Hörbar atmete ich aus und tat so als würde ich aufgeben, ihn von meiner Lüge zu überzeugen zu wollen. Natürlich bemerkte er das und mir entging nicht wie er sich zufrieden in seinem Sitz zurücklehnte. Ich wartete noch eine Weile, bis wir in der Nähe einer Tankstelle waren. „Dean", sagte ich dann und er stöhnte auf. „Was ist denn jetzt schon wieder?"
„Ich habe ein kleines Problem..." Ich sah nach unten auf meine Schenkel, die ich zusammenpresste.
„Musst du auf die Toilette?"
„Schlimmer."
Verständnislos sah er mich an.
„Frauenprobleme", versuchte ich es erneut und gab mir Mühe ein wenig rot anzulaufen.
Endlich verstand er. Die Sorgen über die Bombe waren schlagartig vergessen. Er glaubte wirklich, dass sie sie gefunden hatten. „Ernsthaft? Wenn der Sitz auch nur–"
„Hey. Ich kann nichts dafür", fauchte ich ihn an.
„Und jetzt?", fragte er etwas hilflos.
„Da vorne ist eine Tankstelle. Da gibt es bestimmt etwas."
Er sah zum Eingang. „Vergiss es. Ich gehe doch da nicht rein und kaufe... sowas."
„Ich kann es auch selbst machen. Aber mit Handschellen ist das ein wenig unpraktisch." Ich hielt meine Handgelenke hoch und das Metall schlug leise aufeinander. Wie ich dieses Geräusch hasste.
Nolan stöhnte auf und hielt tatsächlich an der Tankstelle an. „Ich gehe."
Trotz meiner Anspannung musste ich ein Grinsen unterdrücken. Ich hatte gewusst, dass es ihm zu riskant war mich dort reingehen zu lassen. Er öffnete eine Seite meiner Handschellen, wickelte sie um den Griff in der Innentür und legte mir die andere Seite wieder an, dann öffnete er die Tür. „Bleib", sagte er zu mir.
Demonstrativ zerrte ich an den Handschellen. „Wo soll ich denn hin?"
Zufrieden knallte er die Tür zu und schloss das Auto ab.
Ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht, kaum hatte er mir den Rücken zugedreht. „Weg", beantwortete ich meine eigene Frage und zauberte die Büroklammer hervor, die ich während der wenigen Sekunden, in der einer meiner Arme frei gewesen war, eingesteckt hatte und knackte mit ihr innerhalb kürzester Zeit meine Handschellen.
Ich schielte zum Inneren der Tankstelle. Nolan hatte sich gerade in der Schlange vor der Kasse angestellt und sah zu mir herüber. Ich hielt meine Hände als wäre ich noch gefesselt und tat so als würde ich nicht bemerken, dass er mich beobachtete.
Als er wieder wegsah, kletterte ich blitzschnell auf den Fahrersitz, steckte den Sender, der noch immer im Getränkehalter lag, in meine Hosentasche, drückte das Fenster, das er auf seiner Seite einen Spalt offen gelassen hatte, herunter und kletterte hindurch. Außerdem hinterließ ich ihm mithilfe der Handschellen noch eine kleine Überraschung. Ich wollte zwar, dass er mir folgte, aber ich brauchte ein wenig mehr Zeit.
Draußen duckte ich mich hinter dem Auto und entdeckte ein Motorrad, dessen Besitzer es gerade vollgetankt hatte und am bezahlen war. Es war wie eine Einladung. Der Schlüssel steckte noch und der Helm hing am Lenkrad. Halb kniend kroch ich hinüber, nahm den Helm, streifte ihn mir über und richtete mich schließlich auf. Ich setzte mich auf das Bike, ließ den Motor aufheulen und gab Gas.
Ich wusste, wo sich die Bombe befand. Sie war im St.Lewis-Krankenhaus, hier ganz in der Nähe. Das Krankenhaus, in dem mein großer Bruder William arbeitete.
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Als Dean Nolan mit einer Packung Tampons unter dem Arm aus der Tankstelle kam und in sein Auto sah, ließ er die Schachtel fallen.
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Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...