Spaziergang 7

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Alexander
Trotz das wir dieses „Gespräch" miteinander hatten, habe ich die Probezeit bestanden. Seitdem meidet mich Magnus. Er hat keine Wünsche und hat mit mir kein Wort mehr geredet. Clary und Simon ist das natürlich aufgefallen. Immer wieder haben sie gefragt, was los sei. Ich habe es Ihnen nie erklärt. Ich kümmere mich seitdem um das Haus und fühle mich mehr als Putzfee. Dadurch das wir nicht mehr reden, sind unsere Blicke nur noch intensiver. Schon seit ein paar Tagen frage ich mich, ob das hauchzarte Kribbeln in meinem Bauch schon immer da war. Immer wenn ich ihn sehe halte ich die Luft an, nur um dann mit starken Herzklopfen weiter zu atmen. Ich habe einen kleinen Plan entwickelt, um Magnus etwas aus der Reserve zu locken. Denn ich weiß, das er es wert ist und ich war schon immer ein Verfechter von zweiten Chancen. Es ist bereits dunkel draußen. Heute hatte ich eher Schluss und habe mit Simon meinen Plan besprochen. Er wird dafür sorgen das einmal Magnus die Tür öffnen muss. Ich weiß nicht was ich mir von dem Gespräch erhoffe. Mit sicherer Hand betätige die Klingel. Es dauert ein paar Minuten aber tatsächlich öffnet mir Magnus die Tür. Erstaunt sieht er mich an. Er räuspert sich und spricht dann sehr formell „Mr. Lightwood, haben sie etwas vergessen?" Ich sehe ihn an. Seine Jeans sitzt locker und betont wenig seine Beine. „Allerdings." sage ich immer noch so ernst, wie möglich. „Und was?" Ich habe ihn noch nie so unsicher gehört. Seine Stimme bebt fast. „Ich wollte sie fragen, ob sie mich begleiten." Fragend zieht er eine seiner perfekt geschwungenen Augenbraue nach oben. „Wohin?" Es scheint wie ein Déja Vu, nur mit verdrehten Rollen. So wie er damals mich angelächelt hat, so tue ich es jetzt auch. „Auf einen Spaziergang." Auch er fängt an zu Lächeln und es lässt mein Herz einen Takt schneller schlagen. Kurz schließt er die Tür, nur um wenig später mit seiner Jacke zu mir heraus zu treten. Wir laufen wieder in die Richtung. Die rechts vom Haus aus liegt. Sie führt auf einen abgelegen Weg. Ich habe über diesen Plan mehrmals mit Tessa geredet. Es scheint der einzige Weg hinein in das Rätsel des Magnus Bane' zu sein. Nach einem stillen Augenblick fange ich an zu reden. „Es stimmt. Ich wurde wirklich streng erzogen. Statt eine Grundschule zu besuchen, war ich in einem englischen Internat. Das Benehmen, die Aussprache und die Haltung habe ich dort gelernt. Meine Eltern waren immer begeistert, wenn ich zurück kam. Sie haben das was ich dort auf dem Internat gelernt habe, immer zu Hause abverlangt. Zuspruch bekamen sie von anderen Eltern, die mein Verhalten immer wieder bewunderten. Irgendwann als ich alt genug war, habe ich Ihnen meine Meinung gesagt. Wir hatten einen ziemlichen Streit aber mit viel Geduld haben sie eingesehen das, das alles etwas übertrieben war. Meine Schwester und mein Bruder wurde zwar auch streng erzogen aber dennoch lockerer. An der High School eckte ich immer wieder an. Aufgrund meines Verhaltens. Aber ich war nichts anderes gewöhnt. Ich wurde ernst und musste selbst feststellen, das ich eine ganz andere Sichtweise hatte. Es war immer ok und ich weiß wie ich auf andere wirke. Aber so bin ich eben und natürlich habe ich auch andere Seiten, aber die zeige ich nur bei bestimmten Menschen. Es fällt mir schwer unüberlegt zu handeln und sobald ich etwas tue oder in eine Situation hinein gerate, schaltet sich mein Kopf ein. "Während ich geredet habe, hat er förmlich an meinen Lippen gehangen. „Wie ist das Verhältnis zu deinen Eltern?" Ich überlege wie ich es am besten beschreiben soll. „Gut, nicht perfekt aber sie sind meine Eltern und gemeinsam eine Familie. Sie wollten das beste für mich und ich bin froh so wie es gekommen ist. Für alles gibt es einen Grund. Auch wenn wir ihn nicht gleich sehen oder alles sinnlos erscheint. Das Leben wird sich dabei schon irgendetwas gedacht haben." Er lächelt leicht. „Ich möchte das du weißt, das ich nichts davon absichtlich mache und du jetzt auch nicht reden musst. Nur irgendjemand musste den ersten Schritt machen." Sein Lächeln wird größer als er seine Hand zaghaft in meine legt. Gleichzeitig verschränken wir sie miteinander. Sie passen perfekt. „Dann mache ich den zweiten." Es löst ein kleines Hochgefühl bei mir aus. Das ist der wahre Magnus. Aber ich kannte noch nicht alles von ihm und das war ok. Für einen Spaziergang war alles wieder in Ordnung.

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Einen Tag später hatte ich frei und trotzdem trafen wir uns um spazieren zu gehen. Wir redeten über das Wetter und ob die Sonne auch mal traurig war, obwohl sie immer schien. Es schien für uns das spannendste Thema zu sein was es gab. Heute war ein neuer Tag. Ich summte vor mir her, während ich den Tisch deckte. Ich hatte mich gestern noch mit Clary und Simon verabredet. Die beiden haben meine Geschwister kennen gelernt und schnell stellte sich heraus, das ich überflüssig war. Magnus war der erste, der den Essraum betrat. In seiner rechten Hand hielt er einen Gehstock, der sehr elegant und teuer aussah. Auf diesen stützte er sich. Er versuchte mir nicht in die Augen zu schauen. Er hatte in den letzten Tagen nicht über sich geredet und das war ok. Aber jetzt machte ich mir sorgen. Trotzdem machte ich weiter mit meinen Aufgaben und hoffte das ich bald mit ihm reden konnte. Erst gegen Abend klopfte ich gegen die Tür des Wohnzimmers. „Herein." Die gedämpfte Stimme klang wütend. Ich trat herein und sah Magnus am Fenster stehen. Wieder hatte er den Gehstock in der Hand. „Was wollen sie Lightwood?" Ernst sah ich ihn an. „Ich mache mir sorgen um ihr Wohlergehen." antwortete ich förmlich. Ich wusste das ich bei dem nächsten mal, wo er absichtlich so herablassend war, gehen würde. Ich hoffte, das es nicht heute war. Die letzten Tage haben sich richtig angefühlt. „Hör auf." spuckt er mir wütend entgegen. „Hör endlich auf." Ich verschränke meine Hände hinter dem Rücken. „Verratest du mir auch mit was ich aufhören soll?" Langsam kommt er mir entgegen. „Seit dem ersten Tag wo du hier bist versuche ich irgendeinen Grund zu finden dich nicht zu mögen. Nur ein kleiner Grund reicht. Aber da gibt es nichts. Ich mag es wie du sprichst, wie du deine Wörter so leicht wählst. Ich mag deine Körperhaltung und sogar wie du diesen Gott verdammten Tisch deckst. Du hast mich vollkommen umgehauen mit diesem Verhalten. Von Anfang wusste ich das du es nicht spielst. Und dann auch noch die Fürsorge für andere. Deine Denkweise ist so speziell und interessant. Ich könnte dir stundenlang zuhören. Du hast mich immer mehr verzaubert. Obwohl ich dich so schlecht behandelt habe, hast du nie auch ein böses Wort über mich gesagt und anstatt dich zu hassen, habe ich angefangen dich zu mögen. Als ich dich mit Tessa gesehen habe, wollte ich unbedingt dich näher kennen lernen. Dein Lachen öfters zu hören, mehr wollte ich nicht. Alles sträubt sich in mir dich mehr in mein Leben zu lassen und trotzdem bleibst du." Magnus redet sich immer mehr in Rage. „Ich gebe nicht so leicht auf. Niemals." Ich trete ein Stück näher an ihn heran aber er weicht einen Schritt zurück. Diese kleine Geste verletzt und gibt mir einen schmerzhaften Stich in mein Herz. „Bitte, lass mich einfach in Ruhe." flehend sieht er mich an aber das zieht nicht bei mir. „Nein." Wütend schnaubt er. Diese Geste erinnert mich sehr an seinen Vater. „Na gut, du willst also wissen warum ich zu jeden so bin, wie ich eben bin. Du willst warum ich dich nicht in meinem Leben haben möchte?" Und wieder zieht es in meiner Brust. Ich hatte solche Empfindungen noch nicht. Aber ich würde lügen wenn ich sage, das sie mir keine Angst machten. „Ja." Magnus kommt ganz nah und sofort überzieht die Gänsehaut meinen Körper. „Ich weiß einfach das du gehen würdest, wenn du die Wahrheit erfährst."

... Fortsetzung folgt

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