Kaltes Metall | 3

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Einen Tag später saß ich wieder im Verhörraum des FBI und trug die Klamotten, die mir Nolan vor zweieinhalb Wochen aus meinem Apartment mitgebracht hatte und die ich im Gefängnis hatte abgeben müssen. Ich war froh die geschmacklosen, orangenen Anzüge nicht mehr anziehen zu müssen. Den Frauen im Gefängnis hatte ich erzählt, dass es mein Anwalt geschafft hatte, mich rauszuholen.

Jetzt saß ich wieder in den selben Klamotten auf dem selben Stuhl im selben Vernehmungsraum gegenüber dem selben Agent. Der einzige Unterschied war, dass neben Kingston Nolan Platz genommen hatte und Vincent in einer der Ecken stand. Er hielt sich zwar im Hintergrund, aber seine bloße Anwesenheit führte dazu, dass ich mich unwohl fühlte, was vermutlich genau seine Absicht gewesen war. Allerdings beruhte das auf Gegenseitigkeit. Denn seine Zurückhaltung hing auch mit seinem Gefühlsausbruch im Gefängnis zusammen. Das, was ich gesagt hatte, saß tief.

„Wir sind bereit auf Ihre Forderungen einzugehen", begann Agent Kingston, „Die Öffentlichkeit wird nichts von ihrer Verhaftung erfahren, Sie dürfte weiterhin in ihrem Apartment wohnen und im Gegenzug dazu liefern Sie uns Informationen und stehen uns als Beraterin bei. Außerdem werden wir jeden Ihrer Schritte über einen Sender überwachen, während Sie sich innerhalb eines drei Kilometer Umkreises um ihr Apartment aufhalten dürfen. Das ist unser letztes Angebot. Wenn Sie nicht darauf eingehen, werden wir Sie unverzüglich zurück ins Gefängnis bringen." Na, also. Ging doch.

„Warum plötzlich so großzügig?" Das war natürlich eine rhetorische Frage. Ich wusste die Antwort bereits. Ich hatte sie schon gewusst, bevor sie sie gewusst hatten.

Nolan zuckte mit den Schultern. „Auch dem Teufel muss man sein Recht lassen."

Ich setzte ein schiefes Grinsen auf. „Und die 27 Millionen?"

Vorwurfsvoll zog er eine Augenbraue in die Höhe. „Übertreib es nicht."

Ich lehnte mich zurück. „Ein Versuch war es wert."

„Jemand, der sich mit den Sendern auskennt, ist auf dem Weg. In der Zwischenzeit könnten Sie ja endlich unsere Fragen beantworten", meinte Kington und zog einen Notizblock hervor.

Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und verschränkte meine Finger hinter meinem Kopf. „Was wollen Sie wissen?"

„Fangen wir mit dem Poker-Abend an", schlug Vincent vor.

Ich lächelte. „Als ich dich besiegte?"

„Danach gab es eine Schießerei mit 4 Toten. Genauer gesagt kurz nachdem du und Shaw gegangen seid", meinte Nolan.

Ich nickte. „Vier bewaffnete Männer haben uns aus einem Auto heraus beschossen. Evan konnte sie erschießen. Weiter?" Zwar hatte ich auch zwei von ihnen getötet, aber ich würde keinen Mord gestehen und Evan konnte nicht mehr verhaftet werden, da er tot war.

Dean schüttelte den Kopf, da es keinesfalls der kleine Zwischenfall gewesen war, als den ich es abtat. „Und du weißt nicht, warum man dich oder ihn umbringen wollte?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Such dir einen Grund aus. Es gibt genug."

„Du musst doch zumindest eine Ahnung haben", mischte sich Vincent ein, „Fällt dir niemand ein, der dich gerne tot sehen würde?"

„Soll ich chronologisch oder alphabetisch antworten?"

„Okay, Sherlock. Schon verstanden. Du bist auch auf der anderen Seite des Gesetzes nicht gerade beliebt."

Ich richtete mich ein wenig mehr auf und und sah einen Agenten nach den anderen direkt an. „Ich glaube, ihr habt es immer noch nicht verstanden. Man hat auf „dieser Seite des Gesetzes" keine Freunde. Angst siegt über Loyalität und Geld über beides."

„Na schön. Weiter im Text", meinte Kingston und sah wieder auf seine Notizen, „Was ist mit den Morden im Corrad-Hafen? Am Mittag davor wurden Shaw und Kate DeLeón dort gesehen. Haben Sie die Morde in Auftrag gegeben?"

Criminal 2 - Das Spiel des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt