüben in mir auf und drohte, mich zu verschlingen. Dafür war ich noch nicht bereit! Warum sagte er so was? Und warum zum Teufel tauchte jetzt Marecs Gesicht vor meinem inneren Auge auf?!? Ich spürte, wie ich langsam anfing, zu hyperventilieren.
Aus einer Kurzschlussreaktion heraus lehnte ich mich nach vorn und küsste Luca stürmisch. So wollte ich meine Panik ersticken und meinen Kopf zum Schweigen bringen.
Eine Sekunde lang zögerte Luca, doch dann erwiderte er den Kuss ebenso leidenschaftlich. Weich und doch fest lagen seinen Lippen auf meinen, bewegten sich im Einklang mit meinem Rhythmus. Ein wenig umständlich aber ohne den Kuss zu unterbrechen, kletterte ich über ihn, sodass ich auf seinem Becken saß und mich mit meinen Händen rechts und links neben ihm abstützte.
Lucas warme Hände rutschten unter den Stoff meines, also eigentlich seines Schlafshirts. Langsam schob er den Stoff höher und streichelte meine Haut. Ich unterbrach den Kuss, nur um mich aufzusetzen und mir das T-Shirt über den Kopf zu ziehen.
Unsere Lippen fanden sich schnell wieder. Dieser Kuss versprach so viel und schaffte es tatsächlich, meinen Kopf komplett leer zu fegen. Er wagte mit seiner Zunge einen zaghaften Vorstoß, doch seine Zurückhaltung verschwand, als ich mit meiner Zunge zu einem heißen Tanz einlud.
Meine Hände suchten sich ihren Weg in seine weichen Haare und unter sein Shirt. Ich konnte die Gänsehaut spüren, die meine Berührungen auf seiner Haut auslösten. Seine Muskeln spannten sich unten meinen Fingern, die leicht über seinen durchtrainierten Oberkörper strichen.
Ein wenig ungeduldig löste ich mich von seinen Lippen und half ihm, den störenden Stoff loszuwerden. Ich konnte meine Finger gar nicht schnell genug wieder auf seine überhitzte Haut legen. Unter meiner Hand konnte ich sein Herz schlagen spüren. Es hatte definitiv Renntempo angeschlagen.
Für einen Moment nahm ich unseren unterbrochenen Kuss wieder auf. Doch dann ließ ich meine Lippen wandern. Ich zog eine feuchte Spur über seinen heißen Körper. Von seinem Hals über Brust und Bauch bis hin zum Bund seiner Shorts, unter der inzwischen ganz deutlich eine Wölbung erkennbar war. Lucas Atem ging flach und schnell. Wild und stürmisch blitzten mich seine Augen durch seine dichten Wimpern hindurch an.
Er gab einen unterdrückten Laut von sich, als ich ihn durch den dünnen Stoff seiner Shorts berührte. Oh Gott, er war so heiß! Ob er wohl wusste, wie verführerisch er gerade vor mir lag?
Nur ein klein wenig verstärkte ich den Druck meiner Berührung, konnte spüren, wie er in meiner Hand zuckte, und entlockte ihm so ein heiseres Stöhnen.
Doch das reichte mir nicht. Ich wollte ihn spüren, wollte mich ihm hingeben. So schnell es eben mit zitternden Fingern und einer Hand ging, zog ich meinen Slip aus und befreite Luca anschließend von seinen Shorts.
Unnachgiebig zog Luca mich zu sich nach oben und verwickelte mich in einen quälend langsamen Kuss. Gleichzeitig ließ er seine Hände über meinen Körper wandern. Heißes Kribbeln blieb unter seinen Fingern zurück. Meinen ganzen Körper steckte er in Brand. Ich hatte wohl nie weniger klar denken können, als in diesem Moment.
So nahm ich gar nicht bewusst wahr, dass Luca ein Kondom aus dem Nachttischschrank heraussuchte und es sich überzog.
Das wurde mir erst klar, als er uns mit Schwung umdrehte, sodass ich jetzt unter ihm auf der Matratze lag. Sanft drang er in mich ein. Ich keuchte auf, als er seine Lippen an meinen Hals legte und zeitgleich mit dieser Liebkosung begann, sich zunächst langsam zu bewegen.
Mit meinen Fingern krallte ich mich an Lucas starken Schultern fest und nahm seinen Rhythmus auf. Er lehnte seine Stirn gegen meine und sah mir tief in die Augen. In dieser Sekunde wusste ich, dass ich ihn nicht verlieren durfte. Ich würde nie wieder jemanden wie ihn finden.
‚Außer Marec...', flüsterte eine kleine fiese Stimme in meinem Hinterkopf. Doch ich schob sie schnell beiseite und bewegte mich stärker gegen Luca, um ihn so dazu zu bewegen, sein Tempo zu verstärken. Ich wollte an nichts anderes mehr denken können als an ihn. Ach was, ich wollte überhaupt nicht mehr denken können. Denken machte alles nur kompliziert.
Luca zog sich etwas zurück und knurrte etwas Unverständliches, dann gab er mir zu verstehen, dass ich mich umdrehen sollte. Auf allen vieren kniete ich nun vor ihm auf dem Bett, ihm vollkommen ausgeliefert. Seine Hände landeten auf meinen Hüften und nur Sekunden später spürte ich ihn erneut in mir.
Kurz gab er mir Zeit, mich an die neue Tiefe zu gewöhnen. Es war, als wäre er überall. Ich spürte ihn in mir, seine Hände auf mir, in meinem Kopf.
Dann verstärkte er seinen Rhythmus, nahm ein höheres Tempo auf. Und mein Kopf war endlich leer. Nur noch Lucas tiefe Stöße beherrschten mein Denken.
„Oh Gott, ja!", entfuhr es mir, als er einen ganz bestimmten Punkt traf. Das blieb von ihm nicht unbemerkt, also wiederholte er das. Ich stöhnte erneut auf und Luca begann jetzt ganz gezielt diesen Punkt zu stimulieren. Gleichzeitig legte er eine Hand auf meinen Bauch, um mich zu stabilisieren, während er mit den Fingern der anderen Hand meine Klitoris suchte.
Als er sie fand, gingen meine Lichter aus. Tausend kleine bunte Blitze tanzten vor meinen Augen, während ich mit seinem Namen auf den Lippen kam. Nur einen Moment später spürte ich Lucas keuchenden Atem in meinem Nacken, als auch er mit einer letzten Bewegung seiner Hüfte das Ziel erreichte.
Sobald er seinen Griff lockerte, sackte ich in mich zusammen und blieb erschöpft und schwer atmend auf seinem Kissen liegen. Luca lag noch eine Weile halb auf und halb neben mir, bevor er schließlich noch einmal aufstand, um das Kondom zu entsorgen. Dann kam er wieder zu mir ins Bett und zog die Decke über uns. All das nahm ich nur noch durch halb geöffnete Augen wahr. Luca lag gerade neben mir, da übermannte mich der Schlaf.

Der nächste Tag begann unmenschlich früh. Halb acht sollte Fabios Flug landen. Eine halbe Stunde brauchten wir bis zum Flughafen von Rimini. Da wir noch duschen mussten, klingelte der Wecker um sechs.
Es fiel mir wirklich schwer, Luca nicht ins Bad zu folgen, als er zuerst duschen ging. Doch er hatte recht. Wenn wir gemeinsam duschten, würde es zu lange dauern. Wir konnten einfach nicht die Finger voneinander lassen. Dafür war Lucas durchtrainierter Körper aber auch einfach zu verführerisch, wenn er vom Wasser nass glänzte oder der Schaum vom Duschgel langsam über seine gebräunte Haut nach unten rann...
Okay, ich sollte unbedingt an etwas anderes denken. Um mich abzulenken, legte ich mir schon mal die Sachen aus meiner Reisetasche, die ich gleich anziehen wollte, auf dem Bett zurecht.
Nachdem auch ich fertig geduscht war, föhnte ich meine Haare und schlüpfte in die Jeans und meinen dicken Lieblingspulli. Luca war schnell mit Cesare und Cecilia eine Runde Gassi gegangen.
Als er wieder zurück war, stiegen wir ins Auto und fuhren zum Flughafen. Fabio wartete schon auf uns. Laut unsere Namen rufend kam er trotz seines Gepäcks zu uns gerannt und fiel uns nacheinander um den Hals. Luca hatte den Franzosen inzwischen auch richtig ins Herz geschlossen. Irgendwie wurde mir ganz warm, wenn ich die beiden so herzlich miteinander sah. So würde es mit Luca und Marec wohl nie sein. Ich vertrieb diesen wehmütigen Gedanken sofort wieder.

Nach einem ausgiebigen Frühstück hatten die beiden Jungs beschlossen, ein wenig Joggen zu gehen. In der Zeit besprachen Lucas Mum und ich die Essenspläne für die Silvesterparty am nächsten Abend. Es sollte ein großes Buffet mit allerlei verschiedenen Köstlichkeiten geben. Nicht fehlen durfte aber das „Cotechino con lenticchie", eine italienische Tradition, da Linsen Münzen ähnelten und deshalb Reichtum symbolisierten.
Alles, was wir heute schon vorbereiten konnten, arbeiteten wir ab, solange die Jungs noch nicht zurück waren. Zwischendurch verschwand Stefania für ein paar Minuten. Ich schnippelte weiter das Fleisch, das dann in die Marinade kommen sollte.
Als Stefania zurückkam, hatte sie einen kleinen schwarzen Beutel in der Hand. „Das habe ich für dich besorgt.", sagte sie und hielt mir die Tüte hin, „Ich hoffe, Luca hat mir die richtige Größe verraten." Neugierig beäugte ich die Tüte, doch ich wusch mir zuerst noch die Hände.
Dann nahm ich den Beutel entgegen und lugte hinein. Rote Spitzenunterwäsche leuchtete mir entgegen. Wow. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Mein Blick musste ziemlich leicht zu deuten sein, denn Stefania schmunzelte, als sie erklärte: „Es ist Brauch bei uns, an Silvester rote Unterwäsche zu tragen. Luca war sich nicht sicher, ob du welche hast und außerdem sagt man, sie sollte nicht selbst gekauft sein." „Ähm... Danke.", ich war immer noch ein wenig verunsichert.
Pünktlich zum Mittagessen kamen Luca und Fabio zurück. Beide gingen schnell duschen, Luca oben und Fabio in dem Badezimmer, das in der unteren Etage ans Gästezimmer angeschlossen war. Dann tauchte auch schon Vale mit Pizzen für uns alle auf.

Es war schon dunkel draußen, als Luca, Fabio und ich auf der Couch im Wohnzimmer saßen und uns langweilten. „Was machen wir jetzt?", fragte Fabio und Luca schlug vor: „Ins Bett gehen?" „Ich bin noch gar nicht müde.", widersprach Fabio und ich stimmte ihm zu. „Na gut...", meinte Luca dann und überlegte kurz, „Und wenn wir noch mal zum See fahren?" „Das klingt gut.", fand Fabio.
Gesagt getan. Der Plan war eigentlich nur, noch ein wenig ums Wasser zu laufen und dann wieder zurückzufahren.
Luca blieb in einiger Entfernung zu Fabio und mir stehen, denn er ahnte schon, dass mindestens einer von uns nass werden würde. „Brrr, ist das kalt.", Fabio schüttelte seine Finger, die er eben ins Wasser getaucht hatte. Ich lachte: „Das ist im Winter so."
Leider bemerkte ich sein schelmisches Grinsen zu spät und im nächsten Moment bekam ich schon kaltes Seewasser ab. Ich quietschte erschrocken und provozierte so das Lachen der Jungs. Na toll.
Ich finde nicht, dass du lachen solltest, mein Freund.", wandte ich mich an Luca, „Immerhin bist du so feige und traust dich nicht mal zu uns." „Ich glaube, dass eben war der beste Beweis dafür, dass es besser so ist.", grinste er mich an. Fabio sah mich skeptisch an und neckte dann: „Ist er eigentlich immer so eine Mimose?" „Er ist schon ein wenig empfindlich, wenn es um Kälte geht.", ich zuckte mit den Schultern. „Hey!", protestierte Luca, „Wenn du schon so eine große Klappe hast, solltest du vielleicht erst mal beweisen, dass du dir das erlauben kannst."
Wie stellst du dir das vor?", Fabio richtete sich auf und stand Luca nun gegenüber. Dessen Augen glitzerten plötzlich verräterisch und er tat, als müsse er noch überlegen. Ich ahnte schon, was jetzt kam.
Geh schwimmen. Und damit meine ich: Ab ins Wasser, und zwar komplett.", grinste Luca, doch Fabio forderte: „Okay. Aber du kommst mit." „Gut.", war die einzige Antwort.
Doch dann standen sich die beiden einfach nur gegenüber und sahen sich herausfordernd an. So wurde das heute nix mehr. Also machte ich einfach den Anfang, indem ich mir meinen dicken Pulli über den Kopf zog und ihn ins Gras fallen ließ. Puh, hatte ich mir das gut überlegt? Schon jetzt kroch mir die Kälte unter die Haut, was sollte das dann erst im Wasser werden.
Als ich meine Jeans aufknöpfte, hatte ich die volle Aufmerksamkeit der Jungs auf mir. „Was wird das?", fragte Luca skeptisch. „Ich ziehe mich aus.", schmunzelte ich, „Das müsstest du eigentlich wissen." „Schon klar, aber WARUM?" „Ich dachte, wir gehen schwimmen?", sagte ich dann und zog die Hose aus.
Fabio zuckte mit den Schultern und grinste: „Ja, wollten wir." Dann zog auch er sich bis auf seine Boxershorts aus. Luca zögerte noch, während Fabio und ich ihn erwartungsvoll ansahen. „Ach, was soll's.", schnaubte er schließlich und zog sich auch aus.
Aber als das Wasser über unsere Füße schwappte, waren wir uns nicht mehr so sicher. „Merda, das ist verdammt kalt!", fluchte Luca und ging wieder einen Schritt zurück. Fabio grinste ihn dreckig an: „Mimimimimi." Richtig erwachsen streckte Luca ihm die Zunge raus, während ich einfach nur kopfschüttelnd den nächsten Schritt wagte.
Der kleine Franzose setzte neben mir seinen entschlossensten Blick auf und stellte seine Beine versetzt auf, so wie vor einem Sprint. Und dann rannte er ins Wasser. Nach fünf Schritten verlor er das Gleichgewicht und tauchte komplett unter Wasser.
Das konnte Luca nicht auf sich sitzen lassen. Er ließ sich zwar deutlich mehr Zeit als Fabio, aber auch er ging jetzt entschlossenen Schrittes weiter ins Wasser.
Aber bei mir war nach den Knien Schluss. Ich konnte mich nicht überwinden, noch weiter zu gehen. Die Jungs dagegen tobten inzwischen durchs Wasser. Allerdings nur so lange, bis sie mich entdeckten.
Komm schon!", rief Fabio mir zu und Luca neckte: „Eben warst du noch die schnellste!" „Aber das ist kalt.", jammerte ich absichtlich übertrieben. Luca lachte: „Wie sagte Fabio eben so treffend: Mimimimimi." „Ich darf das, ich bin ein Mädchen.", gab ich mit einem Schmollmund zurück.
Doch das ließen die Jungs nicht gelten. Stattdessen kamen sie zu zweit auf mich zu. „Oh oh...", ich ahnte Böses und trat langsam aber sicher den Rückzug an. Blöderweise war ich nicht schnell genug. Nass und kalt presste sich Lucas Haut auf meine, als er mich einfing und festhielt. Ich versuchte mich zu wehren, doch als auch noch Fabio dazu kam, war ich chancenlos.
Ich schnappte nach Luft und schluckte jede Menge eiskaltes Seewasser, als die beiden mich schließlich in den See schmissen. Erleichtert füllte ich meine Lungen wieder mit Luft, als ich endlich den Kopf zurück an der Oberfläche hatte.
Luca tauchte hinter mir auf und legte seine Arme um mich. „Ich hasse euch.", sagte ich liebevoll. „Das kaufe ich dir nicht ab.", flüsterte Luca mir ins Ohr. Lachend schubste ich ihn weg und beteiligte mich stattdessen an ihrer Wasserschacht.
Es dauerte nicht lang, bis wir alle zitterten wie Espenlaub. Also gingen wir aus dem Wasser. „Hast du zufällig ein Handtuch im Auto?", fragte ich Luca, doch der schüttelte den Kopf: „Ich habe nur eine alte Decke von Cesare und Cecilia. Also wenn ihr nicht voller Hundehaare kleben wollt, dann müsst ihr irgendwie eure Klamotten wieder anziehen. Wir sind ja in zehn Minuten wieder zuhause. Da sollten wir noch mal heiß duschen." „Eine heiße Dusche klingt verdammt gut.", ich lehnte mich verträumt an ihn an, doch seine kalte Haut spendete im Moment keine Wärme.

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