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Die einzelnen durchsichtigen kalten Wassertropfen des stürmischen Regens von New York prasselten gegen die dicke Fensterscheibe des Krankenhaus und liefen langsam herunter. Der Himmel hatte sich komplett zugezogen und bestand nun aus einer dicken schwarzen Wolkendecke, die sich über die Stadt legte wobei es einige Male leicht donnerte.
Das Wetter passte gerade mehr als perfekt zu meiner Stimmung - Deprimiert und bedrückt. Voller Trauer und leicht betäubten Gefühlen sah ich aus den Fenster. Noch immer konnte man nicht wirklich viel sehen als in der sechsten Etage des Krankenhauses ein anderes Hochhauses zu blicken, wo man einige Leute an ihren Fenstern beobachten konnte. Doch außer ein altes Ehepaar wars sich stritt und ein Teenager Mädchen, welches gerade mal 14 Jahre alt aussah und an ihren Fenster rauchte, sah man nicht wirklich mehr. Und um ehrlich zu sein lag mein Interesse auch nicht wirklich darauf.

Viel mehr dachte ich darüber nach was passiert war. Ich wartete nun seit Stunden auf das Ergebnis, was mit meiner Tante nun geschehen würde. Ich wusste nicht mal mehr wie lange ich hier schon saß. Es war keine Uhr in diesen Raum verhanden und der Akku Meines Handys war mehr als leer. Aber ich wollte garnicht wissen wie spät es war. Lieber würde ich tagelang hier sitzen nur um dann zu erfahren, dass es ihr gut ging.
Ich hörte nicht auf mir Schuldgefühle vor zu werfen. Ich hasste mich selber in diesen Moment so sehr wie nie zuvor. Wie konnte ich nur so ein schlechter Mensch sein? Als sie einen Herzstillstand erlitt, war ich wahrscheinlich gerade in New York mit Jasper rum gesprungen. Ich hätte sofort zu ihr gehen sollen. Vielleicht wäre sie nicht allein gewesen. Vielleicht hätte ich sie retten können. Irgendetwas tun können. Irgendetwas?

Ich sah etwas hoch. Eine Frau saß genau gegenüber von mir in den Warteraum. Dieser Raum hatte eine furchtbare Atmosphäre. Er war nur weiß. Keine Bilder an den Wänden, nur ein kleiner Schrank mit bunten Flyern. Genau acht Stühle standen hier drine. Mehr nicht. Er drückte diese Trauer aus, die man in sich spürte.
Ich sah sie an. Sie sah extrem fix und fertig aus. Ihre dunkelbraunen Haare standen in alle Richtungen. Sie sah so dünn aus, fast abgemagert. Ihre Haut war blass. Ihre Augenringe schwarz wie die Nacht. Auch wenn ich sie nicht mal kannte, wusste ich genau was in ihr vorging. Ich lächelte sie kurz aus Höflichkeit an, doch sie drehte den Kopf von mir weg sobald sie mein leichtes Lächeln sah. Bei den Anblick fiel auch mein Lächeln. Irgendwie hat ich heut nur falsche Dinge.

,,Mrs. Petrow?", fragte plötzlich ein Mann worauf ich sofort aufsah, weil ich meinen Namen hörte.
Ich blickte wer vor mir stand. An Eingang des Raumes stand ein dunkelhäutiger Mann, in einen grünen Anzug als würde er aus einen Operation Saal kommen. Dieser sah mich an mit einen Formular in der Hand traurig an. Als ob er wusste ich würde es sein.

,,Ja, das bin ich", wimerte ich mit leicht Hoffnung in der Stimme und stand nach Stunden zum ersten Mal auf.
Ich spürte das Kribbeln in meinen Beinen. Ich hatte mich in der ganzen Zeit nicht einmal bewegt. Ich hatte mich zu schwach gefühlt. Meine Kräfte waren einfach am Ende. Mein Leben war in diesen Augenblick am Ende - zumindest fühlte es sich so an als würde meine Welt zusammen brechen.

,,Wie geht es meiner Tante?", flehte ich ihn förmlich auf Hoffnung an sobald ich vor ihn stand und blickte ihn mit meinen verheuleten Augen an.
Er sahich zunächst mitleidenden an ehe er tief Luft holte, kurz auf das Formular sah und dann anfing zu reden.
Mein Herz hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.

,,Ihre Tante erlitt an einen plötzlichen Herzstill stand. Wir vermuten, dass sie lange ihre Medikamte nicht mehr genommen hatte, aber wir sind uns noch nicht ganz sicher. Der Nachbar hatte sie gefunden. Sie lag Im Hausflur wahrscheinlich wollte sie wo hin.
Es tut mir im Herzen weh ihnen dies zu sagen, aber wir haben getan was wir konnten. Doch als wir sie abgeholt hatten, lag leider schon der Hirntod vor. Wir können leider nichts mehr tun", erzählte mir der Mann ruhig als würde es etwas total normales sein so etwas zu sagen.


Die Worte hatten noch nicht mal mein Gehirn komplett erreicht, doch ich konnte ganz genau in diesen Moment spüren, wie eine Welt in mir zusammen brach. Mein Herz sprang in zwei. Meine Beine verloren an Kraft. Ich schaffte es gerade so zwei Schritte zurück zu gehen um mich dann auf einen Stuhl fallen zu lassen.
Ich starrte nur auf einen Punkt. Ich nahm nichts mehr um mich herum war. Alles wurde neblig als würde ich aus dieser Welt verschwunden. Die Tränen kehrten erneut zurück in meine Augen - meine letzten Hoffnungen waren verschwinden.
Meine Tante war tot - sie war tot. Ich würde sie nie wieder sehen. Nie wieder. Ein unendlicher Druck legte sich auf meine Lungenflügel. Ich konnte in diesen Moment nicht mehr atmen. Ich wollte es auch garnicht tun. Nicht mehr..


Die einzige Frau, die sich jahrelang um mein Wohl und Herz gekümmert hatte, würde ich nie wieder in meinen ganzen Leben sehen. Niemals könnte ich ihr jemals wieder in ihre dunklen Augen sehen und sagen wie sehr ich sie doch lieb hab. Nie wieder würde sie zu mir nach Hause kommen, mir zuhören was ich zu erzählen hatte und genüsslich den Pflauenkuchen essen, den sie mir immer mit brachte.
Ich könnte sie nie wieder anrufen, wenn ich sie bräuchte. Ich könnte nicht mehr über ihre Witze schmunzeln, mit den sie mich oft zum Lachen gebracht hatte. Ich könnte ihr nicht mal mehr sagen, wie leid es mir doch tat, dass ich sie alleine gelassen hatte und lieber in dieser dummen Stadt herum getanzt war, als bei ihr zu sein.
Ich konnte mich nicht mal richtig von ihr verabschieden...


Ich hörte wie der Mann irgendetwas mit meiner Mutter erzählte um sie zu kontaktieren, doch ich starrte weiterhin nur in das Leere. Ich wusste nicht was ich in diesen Augenblick mehr wollte - einfach nur los schreien und mir die Seele raus reißen, wie sehr ich doch diese Welt langsam hasste oder stillschweigend da sitzen und nichts tun.
Doch ich wollte hier raus. Ich wollte weg aus diesen Raum. Er engte mich noch mehr ein als ich es ohnehin schon war. Mit letzter Kraft stand ich auf und ging einfach an den Arzt vorbei, der weiterhin mit mir redete, aber seine Worte prallten einfach an mir ab als würde man mit einer Wand reden.
Wie in Zeitlupe lief ich an ihn vorbei und verließ einfach das Zimmer. Mein Blick war auf den weißen Fußboden gerichtet. Meine Füße bewegten sich von alleine als wäre ich ferngesteuert. Ich wusste nicht mal genau in welche Richtung ich in dieser Flur führte, aber es war mir egal. Denken konnte ich in diesen Moment nicht. Nur ein einziger Gedanke war in meinen Kopf

Der wertvollste Mensch auf Erden war von mir gegangen...

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The Toilet where we metWo Geschichten leben. Entdecke jetzt