Himmel auf Erden (die achtzehnte)

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Magnus

Stumm, mit getrockneten Tränen, warmen Anziehsachen und einem Handtuch auf den Kopf sitze ich auf der Couch. Ich weiß nicht wann und vor allem wie ich hier her gekommen bin. Ich war wie in Trance. Da waren nur wieder diese Träume und die Bilder die ich mir selbst gemalt habe. Sie sind schrecklich und machen mir eine Heiden Angst.

So wie ich es einschätzen kann, muss es bereits nachts sein. Trotzdem erscheint wenig später Alexander, ebenfalls in neunen Klamotten und einer Tasse in der Hand. "Hier Milch mit Honig und einen kleinen Löffel Kakao Pulver." Ich lächle leicht als ich die dampfende Tasse entgegen nehme. "Ich habe zwar nie verstanden was daran lecker ist aber immer wenn es dir nicht gut ging, haben deine Eltern dir das gemacht."

Ich möchte bereits ansetzen um zu protestieren, aber Alec lässt mir keine Chance. "Nur die Menschen denen du wichtig bist, können dich hören, wenn du schweigst." Er setzt sich so neben mich, das er mich genau von der Seite anschauen kann. "Ich glaube an dich, auch wenn du es nicht tust. Nur das du Bescheid weißt."

Ich krabble auf den Schoß von meinen Freund und kuschle mich ein. Meine Pfütze, die einst mal mein Herz war, schwappt freudig vor sich her. Auch wenn es vielleicht komisch klingt aber das weinen hat auf irgendeine Art geholfen. Ich fühle mich nicht mehr so schwer und es scheint als hätte ich einen Teil der Angst einfach heraus getragen, mit den Tränen.

Während ich meine Milch trinke und Alec mich dabei ganz fest hält, wandern meine Gedanken das erste mal seit diesem Unfall wieder zu meinem Plan, der sich nur noch gefestigt hat. Eigentlich muss nur noch etwas Zeit vergehen. Was Alexander, der mir gerade meine leere Tasse aus der Hand nimmt, wohl dazu sagen wird? Immer wieder denke ich, es ist genau richtig aber vielleicht möchte er es ja auch gar nicht.

Von Zeit zu Zeit werden meine Augen schwerer. Alexander strahlt eine wohlige Wärme aus. Dazu noch seine Hände die durch mein Haar immer wieder sanft fahren, lassen mich tatsächlich einschlafen. Tief und fest. Ohne irgendwelche Träume.

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Vollkommen ausgeschlafen öffne ich blinzelnd meine Augen. Einzelne Sonnenstrahlen fallen mir in das Gesicht und erwärmen so meine Pfütze. Ich fühle mich seit langem mal wieder gut und damit meine ich wirklich gut. Wahrscheinlich liegt das an dem erholsamen Schlaf. Ich hoffte einfach das es auch weiterhin so blieb.

Nach einem kurzen strecken, stehe ich auf. Ich trage nur eine Boxershorts und ein Shirt von Alexander. Er muss mich nochmal umgezogen und in das Bett getragen haben. Ich liebe diesen Mann einfach zu sehr. Es ist kaum auszuhalten.

Wenn Liebe ein Feuer ist, dann würde ich für ihn lichterloh brennen.

"Du kommst genau richtig, schau mal was unser kleiner Mann gelernt hat." begrüßt mich Alexander. Er trägt nur eine Jogginghose und das ist wieder meine Zeit. Ich beiße mir auf meine Unterlippe. Richte dann aber meine Aufmerksamkeit auf Rafael, der auf seiner Decke, zwischen den ausgestreckten Beinen von Alec, saß. Grinsend sah er zu mir hoch.

Dabei fielen mir gleich mehrere Sachen auf einmal auf. Es überforderte regelrecht meine Vater Gefühle und damit auch der Stolz der mich überkam. Rafael saß komplett allein, ohne Alec's Hilfe. Er sah zu putzig aus. Beide waren putzig.

Dazu kam der kleine Zahn den er mir durch sein grinsen deutlich zeigte. Ich war vollkommen überrascht und sah ich auch meinen Freund an, der ebenfalls grinsend auf unseren Sohn sah. "Wann hat er sein erstes Zähnchen bekommen? Er hat doch gar nicht gefiebert oder geweint." Das Grinsend verschwand sofort von Alexander's Gesicht. Er räusperte sich kurz. "Er hat gefiebert und er hat auch geweint." stelle ich dann von selbst fest und lasse mich gleichzeitig ebenfalls auf dem Boden nieder.

"Hey Mags, es ist nicht schlimm. Er wird noch viele Zähnchen bekommen. Außerdem warst du die letzten Tage gar nicht mehr richtig da. Deine Gedanken haben dich wie hypnotisiert. Es ist ok." Ich schüttle nur den Kopf. "Ich habe es fast zugelassen das George mir alles nimmt und jetzt schafft er es sogar, mich so zu beeinflussen das ich nicht mal mitbekomme wie mein eigenes Kind sein erstes Zähnchen entwickelt."

Ernst sieht mich Alexander an. "Aber das ist doch gar nicht worauf es ankommt. Wird Rafael sich jemals daran erinnern wann er seinen ersten Zahn bekommen hat? Nein er wird uns fragen und du kannst das Datum sagen. Es ist doch viel wichtiger das du dir von George nicht deine ganze Zukunft versauen lässt. Rafael wird dich wirklich noch brauchen. Bei seinen ersten Schritten, bei seinen ersten Wörtern wo du ihm genau zuhören musst und auch bei seinem Schulanfang will er dich an seiner Seite wissen. Und du kannst nur an seiner Seite sein wenn du kämpfst und dich wieder öffnest." Seine Stimme ist ruhig als er weiter spricht. "Ein Kind braucht seine Eltern zu jeder Zeit. Aber Eltern können sich auch nicht zerreißen, Magnus. Sie versuchen immer das Beste und stellen das Leben des Kindes vor das Eigene. Dafür wird dir Rafael irgendwann danken. Aber er wird dir nie böse sein, das du bei einem Zähnchen nicht dabei warst. Also fang erst bitte gar nicht an, dich schlecht zu machen. Du bist ein toller Vater. Verstanden?"

Ich kann nur ergeben nicken. Ein Blick von Alec reicht. "Ja ich habe es verstanden." Kritisch sieht er mich an bevor er sich wieder Rafael zuwendet, der mich immer noch angrinst. Ich kann nur zurück grinsen.

Es scheint ihn zu ermutigen denn plötzlich kommt er ein Stück vor, um auf seine Hände zu kommen. Mit etwas Mühe und Geduld fängt er tatsächlich an zu krabbeln. Dabei grinst er mich weiter an. "Wusstest du das?" frage ich dann vollkommen perplex Alec. Doch auch er scheint überrascht zu sein, denn er kann nur seinen wunderschönen Kopf schütteln.

"Nein aber es ist schön, das er es uns gemeinsam zeigt." Ich sehe kurz zu ihn auf. Ich habe sicherlich bereits schon mal erwähnt, das ich diesen Mann liebe aber ich kann nicht anders als es zu wiederholen. Ich liebe ihn.

Noch bevor Rafael's kleine Ärmchen einknicken können fange ich ihn auf. Dabei quiekt er erfreut auf. Wenn diese zwei Menschen nicht genug Gründe sind um wieder nach vorne zu schauen, dann weiß ich auch nicht.

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt