Wenig später saßen wir in meinem Privatjet und der Schub der Triebwerke drückte mich in den Sitz. Als wir über den Wolken waren, lehnte ich mich zurück. Ich war erschöpft und wusste nicht ob das an dem Blutverlust oder den gestrigen Ereignissen lag. Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster und sah dabei zu wie die Welt unter uns immer kleiner wurde und bald unter der Wolkendecke verschwand.
„Wie ist er so?", fragte Cat nach einer Weile.„Wer?"
„Vincent Nash. Also umwerfend aussehen tut er schon mal."
Ich schnaubte leicht belustigt. Darum war es mir nie wirklich gegangen. Sicher, anfangs mochte das Äußerliche das ausschlaggebende sein, doch ich war nie diejenige gewesen, die alles daran festgemacht hatte. Arschloch war Arschloch. Da konnte derjenige noch so gut aussehen.
„Im Moment hasst er mich", meinte ich.„Das tut mir leid."
„Muss es nicht. Ich habe es nicht anders verdient."
„Ich meinte aber eigentlich seinen Charakter. Als er bei mir war, kam er sehr ernst rüber."
Ich lachte auf. „Professionell, ja. Aber ernst sicher nicht. Er und sein Partner benehmen sich manchmal noch wie Teenager. Sie schaffen es über so ziemlich jede Situation einen Witz zu machen, auch wenn er sich immer große Mühe gibt erwachsen zu sein. Er ist..." Ich überlegte kurz. Das war schwierig in Worte zu fassen. „Er ist interessant. Er liebt seinen Job und legt viel Wert auf Gerechtigkeit, trotzdem glaube ich, dass er einen kleinen Drang hat gegen die Regeln zu verstoßen. Und versucht mit allen Mitteln das zu verdrängen. Er kümmert sich um die Menschen, die ihm nahe stehen und vergisst dabei manchmal sich selbst. Und er kann ziemlich hartnäckig sein. Außerdem kann er einstecken."
Cat grinste. „Muss er ja, wenn er es so lange mit dir ausgehalten hat."
Ich zog eine Grimasse. „Eigentlich war das gar nicht so lange. Monatelang haben wir uns nur im Smith's getroffen und geredet. Das war alles. Ich kann es nicht erklären, aber in seiner Nähe habe ich mich einfach wohl gefühlt."
„Warst du..." Sie zögerte. „Warst du glücklich?"
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. War ich das gewesen? „Keine Ahnung." Meine Züge wurden wieder hart. „Aber das spielt auch keine Rolle mehr. Er hat es herausgefunden und er hasst mich für das, was ich bin. Aber das ist okay."
„Ist es das", sagte Cat mit einem seltsamen Ton in der Stimme. Es klang mehr nach einer Frage, aber weil ich diese nicht beantworten wollte, schloss ich die Augen und erklärte damit das Gespräch für beendet.
Ein paar Stunden später wachte ich auf und rieb mir die Stirn. Ich war wohl eingeschlafen. Jetzt hatte ich Kopfschmerzen und mir war ein wenig schwindelig. Vermutlich kam das von dem Blutverlust. Gähnend setzte ich mich auf. Wir waren im Landeanflug.Cat trank gerade den letzten Rest ihrer Cola. „Oh, der Vampir ist wach. Hatte schon Angst, dass du gar nicht mehr aufwachst."
Ich langte an meine Wange.
„Du bist kreidebleich."
„Ja, ja. Vampir. Schon verstanden", murmelte ich und wischte mir den Schlaf aus den Augen. Ich sah auf meinen Arm. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Immerhin.
Als wir aus den Flugzeug stiegen, prallten uns 33 Grad Celsius ins Gesicht. Warmer Sommerregen prasselten auf meine Haut und machte mich vollständig wach.„Und jetzt?", fragte Cat.
Ich sah mich um und deutete auf einen Mann, der auf uns zukam.
Er breitete die Arme aus und lachte. „Miss DeLeón!", rief er. Als er bei uns war, schüttelte er mir freudig die Hand.
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Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...