Leuchtende Tage 2

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Alexander

Die Stadt ist laut. Autos hupen und ich bin froh sicher bei dem Krankenhaus angekommen zu sein. "The Institut Hospital" lese ich leise den Namen. Mein Herz geht ruhig. Auch meine Hände zittern nicht. Ich habe bei meinem Hemd die ersten drei Knöpfe offen gelassen. Bei dem Gefühl von Aufregung kann eine Krawatte ganz schön beengend sein. Ich möchte eng Luft bekommen, deswegen habe ich auf das modische Accessoires verzichtet. Bei dem Wetter könnte man denken das der Frühling vor der Tür steht. Aber der eisige Wind nimmt mir die Illusion und zeigt mir das wir doch noch Winter haben. Schließlich ist ja erst Januar. Das Jahr hat erst angefangen. Mit langen Schritten gehe ich in das Krankenhaus. Neben der Anmeldung werde ich bereits von einem zukünftigen Kollegen erwartet. "Dr. Lightwood?" Ich nicke und kann auf seinem Schild Dr. Penhallow lesen. Er ist der leitende ärztliche Direktor dieses Krankenhaus. "Es freut mich das es doch schon eher geklappt hat." Ich bin letztes Jahr nach Chicago gezogen um etwas Abstand zu dieser Stadt zu haben, in der ich alles gewonnen und gleichzeitig alles verloren hatte. Ich habe ihn verloren. Meine große Liebe und besten Freund. Obwohl doch alles so perfekt war. Noch bis heute knappere ich an der Trennung, die mein Herz in tausend Einzelteile zerspringen lassen hat. Jetzt bin ich wieder zurück, obwohl ich noch für ein halbes Jahr drüben in Chicago bleiben wollte. Ich weiß nicht was aber irgendetwas hat mich hier her gezogen. "Ja es freut mich auch." sage ich ernst. "Ich würde ihn gerne die Station zeigen. Währenddessen können sie gerne fragen stellen. Aber wir hatten ja bereits per Email viel geklärt." Wieder nicke ich und so gehen wir los. Das Krankenhaus ist recht groß. Ich habe hier bereits mein praktisches Jahr gemacht und kenne somit noch einige Sachen. Die Station ist mir allerdings neu und so höre ich aufmerksam Dr. Penhallow zu. Solange bis er mir die Stationsleitung vorstellen möchte. Ab da driften meine Gedanken in die vollkommen andere Richtung. Dort wo sie schon die letzten Monate immer waren. Vor mir steht eine dunkelhäutige Frau. Sie ist dreißig Jahre alt. Das weiß ich denn sie ist genau so alt wie ich. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt. Sie hat sich nicht groß verändert. Der blaue Kasack steht ihr gut. Catarina Loss sieht mich aus großen Augen an und ihre Kinnlade macht wahrscheinlich gleich Bekanntschaft mit dem Boden. "Schwester Cat, darf ich den zukünftigen Oberarzt dieser Station vorstellen?" Der ärztliche Direktor kommt nicht weit, denn Cat schmeißt sich in meine Arme, wo ich sie an mich drücke. "Du bist zurück." Ich nicke leicht. Ich hab sie vermisst. Auch wenn ich das nie zugeben werde.

Flashback

Ich bin nie nervös. Auch nicht aufgeregt. Sondern immer die Ruhe in Person. Zumindest dachte ich immer, das ich es bin, egal in welcher Situation. Aber das hier war etwas anderes. Ich war mir noch nie so sicher. Doch war es auch der richtige Zeitpunkt? Schnell drücke ich die Klingel und wenig später steht Cat vor. "Hey, entschuldige wenn ich störe, aber ich brauche euren Rat." Ich klang wahrscheinlich so ernst und sah wahrscheinlich auch nicht besser aus, das sie mich sofort herein ließ. Ragnor, ihr Mann begrüßte mich mit einem Faustschlag. Wir alle kannten uns aus der High School, die nun auch schon wieder eine Weile zurück liegt. "Möchtest du einen Tee?" fragt Cat mich. Sie und Ragnor sind die besten Freude von Magnus, meinem Freund. Meinem Ein und Alles. Er ist meine Welt. Ich schüttle nur den Kopf und lasse mich dann auf den Sessel fallen, der gegenüber des Sofas steht, worauf die beiden sich setzen. "Ok spuck es endlich aus, was ist los?" Cat sieht mich eindringlich an. Noch einmal atme ich tief ein und aus bevor ich meine Idee zum ersten mal laut ausspreche. Erst jetzt realisiere ich es selbst und bin mir nur noch sicherer, das das mein größter Wunsch ist. "Ich möchte Magnus fragen, ob er mein Mann werden möchte." Cat sieht zu Ragnor, der mich böse anschaut. "Ich habe die Wette gewonnen mein Schatz." sagt sie und ihre Stimme hört man deutlich die Schadenfreude. "Was?" frage ich vollkommen aus dem Konzept. "Cat hat gesagt, das du noch vor eurem Jahrestag damit ankommst und ich habe dagegen gewettet." Ich grinse Ragnor an. Er ist auch wirklich unromantisch. "Ragnor, es sind mittlerweile zehn Jahre wo wir zusammen sind. Er ist achtundzwanzig und siebenundzwanzig. Besser geht es doch nicht." Es ist so verrückt wie schnell diese Zeit vergangen ist. Ein Jahrzehnt waren Magnus und ich bereits zusammen und es sollten noch mehrere werden. Da war ich mir sicher. Diesen Mann gebe ich nicht wieder her und wenn dann sei ich selbst verflucht.

Flashback

Traurig schaue ich Cat an. Es ist doch alles anders gekommen. Und ich habe ihn doch gehen lassen. Aus Dummheit. "Sie beide kennen sich also wahrscheinlich schon. Wird das auch nicht ihre Arbeit behindern?" Schnell schütteln wir die Köpfe. "Ganz sicher nicht Dr. Penhallow." sagt Cat ernst. "Gut, dann zeige ich ihnen noch den Rest." Magnus und ich sind im gutem auseinander gegangen. Alles ist so präsent als wäre es erst gestern gewesene. Aber nein, es ist bereits ein Jahr her. "Sie fangen nächste Woche an, richtig?" fragt mich mein zukünftiger Chef als wir wieder bei dem Empfang ankommen. "Korrekt." Er nickt nur und schaut dann auf die Uhr. "Ich habe gleich noch eine große Op. Sie werden mich entschuldigen." Während er spricht reicht er mir bereits die Hand. "Natürlich. Viel Erfolg." Wir verabschieden uns und irgendwie bin ich froh als die kalte Luft gegen mich prallt. Tief atme ich den Sauerstoff ein. Die Gedanken liegen still bevor sie mit meinem ausatmen anfangen zu rasen. Was ein Ort nur alles auslösen kann. Ich würde es mal als Gedankenüberdosis beschreiben. Ich setze mich wieder in das Auto. Ich möchte einen ganz bestimmten Ort besuchen. Der bedeutsamste in ganz New York. Relativ schnell bin ich wieder mitten im Verkehrschaos. Heute ist es besonders schlimm und ich bin froh über meine vorhandene Geduld. Er hatte sie nicht. Seine Augen hatten während des Auto Fahrens immer auf mir gelegen. Ich lächle traurig. Heute ist dieser Sitz leer. Gekonnt schlängele ich mich durch die Straßen als die Freisprechanlage klingelt. "Ja?" Es raschelt kurz bevor ich die Stimme meines kleines Bruders höre. Gott ist er groß geworden. Er hat gerade erst noch im Sandkasten gespielt und jetzt hat er schon seine Ausbildung als Optiker begonnen. So wie er. "Alec? Ich muss dir was erzählen, aber es wäre vielleicht besser wenn du her kommst." Er klingt ernst und sofort mache ich mir sorgen. "Stimmt etwas nicht Max? Wenn du irgendetwas hast, du weißt ich bin immer für dich da." Wir haben immer noch ein gutes Verhältnis. "Alec, es war gerade jemand hier." Ich konzentriere mich immer noch auf die Straße. "Und wer?" Ich stocke und meine Welt scheint sich zu drehen als ich seinen Satz höre. "Magnus, war hier. Er ist wieder zurück. Genau wie du." Ich kann nicht mehr reagieren. Was macht er hier? Plötzlich ist da das andere Auto. Metall trifft auf Metall. Der Knall tut in meinen Ohren weh. Mein Kopf prallt auf das Lenkrad. Ich höre andere Autos hupen bevor die Dunkelheit wie eine Welle über mich bricht und mich mit sich zieht.

...Fortsetzung folgt

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