Himmel auf Erden (die elfte)

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Magnus

Ich werde von süßen Babygekicher wach und muss selbst gleich lächeln. Die Bettseite neben mir ist leer und auch das Beistellbett von Rafael ist leer. Nur in Boxer und einem Shirt gehe ich verschlafen aus dem Schlafzimmer. Meine Haare müssten mal wieder die reinste Katastrophe sein. Aber das interessiert mich nicht mehr in diesem Moment, wo ich meine zwei Mitbewohner sehe.

Unser Krümmel liegt auf seiner Krabbeldecke während Alexander neben ihm sitzt und immer wieder kitzelt. Dabei verzieht er sein Gesicht. Unter dem ganzen Gekicher, hält Rafael natürlich wieder seinen Zeigefinger fest.

Ich lehne mich an den Türrahmen und verschränke meine Arme vor dem Körper. Verträumt schaue ich weiter bei dieser Gesichtsgymnastik zu. Ich sag es vielleicht immer wieder. Aber dieser Anblick ist einfach nur ganz viel Honig mit einer Nuss- Nougat Creme und Erdbeermarmelade. Und wahrscheinlich werde ich später an Diabetes erkranken, weil meine Augen nie genug von dieser Aussicht bekommen werden. Doch das nehme ich im Kauf.

In meinem Leben habe ich mich nie wirklich angekommen gefühlt. Irgendwie musste ich immer suchen. Nur wusste ich nie nach was ich gesucht hatte. Jetzt weiß ich, das es immer das falsche war. Denn alles was ich nur wollte war eine Konstante, eine Sicherheit, eine Familie. Etwas woran man festhalten konnte, wofür mein sein Leben geben würde, was einem immer wieder auf den glitzernden Boden der Tatsachen bringen würde. Ich war diesem Gott verdammten Leben dankbar, das es mir genau diese beide Menschen gegeben hatte. Ich wollte an ihnen festhalten, für sie da sein, Tee kochen wenn sie krank sind, eine starke Schulter sein, ein Vater auf dem unser Sohn irgendwann stolz sein könnte und ein liebender Partner. Auch wenn das alles mit einer gewissen Angst verbunden war, etwas falsch zu machen. So wusste ich auch, das die beiden Menschen selbst bei meinen Fehlern zu mir stehen würden.

Mir kam eine Idee. Ich wusste nicht ob es zu viel war, aber es war vielleicht etwas was ich mir selbst gerne wünschte.

"Oh wir haben den Papa munter gemacht." Fröhlich quietscht Krümmel. "Wie lange seit ihr beide denn schon wach?" frage ich als ich sehe das beide schon komplett angezogen sind. "Ungefähr eine Stunde. Unser kleiner Racker war schon in der Wanne und die Fingernägel sind auch schon geschnitten. Ich wusste nicht, ob das..." weiter kam Alec nicht, denn ich hatte mich schon auf seinen Schoß gesetzt und ihn stürmisch geküsst. Mit einer Hand hielt er mich. Die andere beanspruchte noch Rafael. Aber das war mir egal. "Wofür war das denn?" Seine Stimme war rau und sofort rauschte mein Blut nach unten. "Du hast es gesagt." flüstere ich dann nur, als ich mit meinem Daumen seine Lippen nach fahre. Verwirrt sieht er mich an und das bringt mich nur noch mehr zu schmunzeln. "Unser kleiner Racker." Dabei betone ich das erste Wort. Es ist das erste mal das er Krümmel so nennt und das bestärkt mich bei meiner Idee.

"Langsam gewöhn ich mich dran." Zaghaft lächelt Alexander und wieder einmal fällt mir auf wie schön seine Seele ist. Sie ist so rein, der reinste Ozean unter diesem Himmel. "Ich liebe dich." flüstere ich und das scheint ein Augenblick zu sein, den man als magisch betiteln könnte. Tief sehen wir uns in die Augen. Beide mit einem lächeln und schnell schlagenden Herzen. Dazwischen unsere Liebe für den jeweils anderen. "Ich liebe dich auch, Magnus und diesen kleinen Krümmel auch." Dabei kichert Rafael wieder. So als würde er wissen, das wir von ihm geredet haben.

"So du hast jetzt zwei Stunden Zeit um ordentlich baden zu gehen und dich fertig zu machen. Danach wird es an der Tür klingeln. Du entspannst mal wieder schön, während ich mit dem Kleinen eine Runde spazieren gehe. Wenn die Tür wieder zufällt hast du eine Stunde um dir etwas schickes anzuziehen. Danach hole ich dich ab. Und nein, keine Fragen. Du machst einfach das was ich sage." Vollkommen überfordert sehe ich meinen Freund an. Zusammen mit mir steht er auf, gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss unter dem ich zerfließe, um sich kurz darauf zu bücken und einen fröhlichen Rafael hoch zu heben.

Alexander schnappt sich seine Babytragejacke und sieht mich dann grinsend an. "Viel Spaß Liebling." Damit lässt er mich mitten in der Wohnung stehen. Etwas planlos stehe ich wahrscheinlich noch fünf Minuten so herum, bis mich dann meine Beine in das Bad tragen. Dort stocke ich. Vereinzelte Kerzen sind erleuchtet. Mein roter Bademantel hängt bereit. Genau so wie ein Handtuch. Auf einem Tablet steht ein kleines Frühstück sowie eine neue Badekugel.

Wofür? Habe ich etwas verpasst? Was für einen Tag hatten wir? Hatten wir etwas irgendein Jubiläum? Oh je... Bevor ich in die Wanne stieg, sah ich in dem Familienkalender nach. Für heute stand nichts an. Nur in meiner Spalte klebte ein kleiner Zettel. "Überraschung und nein du hast nichts verpasst." Mein Herz es schmolz und schlug und war zu überfordert.

Ich genoss das warme Wasser, welches sich an meinen Körper schmiegte. Die Ruhe war angenehm und tatsächlich stellte ich mir die Frage, wann ich zum letzten mal so entspannt in der Wanne lag.

Alexander behielt recht. Zwei Stunden später klingelte es an der Tür. Ich hatte mich für eine Jeans und ein Shirt entschieden. Als ich durch den Spion durch schauen wollte, wurde dieser zugehalten. Etwas zögernd öffnete ich die Tür einen Spalt. Davor standen meine Tante, Clary und Isabelle. Sie hielten die unterschiedlichsten Sachen in der Hand. Im Chor begrüßten sie mich bevor sie an mir vorbei in die Wohnung gingen. "Was macht ihr hier?" frage ich dann als die drei es sich auf der Couch bequem machten. "Wir machen jetzt einen Serien Marathon. Gossip Girl oder How i met your mother?" Ohne groß nachzudenken antwortete ich "Das Erste."

Immer noch skeptisch ließ ich mich auch auf der Couch nieder. "Ich mach das Popcorn." rief dann Clary, während Cat bereits die Getränke hinstellte. Eigentlich war es praktisch, denn so konnte ich meine Idee gleich besprechen. Als dann alle schließlich saßen ergriff ich das Wort und fiel so mit der Tür ins Haus. "Ich möchte Alexander fragen ob er..." Alle hingen an meine Lippen und warteten auf ihren Einsatz mit dem Kreischen. Es war nicht das, an was sie vielleicht gerade dachten.

...Fortsetzung folgt

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