91. I'm F-cking Alive!

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Ich hielt aus Reflex sofort die Luft an und blieb wie versteinert stehen als würde ich eine Statur sein

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Ich hielt aus Reflex sofort die Luft an und blieb wie versteinert stehen als würde ich eine Statur sein. Das konnte doch nicht wahr sein.
Gab es auch einen Moment in meinen Leben, wo dieser Typ nicht auftauchen würde während ich gerade etwas sehr wichtiges oder entscheidendes erlebte?
Ich weiß, eigentlich sollte ich ihn eher dankbar sein, dass er genau jetzt auftauchte, aber stattdessen spürte ich mehr eine innere Wut in mir. Gereizt kniff ich die Augen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Ich stand extrem genervt auf einen Hochhaus, welches fünfzig Meter in die Tiefe führte. Vielleicht war es nicht gerade die beste Mischung, aber wenigstens hatte ich für eine Sekunde keinen Gedanken daran herunter zu springen.

,,Was tust du hier?", wimmerte ich nur schmerzend heraus, denn der Kloß in meinen Hals war immer noch genauso dick wie zuvor, sodass ich kaum ein verständlicher Wort raus bekam. Ich spürte wie eine weitere salzige warme Träne meine geröteten Wange herunter lief.
Was tat ich hier eigentlich?

,,Dich retten", sagte er und ich hörte wie er zwei Schritte auf mich zu lief. Ich sah ihn nicht. Er stand hinter mir. Doch alleine diese Stimme würde ich überall erkennen. Es fühlte sich so an als würde mein Herz ganz genau fühlen können wer hinter mir stand.
Ja. Eigentlich sollte ich ihn dankbar sein jetzt aufgetaucht zu sein. Doch es fühlte sich nicht im geringsten so an. Nicht eine einzige Sekunde.

,,Verschwinde. Du brauchst mich nicht zu retten", meckerte ich ihn an und ließ weiterhin meine Augen geschlossen.
Die unbekannte Wut in mir ließ mein Herz höher schlagen. Ich spürte die kalte Regenluft, die durch meine Haare fuhr. Es war schwer in dieser Höhe das Gleichgewicht zu halten. Jeder noch so kleine Zentimeter, den ich mich bewegte, könnte mein Tod bedeuten. Doch ich sah in diesen Augenblick meines Lebens nur schwarz. Ich fühlte mich wie ein Blinder, doch genoss es. Ich hörte nur die weit entfernten befüllten Straßen von New York und der Wind, der an mir vorbei zog. Ich spürte wie mein Brustkorb sich hob und wieder senkte. Meine Beine zitterten etwas und meine Muskeln waren schwach, doch konnten mich noch etwas halten. Ich fühlte mich gerade lebendiger als je zuvor.
Doch würde es sich für mich wirklich lohnen weiter zu leben? Man sagte immer für jedes Problem gäbe es eine Lösung und das Leben hätte einen Sinn, doch ich fühlte nur die Verzweiflung und Trauer in meinen Inneren. Ich wollte das eigentlich nicht tun. Doch ich sah keinen anderen Ausweg mehr als diesen...

,,Doch ich muss dich retten. Ich bin schließlich dein Schutzengel", hörte ich ihn mit beruhigender und leiser Stimme sagen und hörte wie er wieder etwas näher kam.
Ich öffnete die Augen sofort. Hatte er das gerade wirklich gesagt oder träumte ich immer noch und das seit nun drei Wochen? - bitte.
Ich versuchte mich langsam herum zu drehen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß nach den Nächsten und keinen Schritt ohne zu überlegen. Ich hatte nicht wirklich Platz zum Laufen. Gerade so passte der Spalt sodass meine Füße drauf stehen konnten. Doch sobald ich mich umgedreht hatte, sah ich wer vor mir war.
Nur wenige Meter von mir entfernt stand er - Jasper. Er sah mich traurig an während ich den Tränen wieder nah war.

War er wirklich mein Schutzengel?
Die ganze Zeit hatte ich mich es gefragt ob es wirklich wahr war. Exestierten solche Engel wirklich? Diese wunderschönen Wesen mit den weißen großen Flügeln. Vielleicht sahen sie nicht ganz so aus, aber wie sollte es sonst sein? Er hatte mich einmal im Stich gelassen, doch daran dachte ich jetzt nicht. Viel mehr erinnerte ich mich dran was er schon für mich getan hätte. All die negativen Dinge blendete ich aus. Er hatte mich zum Lachen gebracht, wenn ich traurig war, hatte ich beschützt und gerettet in den Momenten wo ich ihn am meisten brauchte. Ich hatte ihn gesagt ich wollte nie wieder was mit ihn zutun haben, doch wäre er nicht gewesen, dann würde ich jetzt immer noch hungernd am Flughafen sitzen und vielleicht hätte dieser fremde Mann, den ich nicht mal bemerkt hatte, mich angegriffen.
Er war fast immer in den Momenten da gewesen, wo ich ihn am meisten brauchte - wie ein Engel.
War ich doch nicht komplett allein auf dieser Welt?

Ich sah wie er wieder etwas näher kam, bis er direkt vor mir stand. Ich sah zu ihn runter. Ich war bestimmt einen halben Meter größer in diesen Moment als er. Doch sobald ich ihn in die Augen sah, vergaß ich alles um mich herum. Das Positive, das Negative, sogar das ich am Abgrund stand und das wortwörtlich. Ich konzentrierte mich komplett auf ihn.
Er nahm behutsam meine Hand als würde sie aus Glas bestehen und sah zu mir auf ehe er anfing zu reden.

,,Anastasia.
Ich weiß wie schrecklich du dich gerade fühlst. Und ich weiß wie sehr du dich am Ende siehst, aber ich sag dir eins - spring nicht.
Du willst das kostbarste Geschenk nehmen, was Gott dir je geschenkt hat. Du willst es freiwillig nehmen obwohl du noch so jung bist. Aber ich sag dir, so viele Menschen auf dieser Welt, und dazu zählt auch deine Tante, wollten nicht sterben. So viele Menschen, mussten ihr Leben wegen Krankheit, Krieg, Alter oder anderen Dingen unfreiwillig verlassen. So viele mussten es her geben und diese Menschen kannst du nicht mal alle zählen, weil es so viele sind, dass die Menschheit nicht mal so weit zählen kann. Auch ich gehöre dazu. Ich bin durch einen dummen Autounfall gestorben und habe nun kein Leben und auch keine Zukunft mehr.
Ich habe Niemanden außer dich und Leila. Ich habe keinen Hunger mehr. Werde nicht mehr müde. Menschen können durch mich hindurch gehen wie Luft. Für sie bin ich Luft.

Ich lasse es mir nicht anmerken, aber es tut weh. Ich bereue jeden einzelnen Tag es erneut, wir ich nur so dumm sein konnte. Ich stelle mir jeden Tag vor, wie es gewesen wäre, wenn ich nicht in dieses Auto gestiegen wäre. Wenn ich nicht getrunken hätte. Und ich glaube genau das tun all die Menschen, die unfreiwillig gestorben sind oder es bereuen sich das Leben genommen zu haben. Ich würde alles tun um noch einen Tag länger auf dieser Erde zu sein und du willst dein Leben weg werfen?
So viele Leute würden dein so schreckliches Leben gerne eintauschen gegen ihres. Ich verspreche dir, wir finden eine Lösung, aber geb nicht dieses wertvolle Geschenk weg. Denn du wirst es nie wieder diese Chance bekommen."

Bei diesen Worten kamen mir erneut die Tränen. Aber auch ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen verweinten roten Lippen. Er hatte mit seinen Worten mein Herz berührt. In diesen Moment fühlte ich mich nicht mehr alleine. Ich fühlte mich nicht wie der einsamste und traurigste Mensch der Welt. Ich fühlte mich für einen Augenblick besonders. Ich fühlte mich geliebt von jemanden, den es wichtig war was mit mir passierte.
Er hatte so recht. Ich sollte mein Leben nicht weg werfen. Ich würde es nie wieder zurück bekommen. Nie wieder könnte ich nochmal genießen auf Erden zu sein. Ich könnte diese vielen Orte und verschiedenen Kulturen nie wieder sehen. Nie wieder neue Menschen kennen lernen und nie erfahren was in der Zukunft auf mich warten würde. Wieso wollte ich dass alles weg werfen? Wie konnte ich nur...

,,Also wenn du wirklich leben willst, helfe ich dir, aber bitte komm da runter. Ich helfe dir auch", wimmerte er nur leise. Ihn kullerte auch eine Träne über die Wange. Ich wusste garnicht dass dieser Idiot, der nie etwas ernst nahm und nur grinste, mich so emotional berühren konnte.

Ich lächelte immer noch als würde ich gerade neu geboren sein. Ich legte meine Hände behutsam in seinen Nacken während er seine auf meine Taille legte. Trotz des Höhenunterschiedes packte er mich als sei ich so leicht wie eine Feder und hob mich hoch um mich von diesen Abgrund herunter zu holen. Doch bevor er sich Versehen konnte, zog ich ihn noch während er mich hoch hielt, an mich und drückte sanft meine Lippen auf seine.
Wieso küsste ich diesen Psychopathen gerade? ..

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The Toilet where we metWo Geschichten leben. Entdecke jetzt