Am nächsten Tag war zwar Sonntag, aber wir hatten nur noch zwei Tage übrig, weshalb ich trotzdem zur FBI-Zentrale fuhr. Gestern war ich bei meiner Familie geblieben, während die restlichen Agenten weiter an dem Fall gearbeitet hatten. Falls sie etwas gefunden hätten, hätten sie mich angerufen und ich wäre sofort gekommen. Doch sie hatten nichts gefunden. Rein gar nichts.
Zu meiner Überraschung standen Vincent und Dean schon vor dem Eingang und warteten auf mich. „Oh, wow. Bekomme ich eine Eskorte nach drinnen?"„So in der Art", meinte Vincent, legte seine Hand in meinen Nacken und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Dean lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. „Das wurde wirklich Zeit. Ernsthaft, das war wirklich schlimm. So viel angestaute, sexuelle Energie. Ich konnte das Knistern förmlich hören, wenn ihr im selben Raum wart."
Ich verdrehte die Augen und boxte ihm gegen die Schulter. „Ach, halt die Klappe, Dean."
„Hey, du hast es schließlich mir zu verdanken, dass dieser Sturkopf da" Er deutete auf Vincent „vorgestern Abend noch zu dir gefahren ist."
„Willst du jetzt ein Danke hören? Na schön. Danke."
Tatsächlich gab er sich damit zufrieden. Auf einmal zog er jedoch beide Augenbrauen nach oben. „Was ist das?", fragte er und deutete auf meine rechte Hand.
Auch Vincent fiel jetzt der Ring auf. „Wow, nein. Ich schwöre, der ist nicht von mir!"
Ich lachte. „Ganz ruhig, Jungs. Der gehörte meiner Mutter und mein Vater hat ihn mir gegeben. Kein Grund zur Panik."
Dean entspannte sich wieder. „Ich dachte schon. Dann hätte ich nämlich eine ganze Menge nicht mitbekommen."
Am Anfang fand ich die Vorstellung irgendwie lustig, wenn ich jedoch genauer darüber nachdachte, war sie ziemlich beängstigend. Und peinlich.
Ich glaubte, wir waren beide froh, als Nolan das Thema wechselte. „Und was ist jetzt mit Cohen und eurer kleinen, privaten Stadtführung?" Cohen. Da war ja noch was gewesen. Ich hatte ihn schon wieder völlig vergessen.
Ich versuchte nicht ganz so ertappt drein zu blicken, wie ich mich fühlte. Um ehrlich zu sein, hatte ich das damals zumindest zum Teil deshalb getan, weil ich Vincent eins auswischen wollte. Zum anderen Teil mochte ich ihn wirklich. Aber selbst das war nur eine Illusion, da ich mir sicher war, dass er ähnlich wie Vincent reagieren würde, falls er irgendwann herausfinden sollte, wer ich wirklich war.
Ich sah zu Vincent, doch der zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du dich mit ihm treffen willst, dann tu das. Ich vertraue dir."
Der letzte Satz raubte mir den Atem. Schon wieder. Ich konnte ihn nicht oft genug hören und musste lächeln. Das bedeutete mir viel. Sehr viel.
Die Antwort auf die Frage blieb ich ihm allerdings noch schuldig, aber als wir in das Großraum-Büro gingen und Fynn Cohen begrüßt hatten, nahm ich ihn ein Stück zur Seite. Jedoch nur so weit, dass sowohl Vincent als auch Nolan uns gut hören konnten. „Fynn, ich muss unsere private Stadtführung leider absagen."Cohen nahm es gefasst auf und nickte. „Verstehe." Er zögerte kurz. „Es gibt einen anderen, richtig?"
Ich biss mir auf die Lippe und zwang mich, nicht zu Vincent zu schauen. „Ja. Trotzdem sollten Sie wissen, dass ich sehr geschmeichelt bin und Sie sehr freundlich waren. Nicht jeder ist mir gegenüber so unvoreingenommen."
Er lächelte und verstand nicht das ganze Ausmaß von dem, was ich sagte. „Daran wird sich auch nichts ändern. Sie gehören zum Team, Jordan. Auch wenn Sie keine Agentin sind."
„Danke."
„Ich hoffe nur, ich bekomme deswegen keine Probleme mit Ihrem Verlobten."Ich sah auf den Ring. Ich hätte nicht gedacht, dass er so auffällig war, zumal ich ihn extra am falschen Finger trug. In Amerika trug man den Ring normalerweise am linken Finger, da der angeblich direkt zum Herzen führte. Aber ich hätte es ahnen sollen. Immerhin arbeitete ich mit FBI-Agenten zusammen. „Der Ring ist von meiner Mutter. Es dürfte noch eine Weile dauern bis Sie mit meinem Verlobten Probleme bekommen."
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Criminal 2 - Das Spiel des Teufels
ActionNach ihrer Verhaftung geht Jordan einen Deal mit dem FBI ein und unterstützt es fortan bei ihren Ermittlungen gegen den Herrscher. Doch der erweist sich als harter Gegner. Er versteckt nicht nur Bomben in der Stadt, von denen er verspricht jede Woch...