Der tote Mann | 3

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Ich sah nach oben gegen die Decke, während der andere Mann etwas unter die Beine des Stuhls legte, sodass meine Füße höher als mein Kopf lagen. Eigentlich hätte ich wissen müssen, was jetzt kam, aber es fiel mir nicht ein. Interessiert sah ich dabei zu wie er einen Eimer Wasser aus Cats Küche holte. In seiner Hand hielt er ein Handtuch. Doch das hatte ich im nächsten Moment schon wieder vergessen. Die Umrisse wurden immer unschärfer, aber auch das war mir egal. Ich war weit weg von der Realität.

Das Gesicht von Holly Barrons Mörder erschien vor mir. „Sie haben sie umgebracht", sagte ich.

Er bedachte mich mit einem kalten Blick und schwieg. Stattdessen warf er mir das Handtuch über das Gesicht. „Das bringt nichts", meinte ich durch den Stoff hindurch, „Ich habe Ihre Gesichter schon gesehen."

„Das macht gar nichts. Glauben Sie mir", sagte der eine mit einem rumänischen Akzent. Automatisch öffnete ich den Mund.

Durch den Stoff konnte ich zwar noch atmen, aber nur erschwert. Doch es wurde noch viel schlimmer als mir plötzlich ein Schwall Wasser ins Gesicht platschte. Ich presste die Lippen zusammen, damit keine Flüssigkeit in meine Kehle gelangte, aber schon nach kurzer Zeit riss ich ihn wieder auf, um Luft zu bekommen. Ich schluckte Wasser und versuchte gleichzeitig verzweifelt nach Luft zu schnappen, aber die unbarmherzigen Hände hielten das Handtuch weiter fest. So sehr ich auch meinen Kopf hin und her wand, sie ließen nicht von mir ab.

Ich hatte keine Ahnung wie lange das dauerte, aber schon nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl zu ertrinken. Als es selbst dann nicht aufhörte, begann ich wild an den Fesseln zu zerren und mich zu winden, aber es nützte nichts. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wurde das Handtuch weggenommen. Ich holte tief Luft und musste gleichzeitig husten. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und das Wasser lief aus meinem Mundwinkel. Ich hatte einmal gelesen, dass das ganze nur 20 bis 40 Sekunden dauerte, aber es fühlte sich eher an wie 40 Minuten.

Daran änderte auch das GHB nichts. Durch die Droge kamen zwar nur wenige Informationen in meinem Gehirn an, aber dafür kreisten sie immer und immer wieder im meinem Kopf herum. Ich begriff nur, dass es die Hölle war und ich einfach nur hier weg wollte. Egal wie. Die Sinnlosigkeit war das schlimmste. Er wollte keine Informationen. Es gab nichts, mit dem ich ihn dazu bringen konnte aufzuhören.

Auf einmal packte jemand grob mein Kinn und im nächsten Augenblick hatte ich wieder das Tuch über meinem Gesicht. Das Wasser kam zurück und mit ihm das Gefühl zu ersticken.

Verzweifelt kämpfte ich um jeden noch so kleinen Atemzug und um jedes noch so kleine bisschen Luft, dass durch das nasse Handtuch drang. Ich wusste, dass ich in Wirklichkeit nicht ertrinken konnte, da meine Lunge höher als mein Kopf war und dadurch nicht mit Wasser volllaufen konnte, aber das spielte keine Rolle. Es fühlte sich so echt an, dass ich bald daran glaubte, tatsächlich am ertrinken zu sein.

Ich werde sterben, schoss es mir durch den Kopf. Dieser Gedanke breitete sich darin aus und fraß sich wie Gift in meinen Verstand. Oder zumindest das, was davon übrig war. Ich würde ersticken, ertrinken. Ich hatte Angst und wurde panisch. Aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich verstand nicht, dass ich an den Stuhl gefesselt war und so wusste ich nur, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich starb und konnte rein gar nichts dagegen tun.

Immer und immer wieder musste ich die Tortur über mich ergehen lassen. Es waren jedes Mal die gleichen Qualen: Luft holen, Handtuch über das Gesicht, Wasser, ersticken, Handtuch weg, Luft holen. Immer und immer wieder ertrank ich, nur damit es danach weitergehen konnte.

Ich wusste nicht wie viel Zeit verging. Ich hatte kein Zeitgefühl und zum zählen war ich erst recht nicht in der Lage. Das alles zerrte an meinen Kräften und ich spürte wie sie mich mit jedem Mal, wenn sie mir das Handtuch auf das Gesicht legten, weiter verließ. Ich war kurz vor der Ohnmacht und wusste nicht ob das vom GHB oder dem Waterboarden kam. Ich wusste gar nichts mehr.

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„Sie wird mich bestimmt umbringen", murmelte Dean, während er das selbstgebastelte Drahtgestell durch den offenen Schlitz im Fenster in den Innenraum von Jordans Auto schob.

Criminal 2 - Das Spiel des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt