Leuchtende Tage 8

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Magnus

Der Geruch von Alkohol steigt mir sofort in die Nase. Die Luft ist stickig und sofort vermisst man die kühle Luft von draußen. Die Menge tanzt in einem Rhythmus und ich freue mich, endlich wieder hier im Pandemonium zu sein. Nach der Trennung war ich oft feiern und oft habe ich viel Alkohol getrunken. Ich brauchte die Ablenkung und die Bestätigung das ich auch noch bei anderen Männern ankomme. Allerdings habe ich es nie über mich gebracht mich einem anderen Mann außer Alexander hinzugeben. Und auch mit Frauen habe ich nie geschlafen. Ich habe sie mit in meine Wohnung genommen aber da fand kein Sex stand, was für viele ernüchternd war. Aber ich konnte es einfach nicht. Jetzt hier zu sein, freute mich aber eigentlich hätte ich nicht gedacht, das ich so früh sofort wieder Ablenkung suchte. Aber die Berührung war zu viel. Sie hat soviel wieder hervor gerufen.

Flashback

Ich schlage meine Augen auf und sehe auf die Uhr. Es ist drei Uhr, mitten in der Nacht. Ich habe noch keine einzige Minute geschlafen. Die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen halten mich wach. Am liebsten würde ich mich in Alexander' Arme kuscheln aber dieser wurde bereits am Abend in das Krankenhaus gerufen, wegen eines Notfalls. Seitdem ist er noch nicht wieder gekommen. Es ist seltsam allein zu schlafen. Obwohl er schon oft Nachtschichten machen musste, war es genau jetzt, in dieser Zeit, beängstigend das er nicht da war. Langsam stand ich auf. Ich konnte sowieso nicht einschlafen. In der Küche trank ich ein Glas Wasser und trat dann hinaus auf die Terrasse. Ich umklammerte mich selbst. In den letzten Tagen verfolgte uns ein Schatten. Ein Schatten unserer selbst. Aber wir wollten ihn nicht sehen. Er brachte ungewohnte Gefühle auf, die mir einfach nur Angst machten. Sie raubten mir den Schlaf und jegliche Konzentration. Ich stellte alles in Frage. Meine Berufswahl, meinen Abschluss, mein Leben, meine Beziehung. In den letzten Jahren lief alles gerade und gut. Zu gut. Ich habe mich gefreut auf die Zukunft. Jetzt habe ich Angst vor ihr. Denn irgendwann würde alles mal zusammen brechen. Das Leben konnte nicht nur schön sein. Aber das war es bisher. Irgendwann würde irgendetwas passieren und mir sämtlichen Halt rauben und genau dafür war ich nicht bereit. Meine Gedanken machten sich selbstständig und stellten mir Fragen die vor ein paar Monaten noch einfach waren. Jetzt war alles eine Frage. Würde mich Alexander mit grauem Haar und Falten immer noch begehrenswert finden? Könnten wir wirklich gemeinsam alt werden? Bin ich für das restliche Leben überhaupt gut genug? Was müssen das für Qualen sein, den anderen an Altersschwäche zu verlieren, nachdem man das ganze Leben miteinander verbracht hat. Wollte ich das wirklich? Wurde es ihm vielleicht doch zu viel? Wollte er weiterhin mindestens zweimal mich im Krankenhaus besuchen? Und die wohl schwierigste Frage war: Hatten wir uns vielleicht einfach nur aneinander gewöhnt? Könnten wir uns gegenseitig loslassen, wenn es darauf ankommt? Sind wir die ganze Zeit nur auf einer Stelle gelaufen? Alexander und ich hatten Höhen und Tiefen. Natürlich haben wir uns auch mal gestritten und ignoriert. Wir haben diskutiert und Meinungsverschiedenheiten gehabt. Nur haben wir nie an unserer Liebe gezweifelt. Sie war immer da und das ist sie jetzt auch noch. Aber was ist wenn.. "Du bist wach." Alexander Stimme ist dicht hinter mir. Ich habe mich leicht erschrocken und trotzdem bin ich froh sie zu hören. Sie holt mich von den Gedanken weg und lässt mich etwas herunter fahren. "Ja, du hast gefehlt." Ich drehe mich um und sofort schließt er mich in seine Arme. Hier fühle ich mich wohl, so wird es immer sein. Egal wie das Leben verläuft. Es reicht eine Berührung von ihm und ich bin wieder bei mir und bei ihm.

Flashback

Heute weiß ich das alles nur einen Sinn ergibt, wenn er bei mir ist. Denn es tut weh, wenn man dem Herz verbieten muss, wonach es sich sehnt. Alexander wird immer ein Platz in meinem Herzen haben, den niemand anderes jemals besitzen wird. Ich liebe ihn. Wahrscheinlich sind es auch die ausschlaggebenden Gedanken die mich dazu bringen, nicht weiter in den Club hinein zu gehen sondern ihn eher zu verlassen. Schnell rufe ich Cat an. Ich weiß das sie Nachtschicht hat. "Magnus? Warum bist du noch wach? Wolltest du dich nicht schonen?" kommt es sofort aus dem Telefon. "Hast du die Adresse von Alexander?" Sie stockt und ich höre es kurz rascheln. "Ja aber was willst du, ich meine..." Ich unterbreche sie, denn ich möchte bei Alexander sein bevor mich der Mut verlässt dort aufzutauchen. " Cat gib mir bitte einfach die Adresse." Sie nennt sie mir und ohne mich zu verabschieden lege ich auf. Seine Wohnung ist nicht weit von meiner entfernt und nur zehn Minuten später komme ich an. Ich weiß nicht was ich hier mache oder was ich mir überhaupt erhoffe. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann klingle ich. Wenige Minuten später steht er vor mir. Ungläubig sieht er mich an. Er sieht müde aus und immer noch trägt er Jeans. "Magnus." Ich weiß nicht wie er es schafft, einen einzelnen Namen mit soviel Gefühl auszusprechen. "Alexander." hauche ich. Ohne auch nur irgendeine Frage zu stellen tritt er zur Seite und lässt mich herein. Ich sehe mich nicht wirklich um, die Wohnung ist fast noch leer. Es gibt eine Küche und eine Luftmatratze. Drum herum stapeln sich die Kartons. Ich bleibe im wahrscheinlichen Wohnzimmer stehen. Ich traue mich nicht, ihm in die Augen zu sehen und mittlerweile zweifle ich meine Idee an. Genau wie damals, ich zweifle und das war der größte der Fehler, den ich hätte machen können. Die Gänsehaut überzieht meinen Körper als ich seinem Atem in meinem Nacken spüre. Die Stille umarmt uns. Nur unsere schnellere Atmung ist zu hören. Mein Herz schlägt so schnell und laut, das ich es in meinen Ohren höre. Und mit jedem Schlag liebe ich Alexander. Das wird sich nicht ändern, egal was wir uns jemals wieder einreden werden. Keiner traut sich zu sprechen. Wir sind in unseren Gedanken und sie drehen sich um den Mann der hinter mir steht. Es ist ruhig, so lange bis er anfängt mit sprechen. Ich lausche seiner Stimme und fange seine Wörter auf. Ich traue mich nicht zu bewegen. Möchte nur hören was er zu sagen hat.

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt