Spaziergang 11

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Magnus

Ich sitze am Frühstückstisch. Die Servietten sind einfach gefaltet und nicht in einer schönen Form. Das Messer liegt wieder rechts und die Gabel links, ich tausche es, da ich Linkshänder bin. Es liegt nicht alles gerade und auch die Tischdecke ist einfach so hingestellt. Man merkt das er nicht mehr da ist. Eine Woche arbeitet er schon nicht mehr hier. Eigentlich hätte ich sofort einen neuen Butler aber ich wollte keinen mehr. Alec hat mein Leben verändert und mir die Augen geöffnet. Man merkt das er fehlt. Der Tisch ist nicht mehr so schön, der Tee schmeckt auch nicht mehr und allgemein vermisse ich ihn schrecklich. Ich hätte wissen müssen das Andrew wieder alles zerstört. So wie er es schon immer getan hat. "Schatz bitte ihn einfach um Entschuldigung. Versuch es einfach." Meine Mum hat mich an dem Abend getröstet. Ich war vollkommen fertig. "Nein, dieses mal habe ich es wirklich versaut. Da bringt auch eine Entschuldigung nichts." Ich stehe auf und gehe. Im Flur treffe ich auf Mrs. Fray. "Mr. Bane, kann ich ihnen noch irgendetwas machen? Einen Tee?" Ich schüttle nur mit den Kopf. "Uns fehlt er auch." sagt sie plötzlich und ich sehe auf. "Ich weiß zwar nicht was zwischen ihnen vorgefallen ist, aber Alec ist nicht blöd. Er wird wissen was er an ihnen hat. Sie müssen das nur auch sehen und mit ihm reden. Reden hilft immer und vor allem die Wahrheit aussprechen. Oh man, wie viel ich schon von ihm gelernt habe." Sie lächelt leicht. "Ja das klang sehr nach Alexander. Danke Mrs. Fray." Sie nickt und verschwindet dann wieder in der Küche. In dem Augenblick klingelt die Tür. Ich öffne sie und bin überrascht wer davor steht. "Tessa." sage ich. In ihrer Hand hält sie ein kleines Päckchen. "Hallo Magnus. Können wir miteinander reden?" Ich nicke nur und greife im nächsten Moment meine Jacke. Still laufen wir nebeneinander her. "Wie geht es dir?" Ihr Gesicht ist genau so ernst wie das von Alexander. "Nicht wirklich gut. Wie geht es ihm?" Wir setzen uns auf die erste Bank an der wir vorbei kommen. "Das selbe. Ich hab ihn selten so gesehen. Aber es ist auch irgendwo verständlich. Ein Tag länger und er hätte dich mir vorgestellt." Über Tessa hat er nie gesprochen. Schon oft hab ich mich gefragt warum. Sie scheint meine Gedanken lesen zu können. "Das hat echt etwas zu bedeuten bei uns. Wir halten unseres Glück geheim, solange bis wir wissen ob es sich lohnt. An dem tag wo du mit Alec bei Will warst, hat er zum ersten mal gehört das ich einen besten Freund habe." Ich höre ihr gespannt zu. "Alec ist meine größte Schwachstelle. Es gibt nichts was wir nicht füreinander tun würden. Er hat mir vor drei Jahren sogar eine Niere gespendet, weil ich dringend eine gebraucht habe. Ein Ex Freund von mir wusste von Alec. Er hat das bei der Trennung schamlos ausgenutzt. Es gab noch nie jemand in Alec' Leben den er mir vorstellen wollte." Ich fahre mir durch meine Haare. "Es tut mir so unendlich leid. Andrew habe ich nach dem Unfall kennen gelernt. Er hat mit mir gespielt und dabei war er so überzeugend. Schnell habe ich mich angepasst. Wir waren nie zusammen. Ich habe mich nie jemanden gezeigt. Der Supersprinter 9000 hat mich immer wieder zurück gehalten. Die Butler vor Alexander konnte ich immer gut dominieren. Manche standen drauf. Mit ihnen habe ich wirklich gespielt. Aber mit Alexander war alles anders." Traurig lächle ich. "Er war so weise und ruhig. Er hat gekontert und mir die Augen geöffnet. Nie hätte ich mit ihm spielen können." Ich spiele mit meinen Händen. "Aber warum hast du das alles gesagt? Allein mir taten die Wörter weh und an mich waren sie nicht gerichtet." Ich hole tief Luft. Noch nie habe ich jemanden davon erzählt. "George war auch mal mein Butler. Zu ihm hatte ich ein gutes Verhältnis. Es war nur freundschaftlich aber ich hatte ihn gern. Das habe ich auch Andrew erzählt. George hat drei Tage später gekündigt. Ich weiß nicht warum er das macht. Wahrscheinlich weil ich auch mit ihm gespielt habe. Ich wollte nicht das er Alexander zu nahe kommt. Ich habe seine Blicke gesehen. Ich musste ihm diese Sachen sagen, sonst hätte er auch Alexander irgendetwas erzählt. In dem Moment wusste ich bereits das Andrew heute im Flieger nach Australien sitzt. Er hat sich an diesem Tag verabschiedet." Tessa sieht mich an. Sie sehen sich so ähnlich. Auch in ihrem Gesicht erkennt man nichts. "Magnus tu mir einen Gefallen und stelle das klar." Ich sehe wieder auf meine Hände. "Er wird dir auch eine dritte Chance geben, nur verhau es nicht. Alec hat eine endlose Geduld und versucht schon alles zu verstehen in dieser Welt aber du musst es ihm erklären." Ich sehe sie an. "Was macht dich da so sicher?" Sie lächelt und es ist genau so selten, wie das von Alexander. "Ich kenne meinen Dino." Sie reicht mir das Päckchen was sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hat. "Alec hat dir ein Geburtstagsgeschenk fertig gemacht. Mach's gut, Magnus." Tessa steht auf und geht. Ich sehe ihr hinter her und dann wieder auf das Geschenk. Es ist perfekt eingepackt. Ich ziehe die dunkelrote Schleife auf und öffne das Papier. Es ist eine kleine Kiste. Auf dieser liegt ein Zettel. In einer ordentlichen Handschrift ist dort geschrieben "Du hast mir erzählt das du deine vor Jahren verloren hast. Außerdem magst du es wenn das Geschenk gut riecht. Happy Birthday und fröhliche Weihnachten mein alter Mann. Dein Alexander" Eine Träne tropft auf das Papier. Schnell wische ich mir über die Wange. 'Sein' Mann und 'mein' Alexander. Er hat es wirklich ernst gemeint. Ich stecke den Zettel in meine Jacke. Den rahme ich mir wahrscheinlich ein. In der Schachtel sind wunderschöne silberne Manschettenknöpfe. Sie tragen meine Initialen. Das habe ich nur neben bei mal erwähnt. Gott, wie sehr ich diesen Mann liebe. Ich stocke und halte kurz die Luft an. Ich liebe ihn. Warum ist mir das nicht eher bewusst geworden.

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Ich sitze in einer Bar. Cat sitzt neben mir und wir erhalten uns. Ich habe über viele Sachen nachgedacht und einige Zeit ist vergangen. Erst gestern habe ich Tessa besucht und mit ihr einen Plan entwickelt, den ich morgen umsetzen werde. Ich hoffe nur das es nicht zu spät ist. "Bist du aufgeregt?" fragt mich meine beste Freundin. "Ja und ich würde jetzt auch gerne nach Hause." Zwei Stunden waren wir hier. Mir geht es immer noch nicht gut. "Klar. Soll ich dich noch Heim bringen?" Ich schüttle nur den Kopf. "Nein, ich würde gern allein gehen." Sie nickt nur. Ich zahle und draußen vor der Tür verabschieden wir uns. Es ist bereits dunkel, aber ich weiß auch das ich sowieso nicht schlafen kann. Ich bin so tief in meinen Gedanken versunken das ich nicht mitbekomme das ich verfolgt werde. Plötzlich werde ich an die nächstgelegene Wand gedrückt. Ein Atem der von Alkohol geprägt ist, trifft meine Nase. "Wenn das mal nicht der Sohn vom Bürgermeister ist." Ein fremder Mann sieht mich an. Ein leichtes lallen findet man in seiner Stimme. "Du bist schön." Ich möchte mich wehren, doch ich bin wie gelähmt. Ich habe Angst. "Lass mich los." sage ich ernst und laut. Aber es bringt nix. "Hören sie auf. Nein." Seine Lippen kommen mir immer näher und ich versuche zurück zu weichen aber die Wand hinter mir verwehrt das. Noch bevor irgendetwas passieren kann, wird der Mann weg gestoßen. Eine bekannte Stimme treibt jegliche Farbe aus meinem Gesicht. "Was ist an vier Buchstaben so schwer? Er hat Nein gesagt. Jetzt gehen sie und schlafen sie ihren Rausch aus." Der Mann beäugt Alexander als wäre dieser ein Außerirdischer. "Noch einen schönen Abend." Obwohl er immer noch höflich ist, sieht man die Wut und auch die Eifersucht in seinen Augen. Er zeigt sonst nie Emotionen. Der Fremde verschwindet und Alexander sieht mich an. "Alles in Ordnung bei dir?" Ich nicke etwas benommen. Über seine Augen legt sich ein traurigen Glanz. "Ich bring dich noch nach Hause. Ich möchte nicht das dir etwas passiert?" Dieser Junge überrascht mich immer wieder. Ich habe ihm unbeabsichtigt das Herz gebrochen und trotzdem ist er jetzt so lieb. Es sollte mich nicht verwundern, denn ich kenne Alexander nicht anders. Aber jeder andere wäre sauer. "Danke, Alexander." Er nickt und so gehen wir still unseren Weg. Wie gern ich jetzt seine Hand nehmen würde. Es ist eine Sternen reiche Nacht als wir an meinem Haus ankommen. "Gute Nacht, Magnus." Kurz öffne ich meinen Mund um ihn dann gleich zu schließen. "Gute Nacht, Alexander und danke nochmal." Er wartet bis ich im Haus bin. Warum habe ich ihn nur gehen lassen?

...Fortsetzung folgt

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