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Noah:



Ich war so scheiße labil.

Ich war schwach.

Aber ändern konnte ich daran nichts, also gab ich mich einfach den Tränen hin und heulte mich in den Schlaf.


Als ich aufwachte, waren meine Augen total verkrustet von den Tränen, doch durch eine ausgiebige Dusche wurde ich das los.

Beim Frühstück unterhielten Dad und seine Freundin sich prächtig und fragten Cameron hin und wieder Sachen, doch ich hielt mich raus.

Mir ging es mies und ich fühle mich schlecht, auch Cameron gegenüber. Er hatte gesehen, wie schwach ich war.

Er war der erste außer Dave, der mich weinen gesehen hatte, denn bisher hatte ich für andere immer den Starken gemimt, doch nun? Es war vorbei mit der Maske. Zumindest bei Cameron.

Mein Dad und Kate setzen sich in den Kopf, heute mit Cameron und mir in irgendeinen Naturpark gehen zu wollen und weil ich keine Lust hatte zu widersprechen, ergab ich mich einfach diesem Schicksal.

Außerdem würde Bewegung mir guttun. Ich hatte seit Monaten keinen Sport mehr gemacht und weil ich so wenig aß, nahm ich an Muskeln ab, aber auch nicht an fett zu.

Während wir im Auto saßen, sah ich wie immer aus dem Fenster und sehnte das Ende der Fahrt herbei.

Ich hasste Autofahrten. Das war noch schlimmer als nachts allein im Dunklen zu liegen.

Irgendwann spürte ich ein Gewicht auf meiner Schulter und sah verwirrt dorthin.

Camerons blond gefärbte Haare lagen dort. Als Dad eine Kurve fuhr, rutschte Camerons Kopf in meinen Schoß und er kuschelte sich an meine Füße.

Passierte das jetzt echt? Oh Mann. Er hatte wohl letzte Nacht nicht sehr viel Schlaf bekommen.

Es wunderte mich, dass ich eigentlich ziemlich ausgeschlafen war, aber ich hatte mich beim Heulen auch voll verausgabt.

Ohne wirklich zu wissen, was ich da tat, strich ich durch Camerons Haare.

Er seufzte wohlig und rieb sein Gesicht in meinen Schoß.

Okay. War es krank, dass ich darauf irgendwie reagierte? Ja, das war es denn erstens stand ich doch nicht auf Männer und zweitens war er mein Bruder. Ich war ja richtig ekelhaft geworden. Anderseits sah ich Cameron nicht wirklich als meinen Bruder an. Er war der Sohn meines Vaters, ja, aber mein einziger Bruder war Dave.

„Oh schau mal, Schatz, wie süß!" In dem Moment, als ich Kates Stimme hörte, ertönte auch der Auslöser einer Kamera und ich wollte im Erdboden verschwinden.

Toll. Kate hielt meinem Dad das Handy hin, der sich grinsend das Bild ansah.

„Ich bin froh, dass ihr euch besser versteht", meinte mein Dad.

Ich brummte nur ein „Mhm" und drehte meine Musik lauter.

Ich war echt erleichtert, als wir endlich anhielten, doch mir fiel auf, dass Camerons Gesicht in meinem Schoß mich komplett von meiner Angst beim Fahren abgehalten hatte.

Wenigstens etwas Gutes... Ich hoffte nur, man sah mir nicht an, dass mich das ganz absolut nicht kalt gelassen hatte.

„Weckst du ihn bitte auf?" Kate stieg aus, als sei es selbstverständlich, dass ich ihre Frage mir ja beantwortet hätte.

War es irgendwie auch.

Ich sah überfordert zu Cameron runter. Dann pikte ich ihm mit dem Zeigefinger in die Wange. „Aufwachen" Ich tippte in seinem Gesicht herum, bis er es verzog, sich darüber strich und den Kopf hob, um sich verwirrt umzusehen.

„Wie bin ich denn hierhergekommen?" Er war schon ziemlich süß, das musste ich zugeben.

„Du hast mich als Kissen missbraucht", teilte ich ihm das Offensichtliche mit.

Er lächelte mich unschuldig an. „Ups. Sorry"

Mein Kopf schüttelte sich, ich lächelte ein „Kein Ding"

Cameron richtete sich mit einem müden Brummen auf, wir schnallten uns ab.

Er wollte aus dem Auto steigen, doch ich hielt seinen Arm fest, weshalb er in der Bewegung stoppte und sich fragend zu mir drehte.

Ich räusperte mich, als seine blauen Augen mich erfassten.

Reiß dich zusammen, Noah, er soll dich doch nicht für eine komplette Pussi halten!

„Also wegen gestern. Dass ich dich angeschrieben habe..." ich wollte mich entschuldigen, doch brach ab, als Cameron sowie gestern die Hand auf meine legte und mich anlächelte. Doch diesmal zog ich nicht weg.

„Ist okay, Noah. Mach dich keine Gedanken. Und was ich da gesagt habe, das hab ich auch so gemeint. Du kannst echt immer zu mir kommen. Immerhin sind wir Brüder oder?" Beim letzten Satz lächelte er mich unbeholfen an.

Es klang irgendwie mehr als falsch, ihn als meinen Bruder zu bezeichnen, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass durch unsere Adern dasselbe Blut floss und wir aus demselben Sperma gemacht waren. Des unseres Vaters.

Das war einer des vielen Gründe, weshalb ich meinen Herzschlag besser kontrollieren sollte, wenn Cameron anwesend war...


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt