Um zu seinem Anwesen zu gelangen, mussten wir mitten durch eines der Dörfer hindurch. Sicher hätten wir drum herum reiten können, aber so ging es schneller. Die feindseligen Blicke bereiteten vor allem Catalina Unbehagen, aber sie wusste genauso gut wie ich, dass das nicht persönlich war. Hier war es normal, dass einem mit Misstrauen begegnet wurde und meiner Meinung nach war das vollkommen berechtigt. Donios Gebiet erinnerte mich immer ein wenig an den Suicide District. Nur eben eine Nummer größer. Wenn plötzlich fremde Menschen hier auftauchten, bedeutete das selten etwas gutes. Touristen kamen nicht hier her, aber mit meiner Cargo-Hose, dem Hut, meinem blauen Kinn, und dem Verband am Arm sah ich vermutlich mehr wie ein Schauspieler aus, der einem Actionfilm entsprungen war. Kurz gesagt: Wie jemand, von dem man sich so weit wie möglich fern halten sollte, weshalb ich ziemlich sicher war, dass sie froh waren als wir ihr Dorf hinter uns ließen.
Cat schien es genauso zu gehen, denn erst als wir nicht mehr den Blicken ihrer ehemaligen Leidensgenossen ausgesetzt waren, fand sie ihre Stimme wieder. „Wie lange hast du eigentlich vor hier zu bleiben?"Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich noch einmal zu den Einheimisches um. Ein paar sahen uns nach. Vermutlich, weil sie wussten, dass wir direkt in Donios Arme ritten. „Ich weiß nicht, keine Ahnung. Aber sicher ein paar Tage."
Es war nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte, aber sie versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. „Meinst du, wir können noch mal herkommen?"
„Wenn uns Donio bis dahin noch nicht abgeknallt hat, sicher."
„Weißt du, Jordan. Das ist eine der Eigenschaften, die ich so an dir schätze. Du findest immer die richtigen Worte. Und du kannst einem solche Sachen so schonend beibringen."
Ich grinste. „Ja, nicht?"
Im nächsten Moment krallte ich mich am Sattel fest, da mein Hengst sich ruckartig seitwärts bewegt hatte. Er scheute und nur mit Mühe brachte ich ihn wieder unter Kontrolle. Die reiterfahrene Cat hingegen hatte ihnen Schecken schneller wieder beruhigt, allerdings starrte sie nun ängstlich in die Richtung der Männer, die plötzlich vor uns standen. „Hände hoch! Und runter von den Pferden!", brüllten sie und richteten ihre vollautomatischen Gewehre auf uns.Zumindest ihrer ersten, äußerst freundlichen Aufforderungen kamen wir nach. Selbst wenn es so noch schwieriger war uns im Sattel zu halten. „Wir wollen zu José Donio", sagte ich, nachdem ich relativ schnell meine Fassung zurückerlangt hatte.
Die Männer lachten. „Und ich würde gerne im Lotto gewinnen. Das ist mindestens genauso unwahrscheinlich wie Ihr Wunsch."
„Sonst noch was, Schätzchen?", fragte ein anderer, „Für wen halten Sie sich?"
Provokant ließ ich die Hände sinken, nahm die Zügel und zog daran. Der Rappe kam endlich zu stehen. „Mein Name ist Kate DeLeón und ich wurde von Jordan geschickt um mit Donio zu verhandeln."Die Männer sahen sich an. Damit hatten sie nicht gerechnet und in ihren Gesichtern spiegelte sich Unglaube. Kate DeLeón war kein unbedeutender Name und ich bezweifelte, dass mich jemand wiederkennen würde. Schließlich war es schon vier Jahre her, dass ich das letzte Mal hier gewesen war, und die Lebenserwartung in ihrem Job war nicht sehr hoch, weshalb vermutlich keiner von ihnen lang genug dabei war, um mich damals getroffen zu haben.
„Rufen Sie Donio an", schlug ich vor, „Ich spreche auch gerne persönlich mit ihm. Er kennt mich."Unschlüssig sahen die Männer zu dem, der anscheinend das Sagen hatte, und da dieser selbst keine bessere Idee hatte, kramte er sein Handy aus der Tasche. Einige Schritte entfernt begann er zu telefonieren. Nicht einmal hier würde jemand das Risiko eingehen vielleicht jemanden von Jordans Leuten zu erschießen. Er wusste, dass er dann so gut wie tot war.
In der Zwischenzeit sah ich zu Cat, die noch immer die Hände hochhielt. Ich gab ihr ein Zeichen und nahm sie langsam herunter. Ich wollte von Anfang an klarstellen, dass ich nicht nach Donios Pfeife tanzte und ihm mindestens ebenbürtig war und ein wenig Aufmüpfigkeit konnte dabei nicht schaden. Dominanz war das Schlüsselwort in einer Welt mit Testosteronüberschuss.
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Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...