Cameron:
Ich lag mit Noah, Sandy, Max und Alec auf dem Sofa. Wir hatten uns Gesichtsmasken von Sandy auftragen lassen, Prosekko getrunken und uns gegenseitig eine Maniküre verpasst.
Dieser ganze Weiberscheiß machte echt Spaß, solange man es nicht übertrieb. Und Sandy freute sich total, dass wir das mit ihr machten.
„Okay, Sisters", die klatschte in die Hände, wodurch ich aus meinem leichten Schlummern erwachte.
„Jetzt waschen wir ab und dann wird gelästert und geschwärmt", plante sie.
Wir wuschen nacheinander unsere Gesichter ab, Sandy drückte uns eine Creme in die Hand und dann setzten wir uns im Wohnzimmer im Kreis auf den Boden.
„Das ist echt blöd jetzt", meint Sandy bedauernd. „Ich kann mich gar nicht über meinen dummen Freund beschweren, wenn er anwesend ist"
Wir lachten, weil Max sie so empört ansah.
„Vielleicht sollte einer von euch anfangen", schlug Sandy unbekümmert vor.
Also ich war raus und Noah ebenfalls. Eigentlich hing es an Alec und das wusste er auch.
Er zuckte aber nur ahnungslos mit den Schultern. „Ich weiß nicht, hab grade nichts in Sicht..."
„Du hast nie was in Sicht, Alter!", meinte Max, schüttelte missbilligend den Kopf. „Stört es dich so gar nicht, mit 18 noch Jungfrau zu sein?"
Alec verdrehte die Augen, aber bevor er was sagen konnte, lachte Max. „Sorry, aber wenn du jetzt sagst, du wartest auf die Richtige, dann werde ich selbst die höchstpersönlich entjungfern und alle anderen dürfen zuschauen"
Wir lachten alle, naja bis auf Alec, der Max fassungslos ansah. „Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber du hast doch nur Glück, dass Sandy und du schon so lange zusammen seid, sonst wärst du selbst noch Jungfrau. Außerdem finde ich es nicht schlimm, dass ich nichts überstürze..."
„Es ist ja auch nicht schlimm", versuchte Sandy zu schlichten. „Wir wundern uns halt nur, weil du so viele Avancen bekommst und dich keine davon interessiert... Vielleicht hast du doch was für Jungs übrig, das könnte doch sei..."
Alec schnalzte missbilligend mit der Zunge, lehnte sich ans Sofa und verschränkte schmollend die Arme. „Wieso soll ich das eigentlich einschränken? Nur, damit ihr euch wieder in mein Liebesleben einmischen und versuchen könnt, mich zu verkuppeln. Aber darauf kann ich gerne verzichten. Wenn ich jemanden treffe, dem nahe sein will, dann werde ich das auch sein und bis dahin lasst mir doch einfach meinen Frieden. Ich versuche doch auch nicht euer Sexleben zu kontrollieren."
Ich sah Max an, dass er schon wieder widersprechen wollte, aber ich fand, das reichte jetzt, da Alec langsam echt verletzt wirkte, also nahm ich mein Glas, hielt es in die Höhe und meinte: „Darauf stoßen wir jetzt an!"
„Auf Liebe, Sex und Freundschaft!", stimmte Sandy zu.
Wir alle ließen unsere Gläser zusammenschellen und tranken.
Danach stand ich auf und verzog mich in die Küche, weil meine Nase wieder ziemlich wehtat und ich ein paar Schmerztabletten einwerfen wollte.
Noah ließ nicht lange auf sich warten und nahm mir sofort die Dose weg, drehte sie wieder zu und stellte sie zurück in den Schrank. „Du hattest erst heute Mittag zwei und heute Morgen hattest du auch schon eine... Außerdem hast du Alkohol getrunken und auf der Packungsbeilage stand, dass du das nicht mischen sollst"
„Bitte Noah!", flehte ich und rüttelte an seinem Arm wie ein Kind, das seine Mum um Süßigkeiten anflehte. Aber er war unnachgiebig.
Eigentlich konnte ich einfach einen Fick auf seine Befehle geben und tun, was ich wollte, immerhin war ich älter, größer und stärker als er, aber ich wollte ihn nicht verärgern, also versuchte ich es mit Argumenten.
„Es sind doch nur ein paar Schmerztabletten"
Noah aber schnaubte, sah mich eindringlich an. „Wenn du heute noch welche nimmst, brauchst du mich nie wieder anzusprechen"
Er wollte gehen, aber ich zerrte ihn am Handgelenk zurück und presste ihn in die enge Speisekammer.
„Lass es", meinte Noah und wollte wieder raus, aber ich verhinderte es, indem ich meinen Arm in seinen Weg stellte und er stehen bleiben musste, wenn er nicht gegen meinen Bizeps laufen wollte.
„Was ist los?", fragte ich einfühlsamer als man es aufgrund des Zwanges hier bei mir zu bleiben, erwarten könnte.
Als Noah erkannte, dass er keine andere Chance hatte als zu reden, seufzte er und ließ seine Stirn an meine Brust sinken. „Zuerst sind es nur Tabletten, dann mischst du sie mit Alkohol, dann merkst du, wie viel besser alles durch diesen Rausch ist, dann versuchst du dich an Drogen und dann kannst du nicht mehr damit aufhören. Du verlierst deinen Job, deine letzten Freunde, aber all das ist dir egal, solange du nur deinen Stoff hast. Du hast nur noch eine Person, der du was bedeutest. Deinen kleinen Bruder, für den du immer alles getan hast, doch jetzt tauchst du nur noch bei ihm auf, wenn du Geld für deine Drogen brauchst. Er hat so oft versucht, dir zu helfen und dich von deiner Abhängigkeit zu befreien, du hast ihm so viel versprochen und ihn immer wieder enttäuscht. Du wirkst so normal auf andere, glücklich, aber in dir ist nichts als der Schrei nach mehr und immer mehr, so viel, dass es dich umbringen wird."
Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und legte meine Hände auf Noahs Wangen, um ihn eindringlich anzusehen. „Von wem redest du da?"
Ich selbst konnte es nicht sein, denn ich hatte keinen Bruder und Drogen hatte ich auch noch nie genommen, bis auf ein paar Joints.
Noah schluckte und seufzte. „Dave"
Schockmoment. „Dave ist abhängig?", fragte ich unsicher.
Noah nickte.
„Aber..." In dem Moment, als ich widersprechen wollte, erinnerte ich mich an den Moment, als er bei uns gewesen war, so verrückt gewirkt hatte und Noah ihm Geld gegeben hatte. Schon damals hatte ich vermutet, dass er sich damit Drogen kaufen wollte, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, wie schlimm es wirklich um ihn stand.
„Wieso unterstützt du ihn dabei auch noch?"
Ja, ich klang vorwurfsvoll. Wieso denn auch nicht?
Noah sah mich leidend an, seine Hände legten sich auf meine Brust und krallten sich leicht in mein Shirt, so als wolle er mich festhalten, damit ich ihn nicht fallen ließ.
„Wenn ich ihm das Geld nicht gebe, dass wird er straffällig. So tut er niemandem etwas. Glaub mir, ich hab schon so oft versucht, ihn clean zu machen, aber es ist jedes mal gescheitert, einfach, weil er nicht den Willen dazu hatte. Und das alles hat mit dein Tabletten angefangen, die er nach dem Autounfall bekommen hat."
„Aber Noah" ich legte meine Hände wieder auf seine Wangen und strich sanft darüber. „Er hat da seine Mum und seinen Dad verloren und er musste dich gehen lassen. Er hatte auch eine Psychische Verletzung. Ich hab einfach nur eine Türe in die Fresse bekommen. Das kannst du nicht miteinander vergleichen. Glaub mir, ich würde niemals abhängig werden..."
Noah sah mich unsicher an, solange bis ich weitersprach. „Außer von dir"
Dann senkte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn sanft.
Er machte auch relativ schnell mit, aber er als er leicht seufzte und dann die Hände an meine Seiten legte, stieg er richtig mit ein.
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Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)
General Fiction-Alles an mir war gelogen. Die Antwort auf jedes „Wie geht es dir?", auf jedes „Alles okay?", auf jedes „Es tut mir leid", die Reaktion auf jeden Versuch, mich zu trösten, auf jede Behauptung, dass man mich verstehen würde. Denn das konnte keiner.- ...