63. Linda

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Mama ist total verzückt von Lisa, sie spielt mit ihr hebt sie in die Luft, was Lisa sehr quieken lässt vor Freude. „Das habe ich mit euch auch immer gemacht.“ Lächelt sie. Plötzlich werden ihre Augen feucht. Ich nehme ihr Lisa ab und lege sie in die Tragschale zurück, was natürlich Protest Geschrei nach sich zieht. Ich gebe ihr ihren Schnuller und die kleine Plüschente, die schon sehr ramponiert ist, aber immer noch ihr Lieblingskuscheltier. Sie beruhigt sich schnell. „Mama, komm wir setzen uns mal auf das Sofa.“ Drücke ich sie liebevoll nach hinten. Als wir sitzen ziehe ich sie in meine Arme. Sie beginnt herzzerreißend zu schluchzen. Papa und Samu kommen rein. Sie schauen bedrückt. Ich gebe ihnen mit Handzeichen zu verstehen das ich mich um Mama kümmere. „Samu, magst du mir dann mal dein Musikzimmer zeigen?“ fragt Papa. Er weiß genau, dass Mama jetzt ihre Ruhe und Zeit mit mir braucht. „Natürlich gerne Harald, komm hier entlang.“ Sagt Samu, er macht noch einen Kussmund in meine Richtung und formt aus Daumen und Zeigefingern ein Herz. Auch er weiß genau, wenn es Zeit ist, mal jemanden alleine zu lassen damit er sich beruhigen kann. Nachdem die beiden unten sind frage ich, „Mama, alles ok, magst du reden.“ Sie nickt an meiner Brust. Dann setzt sie sich auf. Ich reiche ihr ein Taschentuch. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hat beginnt sie zu reden, „Mein Mädchen, meine Linda, ihr beide wart meine Sonnenscheine. Anja war so lieb als sie noch klein war, du hast sie immer gerne umsorgt, hast mir beim füttern und Windeln wechseln geholfen obwohl du selber erst 1 Jahr warst, aber du musstest immer dabei sein,“ lächelt sie mich dann an und nimmt meine Hand. „Bis zu einem Alter von 8 Jahren war Anja ein liebes und normales Mädchen, aber als sie 9 wurde, fing sie an uns zu entgleiten.“

Mama trinkt einen Schluck Wasser den ich ihr geholt hatte. „Sie wurde aufmüpfig und frech, aber das weißt du ja, sie hat ja oft deine Sachen zerstört oder dich geschlagen, auch gegen Papa und mich ist sie schon handgreiflich geworden.“ „BITTE WAS!“ rufe ich entsetzt aus. „Ja Schatz, sie hat auch Papa und mich geschlagen und nach uns getreten. Wir waren so verzweifelt, wir haben dann Hilfe geholt, erinnerst du dich noch an Frau Guthausen?“ Ich überlege etwas, stimmt einmal die Woche kam eine Dame zu uns. „Die Dame die immer mit Donnerstag nachmittags kam, die so schön immer nach dem 4711 roch, ich habe doch immer so gerne bei ihr gerochen, ihr musstet mich immer von ihr weglocken.“ Jetzt lacht Mama auf, „Ja genau, das war eine Kinderpsychologin, die hat mit Anja gearbeitet. Es lief auch ganz gut. Allerdings hat Anja uns das später heimgezahlt, du warst ja zur Ausbildung weg, da wurde sie wieder frech und meinte das wir ihr nun mit 18 nix mehr können, da ist sie ganz auf die schiefe Bahn geraten. Sie zog dann alsbald aus, meldete sich nur wenn sie was brauchte, kam uns da schon kaum besuchen. Dann hast du auch noch diesen Manuel kennen gelernt, der war uns von Anfang an ein Dorn im Auge, Papa war immer besorgt um Dich, aber du wolltest nicht auf uns hören.“

Ich schluckte, ich hatte nie mitbekommen wie schlecht es meinen Eltern damit ging das ich zu Manuel zog nach Idar-Oberstein. Mama erzählte mir dann noch das Anja sich danach gar nicht mehr gemeldet hatte, nur einmal rief sie an und war so blöd am Lachen. „Stell dir mal vor, abends klingelt das Telefon, ich nehme ab, da lacht Anja schon wie eine die sie nicht mehr alle beisammen hat los, Ich fragte ob es ihr gut gehen würde, da sagte sie total gehässig zu mir, Mutter klar geht es mir gut ich habe gerade Lindas Verlobten gefickt, nun ist Prinzessin traurig und will aus Deutschland weg. Ich war so geschockt, empört und enttäuscht gleichzeitig von euch beiden, von Anja, dass sie so etwas getan hat und mir dann so brühwarm erzählt, und von dir, dass du dich ohne ein Wort aus Deutschland verziehen wolltest. Am meisten natürlich war ich von Anja enttäuscht, Papa war auch sehr traurig darüber, wir haben euch gut erzogen, keine Ahnung was mit Anja passiert ist, ob sie Alkohol getrunken oder harte Drogen genommen hat, keine Ahnung. Aber sie ist nun auch mal meine Tochter und ihr Tod geht mir sehr nah, aber Maus, versteh es bitte nicht falsch jetzt, ich empfinde nur eine leichte Traurigkeit, Anja hat soviel zerstört in unserem Leben, sie meinte sogar das wir nicht mehr ihre Eltern und du nicht mehr ihre Schwester seist, wir seien Amöben, Dreck unter ihren Nägeln, sie hätte jetzt bessere Leute und sie fühle sich bei den Eltern von ihren Freunden wohler.“

Ich dachte ich höre nicht richtig, sowas hat Anja knallhart unseren Eltern gesagt, dass sie mich nicht mehr als Schwester gesehen hat, das ist mir so was von egal, aber dass sie Mama und Papa so abserviert und ihnen so Leid und Schmerz zugefügt hat, das ist ein ganz großes Stück! Mama und Papa haben alles für uns getan, dass wir ein wohlbehütetes Leben haben, und sie trat es so mit Füßen! „Mama, ich mache dir keine Vorwürfe, ich kann Dich sogar verstehen, wie denkt Papa über Anjas Tod?“ Mama seufzt leise auf, „Harald denkt wie ich, allerdings ist er etwas krasser sogar, er meinte, sie hat uns geschlagen, gedemütigt, beschimpft, ausgenutzt, Erika, bitte verlang nicht das ich an ihrem Grab stehe und Sturzbäche weine, es ist meine Tochter ganz klar ich bin verdammt traurig über ihren Tod, aber sie hat den Punkt das ich sie liebe überschritten als sie mir ins Gesicht gespuckt hat und meinte, ich sei nur ihr Erzeuger der sein Sperma in ihre Gebärerin gespritzt hat.“ Ich schlage die Hand vor den Mund, kann Papa da aber auch verstehen. Anja hat ihnen beiden soviel böses angetan. „Wollt ihr an das Grab Mama, ich weiß ja nicht mal wo sie hingebracht wurde.“ Frage ich Mama. Sie sieht mich an und holt einen Brief raus, „Sie wollte anonym beerdigt werden, diesen Brief drückte mir Frau Franzke in die Hand kurz bevor wir herflogen, das war Anjas „Lieblingsmama“, Anja hat mal vor langer Zeit den Brief verfasst und der Franzke gesagt, sie soll ihn den uns geben wenn wir mal von ihrem Tod erfahren.“ Man soll ja nicht über Tode lästern, ja aber ich empfinde immer mehr Hass auf Anja, selbst nach ihrem Tod!

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