Noah:
Der Gestank des Sprays haftete mir am Abend noch in der Nase, doch das war es auf jeden Fall wert gewesen.
Nachdem wir noch etwas gesprayt hatten, waren wir relativ schnell wieder gegangen, weil diese Gase total schändlich waren, und ich hatte Cam noch ein paar meiner Lieblingsorte gezeigt, bevor wir auf Anruf von Dad wieder nachhause gegangen waren.
Ich merkte gar nicht, dass ich grüne Farbe in den Haren hatte, bis wir durch den Hauseingang ging und ich vor dem Spiegel erstarrte.
„Cameron!", brüllte ich schockiert, obwohl er direkt neben mir stand.
„Was zum Teufel?", sprach er erschrocken. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass meine Haare grün sind?!"
Er zuckte mit den Schultern. „Wird schon raus gehen"
„NEIN WIRD ES NICHT!"; brüllte ich, ehe ich an ihm vorbei und ins Bad rannte.
Ich wusch meine Haare im Waschbecken und rieb sie mit Seife ein, aber es brachte nichts.
Ich rubbelte als würde mich Teufel jagen, wenn ich es nicht tat, aber es brachte nichts.
Ich fluchte, gab Cam die Schuld, weil er mich nicht vorher darauf aufmerksam gemacht hatte, aber auch das brachte nichts.
Schlecht gelaunt setzte ich mich eine halbe Stunde später zu den anderen an den Esstisch und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, die Tischplatte totstarrend.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Dave mich zuerst besorgt musterte, dann aber lauthals zu lachend anfing und sich über mich lustig machte.
„Ihr wart beim Friseur?", fragte Kate verwundet.
Ich schnaubte. „Schön wärs!"
Auch Cam musste sich sein Lachen deutlich verkneifen, als er mich anschaute. „So schlimm sieht es gar nicht aus, Kleiner", meinte er.
Ich hielt ihm meinen Mittelfinger vors Gesicht und bevor ich die zwei bösen Worte sagen konnte, unterbrach mich mein Dad durch dein warnendes „Noah!" in meinem Vorhaben.
Ich verdrehte die Augen und sah ihn gereizt an. „Hallo?! Meine Haare sind grün! Ich warf angepisst sein!", rechtfertigte ich mich.
Klar sie fanden das nicht so schlimm, aber sie mussten auch nicht so herumlaufen.
„Was ist das denn für Farbe?", fragte Kate. Wenigstens eine Person, die hilfreich sein wollte.
„Aus der Spraydose"
Sie zog kritisch die Augenbrauen hoch. „Ich hoffe für euch, dass ihr nichts schlimmes irgendwo hingesprayt habt"
Sie ging relativ locker damit um, das zeigte, wie locker sie war, was sowas anging.
Cam schüttelte den Kopf. „Ne Mum, alles cool"
Ich musste plötzlich lächeln, weil ich daran dachte, was wir gesprayt hatten. Das hatte mich so verdammt glücklich gemacht. Cam hatte mich glücklich gemacht, er war der einzige, der das noch wirklich bei mir hinbekam.
„Also, dann haben wir jetzt zwei Möglichkeiten", meinte Kate sachlich. „Entweder wir fragen einen Friseur, was wie machen können, wobei ich bezweifele, dass man da einfach drüber färben kann oder..." Sie machte mit Zeige- und Mittelfinger die Bewegungen einer Schere nach.
Cam fasste sofort beschützend an meinen Kopf. „Nein, nicht abschneiden!"
Das brachte mich zum Grinsen. Wenn er nicht wollte, dass wir meine Haare abschnitten, dann war es wohl das Beste, genau das zu tun.
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Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)
General Fiction-Alles an mir war gelogen. Die Antwort auf jedes „Wie geht es dir?", auf jedes „Alles okay?", auf jedes „Es tut mir leid", die Reaktion auf jeden Versuch, mich zu trösten, auf jede Behauptung, dass man mich verstehen würde. Denn das konnte keiner.- ...