Leuchtende Tage 4

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Magnus

Ganz langsam komme ich wieder zu mir. Das Licht ist grell und die weiße Decke unterstützt das nur noch mehr. Ich muss mehrmals blinzeln damit sich meine Sicht klärt. Mein Kopf schmerzt. Mit meiner linken Hand möchte ich meine Schläfe massieren, doch ich schaff es nicht sie zu heben. Langsam bewege ich meinen Kopf und sehe somit das Cat auf meiner Hand liegt. Ihre Augen sind geschlossen und ihre gleichmäßigen Atemzüge verraten mir das sie schläft. Wie lange ich wohl geschlafen habe? Ich merke, das ich eine Sauerstoffbrille in der Nase habe. Wahrscheinlich wegen meinem Herzen. Es half und in den letzten Jahren hatte ich mich daran gewöhnt im Krankenhaus zu liegen. Der Knall des Unfalls hallt in meinen Ohren. Ich weiß noch genau was passiert ist. Er ist wieder hier. Es ist schon irgendwie verrückt, wir sind beide gleichzeitig gegangen und jetzt sind wir gemeinsam wieder hier. Ob er immer noch an mich denkt? Unbewusst greife ich wieder zu meiner Kette. Dort hängt mein Verlobungsring dran, den ich sonst an meiner Hand tragen würde. Aber es hat mich zu sehr verletzt und wir sind ja nicht mehr verlobt. Deswegen die Kette. Ich versuche mich etwas zu bewegen aber Cat macht es unmöglich. Ich betrachte meine beste Freundin und muss leicht lächeln. Auch wenn sie mich zusammen mit ihrem Mann Ragnor fast regelmäßig besucht hat, habe ich sie doch sehr vermisst. Sie nicht in unmittelbarer Nähe zu haben, war wirklich schwer. Ich schließe selbst meine Augen nochmal und sofort taucht sein Bild auf. Ich kann mich an jedes einzelne Detail an ihn erinnern. Da waren seine dunklen Haare die, die meiste Zeit nie zu bändigen waren. Er sah also immer so aus als sei er gerade aufgestanden. Ihm stand es und es hatte auch einige Vorzüge. Niemand konnte erkennen ob ich meine Hände in ihnen vergraben hatte oder nicht, denn da fand man keinen Unterschied. An seinem Haaransatz fand man eine kleine Narbe auf der Stirn. Er hatte sich mal den Kopf gestoßen. Dann war da seine blasse Haut. Sie war makellos und ein starker Kontrast zu meiner honigfarbenen Haut. Seine undefinierbaren Augen, die je nach Lichteinfall in einer anderen Farbe funkelten. Manchmal waren sie braun, dann aber gleichzeitig wieder mit grünen Sprenkel. Sie haben immer so gestrahlt, für mich. Und dann waren da noch seinen perfekt geschwungenen, vollen und weichen Lippen. Sie waren so zart und haben perfekt auf meinen gelegen. Von seinem Körper möchte ich erst gar nicht anfangen. Ich höre ein kurzes rascheln und dann ein gähnen. Ich öffne selbst wieder meine Augen und sehe in Cat' Augen. "Magnus. Endlich." Sofort umarmt sie mich vorsichtig. "Du bist auch mal wach." sage ich neckend. Sanft und ganz leicht boxt sie gegen meinen Oberarm. "Du hast ganze drei Tage geschlafen. Irgendwie wolltest du nicht aufwachen. Wir dachten das es wieder an deinem Herzen liegt. Morgen hätten sie dich dann auf die Intensivstation verlegt. Gott ich hatte solche Angst um dich." Schnell fährt sie sich über die Augen bevor sie weiter redet. "Du hast eine Gehirnerschütterung, womit nicht zu spaßen ist. Die Platzwunde auf deiner Stirn musste genäht werden. Außerdem ist dein Brustkorb geprellt. Mit deinem Herzen ist Gott sei dank alles gut." Daher auch die Kopf schmerzen. Ich sehe in die Augen meiner besten Freundin und sehe die Sorge. "Es tut mir leid." sage ich sanft und mein es auch so. In den letzten Monaten und auch Jahren gab es genug Momente, die sie wegen mir voller sorge war. Cat schüttelt nur den Kopf. Ich sehe ihr an das sie noch etwas anderes beschäftigt. "Was ist los?" Sie spielt mit dem Saum ihres Pullovers und beobachtet ihr Tun akribisch. "Das zweite Unfallopfer, es ist..." Ich unterbreche sie, denn sofort verfalle ich in Panik. "Sag mir nicht das es gestorben ist. Ich will kein Leben auf meinen Gewissen haben. Oder sogar in den Knast. Die Klamotten sind dort so fürchterlich und ich könnte nie wieder die Sonne sehen. Sie würden mich verprügeln und ich würde dann sterben. Oh mein Gott, vielleicht bin ich ja verflucht. Vielleicht ist das mein Schicksal? Cat was soll ich.." Bevor ich mich noch mehr in Rage reden kann, hält mir meine beste Freundin den Mund zu. "Du musst dir echt angewöhnen, deinen gegenüber aussprechen zu lassen." Ich verstumme. Sie hat ja recht. Es ist eine kleine Schwäche von mir. Meine Gedanken sind einfach schneller als die sprechenden Leute, die mit mir reden. "Das zweite Unfallopfer ist Alexander." Meine Augen werden groß und ich merke wie mir schwindelig wird. "Er ist nur leicht verletzt. Soviel wie er mir erzählt hat sind zwei Rippen gebrochen und er hat ein paar Schürfwunden." Es beruhigt mich wenig. "Er war in den letzten zwei Tagen oft da und hat dich besucht." Ganz automatisch und auch so das ich nichts dagegen machen kann, legt sich ein kleines lächeln auf meinen Lippen. "Du liebst ihn immer noch." Es war keine Frage. Eher mehr eine Feststellung. "Er hat mich schon bei unseren ersten Begegnung verzaubert."

Flashback

"Einen frisch gepressten Orangensaft bitte." sage ich fröhlich. Heute würde mal wieder eine Party statt finden und darauf freute ich mich sehr. Ich liebte es zu tanzen und mich vollkommen der Massen, der Musik und dem Gefühl hinzugeben. Ich bezahlte und nahm das gekühlte Getränk in die Hand. Vor der Feier müsste ich allerdings das Geschichtsprojekt mal anfangen und gleichzeitig auch beenden. Auch wenn wir das schon ewig aufhatten, machte ich und wahrscheinlich auch jeder andere es erst ein Tag vorher. Das musste wahrscheinlich so im Schüler da sein liegen. Wie eine genetische Krankheit, die man bekommt sobald man mit der Schule anfängt. Ich grinse, denn mein Biologie Lehrer wäre ein wenig stolz auf mich. Bevor ich noch ein Zitat von ihm heraus hauen konnte, rannte ich gegen jemanden. Er war definitiv größer als ich. Der komplette Saft war über seinem weißen Shirt, was seine Muskeln betonte verschüttet und ich glaube auch seine dunkle Jeans muss gewaschen werden. "Das tut mir so leid, ich hab dich nicht gesehen.." Ich stockte selbst als ich aufsah. Vor mir stand der wunderschönste Junge den es in der Menschheit jemals gab. Seine dunklen Haare waren verstrubbelt. Belustigte und strahlende Augen sahen mich an. Und diese blasse Haut dazu. Er ist genau mein Typ. Mein Prinz auf dem weißen Pferd, welches in diesem Moment fehlt. "Alles gut. Ich weiß schon warum ich sonst nie weiß trage. Jetzt habe ich wenigstens auch dieses Shirt los und meine Schwester kann mich dazu nicht mehr verdonnern es zu tragen." Mit offenen Mund sehe ich ihn an. "Und wenigstens war es kein Kaffee." flüstere ich leise. Begeistert sieht er mich an. "Siehst du. Es ist alles gut. Eigentlich gibt es nur ein Nachteil." Fragend ziehe ich meine Augenbraue hoch. "Du hast dein Getränk nicht mehr. Lass mich dir schnell ein neues holen. Dann ist das alles nie passiert." Fast erschrocken sehe ich ihn an. "Nein, das wäre furchtbar, so hätte ich dich nicht kennen gelernt." Ich sehe die Röte, die sich auf seinen Wangen niederlässt. "Verrätst du mir deinen Namen?" fragt mich mein Gegenüber. "Magnus." hauche ich und bin in diesem Moment von seinen Augen verzaubert. "Alec."

Flashback

Damals war ich mitten im Schuljahr und wie sich am nächsten Tag heraus stellte war Alexander neu an meiner Schule und sogar in meiner Klasse. Es nahm ab diesen Tag alles seinen Lauf. Wer hätte gedacht, das der Junge dem ich meinen Orangensaft übergeschüttet habe, die Liebe meines Leben wird und der Mann an meiner Seite, an allen guten und schlechten Zeiten. "Trotzdem hast du ihn gehen lassen." sagt Cat sanft und auch irgendwie traurig. So als hätte sie meine Gedanken gehört. Unsere Freunde und Familie haben es alle nicht verstanden, als wir ihnen gemeinsam unsere Entscheidung mitgeteilt haben. Danach sind wir beide fluchtartig abgehauen. "Wir haben beide los gelassen." hauche ich. In meiner Brust zieht sich alles zusammen. Wie soll ich nur jemals darüber hinweg kommen?

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt