Noah:
„Sag mal, Noah" Alec wandte sich mir zu, während wir an Cams Konsole zockten und schaute mich neugierig an.
„Mhh?", meinte ich bloß abgelenkt.
Ich war so schlecht darin, PS4 zu spielen, egal um welches Spiel es sich handelte. Das war echt nicht mehr normal.
„Ist dein Bruder immer so drauf wie letztens?" Alec schaute wieder zum Bildschirm, ließ die Frage beiläufig klingen, deshalb machte ich mir da keine allzu großen Gedanken.
„Mhm", stimmte ich bloß zu.
Scheiß Thema, Alec, nächstes bitte.
„Was macht er eigentlich so? Geht er arbeiten? Oder zur Uni?"
Ich dachte mir bei seiner Fragerei nichts und beantwortete sie deshalb.
„Er ist für dieses Semester von der Uni freigestellt. Er hatte auch schon einen Vertrag für danach, aber der würde aufgelöst, weil seine Partnerin und jetzige Ex Freundin eine Egoistin ist"
„Was war dann denn für dein Vertrag?"
„Plattenvertrag", meinte ich, konzentriert auf das Spiel. „Dave studiert Musik, vor allem Gesang, und Tanz. Tanz musste er aber abbrechen nach dem Unfall, weil sein Knie das nicht mehr mitmacht und der Plattenvertrag war auf ihn, zusammen als Paar mit seiner Ex ausgelegt, aber die hat einen Rückzieher gemacht, weil er dumm ist und er musste das Uni natürlich erklären. Die haben ihn dann freigestellt für dieses Semester, weil er... ja ist ja auch egal"
Alec machte einen verstehenden laut. „Und wieso hat seine Freundin ihn hängen lassen?"
Ich seufzte. „Er hat mit ihrer besten Freundin geschlafen und es dabei fertig gebracht, sie zu schwängern. Davon war seine Freundin nicht so begeistert, wie du dir sicher vorstellen kannst."
„Oh", meinte Alec etwas überrascht. „Na das ist blöd"
Ich musste leicht lachen, stimmte mit einem „Jap", zu und war froh, dass wir das Thema dann abschlossen, als Cam ins Zimmer kam.
„Und wie lief's?", fragte ich sofort.
Er atmete tief durch, als er zur mir kam, sich aufs Bett legte und zunächst wortlos an mich kuschelte. Dass Alec hier war, war ihm dabei egal.
„Eigentlich ganz gut. Wir haben nicht gestritten oder so. Klar war er traurig, aber er meinte, es ist okay und er hätte es eh schon gewusst. Er will jetzt ein bisschen Abstand, aber ich bin mir sicher, dass wir Freunde blieben werden"
„Das ist doch gut", stellte ich überrascht und erleichtert fest.
Vorwürfe hatten Cam nur zu sehr fertig gemacht.
Er brummte eine Zustimmung, murmelte aber dann leise. „und er hat mich zum Abschied geküsst...", während er an meinem Bändel herum spielte.
Ich pausierte das Spiel, schaute ihn fragend an und er tippte sich hinweisend auf die Lippen.
Ich spürte, wie sich meine Nase krauszog.
Am liebsten wollte ich Kens Berührung von Cam runterschaben, aber das konnte ich nicht.
Ich war auch nicht böse deswegen, da ich wusste, mehr würde Ken nie von meinem... Freund... bekommen, aber trotzdem war ich sehr besitzergreifend.
„Solange es dabei bleibt", brummte ich, spielte mit Alec weiter.
Eine Weile chillten wir so einfach zusammen, ehe Alec meinte, nachhause zu müssen.
Cam und ich blieben kuschelnd zurück und sobald die Tür hinter Alec zu war, presste Cam seinen Mund auf meinen.
„Ich hab dich so vermisst", flüsterte er zwischen den Küssen.
Ich lächelte. „Wir waren höchstens eine Stunde getrennt, Cam"
„Viel zu lange", schmollte er und gab mir viele kleine Schmatzer auf die Lippen und das ganze Gesicht.
Ich kicherte und versuchte mein Gesicht vor seinen Kuss-Attacken zu schützen, aber eigentlich wollte ich es ja gar nicht.
Unsere Spielchen wurden unterbrochen, als wir Kate rufen hörten. „Hei, ihr Monster, es gibt essen!"
Gut gelaunt trampelten wir beide die Treppen runter und setzten uns schnell hin.
Das Essen war bereits auf dem Tisch und wartete drauf, verschlungen zu werden. Ich hatte einen mords Hunger.
„Könnt ihr die Treppen nicht runtergehen wie normale Menschen?", bat Dad uns leicht genervt.
„Dir auch einen guten Appetit", lächelte ich und steckte mir demonstrativ eine volle Gabel an Nudeln in dem Mund.
Er musste deshalb leicht lachen, verdrehte dabei aber die Augen. „Cameron macht ja noch einen richtigen Rebellen aus dir"
Der Benannte schmatze absichtlich und empörte sich mit einem: „Gar nicht wahr! Ich bin so anständig, wie man es nur sein kann!"
Ich kicherte deshalb los, vor allem, als seine Mum ihn tadelte, wie er sich richtig hinzusetzen und zu essen hatte.
Sobald sie wieder mit Dad beschäftigt war, zog er eine beleidige Grimasse und ich kicherte mehr.
„Heute ist er aber gut drauf", stellte Dad fest, als er mich so musterte.
„Hei, ich bin halt glücklich, lass mich!", verteidigte ich mich. Eigentlich sollte er das unterstützen.
„Ich sag ja nix", meinte Dad. „Ich muss eh mit euch über was anderes reden." Er wurde etwas ernster und da verging auch Cam und mir der Spaß. „Ihr wisst ja von meiner Hämophilie. Das ist eine vererbbare Krankheit, deshalb ist es wichtig, dass man das regelmäßig überprüft. Wir haben das zwar schon mal gemacht, als ihr noch klein wart, aber zur Sicherheit sollte man das gegen Ende der Pubertät nochmal machen. Obwohl ihr keine Symptome zeigt, will ich, dass wir das testen lassen, nur zu eurer Sicherheit, okay?"
Ich warf Cam einen kurzen Blick zu, er mit ebenfalls. Dann nickten wir brav.
„Gut, dann gehen wir euch morgen Blut abnehmen lassen"
Cam und ich stimmten ohne Widerworte zu und benahmen uns für den Rest des Essens.
Am Abend lagen wir zusammen in seinem Bett, beide seitlich und er hielt mich um Arm. „Denkst du einer von uns hat dieses Blutdings?", hakte ich etwas unsicher nach.
Mum hatte mir irgendwann mal erklärt, was das für eine Krankheit war, aber ich konnte mich kaum mehr daran erinnern.
Cam drückte mir seine Lippen in den Nacken und auf die Schulter. „Nein", murmelte er dabei. „Wir sind beide kerngesund, glaub mir"
„Wieso bist du davon so überzeugt?" Ich drehte den Kopf über die Schulter, um ihn anzusehen.
Er lächelte. „Weil ab jetzt alles besser werden wird. Das wirst du schon sehen, Liebling"
Bei dem Kosenamen musste ich schmunzeln, drehte mich auf die andre Seite, um ihn zu umarmen und küsste ihn dabei.
Wir lagen Nasenspitze an Nasenspitze in seinem Kissen, unterhielten uns noch leise, küssten oder streichelten uns hin und wieder, aber mehr passierte nicht.
Wir waren einfach zusammen und das war uns genug.
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Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)
General Fiction-Alles an mir war gelogen. Die Antwort auf jedes „Wie geht es dir?", auf jedes „Alles okay?", auf jedes „Es tut mir leid", die Reaktion auf jeden Versuch, mich zu trösten, auf jede Behauptung, dass man mich verstehen würde. Denn das konnte keiner.- ...