Knockout | 1

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Als Vincent Nash am nächsten Morgen aus dem Aufzug stieg, kam sein Vorgesetzter bereits auf ihn zu. „Sagen Sie mir, dass Sie damit nichts zu tun haben."

„Mit was?"

„Mit dem Tod von Kendrick Dixton."

Nash blieb stehen. „Er ist tot?"

„Er wurde gestern Nacht zwei Straßen von dem Club entfernt tot aufgefunden. Die Todesursache ist noch unklar, die Autopsie läuft. Sagen Sie mir, dass Sie nichts mit seinem Tod zu tun haben."

„Das haben wir nicht", beteuerte Nash, „Wir haben ihn nicht angerührt und er ist wieder gegangen - lebend."

Kingston atmete erleichtert aus. „Und was ist mit Jordan?"

„Was soll mit ihr sein?"

„Könnte sie..."

Vincent schüttelte den Kopf. „Nein. Wir sind gemeinsam aus dem Club raus und sie ist nach Hause."

„Sind Sie sicher? Haben Sie sie nach Hause gebracht?"

„Nein, ich habe gesehen wie sie in ihr Auto gestiegen und weggefahren ist."

„Aber Sie wissen nicht, was sie danach getan hat, richtig?"

„Warum sollte sie ihn umbringen?", äußerte Nash, „Sie hatte keinen Grund dazu."

Kingston schüttelte den Kopf. „Diese Frau braucht keinen Grund."

Vincent hob an zu widersprechen, da wurde er plötzlich unterbrochen.

„Ich war es nicht", sagte Jordan, als sie aus dem Aufzug stieg. Sie klang gekränkt. Wenn Nash ehrlich war, wäre er das auch gewesen, wenn King das über ihn gesagt hätte. „Und da Sie mir ohnehin nicht glauben, überprüfen Sie meine GPS-Daten. Wozu haben Sie mir denn das verdammte Ding implantiert?" Sie betrachtete die Männer mit einem kalten Blick, dann ging sie an ihnen vorbei und setzte sich an ihren Schreibtisch.

Vincent unterdrückte das Verlangen gequält die Augen zu schließen. „Sie hatte keinen Grund", wiederholte er dann und ging ebenfalls an Kingston vorbei. Er warf seine Jacke auf seinen Stuhl und stellte sich vor Jordans Tisch, die sich gerade auf ihren Stuhl setzte. „Jordan, das gerade eben war..."

Doch sie unterbrach ihn. „Nein, verstehe schon. Beschuldigen wir zu aller erst das blutrünstige Monster, das zwei Schreibtische weiter sitzt. Ist ja das naheliegendste. Sie braucht ja keinen Grund, um zu töten. Vielleicht war ihr ja gestern Nacht noch langweilig und sie hat sich den ersten vorgenommen, der ihr eingefallen ist."

„So war das nicht."

„Ach wirklich? Ich denke, Agent Kingston ist da anderer Meinung." Ihre Stimme war schneidend und Vincent musste unwillkürlich schlucken.

Er öffnete seinen Mund um noch etwas zu sagen, doch plötzlich schloss er ihn wieder, drehte sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch. Warum wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht, weil das auch einer seiner ersten Gedanken gewesen war und er sich nun dafür schämte. Er glaubte ihr auch ohne die GPS-Daten auszuwerten, was Kingston zweifellos tun würde. Aber obwohl er sich eingestehen musste, dass er an sie gedacht hatte, würde er niemals so weit gehen, zu behaupten, dass sie ohne Grund mordete oder morden ließ. Genau genommen wussten sie nicht einmal, ob sie überhaupt schon einmal jemanden eigenhändig getötet hatte. Morde angeordnet ja, aber sie selbst? Es war das, was ihm Angst machte. Er hatte immer gedacht, dass er ihr das nicht zutraute, doch gerade eben hatte er sich selbst das Gegenteil bewiesen. Sie war dazu in der Lage. Das wusste er genauso gut wie Kingston, aber er hatte es sich selbst nicht eingestehen wollen.

Vincent zwang sich dazu auf den Monitor seines Computers zu sehen und nicht noch einmal zu Jordan. Gestern Abend hatte er es beinahe vergessen, doch heute war die Gewissheit, wer sie wirklich war, brutal zurückgekommen. Er presste seine Lippen zusammen und begann zu arbeiten.

Criminal 2 - Das Spiel des TeufelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt