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Noah:



„Du solltest dich nicht schlecht fühlen", meinte Cam aus dem Nichts.

Ich wandte den Blick zu ihm, er sprach weiter.

„Er hat sich auch kein einziges Mal schlecht Gefühl, als er mich nieder gemacht hat oder mir vorgemacht hat, er würde mich lieben, als er mich einfach nur kontrollieren und fertig machen wollte. Und das hat er geschafft."

Er schnaubte und schüttelte den Kopf, während er an mir vorbei sah, als blickte er in diese Zeit zurück.

„Ich habe diesen Kerl so geliebt. Ich habe es ihm jedes Mal geglaubt, als er mir gesagt hat, wie schlecht ich sei, sie schwach ich sei. Ich wollte mich bessern, für ihn. Er nannte es Liebe, jedes Mal, wenn er mich geschlagen hat, weil ich einen anderen auch nur angeschaut habe. Er nannte es Liebe, als er mir verboten hat, mich mit meinen Freunden zu treffen. Er nannte es Liebe, als er sagte, ohne hin sei ich ein Nichts. Er hat ständig an mir herum genörgelt, und dabei habe ich mich so angestrengt, ihm zu gefallen. Ich habe alles für ihn getan, aber es war ihm nicht genug. Er wollte mich immer besser machen, aber es war nichts falsch mit mir. Ich war gut so, wie ich war. Und ich war glücklich. Zumindest, bevor all das mit ihm angefangen hat. Jedes Mal, wenn ich realisiert habe, was er mit mir macht, wie er mich beeinflusst und mich immer mehr zerstört, und dem entkommen wollte, wurde es schlimmer und schlimmer. Aber am schlimmsten war eigentlich, dass nie jemand gemerkt hat, dass jedes Lachen von mir gefaket und jeder Kuss erzwungen war. Ich hab mich gefangen gefühlt, doch nicht, weil er all das mit mir getan hat, sondern weil ich ihn wirklich geliebt habe."

Er schüttelte den Kopf, als könnte er selbst nicht glauben, was er da redete. „Aber jetzt weiß ich, dass es keine Liebe war. Er hatte nämlich in einem Punkt Recht. Ich war schwach. Das stärkste, was ich getan habe, war ihn zu verlassen, nachdem er mich zum gefühlt tausensten mal betrogen hatte."

Er schnaubte. „Jedes Mal hat er mir die Schuld gegeben. Er meinte, er bräuchte Dinge, die ich ihm nicht geben kann und deshalb muss er sich die eben woanders holen. Ich solle froh sein, dass er immer wieder zu mir zurückkommt."

Er seufzte enttäuscht. „Früher, als das mit uns angefangen hat, war er noch nicht so. Er war ein wundervoller Mensch, aber er hat sich verändert. Nachdem ich mich endlich von ihm losreißen konnte, weil ich gesehen habe, dass es einfach keine Hoffnung mehr gibt, habe ich mich so verdammt schlecht gefühlt. Ich hab mir die Schuld gegeben, was aus ihm geworden ist. Aber ich weiß, dass ich nichts dafür kann. Ich hab nicht dieses Monster aus ihm gemacht. Nachdem ich akzeptiert habe, dass ich keine Möglichkeit hatte, zu ändern, zu wem er geworden ist, ging es mir viel besser. Ich hab mir vorgenommen, mich nie wieder fertig machen zu lassen und vor allem: mich nicht verändern zu lassen. Ich will ich sein und ich will glücklich sein. Mit einer Person, die mich wirklich liebt"

Sein Blick wandte sich zurück zu mir, er lächelte, es wirkte zwar traurig, aber auch zuversichtlich.

Ich konnte nicht fassen, dass er nach all dem noch lächeln konnte.

Ohne Worte zu verschwenden, rutschte ich zu ihm auf und umarmte ihn.

Er lehnte den Kopf an meinen und atmete tief durch.

„Danke", meinte ich dann leise.

Ich spürte, wie er lachte, doch er klang verwirrt. „Wofür denn?"

Ich drückte mich fest an ihn. „Dafür, dass du jetzt du bist. Ich konnte nicht leiden, was Matt aus dir gemacht hat."

„Ich auch nicht", murmelte Cameron an meine Haare, ehe er durch strich. „Aber ich mag, was du aus mir machst"

Hatte er das jetzt echt gesagt? Oh Gott.

Ich löste mich leicht von ihm, um ihn anzusehen.

Er lächelte. „Bei dir kann ich ich sein, weißt du? Das ist eigentlich viel schwerer als man meint, aber bei dir ist es ganz einfach"

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich in seine blauen Augen sah.

Für einen kurzen Moment huschte mein Blick zu seinen Lippen runter, die zu seinem schönen Lächeln geformt waren, ehe ich wieder in seine Augen sah.

Wie viel zu oft bildete ich mir ein, die Luft zwischen uns brannte nur so förmlich. Doch das tat sie nicht. Das durfte sie nicht.

Cameron war mein Bruder. Das durfte ich nicht vergessen.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt