Himmel auf Erden (die zehnte)

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Magnus

Schnell ziehe ich mir ein Oberteil und eine Jogginghose an. Barfuß trete ich mit dem Babyphon in der Hand aus dem Schlafzimmer und ziehe dabei die Tür hinter mir leise zu. Im Eingangsbereich lehnt Camille an der Wohnungstür. Vor ihr steht Alexander und er sieht weniger erfreut aus. Wenn ich jetzt die Mutter meines Kindes betrachte, frage ich mich wie viel ich getrunken haben muss um mit ihr in das Bett zu steigen. Ihr blasses Gesicht ist wie ein Schwamm in Botox getaucht. Die schwarzen Haare fallen ihr über die Schulter und umspielen so ihren langen Hals. Das enge und kurze Kleid klebt wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Sie strotzt nur so vor Eitelkeit.

Ihre Augen, ihre Stimme, ihr Lächeln... Ich könnte kotzen. "Magnus" quietscht sie mit ihrer hohen Stimme und genervt halte ich mir meine Ohren zu. Sie mustert mich. "Oh sind das Stirnfalten?" Sie versucht irgendeine Regung in ihrem Gesicht hinzu bekommen aber das ist nicht möglich. "Das sind keine Stirnfalten, Camille. Wenn überhaupt ist das ein Sixpack vom Denken." Alexander fährt sich über sein Gesicht und versucht somit sein Lachen zu verstecken. Ich muss selbst etwas lächeln. "Was willst du Camille?" frage ich dann wieder ernst. Mit ihrem Hinterteil wackelnd geht sie an uns beiden vorbei und betrachtet die Wohnung. "Ich wollte eigentlich nur meinen Sohn abholen." Mit einem mal wird mir Speiübel. "Du weißt schon das es hier um ein Menschen leben geht und nicht um ein Stück Toast? Er hat gar keine Bindung zu dir. Außerdem habe ich nicht umsonst das alleinige Sorgerecht."

Ich erinnere mich an die Zeit wo wir auf den Vaterschaftstest gewartet haben. Sie hat mich förmlich durch die Hölle geschickt. "Das waren doch nur Ausrutscher." Camille lässt sich entspannt auf das Sofa nieder. Gerade hätte ich gerne die innere Ruhe eines Stuhls. Der muss mit jedem Arsch klar kommen. Aber da ich kein Stuhl bin sehe ich rot. "Camille. DU hast Rafael im Auto vergessen. DU hast ihm im Supermarkt stehen lassen und DU hast ihn in deiner Wohnung allein gelassen. Hätte die Nachbarin mich nicht angerufen, wäre er vielleicht gestorben. Das waren keine Ausrutscher." Sie verdreht nur ihre Augen und betrachtet dann gelangweilt ihre drei Kilometer langen Fingernägel. Wie will sie damit bitte eine Windel wechseln?

"Dann will ich wenigstens das Kindergeld oder Unterhalt. Du hast ja schließlich jetzt noch deinen Polizisten." Diese Frau ist wirklich einfach unmöglich. Am liebsten würde ich sie wach rütteln aber auch das würde wahrscheinlich nicht helfen. "Was?" entfährt jetzt auch Alexander. Camille möchte bereits erneut ansetzen. Doch er hält seine Hand hoch. "Du brauchst dich nicht zu wiederholen. Ich habe dich beim ersten mal schon deutlich ignoriert." Verwirrt sieht sie ihn an und ich muss wirklich mein Kiefer zusammen beißen, damit ich nicht los lache. Dieses mal ist es Alexander der genervt seine Augen verdreht. "Manche Menschen sind der lebende Beweis dafür, dass Gehirnversagen nicht zum Tod führt."

Camille scheint keine Ahnung zu haben was Alexander damit meint und somit kann ich nicht anders als los zu prusten. Ihr Gesichtsausdruck ist genial. Sie schüttelt nur den Kopf. "Camille, du wärst doch gar nicht fähig dich um Rafael zu kümmern. Und mit dem Geld wirst du auch nicht weit kommen." Trotzig wie ein kleines Kind steht sie auf und stellt sich dann vor mich. "SO schwer kann es ja dann doch nicht sein. Du siehst nämlich sehr entspannt aus. Es ist ein Kind, mehr nicht." Alexander stellt sich neben mich und funkelt die Frau an. "Das ist aber ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung." Sie sieht zwischen uns beiden hin und her. Wahrscheinlich sucht sie nach irgendeinem neuen Argument aber das wird sie nicht finden. "Weißt du Camille, eigentlich ist es traurig das Rafael ohne seine Mutter aufwachsen wird. Aber eigentlich erspar ich ihm das hier auch gerne." Dabei deute ich auf sie. "Würdest du jetzt bitte unsere Wohnung verlassen?" Sie verengt ihre Augen. "Das werdet ihr bereuen." Alexander lächelt leicht. "Und das war eine Straftat. Eine Drohung um genau zu sein." Sie zieht ihren Kopf ein und wackelt dann aus der Wohnung.

"Ich wusste nicht das ein IQ auch im Minusbereich liegen kann." Ich sehe Alexander an. "Danke." hauche ich dann leise. Stirn runzelnd sieht er mich an. "Das du zu mir gehalten hast. Ich habe mich mit dir gleich viel stärker gefühlt."

Sanft lächelt mein Freund mich an und in diesem Moment ist es um mich geschehen. Ich lege meine Lippen auf seine und kralle meine Hände in seine Haare. Seufzend legen sich seine eigene Hände auf meine Rücken und wandern dann von dort herunter zu meinem Po, wo er beherzt zukneift. Ich stöhne in seinen Mund. Er verstärkt seinen Griff und so wickle ich meine Beine um seine Hüfte. Meine Härte ist zwischen unseren Körpern. Mir ist heiß, als Alec mich auf dem Sofa ablegt und seine großen schlanken Hände meine Seiten immer wieder lang fahren. Ich möchte mich vollkommen hingeben als das Babyphon kurz knackt und ich dann das quengeln von Rafael höre. Alec sieht mich von unten und grinst. Ich knurre leicht. Wir brauchen mal ein, wie nennt man es, Eltern Abend? Ganz ohne Kind.

Sanft küsst er sich hoch. "Ich gehe mal zu ihm. Ich hoffe du hast morgen Abend noch nichts vor." gibt er dann zwinkernd von sich als er aufsteht.

Verwirrt sehe ich ihm hinter her. "Falls du es nicht bemerkt hast, mein sozialer Kontakt ist Rafael und du wenn du nicht auf Arbeit bist." Alexander kommt mit einem verschlafenen Krümmel auf dem Arm wieder. "Richtig, ich vergaß. Dann halte dir bitte morgen frei. Ich habe eine Überraschung für dich." Ich setzte mich auf und betrachtete dann die zwei. "Für mich?" fragte ich dann grinsend. Ich liebe Überraschungen. "Nein für deinen Zwillingsbruder. Natürlich für dich." Er geht in die Küche und ich kann nicht anders als auf seine Kehrseite zu schauen. "Sieht er denn gut aus?" frage ich dann grinsend, während ich ihm hinter her laufe. "Wer?" Mit einer Hand bereitet er die Flasche für Rafael vor. "Mein Zwillingsbruder?" Grinsend lässt er seine Augen rollen. "Ich dich auch, mein Schatz."

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt