...wie ein Feuerwerk...(4)

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Ich bedanke mich für eure Geduld. Aber wie sagt man so schön, wenn's kommt, dann richtig. Es waren kleinere Turbulenzen bevor der Absturz kam. Aber es geht weiter, irgendwie. Two the End wird am Wochenende aktualisiert. Versprochen.
Lg Hexe
Magnus
Schon von weitem sehe ich das Haus in dem ich wohne. Es ist schlicht weiß. Der Vorgarten ist gepflastert. Alles ist gepflegt und glänzt. So wie innen. Schon von Anfang an habe ich mich hier, in dieser noblen und sterilen Umgebung nicht wohl gefühlt. Doch ich wollte Zack einen Gefallen tun, in dem ich zu ihm ziehe. Ich hatte nur einmal gefragt, ob ich etwas verändern könnte. Doch diese Frage war falsch. Das habe ich schnell gemerkt. Alles hatte seinen Platz und nichts dürfte jemals verschoben oder gar angefasst werden. Jede kleinere Dekoration hat einen hohen Preis gekostet. Sie waren viel mehr wert als ich es je sein konnte. Ich war nichts im Vergleich zu Zack. Solang bis ich auf Arbeit war und mich meiner Leidenschaft hingeben konnte. Fast automatisch schlich sich ein kleines Lächeln in mein Gesicht. In meinen Gedanken sah ich Alexander. Er war noch bis zu meinen Feierabend geblieben. Wir hatten uns unterhalten. Alexander hatte mich zum lachen gebracht. Ich hatte alles vergessen. Der Schnee in mir hatte, wegen ihm, geglänzt. Wie eine wunderschöne Winterlandschaft. Das Lächeln verschwand sofort, als ich das sterile Grundstück betrat. Mir wurde wieder bewusst auf was ich jetzt alles achten musste. Nicht laut lachen, nicht auf den Fußboden tapsen, nicht mit Barfuß herum laufen, das Geländer der Treppe nicht anfassen, die Schuhe vor der Tür ausziehen, leise sein, die Füße nicht auf der Couch haben, gerade sitzen, die Hände hinter den Rücken, keine Gegenstände anfassen, keine Frage stellen, nichts sagen solang ich nicht angesprochen werde, die Augen nicht rollen, keine bequemen Sachen anhaben und so ging die Liste weiter. Sie endete nie, denn jeden Tag kam gefühlt etwas Neues hinzu. Vor der schwarzen Haustür des großen Hauses ziehe ich leise meine Schuhe aus. Der Schnee schmilzt und weicht meine schwarzen Socken durch. Schnell gehe ich durch die Tür. In der Eingangshalle sehe ich bereits Zack und Camille. Sie unterhalten sich. Klanglos stelle ich meine Schuhe ab und ziehe meine Jacke aus. Es war bedrückend, so als stände ein Elefant auf meiner Brust. All die Sachen an die ich denken musste, waren zu viel. Das allgemeine Leben was ich hier führen musste, war beklemmend. Schon oft hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre, ein eigenes kleines Häuschen zu besitzen. Wo alles kunterbunt ist. Die Möbel würden nicht zusammen passen und auch die Deko wäre nicht angeschraubt. Der Boden wäre von Teppich verdeckt und die Wände wären voll von Fotos. Auf das Sofa könnte man nur mit Jogginghose. „Magnus" Zack' Stimme reißt mich aus den Vorstellungen, die nicht wahr werden würden. „Komm in mein Büro. Sofort." Er dreht sich um und geht mit einem starken Schritt auf den genannten Raum zu. Seine Lackschuhe geben einen klackenden Ton wieder. Ich habe unendliche Angst. Meine Beine möchten mich nicht zu dem Zimmer tragen und ich möchte das auch nicht. Alle Diskussionen und Auseinandersetzungen bilden sich vor meinen inneren Auge. Aus diesem Raum komme ich nur früh unversehrt heraus. Nur früh wenn ich ihm seinen Espresso bringe. Mir wird übel. „Camille ziehen sie sich um und warten sie im Auto. Der Chauffeur wird sie schon Vorfahren. Ich komme nach." Er gibt ihr einen Handkuss und so verlässt sie lächelnd das Haus. Langsam, auf Zehenspitzen gehe ich in Zack' Büro und schließe die Tür. „Wie war die Arbeit, mein Schatz." Erkennend schließe ich die Augen und senke meinen Kopf. Er muss mich gesehen haben. Vielleicht auch mit Alexander? „Ist er dein neuer kleiner Freund, der dich bemitleidet oder will er mich auch nur mal sauer sehen?" Meine Augen treffen auf seine. Ich gehe einen Schritt vor. Zack lehnt an seinen Schreibtisch. Die Arme hat er verschränkt. „Du fasst ihn nicht an." Sofort stößt er sich ab. Zack kommt auf mich zu und geht um mich herum. Ich weiß nicht wie lange er seine Runden dreht, doch sein Blick verheißt nichts gutes. Bevor ich überhaupt reagieren kann, stößt er mich nach hinten. Mein Rücken schmerzt, genau so wie mein rechtes Handgelenk. Die Schwellung und die bläuliche Verfärbung würde später eintreten. Zack zog mich an meinen Haaren auf die Knie. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Nur ein was gutes hatte diese Diskussion. So sauer wie er war, würde er mich heute Abend nicht mehr zum Event mit nehmen. Ich hätte also meine Ruhe, für ein paar Stunden. Zeit zum durch atmen. „Du kannst froh sein, das ich jetzt diese wichtige Veranstaltung habe. Sonst würde das alles ganz anders ablaufen." Er zog nochmal fest an meinen Haaren bevor er mich von sich stieß. Ich prallte wieder auf den Boden, an dem ich mich wie ein Ertrinkender klammernde. Zack sah mich von oben an. „Ich habe meine Augen überall Magnus." Damit desinfizierte er sich seine Hände und ging. Er ließ mich liegen. Ich fühlte mich wie in einem Tunnel. Ich starrte die weiße Decke an. An dieser hing eine prunkvolle Modelampe. Wie immer hätte ich am liebsten geweint. Aber da kam nichts. Nur dieses Gefühl vom schweben. So als sei ich in Watte eingepackt. Die Realität so Kilometern weit weg. Nur dieser körperliche Betäubung, die ich nach so etwas immer verspürte. Der Marmorboden unter mir wurde kälter. Zack hatte die Bodenheizung ausgestellt. So wie immer. Das Zeitgefühl ist mit Zack gegangen. Irgendwann „wache" ich auf, nur um die Schmerzen zu spüren. Ich hebe meine Hand vor mein Gesicht. Das Gelenk ist geschwollen. In den letzten Jahren habe ich gelernt auch die Linke wie die Rechte zu benutzen. Ich konnte mit ihr schneidern, schreiben, Kaffee kochen. Wieder etwas gutes. Traurig lächelte ich. Morgen hätte ich frei. Etwas was ich nicht mochte. An diesen Tagen hielt mich Zack regelrecht im Haus. So hatte er mich perfekt unter Kontrolle. Da er es aber noch nicht wusste, würde ich morgen einfach so tun, als wäre es ein ganz normaler Arbeitstag. Langsam stand ich auf. Die Hand müsste ich kühlen und verbinden.

Ich lag schon mit einer verbundenen Hand und abgeschminkten Gesicht im Bett. Ich war kaputt und deswegen schloss ich meine Augen. Das Bild von Alexander bildete sich und ich musste unbewusst Lächeln. Das Klingeln meines Handys riss mich aus diesem schönen Bild. Kurz zögere ich, ging dann aber doch ran. „Hallo?" Es raschelte kurz. Dann hörte ich die angenehme Stimme von meinem letzten Gedanken. „Hey Mags, ich hoffe ich habe dich oder euch nicht gestört." Traurig sah ich auf meine Hand. „Nein, hast du nicht. Warum rufst du an." Ich wusste nicht warum, aber in meiner Stimme war Hoffnung. „Izzy hat mir deine Nummer gegeben, weil ich dich um Hilfe bitten wollte." Der Klang seiner Stimme, war wie Musik. So liebevoll und weich. Ergab das irgendein Sinn? Und warum hatte ich ihn erst jetzt kennen gelernt? „Klar, wobei soll ich dir helfen." Ich konnte sein schmunzeln vor meinen inneren Auge sehen. „Verrat ich dir morgen. Kann ich dich vor der Boutique abholen? Um 8? Oder ist das zu früh?" Mein Lächeln wurde größer. Ich war soviel Fürsorge von einem Mann gar nicht mehr gewohnt. „Alexander, um 8 ist perfekt." Mein Herz hat schon lange nicht mehr vor Aufregung und Vorfreude so schnell geschlagen. „Ich freu mich und danke Mags." Ich konnte nur mit einem Grinsen auflegen. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von der ich sehr schnell einschlief.
Pünktlich um 8 stehe ich vor der Boutique. Der Schnee knirscht unter mir. Still stehen kann ich nicht. Zack habe ich heute morgen nicht gesehen. Seinen Espresso habe ich trotzdem in das Büro gebracht. „Magnus." Ich sehe auf und da steht Alexander. Er steht genau vor der Sonne. Ich sehe ihn blinzelnd an. „Alexander." Hauche ich, denn zu mehr bin ich nicht fähig. Sein Gesicht ist im Schatten und trotzdem würde ich sagen, das ich nie etwas Schöneres gesehen habe.

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt