Noah:
Okay, Camerons Freunde waren cool, das gestand ich mir ein. Vor allem diese Sandy. Die machte immer gute Laune, das mochte ich. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob es echt an ihr lag, oder vielleicht doch an Cam. Keinen Plan.
Aber ich genoss es mit den beiden durch die Stadt zu schlendern und von Sandy vom einen Geschäft ins nächste gezogen zu werden.
„Also ihr sucht mir eine geile Unterwäsche, mit der ich Max schön wuschig machen kann und ich suche nach einem Kleid", beschloss Sandy dann und ließ uns in der Frauenabteilung zurück.
Cameron und ich warfen uns überforderte Blicke zu.
Dann grinsten wir kopfschüttelnd und machten uns daran, die Unterwäsche auszukundschaften.
Er sah dabei total konzentriert aus, aber ich hatte eher Augen für ihn und seine Haare, die ihm ins Gesicht hingen.
Sollte ich sie zurückstreichen? Sie schrien mich jedenfalls an, es zu tun. Aber ich traute mich nicht. Wieso auch? Es wäre doch total seltsam meinen Bruder in der Frauenunterwäscheabteilung anzufummeln. Es wäre überall seltsam...
„Sag mal..."
Ich riss meinen Blick schnell von ihm los und tat so, als hätte ich eine Ahnung davon, was ich hier tat.
„...Kannst du sowas überhaupt beurteilen? Also Frauenunterwäsche"
Er war wohl eher Experte für Männer oder?
Ich sah, dass er mich anblickte und erwiderte es.
Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und einen Mundwinkel. „Was? Denkst du, weil ich auf Männer stehe, kann ich nicht sagen, was an einer Frau gut aussieht?" Sein Blick wurde herausfordernd.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, es dir ist einfach egal"
Er nickte, während er die Augenbrauen weiterhochzog. „Ach dachtest du das? Lass uns doch mal sehen, wessen Auswahl Max an Sandy besser gefällt, mh?"
Jetzt kniff er die Augen zusammen und hielt mir die Hand hin.
Ich musste grinsen, erwiderte die Sache mit den Augen und schlug ein.
„Der Verlierer muss das Zimmer des anderen aufräumen. Ich weiß nämlich genau, dass bei dir dasselbe Chaos herrscht wie bei mir"
Oh das tat es echt.
Ich stimmte der Bedingung zu, wir lösten unsere Hände wieder voneinander und ich merke, wie meine angenehm zu kribbeln begann.
Alles nur Einbildung.
Schieße, warum war es hier drinnen eigentlich so heiß?
Egal, ich musste mich jetzt auf die Suche nach einer sexy Unterwäsche begebenen und das tat ich.
Spitze war gut, aber zu viel war billig. Keine Baumwolle, das fand ich bei Unterwäsche nicht so geil.
Irgendwas glänzendes vielleicht. Mit Glitzer, aber nicht zu viel. Und Schleifen. Als wäre die Frau ein Geschenk, das man auspacken kann.
Ich schaute mir jedes Stück an und es waren auch echt gute dabei, aber ich fand einfach nicht das Richtige.
Solange bis ich mir frustriert die Haare aus dem Gesicht blies und mich umsah.
In dem Moment riss ich die Augen auf und sah am anderen Ende der Abteilung ein Set, für das Engelschöre singen sollten.
Ich machte mich schnell auf den Weg dahin, doch sah aus dem Augenwinkel, dass Cameron dasselbe tat. Und so wie es jetzt aussah, würde er vor mir ankommen.
Fuck.
Ich rannte los, aber er auch.
Wir fassten gleichzeitig an den Kleiderbügel, aber ich rammte ihn mit der Schulter weg, sodass er loslassen musste.
Ich riss das Kleidungstück an mich und lachte dann herzlich los, weil er auf dem Boden lag und wie ein beleidigtes Kind zu mir hochsah.
„Yayy! Ich hab so gut wie gewonnen!" Ich tanzte glücklich herum und streckte ihm meine Zunge raus.
Er blieb auf dem Hintern sitzen und verschränkte die Arme. „Das war ganz klar ein Foul"
Darüber lachte ich noch mehr. „Aber keiner hats gesehen, also versuch doch es zu bewiesen" Ich grinste ihn triumphierend an.
Er knurrte frustriert und streckte dann die Arme nach mir aus. „Dann hilf mir wenigstens hoch"
Er sah echt krass sauer aus, aber mir war das egal. Er sollte mein Zimmer aufräumen.
Ich steckte grinsend das Set in meinen Hoodie, damit er es mit nicht klauen konnte, und zog ihn dann auf die Beine.
Als er schwungvoll vor mir zu stehen kam, zog er seine Hände nicht aus meinen und ich tat es auch nicht.
Ich merke gar nicht, dass ich seine Hände noch hielt, nur, dass ich mich unglaublich wohlfühlte, während ich zu ihm hochsah und lächelte.
Er ließ sich sofort erweichen und erwiderte das Lächeln.
Dann nahm er doch eine Hand aus meiner, wuschelte mir durch die Haare und tat etwas fast schon Schockierendes.
Er küsste meine Stirn.
„Was soll ich nur mit dir machen? Ein Teil von mir will dich gegen die bächstbeste Wand klatschen und der andere will dich durchknuddeln"
Ich musste lachen, als er das so beiläufig sagte und zuckte mit den Schultern. „Entscheid dich doch für eins. Aber egal, was du tust, leb mit den Konsequenzen"
Ich spürte seine zweite Hand wieder in meiner, bekam mit, wie er seine Finger zwischen meine schob.
Es war seltsam, doch irgendwie schien die Luft zwischen uns zu knistern.
Ich war davon überzeugt, er wollte gerade irgendwas tun, als wir Sandys Stimme hörten und einen Meter auseinander schreckten.
Ich hatte nicht mal bemerkt, wie nahe ich ihm gekommen war...
„Da seit ihr ja!" Sie hüpfte zu uns und fuchtelte mit einem Kleid herum, das zugegebenermaßen echt schön war.
„Und habt ihr sexy Unterwäsche?" Erwartungsvoll sah sie uns an.
Cam ging weg, aber ich hielt ihr das Set vor die Nase und ihre Augen öffneten sich weit. „Oh mein Gott. Darin werde ich aussehen wie eine Göttin!"
Ich lachte leicht und schlang meine Arme um sie, als sie mich wild umarmte.
Als sie wieder von mir abließ, tauchte Cam hinter ihr auf und schob ihr auch ein sehr schönes Set zu. Meines war trotzdem besser.
Aber eigentlich ging es mir gar nicht ums gewinnen.
Ich fand es schön, Zeit mit Cameron zu verbringen. Wenn ich bei ihm war, vergaß ich irgendwie wie scheiße mein Leben eigentlich war.
Er war mein Mond, erhellte die Nacht, die die sich mein Herz nannte.
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Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)
General Fiction-Alles an mir war gelogen. Die Antwort auf jedes „Wie geht es dir?", auf jedes „Alles okay?", auf jedes „Es tut mir leid", die Reaktion auf jeden Versuch, mich zu trösten, auf jede Behauptung, dass man mich verstehen würde. Denn das konnte keiner.- ...