Stille 3

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Hoffe jeder hatte und hat noch einen schönen Feiertag
Lg Krümmel

Alexander

Der Tag zog sich heute nur so vor sich hin. Die ganzen Formulare, Dokumente, Finanzierungspläne und Emails nahmen kein Ende. Sobald ich eine Sache abgearbeitet hatte, kamen drei neue hinzu.

Auch Izzy, die heute ein Büro weiter saß, kam nicht wirklich weiter. Sie hatte viele Telefon Konferenzen, die ich ihr leider nicht abnehmen konnte. Es war nur so eine Vermutung aber Gebärdensprache und ein Telefon, könnte sich als etwas schwierig gestalten. Außer es war ein Videoanruf. Tatsächlich haben wir einen Geschäftspartner der Gebärdensprache konnte. Seine Tochter war taub auf die Welt gekommen.

Er bildete tatsächlich auch hier nur eine Ausnahme. Bis jetzt war es mir immer gelungen mein Handicap geheim zu halten, was logischer Weise nicht wirklich schwer war. Schließlich sah man es mir nicht an. Ich nickte jedem im Hotel einfach freundlich zu und meist erwiderten sie nur diese Geste. Jeder wusste das Izzy die Ansprechpartnerin für sämtliche Dinge war und daran hielt sich jeder, ohne es zu hinterfragen.

Wirklich Gedanken darüber, was manche von mir halten, mache ich mir nicht. Schließlich konnte ich niemanden tuscheln hören. Jeder entscheidet selbst über was er gerne reden möchte und wenn ich von jemand anderem im Mittelpunkt stehe, dann ist das eben so. Ändern könnte ich es sowieso nicht. Und wenn eine Person mit mir ein Problem hat, dann ist es mir immer noch vollkommen gleich. Es ist schließlich das Problem von der Person und nicht meins. Nicht jeder kann einen mögen und das ist in Ordnung so.

Lautlos seufzend griff ich nach der nächsten Akte und bereitete mich schon auf weitere Kostenvoranschläge vor, als ich auf den ersten Blick sah, das dies nicht der Fall war. Izzy konnte es wirklich nicht lassen.

Kopf schüttelnd stand ich auf. Sie hatte mir den Vertrag von Magnus Bane umunterschrieben hin gelegt. Ich kümmerte mich sehr, sehr selten um das einholen der Unterschriften. Und gerade bei diesem Praktikanten ging ich davon aus, das es pure Absicht war.

Ich stoppte mein vorhaben, als das blaue Licht mehrmals aufblitzte. Es stand jemand vor meiner Tür. Noch während ich mein Sakko zuknöpfte öffnete ich diese. Davor stand Magnus Bane in der schlichten Uniform. Sie stand ihm ausgezeichnet.

Automatisch sah ich ihn fragend an, aber seine Augen wanderten immer noch über meinen Körper. Amüsiert sah ich dabei zu, wie sein Kinn Richtung Boden wanderte. Ich trug heute ein dunkelblaues Sakko zu der passenden Hose sowie ein weißes Hemd. Es war recht betonend und anscheinend gefiel ihm das, was er sah.

Als Mr. Bane mein Grinsen erblickte, färbten sich beschämt seine Wangen rot. Seine Augen huschten nervös hin und her. An seiner ganzen Körperhaltung konnte ich sehen, das ihm das durch aus unangenehm war. Es brachte mich nur noch mehr zum schmunzeln.

Ich zwinkerte ihm zu und wie ein verliebtes Mädchen, strich er sich eine lose dunkle Strähne hinter das Ohr. Dabei senkte er seinen Kopf etwas und sah dann zu mir hoch. Seine Lippen trugen jetzt ebenfalls ein Lächeln. Diese Geste hatte so etwas reines und zärtliches, das mein Herz sofort Feuer fing. Es war ein kleines Lagerfeuer, welches für ein Flächenbrand bestimmt ist.

Mr. Bane fing an zu reden. Wieder viel zu schnell und undeutlich. Ich hob meine Hände und versuchte ihn zu beruhigen. Seine Aufregung sprang mir förmlich entgegen. Er schien sich selbst daran zu erinnern, was Izzy ihm geraten hatte, denn beim nächsten mal konnte ich ihm jedes Wort von seinen rosa Lippen ablesen. Selten haben mich bloße Lippen abgelenkt.

"Entschuldigen Sie. Ich habe vergessen langsam zu reden. Ich sollte mich bei Ihnen wegen meinem Vertrag melden." Izzy war Segen und Fluch zugleich. Ich trat zur Seite und ließ ihn herein. Durch das deutliche heben und senken seines Brustkorbs konnte ich erahnen, das er den Geruch, der im Raum lag tief einatmete.

Mit einer Hand zeigte ich auf einen Stuhl. Er verstand es und nahm Platz. Genau wie ich. Ich reichte ihm still den Vertrag. Mit Druckschrift schrieb ich auf einen Zettel. 'Lesen Sie sich den Vertrag zu Hause in Ruhe durch. Bei Fragen sagen Sie einfach Bescheid.'

Ich verstand seine fragenden Augen. Da ich nicht wirklich weiter wusste, sah ich wieder einmal auf meine Tischplatte. Das Holz fand ich schon immer schön. Vielleicht würde er sich das mit dem Treffen genau jetzt nochmal überlegen und einfach mit seinen ganzen Anliegen zu Isabelle gehen.

Ich spürte seine warme Hand, die sich auf meinen Unterarm legte. Dadurch sah ich überrascht auf. Magnus Wangen waren wieder rosa, dafür lächelte er leicht. "Würdest du es mir erklären? Bei einem Treffen? Wir zwei, allein?"

So wie er seinen Mund formte und den Kopf unmerklich bewegte, schien er das Wort 'allein' anders zu betonen als die anderen. Wie seine Stimme wohl klang? Noch bevor ich über das Gesagte nachdenken konnte, nickte bereits mein Kopf vollkommen selbstständig.

Magnus grinste mich erfreut an. 'Heute Abend? Ich hole dich im Aufenthaltsraum der Mitarbeiter ab?', schrieb ich dann auf einen Zettel, den er sofort wieder entgegen nahm. Dieses mal war er es der klar nickte.

Unsere Augen schienen wie starke Magneten zu sein, die sich nicht mehr voneinander lösen ließen. Wir führten ein Stillleben als wir einfach nur voreinander saßen, seine Hand auf meinem Unterarm, sein Blick traf meinen und das Gefühl, gerade hier richtig zu sein, brachte mir eine Gänsehaut und das Feuer sprühte Funken.

Das schwungvolle Aufgehen der Tür ließ uns beide zusammen schrecken, dabei glitt seine Hand durch meine und instinktiv hielt ich sie fest. Magnus sah mich an und das kurze zucken seiner Mundwinkel, war das "Okay" für heute Abend. Ich ließ nur wiederwillig seine Hand los.

Tänzelnd ging er mit seinem Vertrag aus dem Raum. Izzy sah mich wissend an. Dabei hatte sie eine Augenbraue hoch gezogen. Meine Schwester setzte sich auf den Stuhl, wo er noch kurz davor drauf gesessen hatte. "Ich habe schon überall seinen Vertrag gesucht."

Auch wenn ich ihre Stimme nicht hörte, wusste ich das dieser Satz vor Ironie nur so tropfte. "Ich dich auch." Ich schickte ihr einen Luftkuss hinter her, den sie mit ihrer Hand auffing. "Ich freu mich, Alec."

Ich konnte selbst nur dümmlich vor mich her grinsen und selbst die Stille schien sich für mich zu freuen. Die Aufregung in mir lief auf Hochtouren.

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt