Das Herz lebt auf...

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Die Geschichte hat verschiedene Titel, am Ende entsteht dadurch ein eigener kleiner Text. Diese Reihe heißt „Der Winter in mir."
Ich hoffe sie wird euch gefallen. Sie ist wieder etwas länger.
Geschichte kann Gewalt enthalten
Lg Hexe

Magnus

Die aufgehende Sonne schien durch das milchige Glasfenster. Sie war nicht mehr wärmend. Der Winter war schon lange in New York eingebrochen. Ich mochte den Winter. Die Welt wurde etwas leiser in dieser Zeit. Zumindest hatte ich immer so das Gefühl. Ich drehte meinen Kopf wieder zum Spiegel. Ich sah einen 31 jährigen Mann an. Die schwarzen Haare hatte ich bereits zu spitzen gestylt. Mich sahen grün gold schimmernde Augen an. Meine linke Wange glänzte rötlich mir entgegen. Die Haut brannte immer noch. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich leicht darüber. Sofort durchzog mich ein stechender Schmerz. Ich griff deswegen schnell zu meinen Make up. Im Abdecken war ich seit langem ein wahrer Profi. Während ich mich schminkte, rutschten die Ärmel meines Pullovers herunter. An meinem Unterarm sowie Handgelenken fand man blaue, grün bis fast gelbliche Hämatome. Die einen größer, die anderen kleiner. Bei manchen erkannte man sogar einen Handabdruck. Wahrscheinlich war der Winter auch deswegen meine liebste Jahreszeit. Ich konnte meinen Oberkörper unter Pullovern und Langarm Shirts verstecken. Ich musste mich früh am morgen nur um mein Gesicht kümmern. Ich mochte den frühen morgen wahrscheinlich noch mehr als den Winter. Am frühen morgen herrschte in dem großen Haus immer Stille. Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Ich war ungestört und hatte Zeit für mich. Zeit die ich vor dem Spiegel verbrachte. Nicht, weil ich es gerne tat. Nein ich tat es, weil niemand von meinen Geheimnis erfahren sollte. Denn für alle Außenstehende schien mein Leben perfekt. Ein großes Haus, einen Job und vor allem einen erfolgreichen Partner. Es fehlte quasi nur noch die Hochzeit und der Hund. Das, das alles gar nicht so toll war, wusste nur ich. Tränen stiegen in meine Augen, die ich schnell weg blinzelte. Schon lange fühlte ich mich nicht mehr wohl. Meine Seele fror. Es war der Winter vor 2 Jahren, der mein Herz mit Schnee bedeckte. Bis dahin war eigentlich alles ok. Traurig lächelte ich. Ein Knall riss mich aus meinem Ruhepol. Der Alltag würde also beginnen. Ich sah auf und durch den Spiegel sah ich meinen Freund an. Zack Anderson. Ein abgebrühter Geschäftsmann. Sein maßgeschneiderter hellblauer Anzug saß perfekt. Das Hemd war bis zum letzten Knopf zu geknöpft worden. Es fehlte nur noch die passende Krawatte. Meine Augen wanderten weiter zu seinem Gesicht. Zack war auf Augenhöhe mit mir, zumindest was die Größe anging. Er war wie immer rasiert. So wie es sich gehörte. Sein Gesicht war kantig. Die Haare waren perfekt zurück gelegt. Seine Augen die sonst in einem braun einen ansahen wurden von grauen Kontaktlinsen überdeckt. Dadurch wirkte sein Blick nur noch kälter. Vor 2 Jahren waren sie noch so voller Liebe wenn er mich betrachtet hatte. Heute war es anders. Da war keine Emotion oder Reaktion. "Wann habe ich dir erlaubt in deinem Bad die Fußbodenheizung anzumachen?" Zack zog seine perfekt geschwungene Augenbraue hoch. Ich sah sofort zu Boden. Ich hatte etwas verbotenes gemacht. Wir hatten beide unseres eigenes Bad. "Und warum kannst du nicht mal ordentliche, normale, schwarze Socken anziehen." Noch ein Tick der ihn an mir störte. Ich trug immer Socken mit Motive. Ich fand es viel schöner als normale schwarze oder weiße. Heute trug ich Kuschelsocken mit kleinen Elchen darauf. Ich hatte nie verstanden was er dagegen hatte. Schließlich sah man sie ja in den Schuhen nicht mehr. Doch mit ihm zu diskutieren, traute ich mich nicht. "Es tut mir leid, es wird nicht mehr vorkommen." Er packte mein Kinn und zwang mich so, ihn anzusehen. Er war sauer. Doch ich wusste, das er mir jetzt in diesem Moment nichts tun würde. Morgens machte er sich nie die Finger schmutzig, wie er es immer gerne sagte. "Das hoffe ich doch." Damit ließ er mein Gesicht los und drückte mir die Krawatte in die Hand. Etwas was er noch nie gekonnt hatte. Krawatten binden. Mit zitternden Händen richtete ich seinen Kragen auf. Sein Atem traf immer wieder auf meine Lippen. Es löste in mir nichts mehr aus. Nachdem er nun fertig mit Krawatte vor mir stand, drehte er sich nur noch kurz zum Spiegel um dann die Heizung auszumachen. "Machst du mir einen Espresso und bringst ihn in mein Büro." Ich nickte wieder nur. Die Tür knallte hinter ihm wieder in das Schloss. Tief atmete ich ein und aus. Bald würde ich auf der Arbeit sein.

"Wir könnten es Ihnen enger schneidern wenn sie wollen?" Fragend sah ich die Kundin an. "Ja sehr gerne." Ich lächelte sie freundlich an und machte mich dann an die Arbeit. Ich arbeitete seit meinen High School Abschluss, als Verkäufer und Schneider in einer kleinen Boutique. Ich liebte die Arbeit. Es ließ mich vieles vergessen. Zudem mochte ich meine Kolleginnen. Tessa und Isabelle wurden in den letzten Jahren meine beste Freundinnen. Außerdem hatte ich mit ihnen auch schon die Schule gemeistert. Nachdem ich das Kleid der Kundin abgesteckt hatte, legte ich es hinter in den Arbeitsraum und ließ die Kundin noch bezahlen. "Ich hätte nicht gedacht, dass du sie überzeugst, dieses Kleid zu nehmen." Tessa und Isabelle, die auch gerade mit ihren Kunden fertig geworden sind, kamen zu mir. "Tja, ich bin halt ein Profi." Die beiden verdrehten nur gleichzeitig die Augen. Isabelle' Mutter Maryse gehörte die Boutique. Es war nicht ihr einziger Laden in Amerika und schon gar nicht in New York. Wir boten Festmode an. Von Hochzeit bis Taufe. Es war wirklich alles dabei. "Ach übrigens meine Mutter lädt euch beide zum Abend essen ein." Ich mochte die Lightwood Familie sehr. Maryse war nicht nur meine Chefin sondern auch eine sehr gute Freundin von meiner eigenen Mutter Asmara. Sie wäre heute Abend sicherlich auch mit dabei. "Ich kann leider nicht. Will und ich wollen ins Kino." Will war Tessa' Freund. Die beiden passten sehr gut zusammen, obwohl es noch frisch war. "Ich komme gern." Sie strahlte mich an. "Perfekt."

Bei dem Anwesen von den Lightwoods angekommen, klingelte ich. Auch dieses Haus war sehr groß. Aber es hatte etwas gemütliches. Man fühlte sich trotz der Größe sehr groß. "Magnus. Schön das du gekommen bist. Deine Mum ist auch schon da." Maryse schloss mich in eine große Umarmung. "Danke für die Einladung." Sie lächelte mich an, als sie zur Seite trat. Ich zog meine Schuhe aus. Ich hatte meine Socken heute morgen nicht gewechselt. Schließlich würde Zack viel später nach Hause kommen. Ich könnte sie später noch wechseln. Es war zwar riskant aber ein kleines Risiko konnte ich eingehen. Ich stand in der großen Eingangshalle. Man fand viele Familienbilder hier. An der einen Wand befand sich ein Spiegel. Von ihm gegenüberliegend ging eine breite geschwungene Treppe nach oben. Es erinnerte mich immer an eine Märchentreppe. Die Schuhe waren ordentlich nebeneinander gestellt. Von der Anzahl mussten schon alle bekannten Leute da sein. "Süße Socken." Ich lächelte sie an. Auch sie trug Kuschelsocken. Bei ihr waren sie mit Weihnachtsmänner verziert. "Danke du auch." Gemeinsam gingen wir in das Wohnzimmer, wo sich die ganze Mannschaft gerade in kleineren Gruppen unterhielt. Da war zum einen Izzy mit ihren Mann Simon. Die beiden unterhielten sich mit Jace, der Adoptivsohn von Maryse und Robert. Robert war ihr Ehemann. Neben Jace fand man Clary, seine Ehefrau. Ich mochte die beiden als Paar. Sie ergänzten sich gut. Neben diesen vier war da Luke und Jocelyn, die Eltern von Clary. Sie lachten gerade mit meiner Mutter zusammen. Zu guter letzt war da Max, der Jüngste von den Lightwood Geschwistern. Er war mittlerweile 18. Mit allen hatte ich mich von Anfang verstanden. Schließlich kannte ich auch schon jeden seit der 5. Klasse. Viele hatten mitbekommen das ich mich verändert hatte. Doch ich habe es immer auf das Alter geschoben. Das es einzig und allein an Zack lag, wusste nur ich und das war auch gut so. Jeder begrüßte mich freundlich. Schnell bin ich mit in das Gespräch von Izzy und Jace mit eingestiegen, als es nochmals an der Tür klingelte. Mich wunderte es wenig, als kurz darauf Zack in das Wohnzimmer trat. Ich konnte an seinem Blick sehen, das er sehr wütend war. Doch da wir hier unter Freunden waren, würde er mich auf Händen tragen. Ich würde nicht sagen, das ich es genoss. Doch es erinnerte mich immer wieder an die Anfangszeiten. Als wir noch auf Wolke 7 geschwebt sind. Solange bis er sich verändert hatte und sein wahres Gesicht mir zeigte. Ich hatte damals versucht mich zu trennen. Es endete mit einem Rippenbruch und einer Gehirnerschütterung. Beim zweiten Mal hatte ich mehrere geprellte Rippen und eine gebrochene Hand. Zack, der mittlerweile auf mich zu kam, würde niemals zu lassen, das ich gehe. „Na mein Liebling." kurz küsste er meine linke Wange. Der Druck schmerzte. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht mein Gesicht zu verziehen. Ich merkte wie diese kleine Fünkchen von Stärke in mir verschwand. Er hatte vieles zerstört. Vor allem mein Selbstbewusstsein. „Zack, schön dich auch mal zu sehen. Sieht Magnus dich überhaupt noch oder wohnst du bereits in deinem Büro?" Jace schlug mit ihm ein. Mir wäre es sogar lieb wenn Zack das tun würde. „Nein ich wohne noch zu Hause und du weißt ja das ich mein Liebling auf Hände trage. Stimmt's?" Ich konnte wieder nur nicken.

... Fortsetzung folgt

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