Verliebt in meinen Lebensretter 2

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Magnus

Es waren mehrere Tage vergangen, seit ich Alexander kennen gelernt hatte. Und seitdem schrieben wir täglich. Ab und zu telefonierten wir auch. Es war nie eintönig. Irgendwie hatten wir immer ein Thema was wir zu besprechen hatten. Ich genoss es sehr. Sein Verhalten war so aufrichtig. Immer wieder legte sich ein lächeln auf meine Lippen wenn ich eine Nachricht von ihm erhalte und schon oft hatte ich einfach los gelacht, weil er irgendwas witziges geschrieben hat. Auch meine Eltern sahen mich wissend an. Ich war mir fast sicher das sie die Jacke schon bemerkt hatten. Denn diese hatte ich Alexander nicht wieder gegeben und seitdem hatte ich sie immer an und nutzte sie oft beim schlafen zum kuscheln. Allein sein Name ließ mein Herz höher und vor allem schneller schlagen. Gesundheitlich ging es mir ebenfalls sehr gut. Jeden Tag einen kleinen Schritt in Richtung Normalität. Rund um war ich einfach nur glücklich. Das klopfen an meiner Tür ließ mich aus meinen Gedanken hoch schrecken. "Herein" Ich richtete mich etwas in meinem Bett auf. Kurz darauf betrat meine Mutter das Zimmer, sie lächelte mich an. Allerdings merkte ich sofort das sie etwas beschäftigte. Ich klopfte auf die leere Seite neben mir. Sie setzte sich und schaute mich musternd an. "Sprich, ich werd dir schon nicht den Kopf abreißen." Ich kannte sie zu gut. Sie konnte mir schon lange nichts mehr vormachen. Entweder hatte sie wieder irgendwas geplant was mir nicht gefallen würde oder ihr lag etwas auf dem Herzen. Vielleicht war es auch beides. "Liebling." Oh je, das fing ja schon mal gut an. "Du weißt ich bin immer für dich da und stehe hinter jeder deiner Entscheidungen. Naja, bis auf die eine." Nachdenklich fuhr sie mir über meine Hand, die locker auf dem Bett lag. Es stimmte, sie hatte bis jetzt alle Entscheidungen akzeptiert. Bis auf die, wo es um mein Leben ging. Ich hatte mich erst gegen eine Stammzellspende entschieden. Einfach, weil ich nie wieder so leiden wollte. Ich hatte genug vom Leben gehabt und hatte eigentlich schon mit meinen Leben abgeschlossen. Ich hatte quasi einfach nur noch auf den Tod gewartet. Deswegen hatte ich mich auch selbst entlassen. Mein letzter Wunsch war es zu Hause zu sterben. Meine Eltern waren damit nicht einverstanden. Sie wollten das ich der Spende zu stimmte. Das tat ich nicht. Ich hatte keine Hoffnung mehr gehabt. Aber statt dem Tod kam dann ein Anruf vom Krankenhaus. Sie hätten den perfekten Spender gefunden und was soll man sagen. Er war wirklich perfekt. Mein Körper hat sich schnell an das fremde Knochenmark gewöhnt und ich selbst, hatte mich schnell an Alexander gewöhnt. Das Schicksal hatte mir quasi ein neues Leben und ihn dazu geschenkt. Zumindest hoffte ich, das er immer in meinem Leben bleiben würde. "Und ich merke auch, das du in letzter Zeit viel mehr lächelst als sonst. Liegt das vielleicht an einer bestimmten Person?" Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah sie mich fragend an. Ertappt blickte ich auf die Bettdecke. "Wäre möglich." Das Blut schoss mir in meine Wangen. "Wäre es auch möglich, das diese Person Alec ist?" Ich konnte nur still nicken. Natürlich war es mir klar gewesen das sie etwas ahnte. Es aber jetzt laut zu hören, war dann doch nochmal etwas anderes. "Bist du dir sicher das er das ernst mit dir meint und es nicht nur aus Mitleid oder Mitgefühl macht?" Um mein Herz zog sich alles zusammen. Oft kam mir genau dieser Gedanke. Allerdings hatte er mir etwas ganz anderes vermittelt. Alexander war eine ehrliche Seele. Das hatte ich im Gespür. "Das kann nicht sein. Mum, du hättest ihn erleben sollen. Er war so zuvorkommend und fürsorglich. Jede Handlung und jede Geste waren so bedacht. Außerdem wollte er etwas über mich erfahren und nicht über meine Krankheit. Sie macht mich nicht aus." Ich zitierte ihn und irgendwie ließ es mich nochmals rot werden. Ich fühlte mich wie ein 12 jähriges Mädchen, was zum ersten mal einen hübschen Jungen kennen gelernt hatte. "Du scheinst dir ja sicher zu sein." Ernst sah ich ihr in die Augen. Ihre waren dunkelgrün und erinnerten mich immer wieder an den Frühling. "Ich bin mir sehr sicher." Meine Mutter nickte. "Dann war es kein Fehler, das ich ihn heute Abend für 18 Uhr zum grillen eingeladen habe." Erschrocken sah ich erst zu ihr und dann zu der Uhr. Das wäre in einer Dreiviertel Stunde. "Warum hast du mir nicht eher Bescheid gesagt? Ich muss mich doch noch fertig machen." Ich wollte aufstehen, doch sie hielt mich zurück. "Denk an deinen Kreislauf. Du bist immer noch in der Erholungsphase." Sie hatte wie so oft Recht. Die Information sickerte in mir erstmal richtig durch. Ich würde ihn heute wieder sehen. Als wäre es eine normale Kettenreaktion meines Körpers, grinste ich nur so vor mich hin. Meine Mutter verließ mein Zimmer. Langsam stand ich auf und begab mich  zu meinen Kleiderschrank. Ich entschied mich für eine blaue Jeans und ein weißes Shirt. Draußen könnte ich ja seine Jacke wieder anziehen. Kurz stellte ich mich noch unter die Dusche. Die Zeit immer im Hinterkopf. Ich war nervös und aufgeregt. Wie würden wir uns begrüßen? Wie würden meine Eltern auf ihn reagieren? Und wie würde er sich verhalten. Würden wir uns näher kommen? Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen. Bestimmt war ich nur ein guter Freund für ihn. Was würde er schon mit mir als seinen festen Freund wollen. War er überhaupt schwul? Fragen über Fragen. Gedanken über Gefühlen. Ein pochendes Herz und ein vernünftiger Verstand. Ich war verwirrt. Abgetrocknet und schon in den Klamotten, in denen ich noch viel dünner aus sah, stand ich vor dem Spiegel. Wie immer hatte ich meinen Eyeliner und den Lippenbalsam aufgetragen.  Mein Kopf hatte schon recht. Was wollte er mit mir? Selbstzweifel überrannten mich und brachten mich zum zweifeln, ob das alles hier gerade das richtige war. Weiter konnte ich allerdings nicht denken und das war vielleicht auch besser so. Die Haustürklingel riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt war es soweit. Und ich war überhaupt nicht bereit dafür. Langsam ging ich die Treppe herunter. Vor der Haustür holte ich nochmal tief Luft bevor ich sie öffnete. Alexander stand davor und lächelte mich zuckersüß an. Mein Mund klappte auf. Sein dunkelblaues Hemd saß perfekt und betonte seine Muskeln. Dazu trug er eine schwarze Jeans. Seine Haare sahen aus, als wäre er gerade aufgestanden und das machte ihn nur noch schöner. Ihm stand dieser Schlafzimmer Look. Zu letzt blieb ich an seinen Augen hängen, die mich mit einer wärme anstrahlten, das mein Herz schmolz. "Guten Abend, Magnus." Er kam einen Schritt näher. Ich merkte seinen Atem auf meinen Lippen. Mein Körper überzog eine Gänsehaut. Gleichzeitig schoss mir das Blut in die Wangen, als seine Lippen wieder auf meine Stirn trafen. Sie hinterließen ein kribbeln. "Das Outfit steht dir." Kurz mustert er mich. Die Röte immer noch auf meinen Wangen. "Danke, dir auch." Er schaute an sich selbst herunter. "Dankeschön. Darf ich rein kommen?" Schnell trat ich zur Seite. Bei ihm war ich so oft in meiner eigenen Welt, das ich die Umgebung gar nicht mehr mit bekam. Alexander trat dicht an mir vorbei. Erst jetzt bemerkte ich den Blumenstrauß in seiner Hand. Doch bevor ich irgendwas fragen konnte, kam auch schon meine Mum aus der Küche. "Guten Abend, Ma'am. Es freut mich sehr sie kennen zu lernen. Vielen dank nochmal für die Einladung. Ich habe hier Blumen für sie. Ich hoffe sie mögen, Blumen." Er hielt meiner Mutter die Blumen hin und reichte ihr danach die Hand. Schon jetzt wusste ich, das sie entzückt von ihm war. Alexander war aber auch ein wahrer Gentleman. Sie ging ihm gerade mal bis zur Brust, was sehr niedlich aus sah. "Vielen Dank, Alec. Damit hätte ich gar nicht gerechnet. Sie sind wirklich schön. Aber du kannst mich ruhig Mrs. Bane nennen." Er nickte. "Na dann kommt mal beide mit." Sie zwinkerte mir kurz zu. Alexander ließ mir den Vortritt und so kam er uns hinter her. Wir hatten einen relativ großen Garten. Eine schöne Terrasse mit Sitzgelegenheiten und dem Grill. Dann kam eine weite Grünfläche. Zwischen zwei Bäumen fand man eine Hängematte und eine Feuerstelle. Wir hatten die Fläche oft für Badminton oder Volleyball genutzt. Auf der Terrasse stand schon mein Vater, der den Grill bereits angeschmissen hatte. Er drehte sich um, als Alexander auf ihn zu ging um sich ebenfalls nochmal für die Einladung zu bedanken. Außerdem wollte er helfen und so grillte er zusammen mit meinem Vater während ich mich mit meiner Mutter schonmal hinsetzte. Gemeinsam beobachteten wir die beiden. Sie unterhielten sich angeregt über irgendwas und es sah so aus, als kannten sie sch schon Jahre. "Er ist ja wirklich ein Schatz und dabei sieht er noch so gut aus." Ich musste darüber grinsen. "Ich kann dir nur recht geben." Mein lächeln auf den Lippen wurde größer. Meine Wangen taten bereits weh. Und das alles nur, weil Alexander da war. Verrückt oder? Als das Fleisch fertig war, setzten die beiden sich ebenfalls. Er mir gegenüber. Mit einem glitzern in den Augen betrachtete er mich und das Blut schoss in meinen Kopf. So könnte ich mich niemals auf das essen konzentrieren. Wie hatte ich das nur im Café geschafft. "Man muss echt sagen, das er großes Talent am Grill hat." Mein Vater sah Alexander von der Seite an. 'Er hat bestimmt noch andere Talente' schoss es mir durch den Kopf. Schnell blickte ich auf meinen Teller. Gott sei dank hatte ich das jetzt nicht laut gesagt. "Vielen Dank, Sir."

Am Tisch herrschte eine angenehme und ausgelassene Stimmung. Ich kann mich nicht mehr erinnern so viel gelacht zu haben. Alexander brachte sich gut mit ein und war wie so oft sehr charmant und zuvor kommend. Es gab oft Momente, wo ich ihn betrachtet hatte und ich mich gefragt habe, wie wundervoll ein Mensch eigentlich sein kann. Die kleinen Momente waren es, die mich so verzauberten. Irgendwie fühlte man sich wohl in seiner Gegend. Er konnte reden aber gleichzeitig auch so gut mal schweigen. Ich habe bis jetzt noch nie so einen Menschen getroffen. Und doch war ich froh, das er jetzt hier an diesem Tisch saß. "Und du studierst Psychologie?" Das Fleisch war schon alle. Wir saßen einfach nur hier und unterhielten uns mit meinen Eltern. Es war so entspannend. Mittlerweile hatte ich nicht nur seine Jacke an, sondern auch eine Decke über den Beinen. Ein kleiner Wind wehte, der mir Gänsehaut einbrachte und doch nicht meine rötlichen Wangen vertreiben konnte. "Ja, aber momentan habe ich Semesterferien. Deswegen wollte ich dich fragen ob du morgen Lust hast, etwas mit mir zu machen?" fragend sah er mich an. Überrascht sehe ich ihn an. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Er möchte wirklich Zeit mit mir verbringen. Mit mir. Das heißt ja, das er sich für mich interessiert. Oder interpretiere ich da irgendwas herein, was da gar nicht ist? Soll ich wirklich so viel Glück haben? Unter dem Tisch bemerke ich kleines zwicken in meinem Oberschenkel. Kurz sehe ich meine Mutter an, die ihre Augenbrauen hoch gezogen hatte. Alexander beobachtet mich geduldig. Erst jetzt fällt mir auf das ich noch nicht geantwortet habe. "Natürlich, sehr gerne. Was hast du denn geplant?" Ich wusste das ich neugierig wie ein kleines Kind klang. Doch ich konnte es nicht verhindern. Was sollte ich nur anziehen? "Das verrat ich dir morgen. Auf jeden Fall kannst du dir etwas bequemes anziehen." Er muss meinen Ausdruck gesehen haben, denn er sagt nur. "Psychologie." Es macht klick. Ich kann nur doof vor mich her grinsen. Was er wohl vor hat? "Solange das für sie in Ordnung ist, das ich morgen wieder komme?" Er richtet sich an meine Eltern. Die ihn betrachteten, als wäre er nicht von dieser Welt. Vielleicht war es auch so? "Das macht uns nichts aus. Wir sind morgen sowieso unterwegs und kommen abends erst wieder. Du könntest wieder mit uns Abend essen, wenn du Lust hast." Meine und auch seine Augen leuchten kurz auf. Es fühlt sich an, als würde ich gleich abheben und schweben. So als würde er mir zeigen, wie man fliegt. "Dankeschön und sehr gerne, aber nur wenn ich für sie kochen darf." Meine Eltern stimmten nach wenigen Protesten zu. Damit war auch der Abend vorbei und höflich verabschiedete er sich von meinen Eltern bevor ich ihn zur Tür begleitete. "Danke für den schönen Abend, Magnus." Wieder kam er mir näher. Wieder durch fuhr mich ein unaufhaltsamer Schauer. Würde das jemals enden? "Ich hab zu danken und ich freu mich schon sehr auf morgen. Willst du mir nicht verraten, was es ist?" Grinsend sieht er zu mir herunter. Kurz stupst er meine Nase an. "Nein, das erfährst du morgen. Ich bin gegen 10 Uhr da. Soll ich Frühstück mitbringen, mein Sonnenschein?" Ich kann es nicht verhindern über diese Geste und den Namen zu kichern. Mit wärmenden Augen beobachtet er mich dabei. "Wie kommst du auf Sonnenschein und sehr gern." Unbewusst lehne ich mich an seinen Oberkörper. Mir ist bewusst das er mein schnelles Herz merkt. Aber das ist mir im Moment total egal. Und ihm scheint es auch nichts aus zu machen. "Weil du immer strahlst und dein Lächeln mich wärmt." Mit roten Wangen und großen Augen seh ich ihn an. Meine Organe feiern gerade eine Party und meine Glückshormone reiten auf einem Einhorn. In mir kreischt alles nach ihm. Ein Kuss landet auf meiner Stirn. "Gute Nacht, Magnus."

...Fortsetzung folgt...

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt