Leuchtende Tage 3

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Alexander

Ich wache auf. Das Licht ist grell und der Duft der mir in die Nase steigt, lässt mich wissen wo ich bin. Im Krankenhaus. So sieht auch meine Umgebung aus. Eine weiße Wand ohne jegliche Uhr oder Bilder. Einfach steril. In meinem rechten Arm liegt eine Flexüle, bekanntlich auch unter der Nadel. Ich war, so wie es aus sah, an einem Schmerzmittel angeschlossen. Links von mir befand sich ein weiteres Bett. Dieses war aber leer und von einer Folie bedeckt. Ebenfalls links stand ein Stuhl, über deren Lehne eine Jacke hing. Ich erkannte sie sofort. Izzy war hier. Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten. Allerdings durchfuhr mich sofort ein stechender Schmerz in meiner rechten Seite. Wahrscheinlich hatte ich mir eine oder mehrere Rippen gebrochen. Sie hatten mich in so ein hässliches Krankenhaushemd gesteckt, in denen man nur noch kränker aussah. Die Tür ging auf und fiel leise wieder zu. Gleich darauf stand Izzy vor meinem Bett "Alec." Sie kommt auf mich zu. In ihren Augen sieht man sofort die Tränen, die durch die Erleichterung einfach aufkommen. sanft umarmt sie mich. "Ich habe mir viele sorgen gemacht. Auch die anderen. Als der Anruf kam bin ich sofort hergekommen." Sie fährt durch mein Haar und setzt sich dann auf meine Bettkante. Ich lege meine Hand, die von kleinen Schürfwunden geziert ist auf ihr Knie. "Entschuldige." Eine Träne löst sich von den vielen, die noch in ihren Augen stehen. "Nicht, du musst dich überhaupt nicht entschuldigen. Ich bin nur froh das du endlich aufgewacht bist." Sie lächelt leicht und erst jetzt in diesem Augenblick, wo ich sie in Ruhe betrachten kann, merke ich, wie sehr ich sie vermisst habe. Trotz das wir uns regelmäßig gesehen haben, war es doch viel zu selten. "Ich hätte dich nämlich nicht auf meinem Tisch liegen haben wollen." Ich grinse leicht. Izzy war Gerichtsmedizinerin mit großer Leidenschaft. Wir teilten die Liebe zur Medizin und betrachteten den menschlichen Körper als ein Wunderwerk. Sie war zwei Semester unter mir und hat sich dann für die Leichen entschieden, wobei ich es eher bevorzuge mit meinen Patienten noch zu reden. Auch sie arbeitete im 'Institut Hospital', worüber ich mich sehr freute. "Wie lange war ich bewusstlos?" Während sie antwortet zuckt sie kurz mit den Schultern "Nur ein Tag." Meine Augen werden groß, ich bin von ein paar Stunden ausgegangen. Es bleibt eine Weile still. Das mochte ich immer an meiner kleinen Schwester. Sie konnte reden ohne Punkt und Koma aber in den richtigen Momenten konnte sie genau so gut schweigen. "Wie ist das eigentlich passiert?" Ich erinnere mich noch genau an die letzten Minuten vor dem Unfall. In meiner Brust zieht es kurz, als ich an ihn denke. Damals haben wir beide fast gleichzeitig die Stadt verlassen um Abstand zu finden. Jetzt sind wir beide wieder hier und ich weiß zwar nicht warum aber es bringt mich zum lächeln und gleichzeitig frage ich mich, ob ich nicht lieber wieder gehen sollte. "Max hat mich angerufen und mir gesagt das Magnus ebenfalls wieder in der Stadt ist. Ich war abgelenkt. Es hat mich im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn geworfen." Izzy sieht mich betrübt an. Ich weiß was sie von diesem Thema hält. Ich kann nur die Augen verdrehen. "Was? Du weißt das ich es für schwachsinnig gehalten habe das ihr euch trennt und die Meinung vertrete ich heute noch. Und nicht nur ich habe diese Einstellung. Was hat die Trennung euch gebracht? Ihr habt euch beide gleichzeitig zerstört und darüber hinweg gekommen bist du nie. Ich habe mich sowieso gewundert das du überhaupt wieder zurück gekommen bist." Ich gebe es nur ungern zu aber sie hat Recht und das zu einhundert Prozent. "Du weißt nicht wie es ihm geht." Izzy schlug sich selbst auf die Stirn und stand dann auf. "Alec ihr wolltet heiraten. Ihr wart verlobt, wie soll es ihm da gehen?" Mein Blick wandert zu meinem linken Handgelenk. Dort war ein graues Strickband, in der Mitte befand sich ein kleiner Holzbuchstabe 'M'.

Flashback

Sein Arm lag um meiner Hüfte, verborgen wurde er von meiner Jacke, so wie er es immer machte. Mein eigener Arm lag über seinen und war um seine Taille geschlungen. Arm in Arm liefen wir also den kleinen Jahrmarkt entlang. Überall gab es kleine Stände mit Dekorationsartikel, selbstgemachte Sachen und reichlich Essbuden. Es war entspannend und solang ich in Magnus Nähe war ging es mir gut. Fast zwei Jahre waren wir bereits zusammen. Es war das schönste Gefühl was es für mich gab. Ihn als 'Mein' zu bezeichnen machte mich zu dem glücklichsten Menschen auf dieser Welt. "Oh schau mal, das ist perfekt für dich." Magnus hielt bei einem kleinen Stand mit Schmuckstücken an. In seiner Hand hielt er ein graues Armband. Aus Holz war dort der Buchstabe 'M' angebracht. "Warum?" frage ich verdutzt. Er sah mich leicht irritiert an. "Es ist schlicht und einfach. Es passt zu dir. Wie ich zu dir. Außerdem erkennt zumindest jeder, das du nicht mehr zu haben bist." Mein Herz wird von der Wärme umarmt und ich kann nicht anders als zu lächeln und ihm einen Kuss auf das Haar zu drücken. "Ich möchte das du es trägst." Damit war es gekauft und sofort band er es mir um und machte zur Sicherheit einen dreifachen Knoten. "Ich werde es nie wieder ablegen, mein Schatz. Das verspreche ich dir." Er lächelt leicht bevor sich unsere Lippen treffen und zu einem zuckersüßen Kuss zerschmelzen.

Flashback

Ich habe es tatsächlich nie wieder abgelegt. Auch nicht nach unserer Trennung. Die Spuren sah man deutlich. Mittlerweile trage ich es auch schon seit guten elf Jahren. Was in dieser Zeit nur alles passiert ist. Wie sehr ich ihn nur vermisse. "Du wusstest schon vorher das ein Fehler sein würde und du wusstest auch vorher das du nie darüber hinweg kommen wirst." Ich habe so lange gehofft das dieser Schmerz weniger wird. Aber so ist es nicht. Ich habe mich nur an ihn gewöhnt und schleppe ihn mit mir herum. Es klopft an der Tür und kur danach stehen zwei Polizeibeamte vor meinem Bett. "Mr. Lightwood, fühlen sie sich in der Lage ein paar Fragen zu beantworten?" Ich nicke nur. "Können sie uns den Unfallvorgang schildern?" Wieder nur ein nicken bevor ich anfange alles zu schildern was ich mitbekommen habe. Plötzlich fällt mir das andere Auto ein. "Wie geht es dem anderen Unfallopfer?" Die Männer stocken kurz bevor sie unbeirrt fortfahren. "Dem Mann geht es den Umständen entsprechend. Er hat etwas mehr abbekommen als sie aber mehr dürfen wir auch nicht sagen." Ich nicke. Egal wer es ist aber ich muss ihn besuchen. Nehme ich vielleicht ein paar Blumen mit? Ich schüttle kurz den Kopf bevor ich den Beamten wieder meine Aufmerksamkeit schenke. Sie haben nicht mehr viele Fragen und ehe das ich mich versehe, verabschieden sie sich auch schon. Dabei fällt dem einen etwas aus der Tasche. Der andere drückt mir währenddessen meinen Ausweis in die Hand. "Wir wünschen ihnen noch eine gute Genesung." Ich nicke. Izzy hat derweil das aufgehoben was der andere verloren hat. Ihr entweicht sämtliche Farbe. "Ist das, das andere Unfallopfer?" fragt sie unsicher. Ich runzle nur meine Stirn. Der Polizist nimmt ihr den Ausweis wie ich erkenne weg. "Ja, wir müssen jetzt gehen." Damit verschwinden sie. Meine Schwester sieht ihnen noch hinter her. Auch als die Tür schon längst zugefallen ist bewegt sie sich nicht. "Iz? Was ist denn los? War er dein Typ?" Stichel ich sie leicht, doch sie sieht mich undurchdringlich an. "Es war eher deiner. Das war von Magnus der Ausweis." Mein Herz setzt für eine Sekunde aus um im nächsten Moment doppelt so schnell zu schlagen. "Ich brauche einen Rollstuhl und andere Klamotten."

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt