Ich legte eine Vollbremsung hin und wir hielten unmittelbar vor der Einfahrt eines weißen Hauses. Noch bevor ich richtig still stand, hatte Vincent schon die Tür ausgestiegen und war ausgestiegen. Ich machte mir nicht die Mühe den Schlüssel abzuziehen und kurz danach war ich direkt hinter Vincent.
„Bleib im Auto!", zischte er.
Ich zog meine Beretta aus dem Hosenbund. „Vergiss es."
Er hob an, um mir zu widersprechen, doch plötzlich ließ ihn ein Geräusch alles vergessen, was er gerade sagen wollte. Es war ein grausames Röcheln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und dazu führte, dass Vincent das Handy aus der Hand rutschte.
Er versuchte nicht länger mich zurückzuhalten. Wenn er ehrlich war, war er sogar froh, dass ich mitkommen wollte. Stattdessen warf er sich gegen die Tür und nach dem dritten Versuch gab sie endlich nach. Drinnen kam uns der feine Geruch von Lavendel entgegen. Auch die Inneneinrichtung war beinahe vollständig in Weiß gehalten, trotzdem war es nicht so wie ich es vermutet hatte. Ich hatte mit einer sauberen, fast schon sterilen Umgebung und wenigen persönlichen Gegenständen gerechnet. Stattdessen lag auf der Kommode im Eingangsbereich ihre Schlüssel und ihr Geldbeutel kreuz und quer herum.
Mit den Waffen im Anschlag arbeiteten wir uns in das Wohnzimmer vor, wo auf einem Sideboard einige Fotos ihrer Familie standen. Barron mit ihren Eltern, Barron mit ihrer Schwester und ihrer Nichte und ihrem Neffen. Sie lachte fröhlich ins Bild und wirkte alles andere als zugeknöpft. Offensichtlich hatte sie doch ein Privatleben. Insgesamt schien sie ein anderer Mensch zu sein, wenn sie nach Hause kam. Das Wohnzimmer war hell und freundlich, die Couch weich und gemütlich. Auf dem Esstisch stapelten sich Zeitschriften und daneben stand noch die leere Müsli-Schale von heute morgen. Alles in allem eben ein normaler Haushalt.
Mein Blick fiel auf die Treppe, die in das erste Stockwerk führte. Der Einbrecher war sicher im Erdgeschoss eingestiegen und wenn ich Barron wäre, hätte ich mich vermutlich auch nicht hier unten versteckt. Es war eine instinktive Reaktion so viel Distanz wie möglich zwischen sich und dem Eindringling bringen zu wollen, obwohl es taktisch klüger gewesen wäre, hier unten zu blieben. Ich vermutete den Tresor, von dem sie gesprochen hatte und in dem ihre Waffe lag, hinter einem der Bilder. Im Obergeschoss hatte sie keine Chance da ranzukommen.
Ich gab Vincent ein Zeichen, dass ich nach oben ging, dann stieg ich vorsichtig die Treppe hoch. Ich musste mich beherrschen nicht einfach loszurennen. Das Röcheln hatte sich in meinem Kopf festgesetzt und ich musste das schlimmste vermuten. Aber es brachte Barron nichts wenn ich zu unvorsichtig war, plötzlich jemand um die Ecke kam und mich umbrachte. Tot konnte ich ihr nicht helfen.
Glücklicherweise passierte das nicht und ich stand wenigen Sekunden später im ersten Stock. Im Flur waren drei Türen. Eines davon musste das Badezimmer sein, das andere stellte sich als ihr Büro heraus und übrig blieb das Schlafzimmer. Ich beschloss zuerst dort nachzusehen, weil es normalerweise der Raum war, in dem man sich am sichersten fühlte und in den man flüchten würde.
Ich stieß die Tür vollständig auf, doch das Zimmer schien leer zu sein. Rechts stand ein großer Kleiderschrank und links ein Bett. Ich wollte mich schon wieder umdrehten, als mir etwas ins Auge sprang. Etwas rotes. Mein Puls beschleunigte sich und ich trat einen Schritt näher. Es waren Spritzer an der Wand und davon nicht gerade wenig. Ich ging um das Bett herum, bereit jederzeit zu schießen, doch damit, was ich dahinter vorfand, hatte ich trotzdem nicht gerechnet. Mein Herz blieb fast stehen und ich ließ meine Waffe sinken.
Auf dem Boden lag Holly Barron in einer riesigen Blutlache und hatte verzweifelt mit beiden Händen ihren Hals umschlungen. Die rote Flüssigkeit sickerte zwischen ihren Fingern hervor und ihre Augen waren weit aufgerissen. Neben ihr lag das Handy. Von dem Angreifer keine Spur.
Ich ließ mich neben ihr auf die Knie fallen und legte meine Waffe neben mich. „Alles okay, Holly. Wir sind da." Das war natürlich gelogen. Nichts war verdammt noch mal gut und das wusste sie.
DU LIEST GERADE
Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...