Kaltes Metall | 2

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„Besuch für dich", sagte meine Banknachbarin zu mir und deutete mit dem Kopf zur Tür, von wo gerade eine Wärterin auf uns zu kam.

Ich klappte das Buch zu. Ich saß an einem der Tische in dem Aufenthaltsbereich. Die Zellen waren im Moment geöffnet und ich konnte die vier Wände meines neuen Quartiers nicht mehr sehen, weshalb ich mich hier her gesetzt hatte. Als „Zuhause" konnte man den winzigen Raum mit Bett, Toilette, Tischchen und Stuhl wahrlich nicht bezeichnen. Um mich herum saßen einige meiner Mitgefangenen und unterhielten sich oder spielten Karte; versuchten irgendwie die Zeit totzuschlagen. Hier drinnen merkte man erstmal wie viele Stunden der Tag hatte. Allerdings hatte ich so auch endlich Zeit etwas zu lesen. Allerdings verlor sogar das den Reiz, wenn man den ganzen Tag nichts anderes machte als seine Nase in ein Buch zu stecken. Doch es war die einzige Möglichkeit dem hier zu entfliehen ohne die Mauern des Gefängnisses zu verlassen und ich nahm die Ablenkung gerne an.

Ich erhob mich von der Bank und ließ das Buch auf dem Tisch liegen. Die Wärterin war schon fast bei uns und ich kam ihr entgegen. „Besuch, Miss Smith."

Ich nickte und ging mit ihr zu der Tür, wo ich mir die Handschellen anlegen ließ. „Wie geht es ihrer Erkältung?", wollte ich wissen, als sie mich durch die Flure führte.

„Besser, danke." Wir gingen zu einem einzelnen Raum, wo sie die Tür öffnete und den Blick auf den kleinen Verhörraum freigab.

Ich hatte mir schon gedacht, dass es das FBI war, das mich aus heiterem Himmel besuchte, um zu sehen, ob ich schon aufgab, doch ich hatte Kingston oder vielleicht noch Nolan erwartet. Als ich Vincent an dem Tisch sitzen sah, wäre ich am liebsten gleich wieder gegangen und in meine Zelle geflüchtet, die mit angesichts dieser Alternative plötzlich sehr gemütlich vorkam. Doch ich ließ mir nichts davon anmerken.

„Vincent", sagte ich gespielt erfreut und nahm ihm gegenüber Platz, nachdem die Wärterin mir die Handschellen abgenommen hatte und mit ihrer Kollegin gegangen war. Jetzt waren wir alleine. „Dieses Mal also nicht in irgendeiner Duschkabine?" Ich sah, wie er leicht rot anlief. Das wäre eigentlich mein Part gewesen, aber indem ich das Thema zuerst ansprach, ersparte mir das die Peinlichkeit damit überrascht zu werden.

„Es war die einzige Möglichkeit dich alleine zu sprechen. Ohne von Kameras und Mikrofonen aufgezeichnet zu werden", rechtfertigte er sich, „Ich dachte, dass du mir dann vielleicht die Wahrheit sagst, aber offensichtlich hatte ich mich geirrt." Mit einem vorwurfsvollen Ausdruck wartete er auf meine Reaktion, aber ich schwieg. Wenn ich ihm sagen würde, dass das nicht gelogen gewesen war, würde er es mir nicht glauben.

„Was führt dich hier her?", fragte ich stattdessen.

„Ich wollte nur fragen, ob du bereit bist zu verhandeln."

„Hat Agent Kingston Angst, er könnte seine Wette verlieren?"

Vincent schüttelte den Kopf. „Das hier ist kein Witz, Jordan. Es geht um dein Leben und ob du du es hinter Gittern verbringen wirst oder nicht."

Oh, ich nahm es ernst. Er hatte keine Ahnung wie sehr.

„Mit Straffreiheit würde ich nicht mein restliches Leben hinter Gittern verbringen", äußerte ich.

Heftig schüttelte er den Kopf. „Vergiss es."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Na schön. Du sagtest, du bist hier um zu verhandeln. Mach mir ein Angebot."

Sein Blick wurde noch härter als ohnehin schon. „Du wirst Beraterin. Tagsüber arbeitest du für das FBI und verbringst nur die Nächte in deiner Zelle. Vielleicht wirkt sich das positiv auf dein Gerichtsurteil aus."

Dieses Mal war es an mir den Kopf zu schütteln.

„Nimm das Angebot an, Jordan. Es wäre das beste für dich."

Criminal 2 - Das Spiel des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt