Criminal 2 - Das Spiel des Teufels

Der Teufel trägt Jordans | 2

Vincent stand mit verschränkten Armen auf der anderen Seite des Spiegels und krallte seine Fingernägel in seine Oberarme. Sie wusste, dass er hier war. Der Blick an Kingston vorbei hatte ihm als Bestätigung gereicht und dazu geführt, dass er sich verspannte. Doch noch schlimmer war das Telefonat. Wer zum Teufel war dieser Will? In ihm regte sich ein Gefühl der Eifersucht und versetzte ihm einen Stich. Hatte sie ihn auch darin belogen, dass sie weder einen Freund noch einen Mann hatte? Die Art, wie sie miteinander geredet hatten, hatte etwas vertrautes gehabt, trotzdem schien er nichts von ihrer wahren Existenz zu wissen.

Vincent fuhr sich über das Gesicht. Er musste sich zusammenreißen.

In diesem Moment kamen King und Nolan in den Raum. Letzterer überreichte ihm ein Blatt Papier. „Die Laborergebnisse von dem Blut an der Tarot-Karte."

Vincent war überrascht über die Schnelligkeit des Labors. Sonst musste man manchmal Tage oder gar Wochen auf ein Ergebnis warten, heute nur ein paar Stunden. Als sie aus Jordans Wohnung zurückgekommen waren, hatten sie es sofort ins Labor gegeben und wenn sie schon jetzt die Ergebnisse hatte, wollte Alton Webb, der Leiter dieser FBI-Außenstelle, Jordan am liebsten gestern hinter Gittern sehen. Kein Wunder, denn sie war inzwischen tatsächlich auf Platz 4 der Most Wanted vorgerückt.

Er nahm das Blatt entgegen und überflog es. Das Blut gehörte einem Cole Allen. Den Namen hatte er noch nie gehört. „Was ist mit Cole Allen?", fragte er.

„Er ist tot", sagte Nolan, „Vor einigen Wochen im Krankenhaus verstorben. Laut Polizeibericht wurde er Opfer eines schiefgegangenen Einbruchs. Er hat den Einbrecher wohl in seiner Wohnung überrascht und wurde von ihm erstochen."

„Nähere Verwandte?"

„Mutter, Vater. Das übliche. Nichts besonderes."

„Steht er mit Jordan in irgendeiner Weise in Verbindung?"

„Nein. Keine."

Nash gab den Bericht an Kingston weiter und drehte sich wieder dem Verhörraum zu. Bei Jordans Anblick ballte er die Fäuste. Die kühle Arroganz, die sie an den Tag legte, brachte seine Wut auf ein ganz neues Level und trotz der Gewissheit, dass sie in der Falle saß, thronte sie auf dem Stuhl als würde der Raum, das ganze Gebäude, ihr alleine gehören.

„Was ist mit der Presse?", hörte er Nolan fragen, „Wann geben wir ihr Bescheid?"

„Gar nicht", antwortete King, „Zumindest noch nicht. Bei Jordan gelten andere Regeln. Ich habe mit Webb bereits darüber gesprochen. Wir können den Trubel im Moment nicht gebrauchen und bis wir die Sache nicht unter Kontrolle haben, halten wir unter Verschluss wen wir verhaftet haben."

Er verließ den Raum und kurz darauf ging die Tür in dem Verhörraum auf. Er setzte sich wieder auf den Stuhl und fuhr mit dem Verhör fort. Kingston erläuterte, dass sie ihr Apartment durchsucht hatten und legte die blutige Tarot-Karte und das Foto von Cole Allen auf den Tisch. Wie zu erwarten schwieg sie, aber irgendetwas in ihrem Gesicht verriet Vincent, dass sie etwas in ihrem Apartment übersehen hatten.

„Wir haben lange nicht alles gefunden", murmelte er.

Dean, der neben ihn getreten war, musterte ihn stirnrunzelnd. „Wie kommst du da drauf?"

„Keine Ahnung. Vielleicht ihr Blick. Sie schien erleichtert, als er ihr zeigte, was wir gefunden haben. Als hätte sie Angst gehabt, dass es nicht nur das ist. Da muss noch mehr sein."

„Wir haben ihren Tresor gefunden. Da war nichts besonderes drin. Ein wenig Schmuck, Geld. Nichts ungewöhnliches. Wir haben alles durchsucht. Wo sollte sie denn noch etwas versteckt haben?"