𝐓𝐇𝐄 𝐄𝐍𝐃

5.6K 419 177
                                    



JIMIN POV

(zwei Wochen später)

Grau.
Undefinierbares, endloses Grau.
Wenn ihr euch erinnert - damit hat diese Geschichte begonnen, und so wird sie nun auch enden.

»Asche zu Asche, Staub zu Staub.«

Der Tag von Hoseoks Beerdigung war gekommen.

Ich drückte Yoongis Hand ein letztes Mal, ehe er nach vorne gebeten wurde, um die Grabrede zu halten.
Er hatte Tränen in den Augen und zitterte leicht, denn der Tod seines besten Freundes machte ihm nach wie vor zu schaffen.

Als er vorne stand, verbarg er sein Gesicht kurz hinter dem weiten Ärmel seines schwarzen Jacketts und murmelte eine leise Entschuldigung, ehe er sich wieder fing und mit einem kleinen Lächeln seine Rede begann.


»Als ich... Vier Jahre alt war, wollte im Kindergarten niemand mit mir spielen, da ich eben andere Vorlieben hatte, als andere Kinder.
Ich war ein schweigsames und introvertiertes Wesen, jedoch sehnte ich mich eigentlich nur nach einem Freund, der für mich da war.
An einem dieser Tage, an welchen ich einfach nur dasaß und mit meinen Steinen spielen wollte, kamen die anderen Kinder und lachten mich aus.
Sie meinten ich wäre seltsam und das tat mir insgeheim sehr weh. Ich wünschte mir damals nichts sehnlicher, als einen Engel, der mich retten würde und genau in dem Augenblick kam Hoseok zu mir und beschützte mich.

Ich war ihm so dankbar, aber ich war still und sagte nichts.

In der Schule, waren wir zwar nicht in denselben Klassen, aber wir trafen uns in den Pausen.
Ich hatte allerdings immer größere Schwierigkeiten Anschluss zu finden, als Hoseok.
Er hätte mit den reichen und angesehenen Jungs abhängen können und "cool" sein, aber er blieb an meiner Seite und nahm dafür den Ruf des "Unbeliebten" in Kauf.

Ich war ihm unbeschreiblich dankbar dafür, aber ich schwieg.

Als meine Mutter im Alter von 37 Jahren starb, brach meine Welt zusammen und ich fiel in ein tiefes Loch.
Hoseok kam an ihrem Todestag zu mir und ich schrie ihn an. Ich schrie, schimpfte, weinte und schlug auf die Wände ein. Hoseok hingegen schwieg.
Er war nicht aufdringlich, versuchte nicht mich mit irgendwelchen dummen Worten zu trösten, oder mich in meiner Wut aufzuhalten mir die Hände blutig zu hauen.
Nein, er war einfach nur da und harrte ruhig aus.
Und genau das war es, was ich brauchte.

Ich war ihm unendlich dankbar dafür, aber ich hatte es ihm nicht gesagt.

Vor kurzem kam dann Jimin zu mir und hat mein Leben auf den Kopf gestellt - im positiven Sinne.
Und Hoseok hat ohne zu zögern sein Leben für ihn gegeben, da er wusste, wie viel mir an ihm liegt.

Meine Dankbarkeit dafür lässt sich kaum in Worte fassen.

Ich habe nie die Zeit gefunden, oder sie mir einfach genommen, ihm dieses eine, kleine Wort zu sagen, welches mir schon für lange Zeit auf den Lippen lag. Ich habe es immer aufgeschoben und keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass es irgendwann zu spät sein könnte, mich bei ihm zu bedanken.

Aber jetzt ist es zu spät...

Dennoch möchte ich die Worte einfach aussprechen.

Also danke, Hoseok.

Danke für alles...«


Yoongis Stimme brach gegen Ende hin und ich musste mich stark zusammenreißen, um nicht einfach hemmungslos rumzuheulen.

Den Rest der Beerdigung nahm ich nicht mehr richtig wahr, denn ich starrte geistesabwesend in den Kies vor meinen Schuhen; Meine Gedanken waren bei Hoseok. Ich hatte ihn kaum gekannt, aber er warf sich einfach zwischen mich und eine Kugel... Wie selbstlos konnte ein Mensch eigentlich sein?

»Wein nicht allzu lange.«, schniefte Yoongi von der Seite und ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen. »Das hätte er bestimmt nicht gewollt.«
Ich nickte und wandte mich wieder an das frische Grab voller roter, violetter und weißer Blumen.
»Ich werde immer traurig wegen Hoseoks frühem Tod sein.«, fügte Yoongi leise hinzu. »Aber ich werde nicht zulassen, deshalb immer unglücklich zu sein.«

Er griff nach meiner Hand und ich erwiderte den Druck sanft. Ich sah ihm gerade tief in die Augen und wollte bereits zum Reden ansetzen, als-

»Scheiße, sind wir zu spät?«, kam es keuchend von Namjoon, der plötzlich um die Ecke sauste und mit puterrotem Gesicht vor uns zu stehen kam.

Teils genervt und auch teils enttäuscht starrte Yoongi seinen Nachbarn an. »Ja, die Show ist vorbei.«

Verlegen kratzte Namjoon sich am Hinterkopf und sah schnell zurück in die Richtung, aus welcher er eben angerannt kam. »Wo bleiben die beiden nur?!-«, murmelte er und erntete dafür sofort neugierige Blicke von mir und Yoongi.

»Die... beiden?«, fragte ich schlussendlich verwirrt, woraufhin sich ein breites Grinsen auf Namjoons Gesicht ausbreitete, sodass seine Grübchen zum Vorschein kamen.

Keine Sekunde später bog Jin schließlich um die Ecke, mit einem gewissen, braunhaarigem Mädchen im Schlepptau.

»Jisoo?!«, rief ich begeistert, als ich meine Leidensgenossin wider erkannte, der es nun anscheinend besser ging.
»Jiminie Oppa!«, schrie auch sie begeistert, ehe sie auf mich zu rannte und wir uns hastig umarmten.

Rosè war nach ihrer Aktion vor Gericht gekommen und hatte eine Gefängnisstrafe für Mord und illegalem Waffenbesitz bekommen, wobei es zu einer extremen Milderung der Strafe wegen der Umstände, unter welchen sie handelte kam.
Dennoch standen ihr nun einige harte Monate bevor.

Jisoo war in ein Waisenhaus gekommen, da sie keinerlei Angehörige außer ihrer Schwester hatte und es somit niemanden gab, der erziehungsberechtigt wäre. Aber anscheinend hatte sich das nun geändert.

»Wir haben beschlossen Jisoo zu adoptieren.«, meinte Jin verlegen und sah auf seine Schuhe. »Joonie und ich hatten spontan die Idee dazu...«

Überglücklich sah ich zu Yoongi, der meinen Blick erwiderte. Alles schien langsam besser zu werden.

Unser happy end war nicht rosig und wunderschön, denn dazu mussten einfach zu viele Menschen leiden oder gar sterben, aber dennoch konnten wir von nun an unser Glück langsam aufbauen.

Die Verluste hatten zwar tiefe Wunden hinterlassen, aber auch diese würden irgendwann heilen.

Wir werden uns gegenseitig helfen zu heilen.

ENDE


———

Ich heule.

Das Special und die Danksagung werden voraussichtlich heute oder morgen kommen:3

my cop ||  yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt