Himmel auf Erden (die sechste)

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Magnus

Natürlich habe ich bei diesem Treffen es Alexander wieder nicht erzählt. Meine Tante war sauer und ist jetzt seit drei Tagen bei ihrer Weiterbildung.

Alec und ich haben seitdem treffen wieder durchgängig geschrieben und auch mehrmals telefoniert. Unsere Verbindung war fast noch tiefer. Was vielleicht auch an dem letzten Treffen liegen könnte.

Schon mehrmals habe ich darüber nachgedacht, was für ein toller Papa er für Rafael wäre. Ich habe versucht mir die beiden vorzustellen aber das wurde von meiner Lüge überschattet. Trotzdem kam in mir immer mehr der Wunsch auf, ihn an seiner Seite zu haben.

Hätte ich von Anfang an die Wahrheit gesagt, könnten wir vielleicht schon zu Dritt das Glück genießen.

Jetzt war ich gerade mit Rafael, der in seinem dunkelblauen Kinderwagen schlummerte, einkaufen. Ich brauchte neue Windeln und auch seine Milch musste ich kaufen. Einige Leute versuchten in den Kinderwagen zu schauen, aber das brachte nicht viel.

Gemütlich brachte ich den Einkauf hinter mich. Auf dem Weg zu meiner Wohnung genoss ich es mal wieder das Gefühl einen Kinderwagen zu schieben. Irgendwie fühlte man sich dadurch erwachsen und vor allem auch stolz. Obwohl es so etwas banales war.

Mein Handy ging an und spielte 'Toxic' von Britney Spears. Ich wusste sofort wer anrief. "Hi Darling." Kurz raschelte es, bevor Alexander' Stimme ertönte. "Du wirst nie mit den Spitznamen aufhören, oder?"

Ich musste grinsen. Ich hatte sonst keine großartigen Spitznamen aber bei Alexander kam es einfach so über meine Lippen.

"Nein und ich weiß allerdings das es dir schon gefällt." Er schnaubte. "Stimmt gar nicht." Ich lachte leicht. "Hör auf mich auszulachen. Weswegen ich anrufe, ich wollte dich fragen ob es ok ist wenn ich vorbei komme?"

Jegliche Farbe wich mir aus dem Gesicht. "Ich stehe quasi vor deiner Tür." Schwer schluckte ich. "Was?" fragte ich leise. Mir wurde schlagartig bewusst, das heute meine Lüge auffliegen würde. Damit würde ich ihn heute verletzen und vermutlich auch verlieren.

Unbewusst war ich stehen geblieben. "Magnus alles ok?" Ich atmete tief durch. Die Tränen waren schon längst in meine Augen getreten. "Es tut mir leid, Alexander." flüstere ich leise, bevor ich um die letzte Ecke bog.

Ich stieß die Haustür von dem Mehrfamilienhaus auf und sah sofort Alexander, der an der Wand neben meiner Tür lehnte. Hinter mir fiel die Tür wieder zu. Meine Hände umklammerten den Griff des Kinderwagens nur noch mehr. So das meine Knöchel weiß hervor traten.

Verwirrt sah er mich an bevor er auf mich langsam zu kam. "Magnus, was ist hier los?" fragte er vorsichtig. Ich ließ meinen Kopf hängen. "Alexander, es tut mir leid. Ich habe dir davon nichts erzählt, weil..." Seine Augen wurden groß.

"Du bist Vater?" Seine Stimme wurde leise und ich konnte nur nicken. Verletzt sah er mich an. "Sitzt in deiner Wohnung vielleicht noch die Mutter? War ich für dich nur ein netter Zeitvertreib?" Meine Augen wurden groß. Das lief in die vollkommen falsche Richtung.

"Nein, ich bin alleinerziehend. Ich war nicht mal mit der Mutter zusammen. Glaub mir." Ich möchte nach seiner Hand greifen, doch er weicht mir aus. "Warum hast du mir dann nichts gesagt? Du musst doch wissen, das ich dafür Verständnis haben werden."

Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Er hat recht das weiß ich. "Ich hatte Angst das du mich vielleicht anders siehst. Oder du mich mit einem Kind nicht willst." Er schüttelt nur mit den Kopf. "Aber du hattest bevor ich dir meine Gefühle gestanden habe, doch keine Ahnung das es bei uns beiden so weit kommt. Was war bei dem Spaziergang nach dem Klassentreffen. Ich habe dich gefragt, warum du eine Pause machst. Das du es vor der gesamten Gruppe nicht sagst, ok. Aber du hattest mehrere Möglichkeiten es mir zu erzählen."

Eine Träne rollt mir über die Wange. "Als ich dich gesehen habe, hat sich schon irgendetwas in mir geregt. Ich war überfordert. Mir hat einfach der Mut gefehlt zu sagen, das ich ein Kind habe." Er vergräbt seine Jackentaschen. Das hat er schon früher immer gemacht, wenn er verletzt war. "Aber ein Kind ist doch das größte Glück."

Alexander hat Recht. Rafael ist mein größtes Glück und das habe ich verheimlicht vor dem verständnisvollsten Mann der Welt. Echt Klasse gemacht, Bane.

"Ich kann es nicht entschuldigen." Sein verletzter Blick sagt mir alles. "Nein das stimmt. Du weißt wie sehr ich lügen hasse."

Ich sehe auf den Kinderwagen. "Ich brauche Zeit. Melde dich nicht bei mir. Ich werde nicht antworten." Ich nicke und höre kurz danach wie die Tür auf und wieder zu geht.

Stumm fahre ich den Kinderwagen in die Wohnung und ziehe mir dann die Jacke aus. Auch Rafael, der immer noch schlummert, wird von seiner kleinen Jacke befreit. Ich lege ihn in seine Wiege und fahre mir dann über das Gesicht.

Ich habe alles zerstört, obwohl erst alles angefangen hat.

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Nach drei Tagen hatte ich immer noch nichts von Alexander gehört aber das war irgendwie auch verständlich.

Ich hatte seine Bitte akzeptiert und hatte ihn weder angerufen, noch irgendwelche Nachrichten geschrieben. Wenn er jetzt etwas brauchte, dann war es Ruhe. Er dachte immer gern allein nach. Vielleicht würde er auch mit Izzy darüber reden. Oder mit Clary.

Ich selbst hatte nicht nur die Sorge Alexander verloren zu haben sondern auch mein Krümmel brauchte mich jetzt vollkommen.

Seit letzter Nacht hatte er erhöhte Temperatur und Bauch schmerzen. Er spukte mehr und quengelte viel. Er schlief nur maximal eine halbe Stunde. Ich war bereits gestern mit ihm beim Arzt, der mir versicherte das es bald vorbei sein würde.

Gerade heute schien es ihm zu helfen, rum getragen zu werden oder generell in meiner Nähe zu sein.

Da die Nacht sowieso kurz war, schlief ich meistens gleich mit ein. Der Haushalt blieb heute auch auf der Strecke. Aber für mich zählte jetzt erstmal mein kleiner Schatz. Er brauchte meine volle Aufmerksamkeit und die bekam er auch.

Ich hatte weder die Zeit zu duschen noch etwas zu kochen. Aber ich verspürte auch keinen Hunger. Die Sorge um meinen Sohn überschattete alles. Ich wünschte Cat wäre jetzt hier.

Gerade als der Kleine wieder eingeschlummert war und ich in der Küche den Abwasch machte, klopfte es an meiner Tür. Ich war froh das der oder diejenige nicht geklingelt hatte. Sonst wäre Rafael wieder aufgewacht.

Als ich die Tür öffnete sah ich in die Augen, die ich mit jeder Minute mehr liebte.

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt