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Noah:



Cam beachtete mich wieder mehr, was ich sehr begrüßte.

Eigentlich tauchte ich lieber in der Menge ab und blieb unsichtbar, aber wenn es um Camerons Aufmerksamkeit ging, dann war ich nicht zurückhaltend oder nett genug, um zu teilen.

Dieser Ken freundete sich meiner Meinung nach viel zu schnell mit meinen Freunden an und auch das passte mir nicht, aber weil Cam die ganze Zeit seinen Arm um mich gelegt hatte, entschied ich mich dagegen, Ken lebendig zu häuten.

Nach Schulschluss war ich aber trotzdem erleichtert, ihn und sein Grinsen endlich los zu sein.

Cam und ich fuhren nachhause, doch bis in die Küche, um uns was zu essen zu machen, kamen wir gar nicht, weil mein Dad und Kate uns grinsend den Weg versperrten.

„Was habt ihr ausgefressen?", murrte Cam.

Mein Dad grinste, drehte sich um und deutete uns, ihm zu folgen. Das taten wir. Er führte uns nach oben in das Stockwerk, das eigentlich nur Cam und wir gehörte und in den Raum am Ende des Flures.

So viel ich das wusste, war das eine Abstellkammer. Doch ich stellte fest, wie sehr ich mich irrte, als Dad die Tür aufmachte und sich mir der Himmel zeigte.

Meine Kinnlade klappte runter, während ich in den Raum ging und mich staunend umsah.

In der einen Ecke stand der Flügel meiner Mutter, an einer Wand hingen die Gitarren von Dave und mir und in einer weiteren Ecke war ein Schlagzeug. Dann gab es noch ein anderes Regal mit verschiedenen Instrumenten und der komplette Raum war in einem Wahnsinns Style. Poster von meinen Lieblingsbands zierten die Wände.

Während ich nicht fassen konnte, dass das echt ein Raum in dem Haus war, in dem ich lebte, hielt sich Cams Begeisterung in Grenzen. „Was soll das? Bei uns spielt doch niemand ein Instrument?"

Ich ging nicht darauf ein, sondern lief an Cameron vorbei und fiel meinem Dad um den Hals.

Lachend drückte er mich an sich. „Ich wusste, dass es dir gefallen wird, Kleiner"

Ich nickte schnell.

Es war der Wahnsinn. Ich freute mich so sehr, dass ich Tränen in den Augen hatte, doch endlich mal waren sie durch positive Gefühle verursacht.

Mein Dad schob mich leicht von sich weg und legte mir die Hände auf die Schultern. „Ich weiß, dass ich nicht der beste Vater für dich war, Noah. Und das tut mir leid. Du hast so deine Schwierigkeiten damit, dich auszudrücken und mit den Gefühlen klarzukommen, das ist kein Geheimnis. Ich habe mich ewig gefragt, was ich tun kann, damit sowas wie mit Matt nicht nochmal passiert, aber ich hab mich an Cameron erinnert, der mir gesagt hat, dass du schon redest, nur eben nicht mit Worten. Dann wusste ich, was ich zu habe. Schon von klein auf, warst du so ein kleiner Musik Freak. Also hab ich all deine und Daves Instrumente herbringen hassen und en Raum für dich eingerichtet. Ich hoffe, ich hab auch genügend Instrumente da"

Ich musste leicht lachen, während ich schniefte. „Es ist perfekt, Dad, danke" Ich umarmte ihn nochmal fest.

Er hatte mir schon oft Geschenke gemacht, aber das? Das war einfach perfekt.

„Dir ist aber hoffentlich klar, dass du uns jetzt regelmäßig war vorspielen musst" Als Kate das mit grinsender Stimme sagte, sah ich sie an.

Dann tat ich etwas total unüberlegtes, ließ meinen Vater los und umarmte auch sie. „Ihr werdet nie wieder eure Ruhe haben, das verspreche ich euch", meinte ich glücklich.

Kate lachte und strich mir über den Rücken.

Ich wusste, dass sie nie versucht hatte, meine Mum zu ersetzen, doch irgendwie war sie wie eine Wiedergutmachung dafür, dass ich meine Mum nicht mehr hatte. Und sie macht das gut.

Ich ließ Kate wieder los und rannte dann im Raum auf und ab, um mir die Instrumente anzusehen.

Musik war schon immer mein Ding gewesen. Gut, meine Mutter war Sängerin und hatte mir und Dave das so quasi in die Wiege gelegt, aber es bauchte auch eine gewisse Veranlagung, um so viel Instrumente so gut spielen zu können wie Dave und ich.

Aber wir hatten auch sehr viel geübt, als wir noch klein waren, nur um Mum stolz zu machen.

Während ich über den Flügel strich, erinnerte ich mich daran, wie ich mit Dave und Mum zusammen gespeilt und gesungen hatte, lächelte dabei.

Diese Überraschung war echt gelungen.

Ich fand es wahnsinnig von meinem Dad, dass er sich solche Gedanken gemacht hatte, aber ich war mir sicher, die Musik würde mir helfen. Und ich fand es wahnsinnig von Cameron, dass er mich verstanden hatte, denn ja, ich hatte schon immer gesprochen, auch wenn ich still gewesen war.

Doch man brauchte keine Worte, um auszudrücken, was man fühlte, was man brauchte und was man liebte. Oder wen.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt