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Noah:

Cameron ging es mies. Das merkte ich. Das spürte ich. Das wusste ich.

Genauso, wie ich wusste, dass es meine Schuld war.

Er war bestimmt total enttäuscht von mir. Ich war es ja selbst.

Ich wollte doch, dass es mir besser ging und das tat es auch manchmal, aber ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, nichts zu essen oder nach dem Essen kotzen zu gehen, dass ich es nicht eifnach ablegen konnte, nur weil ich in manchen Moment kurz wieder glücklich war. Das war alles nicht so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellte.

„Weißt du, man denkt, es wird besser und das wird es dann auch, aber je besser es wird, desto schelchter kann es dann auch wieder werden. Aber so richtig gut wird es nie. Und wenn doch, wird dich das Schlecht danach umbringen. Es wird deinen Tod bedeuten, das Opfer dafür, dass du es gewagt hast, zu leben"

Cam sagte nichts. Das musste er auch gar nicht. Das sollte er nicht.

Ich wollte, dass er verstand, was in mir vorging. Ich wusste ja, das er es versuchte, doch es half alles nichts, wenn ich nicht darüber redete und ich wollte ja. Aber nur mit Cam. Weil ich wusste, dass er mich nicht verurteilen würde. Dass er mir keine Standartsprüche an den Kopf werfen würde. Dass er akzeptieren würde, dass er nichts tun konnte, als mich fest zu halten. Denn da war es, was Leute brachten, die am Abgrund hingen. Jemand, er sie festhielt und vielleicht wieder hochzog. Durch Taten. Und keinen, der ihnen auf die Hände trat, die sich so verzweifelt an die Kanten krallten, weil doch noch irgendetwas in einem war, das nicht abstürzen wollte, das noch Kampfgeist hatte, wenn auch nur ein bisschen.

Wenn ich ehrlich war, wusste ich selbst nicht, ob dieser Vergleich überhaupt noch auf mich zutraf. Ich wusste nicht, ob ich mich noch an die Kante krallte oder, ob ich schon lange fiel. Ich wusste nur, dass Cam alles versuchte, um mich zu retten und das einzige, was ich tun konnte, war zu hoffen, dass das ausreichte.

„Weißt du, es gibt nur zwei Richtungen, in die man gehen kann. Entweder in die, die all den Schmerz, die Gedanken und das Leid verschwinden lässt. Oder das Leben" Ich löste den Kopf von Cams Schulter und drehte sein Gesicht zu mir.

Er hatte glasige Augen. Er sah mich verzweifelt an. Er versuchte, all meine Gedanken und Gefühle zu lesen, aber das konnte er nicht. Doch er hörte zu und das reichte.

„Jedes mal, wenn ich kurz davor war, den einfachen Weg zu gehen, hab ich mich für das Leben entschieden. Ich wusste selbst nie wieso. Ich war allein, ich war verzweifelt, ich hatte alles verloren. Aber trotzdem hatte ich irgendwie trotz all der Leere in mir noch das Gefühl, dass hier irgendetwas auf mich warten würde. Dass ich noch einen Platz auf dieser Welt hätte, egal wie oft sie mir gezeigt hat, das sie mich nicht haben will. Und ich hatte recht."

Ich lächelte leicht, während ich seinen Move nachmachte. Ich fuhr mit dem Daumen über seine Wange, während ich ihm tief in die Augen sah. Braun traf auf blau.

„Dieses etwas... Das bist du", hauchte ich ihm zu.

In diesem Moment blinzelte er und eine Träne rannte über seine Wange. Er schloss die Augen und drehte den Kopf weg.

Ich verstand nicht, warum er jetzt weinte. Aber das war diese Sache mit den Gefühlen nun mal. Man konnte sie nicht verstehen. Man konnte sie nur fühlen. Und Cam tat das. Er fühlte, was ich fühlte und er wusste, dass ich tat, was ich tun musste, um mit diesem Gefühl klarzukommen.

Mit der Hand, die mich nicht festhielt, strich er sich über das Gesicht und wurde somit die Tränenspur los, ehe er wieder zu mir sah und seine Hand gleich auf meine Wange legte.

„Noah, ich..." Er unterbrach sich selbst und biss sich auf die Lippe. „Sag mir bitte, was ich tun kann. Ich will dir helfen. Ich will, dass es dir besser geht und nie wieder schlecht. Ich will alles sein, das dich davon abhält, den einfachen Weg zu gehen. Aber ich weiß nicht, wie" Verzweifelt sah er mich an, erneute Tränen entflohen seinen Augen, doch diesmal dreht er das Gesicht nicht weg, sondern intensivierte den Blick.

Wahrscheinlich merkte er gar nicht, dass er weinte.

Es war paradox, doch es brachte mein Herz viel schneller zum Schlagen, dass dieser starke Mann gerade bei mir saß und meinetwegen weinte. Ich fühlte mich so wertvoll und bestätigt, in dem, dass er der Sinn meines Lebens war. Es konnte doch gar nicht anders sein. Warum sonst sollte ich mich bei ihm so fühlen wie ich es tat?

Ich legte meine Hand in seinen Nacken und führte sein Gesicht zu meinem, sodass ich ihm die Tränen von den Wangen küssen konnte.

Sie schmeckten salzig, nach Leid sowie Tränen nun mal waren. Das bewies den Schmerz, der sie überhaupt erst verursachte. Die bittere Verzweiflung.

Nachdem seine Wangen wieder trocken waren, lehnte ich meine Stirn an seine, schloss die Augen, sowie er.

„Sei einfach da", flüsterte ich. „Sowie jetzt"


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt